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Gold Band 3 – Kapitel 8.2

Friedrich Gerstäcker
Gold Band 3
Ein kalifornisches Lebensbild aus dem Jahre 1849
Kapitel 8.2

Im Lager waren indessen noch andere Amerikaner aus den benachbarten Minen eingetroffen, die von der gestrigen Schilderhebung der Mexikaner gehört hatten, und nun herbeieilten, ihren Landsleuten beizustehen. Sie alle trugen Büchsen und manche wilde sonngebrannte Gestalt war unter ihnen, in Jagd- und Indianerkämpfen noch von der Heimat her abgehärtet. Hale kannte auch mehrere von diesen und hoffte, dass sie eher dem Gesetz als jenen rauflustigen Gesellen beistehen würden, falls es mit diesen zum Äußersten kommen sollte.

Hales kleines Zelt hielt aber die Menge nicht, und man beschloss zuletzt in offener Flat, wozu der rote Boden hinter den Zelten treffliche Gelegenheit bot, die Jury zu versammeln. Zwanzig geschäftige Hände waren auch gleich beschäftigt, ein paar der dortigen Gruben zuzuwerfen und einen genügenden Platz dazu zu ebnen. Auf einem der Erdhaufen wurde dann, etwas erhöht, ein Stuhl für den Alkalden hingesetzt und rasch Pfosten eingeschlagen und Bretter darüber gelegt, Bänke für die gewählte Jury herzustellen.

Trotzdem nun, dass Siftly sein Äußerstes versucht hatte, mit zu dieser Jury zu kommen, hatte man keinen der bekannten Spieler darin haben wollen. Die Amerikaner gaben sich wohl dem Spiel hin und verschleuderten ihr Gold darin, aber sie kannten auch die Burschen, die ein Geschäft daraus machten, und hielten sie einer solchen Ehrenstelle unwürdig. Es sprach sich allerdings niemand darüber aus. Die Spieler erhielten jedoch nur wenige Stimmen, und selbst diese nur von Gelichters ihrer Art. Siftly stand nun, die Serape fest um sich her geschlagen, den breitrandigen Hut in die Augen gedrückt, nicht weit von Hetsons Stuhl, den Gang der Verhandlung von dort zu beobachten.

Es war halb fünf geworden. während der Angeklagte von seinen Wächtern herbeigeführt wurde, erschien auch Hetson zwischen den Männern, aber es wäre schwer gewesen, den Schuldigen unter den beiden herauszusuchen, so ernst, so totenbleich sahen beide aus.

Den Richter begrüßten Manche der rauen, eben eingetroffenen Schar, die indessen von Hale gehört hatte, wie tüchtig er sich gestern benommen habe. Wehte doch auch seine Siegestrophäe, die mexikanische Flagge, noch immer unter der amerikanischen, allen Feinden zum Trotz. Sie schüttelten ihm die Hand und bedauerten nur, dass sie den Spaß nicht hätten mitmachen können.

Der Himmel hatte sich wohl etwas aufgeklärt, und noch während die Leute ihre Plätze einnahmen, brach sich in den oberen Luftschichten die Sonne Bahn, gerade über Kopf den lichten blauen Äther zeigend. Dadurch aber drückte sie freilich den zähen Nebel nur noch fester auf den Boden nieder.

Der für die Jury bestimmte Platz war nun hergestellt und alles dazu versammelt. Nur Hetson zögerte noch immer, zu beginnen, weil er hoffte, dass der Deutsche doch am Ende noch mit dem Entlastungszeugen eintreffen könne. Aber die Jury selber wurde ungeduldig, und die Amerikaner wollten solche Ausflüchte, wie sie es nannten, nicht länger gelten lassen. Die festgesetzte Zeit war verstrichen, der Abend vor der Tür und das vergossene amerikanische Blut schrie um Rache. Hetson konnte es auch nicht entgehen, dass sich die meisten seiner Landsleute in wilder gärender Aufregung befanden. Das Resultat der ganzen Verhandlung durfte kaum mehr zweifelhaft sein. Golway war verloren, wenn diese Leute sein Urteil sprechen durften.

