Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Paraforce Band 51

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Paraforce Band 40

Gunter Arentzen
Paraforce 40
Die Rote Furcht

Zitat aus einem Online-Reiseführer

Calamandry Island, eine Insel vor Belize (Yucatán), wurde im Jahre 1651 von Captain James Drake und dessen Freund, dem irischen Universalgelehrten Ian Ryan, für England in Besitz genommen. Der Name setzt sich aus den vor der Küste gesichteten Kalmaren sowie den Namen der beiden Freunde und Entdecker zusammen.

Ebenfalls nach Drake und Ryan wurden die beiden größten Städte der Insel benannt – Draketown (offizielle Hauptstadt) sowie Ryanburg (Sitz der Zentralbank).

Calamandry Island blieb bis 1979 britische Kronkolonie, ehe sie in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Sie ist heute Mitglied im Commonwealth of Nations, Queen Elisabeth II wird weiterhin als Staatsoberhaupt angesehen.

Bei tropischem Klima ist die Fauna und Flora auf Cal’ oder Calaman, wie die Insel von ihren Bewohnern kurz genannt wird, sehr arten- und abwechslungsreich. Im tropischen Regenwald, der mehr als 80 Prozent der Insel bedeckt, finden sich alle Pflanzen und Tiere, die für eine solche Region Mittelamerikas bekannt sind.

Einzig der Rev. Thomsons Peak, ein 2.376 Meter hoher Berg, sowie die Küstenregionen sind frei von Regenwald; die Insel besitzt einen umlaufenden Sandstrand, beliebt bei Urlaubern und Einheimischen gleichermaßen.

Durch die täglichen Regenzeiten entstehen kleine Flüsse und Bäche, ein Strom (der Kalaharesz), der dem Gebirge entspringt, durchzieht das Land von Nord nach Süd-Ost.

Auf Cal’ lebten beim letzten Zensus 2005 395.745 Einwohner verteilt auf drei Städte und mehrere Dörfer. Jahr für Jahr urlauben geschätzt 100.000 Menschen in den Bettenburgen der Insel. Neben Strand, Wasser und Wellen auf der einen und weitestgehend unberührtem Regenwald auf der anderen Seite ist Calamandry Island für die Reste einer Indio-Kultur bekannt, welche in ihrer Entwicklung den Maya ähnlich waren, jedoch bereits im 7. Jahrhundert nach Christus ihre erste Blüte erreichten, in mehreren Phasen prosperierten und noch vor dem Eintreffen der ersten Europäer verschwanden.
Zudem wurde auf Cal’ eine Siedlung gefunden, die von den meisten Wissenschaftlern heute den Wikingern zugeschrieben wird.

Wirtschaftlich profitiert Calamandry Island von dem regen Tourismus, aber auch von Zuschüssen aus dem Topf des Commonwealth of Nations. Das politische System ist stabil; vier Parteien buhlen in Wahlen um die Gunst der Wähler, die Partei Progressiver Visionäre – eine Mitte-Links-Partei – stellt seit drei Jahren den Ministerpräsidenten.

Die soziale Situation ist teils angespannt, teils fortschrittlich. Homosexualität wurde bereits vor zehn Jahren entkriminalisiert, eine Ehe für Homosexuelle in Form einer zivilen Partnerschaft unter der jetzigen Regierung eingefügt.
Gleichzeitig herrscht im Land eine hohe Korruption, die bis zu den Polizisten auf der Straße oder den einfachen Beamten hinab reicht. Dies schlägt sich in einer prekären Sicherheitslage nieder. Diese hat sich in den letzten Jahren verschärft, was zur Einführung teils umstrittener Maßnahmen führte. So wurde unter anderem beschlossen, dass neben der staatlichen Polizei auch kommerzielle Sicherheitsagenturen und Einzelpersonen polizeiliche Aufgaben übernehmen dürfen. Bisher führten die Maßnahmen nicht zu einer höheren Sicherheitslage oder zu weniger Korruption. Eine Überprüfung der Maßnahmen wurde bei ihrer Einführung bereits beschlossen; sie soll frühestens nach zehn Jahren erfolgen. Urlauber sollten sich daher nicht außerhalb der touristischen Zentren der großen Städte aufhalten. In den kleineren Städten ist die Sicherheitslage besser, in Twahuanauda, dem einzigen Indiodorf der Insel (keine Nachfahren der bereits genannten Kultur) ist sie sehr gut. Die Indios haben den Tourismus für sich entdeckt, verkaufen typische Waren und bieten Vorführungen.

