Ein Ostseepirat Band 1 – Im Wrack
Carl Schmeling
Ein Ostseepirat
Historischer Roman
Erster Band
VIII.
Im Wrack
Es herrschte meistens bei verschiedenen handeltreibenden Völkern der Brauch, dass mit der Verwandlung des Schiffes in ein unbenutzbares Wrack, die Heuer der Mannschaft und natürlich auch deren Pflichten, also eigentlich der zwischen Reedern und Bemannung geschlossene Vertrag aufhörte.
Ob dieser Brauch wirklich, was er wohl eigentlich bezweckte, zum Vorteil der Eigentümer des Schiffes gereichte oder das Gegenteil für dieselben hervorbrachte, dürfte schwer zu entscheiden sein.
Ausgenommen war meistens von diesem Brauch der Kapitän, mitunter auch die Steuerleute. Es erklärt sich, dass diese zu retten versuchten, was sich retten ließ. Häufig unterstützte sie dabei die übrige Mannschaft, häufig nicht.
Selbstredend konnte von einem solchem Gebrauch bei dem Volk der Kriegsschiffe keine Rede sein; sie blieben verpachtet und in Sold. Sie mussten daher auch Ordre parieren, solange es einen Offizier gab, der ihnen Befehle erteilen konnte.
Wie damals diese Angelegenheit hinsichtlich der schwedischen Postjacht aufgefasst worden war, ist nicht recht zu erkennen. Tatsache ist jedoch, dass die Matrosen, welche die Posteffekten zum Bug brachten, nicht wieder zurückkehrten, sodass Wardow, Klassen und ein Junge sich allein auf dem Wrack befanden.
Wardow lag mit seinem zerbrochenen Bein in der Kommandeurskajüte, einem Gemach, welches zweien erlaubte, sich zu drehen, für drei Personen eine solche Bewegung jedoch beschwerlich machte.
Der junge übermütige Mann war zuerst nach seinem Unfall kaum wiederzuerkennen; Schreck, Schmerz und vielleicht auch ein guter Teil schlimmes Bewusstsein hatten ihn so niedergedrückt, dass er, wenn er nicht wimmerte, meistens ganz still lag.
Indessen wies sein Leichtsinn bald die Sorge um die bösen Folgen seiner unüberlegten Handlung von sich. Die vom Kapitän Dyk verordnete Anwendung des kalten Wassers linderte den Schmerz und der Schreck verlor sich von selbst.
Freilich bildete die nach Ankunft des Arztes erfolgende Anlegung von Schienen und eines Verbandes um das verletzte Glied noch ein böses Fegefeuer für den Kranken, doch seine Jugendkraft ließ auch dies glücklich überwinden. Als ihn der Arzt verließ, befand er sich den Umständen nach ganz leidlich.
Klaffens Nächstes war, seine Depeschen und Karten, wie es der Baron Staelswerd angeordnet hatte, wieder an Bord des Merkur zu schaffen. Dann erst trat er zu einem längeren Aufenthalt in die Kajüte.
Der alte Hochbootsmann tat dies mit möglichster Vermeidung von Geräusch und setzte sich still auf den Rand seiner Koje, wo seine Gefühle zunächst in einem schweren Seufzer Ausdruck fanden.
Wardow schob auf dieses Lebenszeichen des Alten den Kojenvorhang zurück und zeigte sein zwar bleiches, doch nicht mehr verzerrtes Antlitz.
»Also, so weit wären wir, alter Klassen?«, sagte er mit einem unverkennbaren Anflug von Humor, »das heißt, auf dem Trockenen!«
»Ja, so weit wären wir!«, meinte Klassen mürrisch, »und dass wir über kurz oder lang noch fester sitzen werden, ist eine ausgemachte Sache.«
Einige Sekunden hindurch zeigte sich ein nachdenklicher Zug im Antlitz des jungen Mannes, doch bald verschwand derselbe wieder. Wardow schien zu fühlen, dass er dem Alten etwas Tröstliches sagen müsse.
»Wie geht es mit Eurem Kopf, Klassen?«, fragte er deshalb.