Lauter und dringender verlangten sie auch nun den Beginn der Verhandlung. Sie wollten nicht länger hinausgehalten sein und die nächste Stunde musste das Schicksal des Gefangenen entscheiden. Hetson gab endlich das Zeichen zur Eröffnung der Court.

Von den Geschworenen hatte Golway auf Hales Rat nur Briars zurückgewiesen, obwohl er anfangs die Jury gar nicht anerkennen und gegen das ganze Verfahren protestieren wollte. Hale aber bewog ihn zuletzt, das nicht zu tun, da es an der Sache auch nicht das Geringste ändern und die schon überdies gegen ihn herrschende Stimmung nur verschlimmern könne.

Cook trat nun als Ankläger vor und erzählte so einfach wie möglich den ganzen Tatbestand. Wie Johns, mit dem er zusammen gearbeitet hatte, im Wald ermordet und verscharrt gefunden worden wäre, wie er sein Pferd an den Mann da verkauft habe und von ihm ein Stück Gold bekommen hätte, das er beschwören könne, es sei Johns’ Eigentum gewesen, von dem sich jener gutwillig auf keinen Fall getrennt hätte. Er beschrieb dann, wie sie dieses und noch zwei andere auffallende Stücke zusammen ausgegraben hätten, von denen sich freilich nur das eine bei dem Gefangenen befunden habe. Johns aber habe sich damals ausnehmend darüber gefreut und sie seiner Mutter schicken oder bringen wollen – und nun läge er in seinem blutigen Grab, während die arme Frau daheim auf Nachricht von ihrem Sohn umsonst und immer wieder umsonst warte. Könne der Fremde beweisen, von wem er das Stück habe, so sei damit auch seine Unschuld ausgesprochen. Könne er das nicht, so meine er wenigstens, man müsse ihn darüber zur Rechenschaft ziehen.

Wildes Gemurmel drohender Stimmen durchlief die Versammlung, als Cook seine Anklage beendet hatte. Das Bild, das er, wenn auch ganz unabsichtlich, vor ihnen heraufbeschwor, hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Mitleid mit der armen Mutter, Abscheu gegen den feigen Mörder des Sohnes füllten ihre Herzen.

In dieser, gegen ihn arbeitenden Stimmung erhob sich nun der Angeklagte. Wenn sein Antlitz auch noch bleich war und seine Stimme zu Beginn zitterte, sammelte er sich bald. Sein Auge belebte sich, und der Gefahr in die Zähne, die ihn hier bedrohte, wies er die Anklage entrüstet von sich ab. Mit kurzen Worten erzählte er dabei, wie er am Macalome gearbeitet hatte, das Leben aber bald überdrüssig geworden wäre. Er sei ein Seemann, auf der See daheim, und habe eben dorthin zurückgewollt, als ein unglückselig Missverständnis ihn hier aufgehalten hat. Das Gold, das er aus dem Erlös seines Zeltes und Werkzeuges gelöst, habe er allerdings nicht so genau betrachtet, die einzelnen Stücke zu kennen. Je mehr er aber darüber nachdenke, je mehr sei er überzeugt, dass er das fragliche Stück von dem Mann erhalten habe, dem er sein lahm gewordenes Pferd verkauft habe, wenn dieser auch, wie ihm der Sheriff mitteilte, die Sache leugne. Übrigens könne er den Mord nicht verübt haben, da er erst vorgestern Abend spät vom Macalome aufgebrochen wäre. Das würde er beweisen, wenn man ihm Zeit und Gelegenheit gäbe, die Zeugen dafür zu bringen. Ein junger Deutscher habe das unternommen, sich jedoch wahrscheinlich im Nebel verirrt. Sie dürften aber über keinen Mann richten, dem sie nicht erst volle Gelegenheit geboten hätten, sich zu rechtfertigen. Deshalb verlange er, nach Macalome geführt zu werden, seine Unschuld darzutun.

