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Professor Zamorra Band 1201 – Wüstentod

Ian Rolf Hill
Professor Zamorra Band 1201
Wüstentod

Grusel & Horror, Heftroman, Bastei Lübbe AG, 51063 Köln, 09. Juni 2020, 68 Seiten, € 1,90, Titelbild: Nestor Taylor/Bassols

Handlung

Monica Peters zeigt Zamorra und Nicole ein schockierendes Video mit schrecklich zugerichteten Leichen. Bei den Opfern handelt es sich um eine Gruppe von Paläontologen, die Ausgrabungen auf der Suche nach Überresten von Dinosauriern in der Wüste Gobi vorgenommen haben. Der Auftraggeber ist der mongolische Bergbau-Magnat Bahadur Khan, ein ehemaliger Geschäftspartner von Robert Tendyke. Bei weiteren Recherchen über Bahadur Khan war Monica auf den Namen des Götzen Muurgh gestoßen. Dieser Name hatte nicht nur Monica alarmiert, auch Zamorra und Nicole plagen plötzlich böse Erinnerungen an den Magier Amun-Re und seine Blutgötzen. Kann es sein, dass in der Wüste Gobi ein Erbe ihres alten Feindes existiert? Zamorra und Nicole sind sofort bereit, Nachforschungen zu beginnen.

Mit einer von Monica bereitgestellten Privatmaschine fliegen sie von Paris aus direkt in die mongolische Hauptstadt Ulaanbaatar. Dort werden sie von Bahadur Khan empfangen. In dessen privater Leichenhalle können die Dämonenjäger die Opfer noch einmal in Augenschein nehmen und der Sektion an einem der Opfer beiwohnen. Dabei werden Wurmwesen im Leibesinneren des Opfers gefunden. Bahadur erzählt den Dämonenjägern nach der Sektion die Legende um den Allghoi Korkhoi, auch mongolischer Todeswurm genannt. Zamorra und Nicole sollen sich einem Spezialteam anschließen, um an der Ausgrabungsstelle ein ausgewachsenes Exemplar des Todeswurms einzufangen. Ein Angriff der Todeswürmer fordert zahlreiche Opfer unter den begleitenden Söldnern. Nachdem Nicole die Gefahr vorerst bannen konnte, ergibt eine Untersuchung des Angriffes, dass die Todeswürmer, so schrecklich sie auch sind, nur Parasiten seien, die durch ein riesiges Ungeheuer verteilt werden. Was kommt da noch auf Zamorra und Nicole zu?

Leseprobe

Er erhob sich und half Nicole auf die Beine. Gemeinsam gingen sie zum Rand der Plattform, wo bereits die Söldner standen und winkten. Als Zamorra und Nicole auf sie zutraten, wichen sie zur Seite. Dabei beäugten sie die Dämonenjäger mit einer Mischung aus Misstrauen und Bewunderung. Sie wussten, wem sie ihre Rettung zu verdanken hatten. Doch die Art und Weise, wie das geschehen war, verstanden sie nicht. Und das machte ihnen Angst.

Zamorra lächelte ihnen beruhigend zu. »Keine Sorge, wir beißen nicht.« Um das Eis zu brechen, stellte er sich und Nicole noch einmal vor. Die drei Männer hatten nicht mit ihnen im Hubschrauber gesessen, also waren sie mit der zweiten Maschine gekommen.

Einer von ihnen war jenseits der vierzig. Seine Haut war grobporig und sah aus wie gegerbtes Leder. Dem Äußeren nach schien er aus Mexiko oder Lateinamerika zu stammen. Ein dichter Vollbart wucherte um Lippen und Kinn. Über dem nackten Oberkörper trug er eine Camouflage-Weste. Das lange, strähnige Haar hatte er im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden.

»Ich war zusammen mit Jérôme in der Legion«, knurrte er. »Sie gaben mir den Namen Yves Bennett. Aber die meisten nennen mich El Carnicero.« Er fletschte das Gebiss, das durch eine beträchtliche Anzahl an Goldzähnen ziemlich wertvoll war.

»Der Schlachter«, sagte Nicole. »Wie sinnig.«

El Carniceros Kameraden waren jünger, ungefähr Mitte zwanzig. Vermutlich hatte sie das Geld dazu getrieben, sich der Truppe von Bahadur Khan anzuschließen. Es waren beides Mongolen, deren Familien noch als traditionelle Nomaden lebten.

Sie hießen Dschingis und Attila.

Die Vermutung, dass sie sich die Namen selbst gegeben hatten, lag nahe.

Im Gegensatz zu den Legionären sprachen sie zwar kein Französisch, dafür aber ein leidlich gutes Englisch. Die Erleichterung darüber, dass ihre Kameraden, die sie bei den Felsentrümmern zurückgelassen hatten, lebten, stand ihnen ins Gesicht geschrieben.

Sowohl Noémi Mészáros als auch die beiden Zoologen und die zwei zurückgebliebenen Söldner hatten sich auf die Felsblöcke gerettet.

Nicole bemerkte im Sand die Fetzen mehrerer Würmer, die von den Soldaten regelrecht zerschossen worden waren.

»Ist alles in Ordnung bei Ihnen?«, rief Noémi.

Zamorra schüttelte den Kopf. »Das können wir nicht gerade behaupten!«, antwortete er. »Aber die Gefahr scheint fürs Erste gebannt zu sein! Trotzdem würde ich davon abraten, den Boden zu betreten!«

Er wandte sich wieder zu Nicole um. »Was meinst du? Ob die Erschütterungen die Biester an die Oberfläche geholt haben?«

»Du meinst wie in Tremors – im Land der Raketenwürmer?« Sie verzog die Lippen. Es sollte ein Lächeln sein, doch es wurde nur eine gequälte Grimasse. Die Situation war zu ernst, um Scherze zu machen. Sie zuckte mit den Achseln. »Gut möglich.«

»Kannst du mit dem Dhyarra einen Weg von der Ausgrabungsstätte zu den Wohncontainern anlegen?«

Sie nickte. »Sicher. Aber gib mir noch etwas Zeit.«

»So viel du brauchst, chérie!«, erwiderte er und schritt über die verglaste Plattform. Neben einer eingeschlossenen Leiche ging er in die Hocke.

»Was haben Sie da?«, fragte El Carnicero und gesellte sich zu dem Parapsychologen.

»Einen der Würmer«, antwortete dieser.

»Drecksviecher!«, rief der Söldner und spuckte aus.

Zamorra ging nicht auf den Kommentar ein.

»Was hast du vor?«, fragte Nicole, als sie sah, wie Zamorra den Blaster von der Magnetplatte löste.

»Ich will das Tier herausschneiden! Keine Bange, ich will den Todeswurm nicht befreien. Ich werde ihn mitsamt dem verglasten Sand aus der Plattform heraustrennen.«

Sie schürzte die Unterlippe. »Aber wozu? Warum willst du ausgerechnet den da haben? Es liegen doch genügend andere herum.«

»Ja, schon«, antwortete er. »Aber dieses Exemplar ist nicht nur in einem Stück, es lebt auch noch!«

Meinung

Erster Band eines Zweiteilers von Ian Rolf Hill. In der John Sinclair-Serie ist Ian Rolf Hill als wandelndes Lexikon bekannt. Hatte er für Zamorra bislang Einzelromane ohne allzu tiefe Serienanbindung geschrieben, so ändert sich dieses mit dem vorliegenden Roman. Ian Rolf Hill geht, was Amun-Re betrifft, weit in die Vergangenheit der Serie zurück. Dabei stellt er unter Beweis, dass er sich auch in der Geschichte der Zamorra-Serie gut auskennt. Mit der Mongolei und der Wüste Gobi hat er sich auch einen nicht alltäglichen Handlungsort ausgesucht. Die Beschreibungen der Hauptstadt Ulaanbaatar und auch diejenigen über die vorgefundenen Dinosaurier-Überreste haben mir sehr gut gefallen. Als Leser hat man gleich das Gefühl, dass sich Ian Rolf Hill bestens vorbereitet und recherchiert hat, bevor er diesen zweiteiligen Roman schrieb. Viel Mühe und Arbeit sicherlich, die sich aber gelohnt hat.

Bei den Namen der mitwirkenden Personen hat sich Ian Rolf Hill unter anderem bei bekannten mongolischen Stammesfürsten bedient. Es gibt einen Temudschin, genauso wie Doktor Kublai. Kein Zufall dürfte die Ähnlichkeit des sogenannten Mega-Organismus mit Godzilla sein. Ich weiß, dass auch Ian Rolf Hill ein Faible für diese und ähnliche Filme hat. Mich faszinieren die Monsterfilme genauso. Bemerkenswert ist noch, dass es die Legende um den Allghoi Khorkhoi tatsächlich gibt. Die Beschreibungen sind mit denen im Roman identisch. Glücklicherweise wurde die Existenz des mongolischen Todeswurms in der Realität aber noch nicht bestätigt. Sehr gut gefallen hat mir auch der kurze Text auf der Coverseite. Meiner Meinung nach wurde die Neugierde auf den Inhalt des Romans dadurch noch verstärkt. Abschließend bleibt mir nur noch die Bewertung.

Hier gebe ich an Ian Rolf Hill die Note 1= Sehr gut und damit auch fünf von fünf Amuletten.

(km)