Gerüchte über eine abgelegene Siedlung im Regenwald, bewohnt von sehr viel wilderen Indios, konnten bisher nicht bestätigt werden, reißen aber auch nicht ab. Ebenso die Gerüchte über eine 1964 untergegangene Rangersiedlung im zentralen Tiefland der Insel.

Die Bevölkerung besteht zu 58 Prozent aus Weißen, 39 Prozent aus Nachfahren geflohener Sklaven und zu 3 Prozent aus Indios. Das Gros der Bevölkerung ist protestantisch, es gibt aber auch Katholiken sowie der Natur-, Ahnen und Götterglaube der Indios. Weiterhin findet man bei etwa 40 Prozent der Bevölkerung einen dem Voodoo nahen Glauben, der teils zusätzlich zum christlichen Glauben ausgeübt wird.
Der Islam spielt keine Rolle, ebenso wenig der Buddhismus oder Hinduismus.

Staatssprache ist Englisch, weit verbreitet und im täglichen Gebrauch häufiger als das Englisch genutzt ist die Kreolsprache Calbab (Calamandry Babble), bestehend aus Englisch, verschiedenen afrikanischen Sprachen sowie kleinen Splittern der nur hier anzutreffenden Indio-Sprache. Touristen können Wörterbücher mit Calbab erwerben, Hotels bieten per QR-Code Übersetzungsapps für Android-Geräte zum Download an.

Internet wird auf Calamandry Island per Überseekabel und Satellit realisiert. Anbieter ist die staatliche Telefongesellschaft der Insel, Cala-Talk. Sie ist ebenfalls Anbieter des einzigen Mobilfunknetzes der Insel. Neben GSM für Telefonate steht LTE für mobiles Internet zur Verfügung. Touristen können Prepaid-Karten mit verschiedenen Tarifen erwerben. Eine Flat für Auslandsgespräche und unbegrenztes LTE-Volumen kostet 9.95 Cala-Pounds inklusive SIM-Karte, eine Verlängerung des Tarifs 7,99 Cala-Pounds. Die Währung, das Cala-Pound, ist stabil und eng an das Britische Pfund angelehnt. 100 Cala-Pence zu 1 Cala-Pound.

Die Gesundheitsversorgung wird durch Ärzte, Krankenhäuser und alternative Heilmethoden gewährleistet. Internationale Versicherungskarten werden akzeptiert. Einwohner werden über den staatlichen Medical Service betreut.

Die Insel verfügt über einen Flughafen, den Queen Victoria International Airport, sowie den Queen Anne-Hafen für Personen- und Frachtschifffahrt.
Sehr interessant ist der sehr gute öffentliche Nahverkehr. Dieser entstand früh in der kolonialen Geschichte und entwickelte sich stetig weiter. Heute wird er durch Busse, Mietwagen und Pferdekutschen (!) realisiert.

Die zahlreichen Hotels können weltweit durch Reisebüros, Internetanbieter oder auch auf den Webseiten der Häuser selbst gebucht werden, neben British Airways fliegen auch kleinere mittelamerikanische und karibische Fluggesellschaften Calamandry Island an.

Prolog

Red Joe

Dingyhome, Draketown, Calamandry Island, 06.12.

Bei Nacht sind alle Katzen grau, und ich werd aus der Welt nicht schlau! Dieser Kalauer fällt mir ein, als ich eine kleine Katze auf einer Mauer sitzen sehe.

Es ist nach elf am Abend, ich befinde mich in Dingyhome und nur jede dritte Straßenlaterne funktioniert. Anfangs dachte ich, Kids hätten sich einen Spaß daraus gemacht und die Lampen mit Steinen beworfen, aber die Regelmäßigkeit der Lücken lässt mich eher an Absicht seitens der Verwaltung denken. Hey, ist nur Dingyhome, also sparen wir dort etwas Strom und lassen die Menschen im Dunkeln tappen. Dort leben eh nur Maden und die scheuen das Licht!