»Das glaub dir der Teufel!«, schrie da Briars auf, »dass du uns unterwegs in Dickicht und Nebel durch die Lappen gingst, nicht wahr? Warum nicht lieber die Zeugen in Alt-England holen?«

»Ruhe in Court!«, rief da der. »Briars, Ihr habt kein Wort hier einzureden.«

»Hab ich nicht?«, höhnte ihn aber dieser, »so wollen wir sehen, wer das letzte Wort hier hat – wir oder die Tintenkleckser. Er soll beweisen, von wem er das Stück Gold hat, und da er das nicht kann, soll er hängen.«

»Ich will verdammt sein!«, rief Hale und wollte auf den frechen Burschen eindringen, die Würde seines Sheriffamtes hier zu wahren.

»Halt Hale!«, rief ihm da der Alkalde zu, »lasst für jetzt den Burschen mit seiner Drohung zufrieden und ruft uns Boyles hierher, sich gegen die Anklage zu verteidigen.«

»Boyles – oh Boyles!«, rief es jetzt von mehreren Stimmen durch die Versammlung.

»Wo zum Henker steckt er denn, er war doch vorher da? Oh Boyles?«

Einzelne gingen in die Zeltstraße, nach dem Verlangten zu suchen, und andere wurden zu seinem und Kentons Zelt geschickt, ihn dort aufzutreiben. Er war aber nirgends zu finden. Nach etwa einer Viertelstunde kehrten alle unverrichteter Sache wieder zurück.

»Was zum Henker braucht es denn auch Boyles?«, rief da der sich wieder vordrängende Briars. »Schwört mich als Zeugen ein an seiner statt, denn ich war dabei, wie ihn Hale nach dem Stück fragte. Er weiß nichts davon und hat es im

Leben nicht gesehen. Das sind auch alles nur Flausen, die der Bursche machen will.«

»Ich dank Euch, Sir«, antwortete aber Hetson ruhig dem der Aufenthalt erwünscht kam, »Euch können wir für einen anderen nicht zum Zeugen gebrauchen. Bis Boyles nicht herangeschafft wird, müssen wir die Verhandlung aussetzen.«

»Ich sollte doch denken,« sagte da Siftly, »der Sheriff, der mit dem Mann schon gesprochen hat, würde da am besten für ihn eintreten können. Wir Amerikaner sind einmal fest entschlossen, dass die Sache vorwärts geht. Von uns allen ist wohl nicht einer hier, der Boyles eines Mordes fähig hielte.«

»Ich werde nicht für Boyles eintreten«, sagte da Hale. »Ich habe ihn allerdings gefragt und ihm das Stück gezeigt, und er hat mir gesagt, dass er nichts davon wisse.«

»Nun, was wollen wir denn mehr?« rief Briars.

»Sein ganzes Benehmen dabei gefiel mir aber nicht«, fuhr Hale ruhig fort, »er schien mir selber nicht so ganz sicher zu sein und jedenfalls mag er seine Antwort auch hier selber abgeben. Überdies habe ich ihm angezeigt, dass er in der Court erscheinen möge.«

»Gentlemen of the jury«, sagte da Hetson, »die ganze Anklage dieses Mannes, gegen den sonst nicht das geringste Verdächtige vorliegt, beruht auf diesem einen Stück Gold, und gerade der Mann, von dem er glaubt, dass er es erhalten habe, ist trotz erhaltener Vorladung hier nicht anwesend. Ich bin deshalb der Meinung, dass es in der Ordnung sei, die Jury so lange zu verschieben, bis er wenigstens aufgefunden ist.«

»Und wenn nun Boyles nicht erscheint?«, fragte da Siftly, » wenn er vielleicht, an Eurer langweiliges Gericht gar nicht denkend, irgendwo in die Berge gegangen ist, zu prospektieren.«

»Dann werde ich den Gefangenen, mangelnder Beweise wegen, entlassen«, sagte ruhig der Richter.

