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Hanns Heiling … – Teil 17

Friedrich Wilhelm Bruckbräu
Hanns Heiling, vierter und letzter Regent der Erd-, Luft-, Wasser- und Feuergeister und sein Kampf mit den Teufeln der Hölle
Eine höchst merkwürdige, abenteuerliche und wundervolle Ritter-, Räuber-, Geister- und Teufelsgeschichte
Verlag der J. Lutzenberger’schen Buchhandlung, Altötting, 1860

Eine List der Hölle

»Deiner großen Macht, mein Herr und Gebieter, fehlt noch eine Vollkommenheit: die Erkenntnis der Guten und Bösen. Und diese kann nur der Besitzer eines Ringes erhalten, der im Inneren dieses Berges von Geistern bewacht wird. Nur mit deiner Ermächtigung kann ich diesen Ring aus der Tiefe für dich heraufholen.«

»Ich erteile dir hiermit diese Ermächtigung, aber zögere nicht!«

Der Zwerg versank und kam in zehn Sekunden mit dem Ring zurück. Der Ring hatte die Form einer Schlange, war schwarz und gefleckt, und trug geheimnisvolle Zeichen auf seiner inneren Fläche.

»Stecke diesen Ring an einen Finger jener Hand, die mit einem anderen Ring geziert ist, und du wirst augenblicklich die Wahrheit in allen Verhältnissen sehen!«

Der Zwerg schaute jene Hand seines Gebieters, an welcher der Regentenring steckte. In dem Augenblick, da der Ring seinen Finger so fest umschlang, dass er ihn nicht mehr hätte abziehen können, geriet er in eine innere schreckliche Wut, ohne sie durch ein Wort zu äußern oder in seinem Gesicht zu verraten; denn er sah seine geliebte Gemahlin Rosalie in den Armen eines schönen jungen Ritters. Auf der Stelle verwandelte er sie in ein altes hässliches Weib, auf eine Krücke gestützt.

»Jetzt fort zur Prinzessin!», rief er, und die von ihm herbeigerufenen Luftgeister, deren traurige Mienen er nicht beobachtete, mussten die Sänfte, worin er und der Zwerg saßen, über das Meer in den Wald tragen, worin sich die lebendig bis an den Hals vergrabene Prinzessin befand.

Als er ihr gegenüberstand, wurde er durch die Wunderschönheit ihres Antlitzes so bezaubert, dass er fühlte, er könne ohne ihren Besitz gar nicht leben.

Die Prinzessin, welche Yva hieß, empfing ihn mit so liebreizenden Blicken und Mienen, dass er sich von einer unwiderstehlichen Liebe ergriffen fühlte. Seine brennende Liebe wurde aber womöglich durch die Ansprache Yvas noch erhöht.

»Sei mir gegrüßt und höchst willkommen, mächtiger Regent, dessen bezauberndes Bild ich liebend schon lange in meinem Herzen trage. Du kommst, um mich vom schmerzlichsten Tod zu retten, wofür ich dir durch die zärtlichste Liebe ewig dankbar sein werde!«

»Ich will Euch in Sicherheit bringen, schöne Prinzessin«, sprach Hanns , dessen Herz vor Wonne bebte. »Wollt Ihr mit mir ziehen?«

»Bis ans Ende der Welt, Vielgeliebter!«

Auf seinen Wink öffnete sich der Waldboden und Hanns hob sie mit eigenen Armen heraus. Er, sie und der Zwerg bestiegen die Sänfte, und fort ging es nach Italien, an das Ufer eines romantischen Sees, wohin Hanns zu ihrer Aufnahme ein prächtiges Schloss hingezaubert hatte.