Natürlich heißt Dingyhome nicht wirklich Dingyhome, aber jeder nennt das Viertel so. Hier leben jene, die den Kitt vom Fensterrahmen kauen und in Buden hausen, in denen andere nicht mal tot auf dem Sofa liegen wollen.

Seien wir ehrlich – für die Vorstufe zum Slum ist »Royal Canal« ein viel zu hochtrabender Begriff.

Aber so heißt Dingyhome nun mal; zumindest laut Landkarte der Stadt. Der Grund liegt in dem Kanal, der in den Gründerjahren verschiedene Stadtgebiete mit frischem Wasser aus dem Kalaharesz versorgen sollte.

Inzwischen wurde der Kanal stillgelegt und überbaut, aber der Name blieb.

Kurz neige ich den Kopf zur Seite und locke die Katze an. Tatsächlich erhebt sie sich, dehnt ihre Glieder, macht einen Katzenbuckel und kommt näher, um sich streicheln zu lassen. Anschließend schnuppert sie an mir, knabbert liebevoll an meinem Finger und verschwindet im Dunkel der Nacht.

An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass ich nicht sonderlich gut mit Menschen umgehen kann. Abgesehen von meinen Eltern und Geschwistern gibt es niemanden, der jemals so etwas wie Liebe für mich empfunden hätte, und was Freundschaften anbelangt, so fällt mir das Anbandeln und deren Pflege schwer. Es gibt Typen und Frauen, mit denen ich hin und wieder einen trinken gehe. Aber schon, wenn es um Einladungen zu irgendwelchen Geburtstagspartys oder Silvesterfeiern geht, enden alle Freundschaften.

Tiere hingegen sind ein ganz anderes Thema! Sie reagieren auf mich, lassen sich streicheln und sind das, was man gemeinhin als zutraulich bezeichnet. Und das gilt nicht nur für Katzen und Hunde, sondern für so ziemlich jedes Tier, welches mir jemals begegnete.

Ich schaue der Katze nach, setze aber dann meinen Weg fort. Red Joe, so genannt, weil er das verflucht roteste Haar hat, das man sich nur denken kann, hätte vor zwei Tagen bei Gericht erscheinen sollen, um sich wegen sexueller Nötigung, Körperverletzung und anderer, wenig erquicklicher Dinge zu verantworten.

Natürlich hatte er es vorgezogen, genau das nicht zu tun. Wie der Staatsanwalt bei der Vorverhandlung bereits befürchtet hatte, würde eine Kaution dazu führen, dass Red Joe – Joe Hunter – untertauchen würde.

Es hatte den Richter nicht weiter interessiert.

Zehn Minuten, nachdem die Verhandlung mangels Angeklagtem hatte auf unbestimmte Zeit verschoben werden müssen, hatte mein Smartphone geklingelt. Sowohl der Staatsanwalt als auch ich kennen Red Joe seit Jahren. Wir wissen sehr genau, was wir von ihm erwarten dürfen und was nicht.

Freiwillig vor Gericht zu erscheinen ist bei ihm so wahrscheinlich, als würde er künftig pures Gold kacken!

Sein Nicht-Erscheinen ist nun drei Tage her und das Abklappern seiner mir bekannten Fluchträume verlief erfolglos. Nun aber weiß ich, wo er steckt. Geht diese Nacht zu Ende, sitzt Red Joe in einer kleinen Zelle und wartet auf seine Verhandlung.

Oder, aber das hoffe ich nicht, er liegt in Leichenhalle DT-04, zuständig für Dingyhome und die beiden angrenzenden Viertel.

Ohne Hast schiebe ich mir einen Kaugummi in die linke Wangentasche, überprüfe ein letztes Mal die Adresse, die mir mein Informant nannte, dann schlendere ich die Canal Street hinab, stoppe vor Nummer 134 und teste, ob sich die Tür öffnen lässt.

Leise quietschend gleitet sie auf – das Glück ist einmal mehr mit der Fleißigen.