»Und ist das auch Euere Meinung, Ihr Männer von Kalifornien?«, schrie da Briars, »sollen wir diese australischen Verbrecher hier mit Pistole und Dolch unter uns herumwirtschaften und sie unser amerikanisches Blut vergießen lassen, um nachher zuzusehen, wie sie von einem schwachköpfigen Richter freigegeben werden und uns auslachen?«

»Der Bursche ist überführt«, rief nun auch Siftly und mehrere andere. »Was schiert uns Boyles? Mit dem haben wir nichts zu tun.«

»Und dann wollen wir auch keine Umstände weiter machen«, setzte Briars vorspringend hinzu. »Wer echtes amerikanisches Blut in den Adern hat, folge mir!« Mit den Worten eilte er auf den Gefangenen zu, während Siftly und acht oder zehn andere seines Gelichters um ihn herdrängten.

»Briars, ich warne Euch!«, schrie da Hale. »Ihr greift mir hier ins Amt, und verdammt will ich sein, wenn Ihr dem Mann ein Haar krümmt, ohne meinen Willen.«

»So sei es, mein Bursche«, sprach Siftly, der den Gefangenen an der Schulter fasste, ihn empor zu reißen.

Eine raue Hand packte ihn aber an der Brust und warf ihn dermaßen von dort zurück, dass er sich kaum auf den Füßen halten konnte.

»Hölle und Teufel!«, schrie da der Spieler in voller Wut. »Tritt mir das Breigesicht dort wieder in den Weg? Du kommst gerade recht, mein Bursche!« Mit diesen Worten riss er den Revolver auch aus der Tasche. Ehe er ihn aber nur spannen oder richten konnte, hatte ihn Lanzot unterlaufen und fasste ihn an der Kehle, während einer der Geschworenen zugesprungen war, die in solcher Menge zu gefährliche Schusswaffe unschädlich zu machen.

Nicht so harmlos lief der ebenso rasch geführte Kampf zwischen Hale und Briars ab, denn als der Sheriff neben Lanzot vor den Gefangenen sprang, stieß der fast rasende Bursche mit dem scharfen, ausgezackten und mit Messing beschlagenen Kolben seiner Büchse gerade nach des Sheriffs Gesicht, und traf er es ordentlich, hätte er es zerschmettert. Hale behielt auch kaum Zeit, den Kopf zu drehen, und selbst da noch riss ihm die untere Kante den Backen auf. Hale war aber mit seinem Revolver schneller als Siftly. Ehe Briars den Stoß wiederholen konnte, warf ihn der gerade in sein Antlitz gefeuerte Schuss in seinen Fährten tot zu Boden.

Merkwürdig ruhig hatten sich bei diesem ganzen Kampf, dessen Dauer kaum nach Sekunden zählte, die frisch eingetroffenen Amerikaner benommen. Keiner von ihnen redete auch nur ein Wort hinein und hob eine Hand, so lange der Wortstreit dauerte.

Kaum hatte aber der wilde Briars seinen Angriff gemacht und Siftly die Waffe gezogen, als sie fast sämtlich ihre Büchsen in die Höhe warfen und über Briars’ Leiche weg, vor den Gefangenen und den verwundeten Sheriff traten.

Ein alter Mann von kleinem, aber zähem Körperbau, mit schneeweißen langen flatternden Haaren, in ledernes Jagdhemd, Leggins und Mokassins gekleidet, schien der Anführer von diesen zu sein, wenigstens die meiste Autorität zu besitzen, und war unter dem Namen des »kleinen Teufels« auch rings in den Minen gut genug bekannt.

