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Abenteuer und Wanderungen der sieben Schwaben Teil 8

Abenteuer und Wanderungen der sieben Schwaben
als des Blitz-, Spiegel-, Nestel-, Knöpfle-Schwab, Seehaases, Gelbfüßler und Allgäuer.

George Jaquet’s Verlagsbuchhandlung. Augsburg, 1855.

Der allzeit sauft und allzeit schlemmt,
behalt zuletzt nicht ein gutes Hemd!

Abenteuer von den sieben Schwaben

Wie sie endlich wieder auf freies Feld kamen, sagte der Allgäuer: »By Gott! Es ischt ein Tun. Haben wir keinen Weg, so machen wir uns einen. Kenn’ i do de Gründte1 und so wolle mer d’Iller scho finde.« Dann, meinte er, könne die Brücke auch nicht weit sein. Indem war es dunkel geworden, und sie kamen an einen Abhang, in dessen Tiefe es wallte und wogte wie ein blauer See! Es war nämlich unten ein

Feld voll blühenden Flachses, welcher vom Wind heftig bewegt wurde. Sie aber hielten es für einen See.

»Potz Blitz!«, rief der Blitzschwabe, »was ist da zu machen? Durch müssen wir, sonst kommen wir nicht an Ort und Stelle. Allgäuer! Mach den großen Christof und trage uns hinüber!«

»By Gott!«, entgegnete dieser, »ich mag wohl ins Wasser gehen, aber nicht weiter als

bis an den Hals.«

Der Nestelschwab lamentierte, dass er nur mit einer Hand rudern könne, indem er mit der anderen die Hosen halten müsse. Der Knöpfleschwab fürchtete die gefräßigen Walfische. Indem er aber so stand und betrübt in die Tiefe blickte, schlich sich der Blitzschwab hinter ihn und rannte ihn flugs hinab, indem er sagte: »Frisch

gewagt ist halb geschwommen!«

»Der sinkt nicht unter«, sagte der Gelbfüßler, »da kann man’s wagen!« Und hüpfte hinab wie ein Laubfrosch.

Ihm folgte der Seehas, nachdem er zuvor in die Hände gespuckt und einen tüchtigen Anlauf genommen hatte. Auch der Allgäuer wollte nicht der Letzte sein, warf seinen Spieß voran und hupfte nach. An seinen Hosenbändel hatte sich der Nestelschwab gehängt, weshalb er weicher fiel als alle Übrigen. Und war dies der einzige Fall in seinem Leben, da er einmal klug gehandelt. Da lagen sie nun alle eine Weile, krabbelten sich dann empor, griffen mit einer Hand nach ihren Rippen, mit der anderen nach dem Spieß und wateten durch den See, der ihnen

nur bis an den Hosenknopf reichte und dem Allgäuer nur bis an die Grattel. Der Knöpfleschwab aber war sehr verdrießlich, nicht zwar, weil er sich alle Augenblicke mit den Beinen verstrickte und hinfiel, sondern weil er so oft wieder aufstehen musste.

Des anderen Tages mussten sie mitten durch eine Herde Vieh. Der Gemeindehag2, ob ihres Aufzugs stutzig gemacht, wollte sie nicht für seines Gleichen erkennen, sondern grommelte mit vorgestreckten Hörnern und schwänzelnd auf sie los. Alle nahmen sogleich Reißaus, liefen, »was gitt’s, was hosch« auf einen hohen Zaun los,

den sie erkletterten und nun oben saßen wie die Wiedehopfe. Der Allgäuer aber ließ den Wolle ruhig herankommen, packte ihn bei Horn und Ohr, zog und wurde gezogen; kurz, er »haarete3 mit dem Hägle wie mit eusereis.« Die Wiedehopfe auf dem Zaun lugten der Unfuhr zu, voll Gaude über die Kraft und Gewandtheit des Allgäuers oder, wie er sich selbst mit einigem Stolz nannte, des Oberländers.

Das Gefecht aber näherte sich dem Zaun. »das Hägle« ersah sich seines Vorteils und

hätte den Oberländer beinahe gespießt, welcher mit genauer Not durch den Zaun entwischte. Der Stier aber rannte so gewaltig gegen selben, dass die Wiedehopfe herabpurzelten, was zum Glück gegen die andere Seite des Zaunes geschah, wo ihnen der grimme Gegner nicht beikommen konnte.

Der Allgäuer und der Hag sahen sich aber lange noch über den Zaun an, bis endlich Letzterer den Gescheiteren machte und davonging.

Dann holte der Allgäuer seinen Spieß und die sieben Schwaben zogen weiter.

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Show 3 footnotes

  1. Schöner und weit sichtbarer Berg im Allgäu
  2. Stier. Wird auch Wolle und Wollochs genannt.
  3. Raufte mit dem Stier wie mit seinesgleichen

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