»Oh, mein Kopf!«, brummte der Hochbootsmann. »Der behauptet schon seinen Platz. Eine Schmarre tut ihm so leicht nichts, doch Ihr Bein, Junker, hat er es so leidlich zusammengesplisst?«
»Ich denke ja!«, meinte Wardow, »der Chirurg verspricht mir, dass ich aufstehen kann, wenn ich sechs Wochen oder noch besser acht auf derselben Stelle liegen bleibe – wenn ich nur wüsste, weshalb der Mensch so plötzlich davonrannte.«
»Ach ja!«, sagte Klassen den Kopf hebend, »ich vergaß meinen Rapport zu machen, Junker!«
»Rapport oder nicht Rapport!«, erwiderte der Fähnrich, »ich möchte indessen wohl wissen, was alles geschehen ist, seit ich unten gelegen und namentlich hier an Land habe. Ein gewisser Jemand wird uns wohl recht schlimm abgeschildert haben.«
»Nein, Junker!«, antwortete Klassen sehr erregt, »ich sagte auf See bereits, der Mann sähe nicht aus, als sei mit ihm zu scherzen und ich hatte recht. Jetzt meine ich, dass der Kapitän Dyk ein ganzer Kerl ist und glaube auch recht zu haben, denn wenn Sie nicht degradiert werden und ich nicht fortgejagt, so haben wir uns dafür bei ihm zu bedanken.«
Wardow brummte ärgerlich etwas vor sich hin. »Wundert mich!«, sagte er dann mürrisch, »ist mir gleich, was ein solcher Mensch von mir sagt.«
Der alte Hochbootsmann gab seinem Kopf einen gewaltigen Ruck und in seinen Augen blitzte etwas wie Unwille.
»Sagen Sie das nicht!«, brummte er, »denn soviel ich bemerkte, gaben alle hier herum viel auf den Mann, den Baron Staelswerd nicht ausgenommen.«
»Unseren Unfall kennt wohl schon das ganze Land?«, fragte Wardow ausweichend.
»Gewiss!«, sagte der Alte.
»Und die Jacht ist verloren?«
»Ich meine ja!
»Aber wie war es möglich, Klassen, sie noch bis hierher zu bringen?«
»Ich will Ihnen sagen, Junker«, antwortete der Hochbootsmann ernst, »es gibt eine Art Seeleute, die man Seeteufel nennen möchte. Zu der Sorte gehört dieser Dyk. Dass er uns ins Schlepptau nahm, will nicht viel heißen, aber wie er uns hier auf den Sand legte und doch ganz stolz zum Hafen ging, das musste man sehen, um es zu glauben! Denn wir liegen noch da fest und sicher und ich habe wie der Kommandeur der Brigg es angeordnet, die Päckchen und die Rügensche Tasche zum Posthaus geschickt, die Depeschen, die Kiste und die Stralsunder Brieftasche wird Kapitän Dyk mitnehmen, der vermutlich in diesem Augenblick wieder unter Segel geht!«
»Was Teufel, weshalb der«, rief der Fähnrich, »konnte das die Brigg nicht besorgen?«
»Es sollte allerdings auch erst so sein«, antwortete Klassen, »doch die Ordre für Staelswerd wies ihn an, sofort zur Verfolgung eines Piraten in See zu gehen, darum ist auch ihr Chirurg so eilig gewesen!«
»Zur Verfolgung eines Piraten in See zu gehen!«, wiederholte Wardow nachdenklich, »wie gern wäre ich mitgegangen.«
»Glaube schon«, brummte der Hochbootsmann.
»Doch sagt mir, Alter«, fuhr jener fort, »wie war der Empfang der Damen an Land?«
»Nun, wie er nicht anders sein konnte!«, antwortete Klassen, »und natürlich war der Kapitän der Mensch, den man ihren Retter nannte, der auf Grieben mit zu Tisch gesessen hatte, wie sonst wohl ein gewisser Schiffsfähnrich, wenn wir keine dummen Streiche gemacht hätten.«
»Verflucht!«, rief Wardow, indem er die Zähne hinterher zusammenbiss, dann aber fortfuhr, »und der Major, was denkt er von der Sache?«
»Kann es nicht genau sagen«, erwiderte Klassen, »ich weiß nur, dass der Kapitän uns nicht bei dem Baron verklagt und auch nicht in Stralsund verklagen wird, was der Major billigte. Im Übrigen wegen Stralsund, ich werde doch wohl morgen hin müssen, um den vollständigen Bericht zu machen.«
Wardow antwortete nicht auf diese Bemerkung seines Untergebenen. Seine Gedanken drehten sich offenbar um andere Dinge, wie die weiteren Folgen seines Übermuts, und wenn man bedenkt, welchen Wert die gastliche Aufnahme in einem bedeutenden Haus für einen Schiffsfähnrich haben musste, so ist jenes leicht begreiflich.