Vorsichtig, um niemanden auf meine Anwesenheit aufmerksam zu machen, betrete ich den Gang und wünschte, ich könnte das Haus sofort wieder verlassen, denn der Gestank ist atemberaubend. Verdorbene Lebensmittel, Schimmel und Ausdünstungen bilden einen Mix, der mich fast würgen lässt.

Früher war im Erdgeschoss eine Bäckerei beheimatet. Das ist schon lange her; heute sind die großen Schaufenster mit Rollläden und starken Balken gesichert. Gleiches gilt für die Ladentür; der Weg ins Gebäude führt seitlich des Schaufensters durch eine normale Haustür. Links von mir ist eine Tür angelehnt; dahinter liegt die Backstube und sie ist der Quell des Gestanks. Vorsichtig schaue ich hinein, sehe, dass sich niemand darin aufhält, und lasse kurz meine Taschenlampe aufblitzen.

Bei den Göttern!

Ich erkenne meinen Irrtum augenblicklich. Keine Lebensmittel, die hier verrotten, sondern ein Mensch!

Mein Blick fällt auf einen Metalltisch. Früher wurden darauf vielleicht Brote geknetet, nun liegt dort ein Mann und verrottet in der feuchten Wärme, die sich zwischen den Wänden verfangen hat. Tote Augen glotzen mich aus einem faltigen Gesicht heraus an. Weißes Haar umgibt seinen Kopf, als sei es ein verdammter Heiligenschein.

Hinter dem Mann an der Wand sehe ich eine einfache Destille für Whiskey und ein paar Flaschen mit Flüssigkeit. Offenbar war der Typ ein Moonshiner1; vielleicht brachte ihn das am Ende um.

Als ich weitergehe, fällt mir ein alter Folksong ein.

I’ve been a moonshiner for many a year
And I’ve spent all me money on whiskey and beer
I’ll go to some hollow and I’ll set up my still
And I’ll make you a gallon for a ten shilling bill
I’m a rambler, I’m a gambler,
I’m a long way from home
And if you don’t like me
You can leave me alone
I’ll eat when I’m hungry
And I’ll drink when I’m dry
And if moonshine don’t kill me
I’ll live till I die

Ich singe den Song in Gedanken, während ich die Treppe hinaufschleiche. Red Joe hält sich angeblich im ersten Stock auf, gemeinsam mit seiner Freundin Claire. Und nein, das ist nicht jene Dame, die er missbraucht und bis zur Bewusstlosigkeit geprügelt hatte. Die liegt noch immer im Krankenhaus und erholt sich von den Schlägen. Wobei Joe angab, einen guten Grund für sein Verhalten gehabt zu haben, denn laut ihm wollte sie ihn übers Ohr hauen. Schließlich sei sie sein Pferdchen und habe abzuliefern, was sie über Tag einnimmt. Doch sie wollte einen Teil unterschlagen und bereute dies bitter.

Ich weiß nicht, ob er das tatsächlich als mildernden Umstand wissen wollte, ob er nicht nachdachte, als er diese Story zu Protokoll gab, oder ob auch er von dem Moonshine intus hatte. So, so oder so war es ziemlich dämlich und dürfte ihm am Ende einen Aufschlag einbringen.


Die vollständige Story steht als PDF, EPUB, MOBI und AZW3 zum Downloaden zur Verfügung.

Bisherige Downloads PDF: 432
Bisherige Downloads EPUB: 542
Bisherige Downloads MOBI: 250
Bisherige Downloads AZW3: 248

Schreibe einen Kommentar zu Hans Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Show 1 footnote

  1. Jemand, der Schnaps oder Whiskey selbst brennt. Der Ausdruck stammt aus der Zeit der Amerikanischen Prohibition. Damals brannten die Schwarzbrenner ihren Stoff bei Nacht, um den Dampf der Kühlflüssigkeit besser verschleiern zu können. Selbstgebrannten nennt man auch Moonshine. »Ich trank zwei Gläser Moonshine und habe einen Hangover, als habe ich eine Flasche gesoffen!«

2 Antworten auf Paraforce Band 40

Schreibe einen Kommentar zu Hans Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert