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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die Blume der Prärie – Der Major

Gabriel Ferry
Die Blume der Prärie
oder die deutschen Kolonisten an den Ufern des Colorado
Grimme und Leipzig, Druck und Verlag des Verlags-Comptoirs, 1852

Neuntes Kapitel

Der Major

Zwei Tage waren seit den Vorgängen der Nacht in der Steinhöhle verflossen. Als die Vorräte zu schwinden begannen, hatte der Anführer den Rest der Bande unter Hawkins nach Westen hinaufgeschickt, um, von einem zurückgekehrten Reuigen benachrichtigt, die Deserteure, die bereits unter sich uneinig geworden waren und zu denen der Mann gehört hatte, der unter des alten Jägers Messer gefallen war, entweder zurückzuführen oder aufzureiben. Hawkins hatte strenge Befehle erhalten, jede menschliche Behausung zu vermeiden und nach der Ausführung seines Auftrages bis auf Weiteres an einem Platz zu lagern, der ihnen schon früher als Zufluchtsort gedient hatte.

Am Morgen des dritten Tages finden wir den Major und seinen Leutnant in dem verlassenen Blockhaus wieder, wo er wenige Tage zuvor durch den Mulatten von der Meuterei seiner Bande in Kenntnis gesetzt worden war.

Ein kräftiges Frühmahl stand auf dem Tisch, dem beide zusprachen, ohne die Rumflasche zu vergessen, während sie die Rückkehr des Mulatten erwarteten, der ihnen Nachrichten vom eigentlichen Sitz ihrer Sozietät am Brazos bringen sollte.

»Sollte dem tollen Jungen ein Unglück zugestoßen sein?«, fragte der Major, von Zeit zu Zeit unruhig durch die offene Tür sehend. »Es sollte mir Leid tun, in der Tat, Plunkett …«

»O, diese kleine Schlange wird sich durchwinden, fei ohne Sorgen … Übrigens … was helfen uns seine Nachrichten? … Mit unserem Landsitz am Brazos ist es für immer vorbei … Jedes Haar auf unseren Häuptern ist dort verfemt … jeder Hufschlag unserer Pferde ist ein Signal für die Lynch … und o, wie sie heransprengen würden, die Pflanzerhunde, die Köpfe unserer schwarzen Vögel in Hanfschlingen zu stecken!«

»Unser Handwerk hat keine bleibende Stätte«, fuhr der Leutnant fort, den der reichliche Rumgenuss außergewöhnlich gesprächig gemacht hatte, wäh­rend der Major seine Zigarre am Feuer anzündete und sich dann ruhig wieder niederließ. »Wir sind Honigjäger, die den goldenen Honig und das sil­berne Wachs der menschlichen Bienen einsammeln … aber wir müssen vorwärts, immer vorwärts … unsere Ernte ist hier vorüber …  Die Pflanzung am Brazos war eine gute Idee, die sich bezahlt gemacht hat … jetzt eine neue!«

»Ich habe eine neue Idee, Plunkett, eine präch­tige, rentable Idee … für mich und … für dich …«

»Ah, oben im Westen?«, fragte neugierig der Leutnant.

»Richtig, Plunkett … oben im Westen!«

»Im Ganzen ist dort für uns nicht viel zu holen. Die Pflanzungen sind zu dünn aufgegan­gen … eine kurze Expedition und dann einen anderen Kurs … außerdem ist die große deutsche Pflan­zung ein zu zäher Bissen für uns … zu viel Büch­senläufe dort, Major Harschgun!«

»Und dennoch ist es gerade die deutsche Pflan­zung, auf die ich es abgesehen habe«, antwortete lächelnd der Major.

»Hübscher Landsmann, Harschgun! Ha! Ha!« Das breite Maul des Leutnants verzog sich grinsend über seine schmale, pockennarbige, kupferne Physiognomie von einem Ohr bis zum anderen.

»Wir sind Kosmopoliten, Mr. Plunkett, und zum Satan mit allem menschlichen Narrentum! Aller Welt Geld und aller Welt Mädchen … die schwarze Negerminka und die spanische Donna … variatio delectat

»Der würdige Präzeptor, der Euch Latein ge­lehrt hat, muss einen tüchtigen Stock geführt haben, Major, um Euer Gedächtnis bei allen Stürmen, die darüber geweht sind, so festgehämmert zu haben. Aber heraus mit der Sprache, was ist Eure Absicht im Betreff Eurer Landsleute dort oben, ihrer Geld­kisten und ihrer Mädchen, Major Tausendsassa … mir schwant sowas, alter Seerabe.«

»Und Ihr könnt fragen, Schafskopf?«

»Also nehmen, mit List oder Gewalt, die Geldkisten aufbrechen, die Alten mit Extrapost in die paradiesischen Gefilde des besseren Jenseits expedieren (der ehrliche Leutnant sprach diese letzten Worte mit dem salbungsvollen nasalen Ton der presbyterianischen Geistlichen, eine Rolle, die er eine geraume Zeit nicht ohne Erfolg durchgeführt hatte) die Mädchen entführen und … und … zuletzt den roten Hahn über die Dächer krähen lassen … nicht so, Major Weiberdieb?«

»Nicht ganz so, ehrwürdiger Plunkett!«

»Ei … Geheimnisse?«

»Variatio delectat!«

»Hol Euch der Satan!«

»Er wird früh genug seine Krallen nach uns beiden ausstrecken! Aber hört, Plunkett … ich sagte nicht ohne Absicht variatio delectat. Sollte Euch ein wenig Veränderung zu etwas größerem Komfort nicht ebenfalls behagen?«

Der Leutnant fuhr mit einem schmerzlichen Seufzer über die mageren Sitzteile seines Leibes, die infolge eines Rittes von achtzig und einigen Meilen durch die weglose Wildnis gegerbt worden waren.

»O Harschgun! Harschgun! Wäret Ihr auf dem Wasser geblieben«, sagte er mit kläglicher Stimme, »ich werde mich mein Lebtag nicht an diese entsetzlichen Hetzjagden gewöhnen.«

»Variatio delectat! … Das und die Kleinigkeit, dass unsere schmucke Brigantine ein paar Kugeln zu viel zwischen die Rippen bekam, war der Grund, dass wir die blaue See mit den grünen Wäldern vertauschten.«

»Wollen wir wieder das alte Handwerk versuchen? … Hurra! … Bord an Bord … die rote Flagge … Enterhaken herbei! … Das war ein besser Spiel, Harschgun, und gab andere Beute, als hier armselige Nester auszunehmen!«, rief freudig der alte Seemann.

»Etwas Besseres, John, etwas Besseres!«

»Etwas Besseres? Ich kenne nichts Besseres! … Aber heraus mit der Sprache!«

»Ich bin es ebenfalls müde, mit diesen Hallunken durch die Wälder zu jagen … Ich möchte zur Abwechselung einmal wieder den Gentleman spielen, aber die paar Dollar, die wir zusammengescharrt haben, reichen nicht weit … in den Städten …«

»Ah, wollt Ihr dahinaus, Sausewind! … Nun wohlan, plündert die Pflanzung, und …«

»Sachte, John … wäre es nicht besser, das Schiff mit der Ladung zu verkaufen?«

»Ich verstehe Euch nicht recht.«

»Nun so hört, alter Holzkopf! Mertenshaus ist unter Brüdern seine zweihunderttausend Dollar wert und würde zur Hälfte leicht einen Käufer finden …«

»Hm! Eine annehmbare Summe!«

»… während wir auf unsere Weise höchstens zehn– bis fünfzehntausend Dollar an Geld und Kostbarkeiten herausschlagen könnten, denn die Pflanzer sind klug genug, ihr Geld bei den Bankiers in den Städten zu lassen.«

»Weiter, Major! Ich fange an zu begreifen.«

»Ich hatte also folgenden Plan. Es sind nämlich ein paar allerliebste Engel von Töchtern im Haus …«

»Aha! Wasser auf Eure Mühle!«

»… mich als Gentleman einzuführen … mich einzuschmeicheln … eine der Mädchen zu heiraten … eine Zeitlang den edlen Schwiegersohn zu spielen … dann allmählich und ohne Aufsehen die würdigen Eltern und was sonst Drum und Dran hängt – Ihr versteht mich – von diesen schlechter Erde … als gesetzlicher Erbe die Pflanzung zu verkaufen und mit oder ohne meine Frau – je nachdem – nach London zu gehen, wo man mich hoffentlich inzwischen vergessen haben wird.«

»Ein hübscher Plan, Harschgun, ein sehr hübscher Plan, aber …«

»Aber?«, fragte der Major, seine Augen forschend auf Plunkett richtend.

»Was wird bei dieser langbeinigen Geschichte mit unseren würdigen Freunden, den guten Burschen und … und … mit deinem alten Freund, John?«, fragte lächelnd der Leutnant.

»Was die Kerle anbetrifft, so mögen sie gehen, wo sie hergekommen sind … habe ich mich etwa verbindlich gemacht, Vaterstelle bei ihnen zu vertreten … mag sie der Satan holen, die rohen Schufte …«

»Amen! aber …«

»Was dich betrifft, alter Bursche, so magst du mit mir hinauf gehen und als Freund bei mir bleiben, bis die Sache sich so weit geordnet hat, dass ich dich auszahlen kann …«

»Und um diese unangenehme Notwendigkeit zu vermeiden … es gibt niemand gern, Major, und am wenigsten du … könnte ich inzwischen die Ehre haben, die Reise zum Himmel in Gesellschaft deiner ehrenwerten Verwandtschaft zu machen«, sagte der alte Pirat, aus dem Winkel seiner Augen mit einem halb schlauen, halb boshaften Blick seinem Gefährten zublinzelnd.

»Du kennst mich, Alter!«, antwortete der Major, dem Leutnant mit offenem und ehrlichem Blick die Hand über den Tisch reichend.

»Wir kennen uns, Harschgun!«, antwortete misstrauisch Plunkett, »aber es wird sich ein Ausweg finden lassen! … Wie weit bist du?«

»O, es ging alles vortrefflich. Ich war zum dritten Mal da … man glaubte mir, wie einem Apostel, als der Teufel seinen Schwanz in die Hochzeitssuppe steckte.«

»He?«

»Ich sitze eben im besten Geplauder mit meiner zukünftigen Schwiegermama, als …«

»Als?«

»Als der Kerl hereintritt, der verfluchte Hausierer, dem wir neulich sein Maultier genommen haben.«

»Wir hatten Masken, er kann dich nicht wiedererkannt haben.«

»Ich glaube das Gegenteil. Diese betrügerischen Hunde haben Luchsaugen, Meister Plunkett … er erzählte seine Geschichte und Eure verfluchten unnützen Plünderungen am Brazos und sah mich dabei auf eine Weise an, dass ich mich nicht täuschen konnte.«

»Hi! Hi! Das sind die Folgen der christlichen Barmherzigkeit! Weshalb habt Ihr dem Kerl die Lebenslampe nicht ausgeblasen?«

»Kaum hatte der Kerl seine Waren ausgepackt, die er, der Teufel weiß wie, vor den Krallen unserer Geier geborgen hatte, als von Neuem die Tür aufgerissen wurde und hereintrat … ich denke, der leibhaftige Satan erscheint an der Spitze einer Schar roter Teufel als Gastfreund …«

»Tartaruga?«

»Tartaruga!«, antwortete der Major, sichtbar erregt von der Erinnerung. »Ich erzählte Euch die Geschichte …«

»Ich weiß … wenn er Euch nur ein Augenblick gesehen hat, so begreife ich nicht, wie Ihr hier seid, oder seine Spürhunde sind Euch wenigstens so dicht auf den Fersen, dass Ihr nicht nötig habt, Euch mit Hochzeitsgedanken zu plagen.«

»Ich glaube nicht … ich verschwand, als er gravitätisch hereintrat, und ritt, so schnell ich konnte, zu den Steinhöhlen, wo ich gerade zur rechten Zeit ankam, um dein kostbares Leben zu retten. Ich betrachte das als eine gute Vorbedeutung, Plunkett!«

»Vielleicht! Aber was nun?«

»Ich habe noch keinen bestimmten Plan.«

Die beiden Gefährten versanken in tiefes Nach­denken, gelegentlich durch eine Bewegung des alten John unterbrochen, der aus Gewohnheit seinen Verstand durch ein Schlückchen aus der Rumflasche zu encouragieren suchte.

Werfen wir inzwischen einen flüchtigen Blick auf die Geschichte des Majors, beiläufig ein Cha­rakter, den er sich wie viele andere unter anderen Verhältnissen aus eigener Machtvollkommenheit zugelegt hatte.

Der Major war einer jener zum Bösen vererzten Charaktere, wie man sie häufiger, wie der Leser glauben mag, im Schlamm der Metropolen, in den Wüsten der Neuen Welt oder auf den Wo­gen des Meeres, in jenen kleinen windschnellen Fahrzeugen findet, welche der gewaltige Dreizack des englischen Neptun bis heute nicht ganz zu vernichten vermochte.

In Deutschland geboren, von guter Familie, hatte er eine Zeitlang im Heer seines Vaterlandes als Offizier gedient, als er sich, nach der rasenden Verschwendung eines nicht unbedeutenden Vermögens, zu Hilfsmitteln und pekuniären Machinationen hinreißen ließ, die ihn zwangen, seine Heimat, fliehend vor den Männern der Polizei, zu verlassen.

Nachdem er lange Zeit als kühner Abenteurer abwechselnd in Paris und London, bald oben, bald unten gelebt hatte, wurde ihm das alte Europa zu heiß.

Er ging zur See und stand bald an der Spitze einer Seeräuberbande, die lange Zeit hindurch das Schrecken der indischen Gewässer war.

Nachdem auch hier seine Rolle ausgespielt war, trieb er sich als Raub– und Nachtvogel in den großen Städten Amerikas umher, floh endlich zu Beginn des mexikanischen Krieges nach Texas, dem großen Asyl der Verbrecher, und trieb hier mit einigen alten Spießgesellen das grässliche Handwerk, bei dem wir ihn kennen gelernt haben.

Diese furchtbare Laufbahn, voll von Blut und Verbrechen, hatte trotz der gemeinen Berührungen, denen er unaufhörlich ausgesetzt war, die gesellschaftliche Bildung und den humoristischen Leichtsinn nicht zu vernichten vermocht, die ihm Natur und Erziehung verliehen hatten. Weni­ger grausam aus Charakter, war er grausam aus leichtsinniger Bequemlichkeit, wenn seine Opfer ihm hindernd im Wege standen oder ihm unbequem waren. Er hatte dem Tode so oft ins Auge gesehen, dass er es kaum für bedeutungs­voll hielt, den Lebensfaden eines anderen durchzuschnei­den. Sein Ziel war Genuss, zügelloser, rasender, vernichtender Genuss. Die Aufregungen des Spiels, die Chancen des Gefechts, die Freuden der Liebe und des Bechers wurden von seiner wüsten Natur ohne jede Rücksicht in der Wahl der Mittel erstrebt. Er würde ohne Bedenken eine Familie geopfert haben, um zum vorübergehenden Besitz eines Mäd­chens zu gelangen, das ihm gefiel. Und solche blut­triefende Charaktere gehen nicht bloß aus dem chimärischen Gehirn des Romantikers hervor. Sie existieren nicht allein in der gesetzlosen Wüste … sie existieren auf den Höhen der Gesellschaft … nur morden sie nicht alle mit Pistole und Messer … sie erdrücken und ersticken, angetan mit dem gleißen­den Kleid einer schönrednerischen Humanität, mit jener furchtbaren Waffe, welche die moderne Zivilisation an die Stelle der mittelalterlichen Vernichtungsmittel gesetzt hat.

 

***

 

»Ich will dir einen Rat geben, Harschgun«, – das war der Name, den der Major während seines Piratenlebens geführt hatte, – »und ich hoffe, du wirst ebenso ehrlich gegen mich handeln, wie ich vorsichtig gegen dich sein werde!«, unterbrach endlich der Leutnant das lange Schweigen.

Der Major richtete forschend seine Augen auf das raue, düstere Gesicht seines Gefährten.

»Es ist vielleicht eine letzte Arbeit, Major, und gewährt die Mittel zu einem ruhigen und ehrlichen Lebensschluss.«

»Packt dich der Moralische wieder einmal, alter Seewolf? … Das hat uns stets Unglück gebracht! … Für uns gibt es keine Buße … unser Leben ist seit langer Zeit dem Satan verfallen, dass ein Endchen Reue uns nicht mehr aus seinem Ofen retten kann … Jetzt heraus mit Eurem Plan, alter Pfaffe!«

»Ihr dürft nicht wagen, Eure ehrenwerte Person wieder auf der Pflanzung zu zeigen, bis Ihr nicht Erkundigungen eingezogen habt, wie weit Euer wahrer Charakter dort bekannt geworden ist.«

»So klug bin ich selbst, Mr. Plunkett.«

»Schickt also Scipio hinauf, er ist ein treuer und pfiffiger Bursche … Neger finden bei den ihren stets Aufnahme … das erregt keinen Verdacht.«

»Ihr habt recht, Plunkett, Scipio soll hinaufgehen.«

»Wir selbst gehen zu der Salzlecke, teils um in der Nähe zu sein, teils um die Leute zu überwachen.«

»Es wird außerdem hier bald unsicher werden.«

»Ist man Eurem wahren Charakter auf die Spur gekommen, so ist die Rolle des einschmeichelnden Schwiegersohnes außerdem ausgespielt und wir müssen auf etwas anderes denken. Wir überfallen dann entweder die Pflanzung …«

»Unmöglich, Plunkett … Sie sind auf dergleichen Fälle zu gut vorbereitet …«

»Dann fangen wir die Mädchen mit List oder Gewalt und schreiben aus sicherer Ferne ein Lösegeld aus … Haben wir eine erkleckliche Summe erwischt, so verstärken wir unsere Bande und versuchen das Nest zur Nachlese zu plündern.«

»Wie ich hörte, will die Familie in diesen Tagen einen Besuch in Tartarugas Dorfe abstatten …«

»Hole der Satan diese Indianerfreundschaft … wir könnten inzwischen …«

»Sie werden zu gut bewacht sein. Tartaruga ist ein kluger und tapferer Bursche … ich kenne ihn … außerdem bringt mich keine Macht der Welt in die Nähe dieser roten Teufel … ich habe nicht Lust, bei lebendigem Leib geschunden zu werden.«

Bei diesen Worten fuhr der Major mit dem Ausdruck lebhaften Erschreckens von seinem Sitz in die Höhe.

»Was ist Euch, Mann?«, fragte erstaunt der alte Pirat.

»Dort … dort …«, antwortete der Major, mit der Hand über die Stirn fahrend, als wollte er die Erinnerung des Gesehenen verwischen, »ich sehe das bemalte Gesicht und die feurigen Augen eines roten Hundes durch die Büsche leuchten … ich bin stets … ein furchtloser Mann gewesen … ich habe mancher Fregatte von meiner kleinen Brigantine in die Zähne gelacht … aber diese höllischen Indianer … ich habe eine furchtbare Ahnung … sie flehte kniend um ihr Leben und ich … stieß ihr dennoch … lachend, Plunkett … lachend … den Dolch in die Brust!«

»Seit kein Kind, Major Harschgun … Ahnun­gen und Träume … wer glaubt daran?«, sagte nicht ohne den Ausdruck ähnlicher Besorgnis der Leutnant. »Mut und Vorsicht! Und wir wer­den den roten Teufeln ein X vor dem U machest, wie manchem alten Seelöwen von Marina, Kapitän.«

Nach einer vorsichtigen Untersuchung der näch­sten Umgebung bestiegen die beiden Männer ihre Rosse, lenkten nach kurzem Ritt in das Bett eines Waldstromes, um ihre Fährten zu verber­gen, und sprengten dann in eiliger Hast durch die unwegsame Wüste dem fernen Sammelplatz ihrer Gefährten zu.

Kaum war der Hufschlag ihrer Pferde ver­hallt, als von der Höhe desselben Baumes, von dem vor wenigen Tagen der Mulatte die Gegend rekognosziert, die Gestalt eines roten Kriegers herniederglitt und sich nach einem kurzen Umblick in dem zerfallenden Blockhaus, auf die Verfolgung ihrer Spuren begab.

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