Doch war der brave Junker weit davon entfernt, Reue zu empfinden. Ehrgeizig wie er war, betrachtete er die ganze Angelegenheit von einer Seite, die ihn rechtfertigte, dagegen aber der vermeintlichen Renitenz des Kapitän Dyk die Schuld an dem eingetretenen Unglück zur Last legen musste.
Da er in seinem aufsteigenden Ärger schwieg, so schwieg auch Klassen, vielleicht einig mit sich, dass er bei seinen nächsten Schritten auch der Zustimmung des Fähnrichs gar nicht bedürfe, bis ein Geräusch und Stimmen auf dem Verdeck beide zugleich aufhorchen ließen.
Ehe jedoch noch einer von ihnen eine Meinung über diese Anzeichen, dass Fremde das Schiff betreten, abgeben konnte, erschien bereits der erwähnte Junge in der Kajüttür.
»Nun was gibt es, Peiter?«. fragte Klassen gespannt.
Peiter war so schwarz und schmutzig, wie eben nur ein Schiffsjunge sein kann und stotterte vor seinen gestrengen Herren etwas hervor, woraus mit einiger Mühe zu verstehen war, dass vornehmer Besuch, Herren und Damen, in einem Boot gekommen waren und auf dem Deck seien.
Wer diese Fremden waren, konnte so wenig dem Fähnrich wie dem Hochbootsmann zweifelhaft sein; nur dass man sobald erschien, kam beiden, wenn auch aus verschiedenen Gründen etwas unerwartet.
»Verdammt!«, murmelte Wardow »und ich in dieser Lage!«
»Große Ehre für uns!«, meinte dagegen Klassen und schickte sich an, zum Empfange der Gäste hinauszugehen.
»Gnädiger Herr – Herr Major!«. stotterte er auf das Verdeck tretend.
Es war der Major von der Grieben nebst Gattin und Töchtern, begleitet von dem Pastor Huldreich, welche kamen, sich nach dem Kranken zu erkundigen.
Die Tafel war nämlich nach der Abfahrt der Brigg sehr bald aufgehoben worden und nächstdem hatte sich auch Kapitän Dyk verabschiedet.
Bei dieser Gelegenheit hatte der Major von der Grieben seine keimende Abneigung gegen den jungen Mann unterdrückt, ihm nochmals herzlich für die Rettung seiner Töchter gedankt und den Wunsch ausgesprochen, ihn recht bald und auf länger bei sich zu sehen.
Dyk hatte wieder versucht, seinen alten Humor zu zeigen, die Einladung angenommen und ihr bald nachzukommen versprochen.
Frau von der Grieben hatte die Gelegenheit wahrgenommen, dem jungen Kapitän noch einige Andeutungen zu machen, dass ihn nicht allein Menschlichkeit, sondern auch Frömmigkeit ehren werde und Dyk diese Mahnung schweigend gelten lassen.
Der Prediger versuchte dabei die Dame nach Möglichkeit zu unterstützen, war jedoch nicht so glücklich wie jene, sondern erhielt als Anerkennung nur ein paar Blicke, die ihm gelindes Grauen erregten.
Verschieden von diesen zum Teil leeren Abschiedsformeln war jedoch die Trennung zwischen dem Kapitän und den Schwestern.
Zum Dank verpflichtet, sprachen beide solchen in herzlicher Weise aus, doch lag sowohl in dem Wesen als auch in den Worten Claras noch etwas, woraus hervorging, dass Dyk einen tieferen Eindruck auf sie gemacht habe.
Dyk schien erst mit zwanglosen Manieren über diese leicht erkennbaren Zeichen hinweggehen zu wollen, doch plötzlich wurde er ernst und ergriff lebhaft Claras Hand.
»Mein Fräulein!«, sagte er fast leidenschaftlich heftig, »Krieg und Kriegsgeschrei erfüllt die Welt; im Krieg kann sich nicht jeder in dem ihm eigentümlichen Charakter zeigen, selbst wenn er auch wollte. Ich hoffe zwar, Sie wiederzusehen, doch sollte es nicht der Fall sein, so versprechen Sie mir ein Andenken zu bewahren, welches mir Gerechtigkeit widerfahren lässt, nämlich, dass mich die Umstände zu dem machen mussten, was ich vielleicht werden könnte!«
»Ich verstehe Sie nicht, Kapitän!«, erwiderte Clara fast erschreckt, »doch meine gute Meinung über Sie dürfte wohl so leicht nichts ändern!«
Sophie blickte dagegen den Mann einen Moment mit großen Augen an, lachte dann laut und klatschte in die Hände. Die beiden andern erröteten.
Indessen gab diese Weise des unschuldigen Kindes die Erklärung des Kapitäns zu deuten, vielleicht die beste Gelegenheit, über den Moment hinwegzukommen. Sowohl Dyk als auch Clara fassten sich schnell und jener machte eine letzte Verbeugung, um hiernach schnell das Haus zu verlassen.
Nach dem Abgang Dyks kam die Rede wieder auf die letzten Vorgänge der Reise sowie auf das Geschick der Jacht und ihres jungen Führers.
»Nach ihm zu sehen, ist bei alledem Menschenpflicht!«, äußerte dabei der Major. Da überdies auf den etwas unruhigen Tag ein schöner Abend zu folgen versprach, so beschloss man einen Spaziergang zum Wrack zu machen.
Da der Weg zu dem Ort, wo jenes lag, über den Baakenberg führte, so sah man bei dieser Gelegenheit noch den Schoner absegeln, der, sobald die Gesellschaft auf dem Berg erschien, ihr zu Ehren flaggte.
Nach kurzem Aufenthalt stieg man hiernach zum Strand hinab und fuhr an das Wrack der Jacht.
»Ganz vortrefflich gewirtschaftet!«, unterbrach hier der Major den alten Klassen, »bei Gott, es kostet dem Land ein gutes Schiff und ich dürfte Euer Richter nicht sein, Hochbootsmann! Doch was macht der Junker?«
»Es geht noch gut genug!«, antwortete Klassen.
»So können wir ihn sehen?«, fragte der Major.
»Ich denke wohl, gnädiger Herr!«
Klassen voran, schritten nun alle zu der Kajütkappe der Schanze und die Treppe hinab; doch der beengte Raum verhinderte, dass die Kajüte von der ganzen Gesellschaft betreten werden konnte. In dieselbe gingen daher nur die Männer, während die Damen auf dem Kaiütgang blieben. Als Wardow den Major erkannte, versuchte er sich aufzurichten.
Der Herr von der Grieben verhinderte dies durch Wort und Hand, sprach sein Bedauern über den Unfall im Allgemeinen und den des Junkers im Besonderen aus und versprach alles nur Mögliche beizutragen, die Lage des Kranken erträglich zu machen.
Obwohl ein alter Soldat und als solcher etwas geradezu, war Grieben doch auch wieder zu viel vornehmer Herr, um nun auch nur im Geringsten seine wahren Gedanken über die Handlungsweise des Fähnrichs auszusprechen.
Wardow dankte in gewählten Worten und sprach seine Freude aus, dass das Abenteuer wenigstens nur für ihn nachteilig ausgefallen und niemand sonst erheblich verletzt worden sei.
Nach diesen vorläufigen formellen Redensarten, denen auch der Prediger einiges hinzufügte, sah sich der Major den Aufenthalt des Kranken näher an.
»Warum hat man Sie nicht in die große Kajüte gebracht?«. fragte er.
»Diese hatten zu jener Zeit noch die Damen in Besitz!«, antwortete der Fähnrich »es wäre unschicklich gewesen …!«
»Bei solchen Gelegenheiten ist die Beachtung der Notwendigkeit das Schicklichste!«, unterbrach ihn der Major »doch ob große oder kleine Kajüte, hier können Sie überhaupt nicht bleiben, Junker. Sie werden mir deshalb erlauben, Sie noch heute nach Grieben bringen zu lassen!«
Wardow wollte versuchen, dies abzulehnen, doch war es ihm wohl schwerlich Ernst damit, und wenn auch, so wäre dies doch bei dem ausgesprochenen Willen des Majors gleichgültig gewesen. Grieben gab bereits dem alten Bootsmann seine Weisungen.
Nachdem noch alle dem jungen Manne ihr Bedauern ausgesprochen hatten, verließ die Gesellschaft das Wrack wieder. Der Major mit dem Bedeuten, Leute zum Transport des Kranken zu senden und Klassen, der jenen das Geleit gegeben hatte, trat wieder in die Kajüte.
Er fand dort den Fähnrich in keiner geringen Aufregung.
»Klassen!«, rief derselbe, »beim Himmel, das ist eine gute Wendung. Auf diese Weise ist mein Beinbruch kein zu hoher Preis, und mag auch noch sonst kommen, was da will – wie werde ich nur aus dem Loch kommen.«
Der Hochbootsmann zuckte mit den Schultern, ihm war natürlich unklar, was der junge Mann gerne so teuer bezahlen wollte, aber er dachte nach, wie jener am leichtesten auf das Verdeck und von dort weiter an Land geschafft werden könne.
Dies war unter den obwaltenden Umständen eben nicht schwer. Da das Schiff doch vollständig wrack war, so konnte man, ohne viel zu verderben, die Raumwand wegschlagen, um den Kranken in seine Koje unter die große Lücke zu bringen.
Klassen machte sich sofort an die Arbeit und war schon ziemlich vorgeschritten, als die von dem Major von der Grieben gesendeten Arbeiter eintrafen.
Noch vor Dunkelwerden war der Fähnrich ohne im Geringsten belästigt zu sein, auf dem Deck, wurde von diesem hinabgelassen und von den Leuten durch das ruhige Strandwasser auf das Land befördert; von hier aber über die Insel nach Grieben transportiert, wo man ein Zimmer hergerichtet hatte.
Als der alte Klassen den jungen Herrn auf diese Weise in Sicherheit gebracht hatte, kehrte er wieder zu dem Rest seiner guten Ulrike zurück, um dort eine gramvolle Nacht zu verbringen, denn erst jetzt machte sich die Trauer über das Schiff, welches so viele Jahre von ihm geführt worden war, besonders geltend.
Indessen widmete der alte Bursche nicht ganz seinem Harm alle Zeit, sondern fasste, während er sich schlaflos in der Koje umherwälzte, auch seinen Entschluss.
Schon am frühen Morgen erhob er sich infolgedessen, warf sich in seine Staatsuniform, verzehrte das ihm von dem Jungen bereitete frugale Frühstück, übergab demselben das Schiff und schritt später davon nach Grieben zu.
In Grieben war es an diesem Tag erst spät Morgen, denn Eltern und Kinder waren noch lange auf gewesen, um sich Mitteilungen zu machen.
Klassen gelangte deshalb unbemerkt zu dem Kranken, den er sehr munter, besonders, aber zufrieden fand.
»Ich freue mich darüber, Junker!«, sagte er in seiner einfachen Weise, »doch ich werde nun nach Stralsund hinüber fahren. Haben Sie mir noch besondere Aufträge zu geben?«
»Eigentlich nicht – und dennoch«, meinte Wardow, »schade, dass ich kein Schreibzeug habe.«
»Was wollten Sie schreiben, Herr?«. rief der Alte. wie es schien beleidigt, »ich meine, alles schon gehörig mündlich ausrichten zu können.«
»Das wohl!«, entgegnete der Fähnrich, »doch dieser Dyk spukt mir im Kopf umher – es ist nicht richtig mit ihm.«
Klassen sah den jungen Mann längere Zeit bedenklich an.
»Junker!«, meinte er dann langsam, »reizen wir den Mann nicht weiter, um Gottes Willen nicht. Schenkt er uns die dummen Streiche, so nehmen wir sie eben geschenkt. Ich will nichts weiter sagen.«
»Klassen«, sagte Wardow mit wichtiger Miene, »ich täusche mich diesmal nicht; aber es mag darum sein. Geht, und wenn sie Euch nicht gleich in ein recht festes Dock legen, so lasst bald von Euch hören.«
»Soll geschehen«, sagte der alte Hochbootsmann, schüttelte die ihm dargebotene Hand und verließ brummend das Zimmer, um seine Reise anzutreten.
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