»Seid Ihr Amerikaner?«, schrie der aber nun die Raufbolde wütend an, indem er seine lange Büchse in Anschlag hob und die Mündung gerade gegen die Burschen gerichtet hielt. »Pfui über Euch Gesindel, und Gott soll mich strafen, wenn ich nicht dem Ersten, der wieder eine Hand aufhebt, die Sonne so richtig durch sein Hirn scheinen lasse, wie ich das alte Schießeisen hier in der Hand halte.«

»Lasst mich los!«, schrie aber Siftly, die Drohung nicht hörend oder nicht beachtend. »Sein Herzblut muss ich haben.«

»Hinter ihm weg da!«, rief aber nun der Sheriff, der ebenfalls gereizt, mit gespanntem Revolver vor und Siftly gegenüber sprang. »Einen Schritt vorwärts, mein Junge, und du kannst dich mit dem da zusammen begraben lassen.«

»Feige Hunde!«, tobte da der Spieler, ganz außer sich. »Alle über einen, und eine Bande von Fremden zu schützen. Ist denn kein Mann unter Euch, der es wagt, sich mir zu stellen?«

»Hier nicht! Verdammt will ich sein, wenn hier in Court noch einer eine Hand hebt!«

»Wenn Ihr einen Wunsch habt, Sir«, sagte da Lanzot kalt, »so stehe ich Euch morgen früh mit Vergnügen zu Diensten. Ich habe schon einmal vergebens auf Euch gewartet.«

»Gut! Beim Teufel, ich nehme dich beim Wort, mein Bursche« jubelte aber Siftly. »Dort drüben am Hügel morgen früh sieben Uhr …«

Lanzot neigte sich kalt gegen ihn, als klappernde Hufschläge die Straße niedertönten.

»Nolten, bei Gott!«, rief der Sheriff, als aus dem Nebel die Gestalten dreier Männer auftauchten, die quer durch die Zelte herübersprengten. »Nolten und Beckdorf.«

»Zu spät?«, schrie aber der alte Mann erschreckt, als er die Leiche vor sich auf dem Boden liegen sah.

»Wenn Ihr dem Lump da helfen wolltet, Nolten, allerdings«, antwortete der greise Jäger und lachte darüber, »aber für den Gefangenen nicht. Kommt Ihr als Zeuge für oder gegen ihn.«

»Für ihn, Mac Kinney, für ihn!«, rief da der alte Nolten, indem er von seinem Pferd sprang und es frei laufen ließ. »Und wie ich sehe, Gott sei Dank zur rechten Zeit.«

»Robins!«, rief aber auch Golway nun jubelnd aus, als er den Mann erkannte, der den alten Nolten begleitete. »Das ist freundlich von Euch, dass Ihr mich nicht im Stich gelassen habt.«

»Im Stich gelassen?«, rief aber der junge Amerikaner, indem er aus dem Sattel und auf den Gefangenen zusprang, ihm die Hand zu schütteln. Da sah er die Bande, die ihn gefesselt hielten. Ohne Weiteres sein Messer aus der Scheide reißend, schnitt er sie durch.

»Landsleute!«, rief er dabei, sich gegen die ihn nun ordnungslos umdrängenden Amerikaner wendend, »den Mann hier habt Ihr eines Mordes beschuldigt und einen wackereren Burschen trägt die Erde nicht. Mich hat er gepflegt, wie ich krank wurde, wie einen Bruder, und dass er Macalome nicht, auch keine Viertelstunde verlassen hat, bis vorgestern Abend, wo wir beide uns trennten, kann ich mit heiligem Eid beschwören.«

»Wenn Ihr noch einen anderen Zeugen haben wollt, so stehe ich hier«, sagte der alte Nolten, »und dass ich nicht lüge – ich dächte dafür wäre ich hier bekannt genug, Hat er Gold bei sich gehabt, das dem Ermordeten gehörte, so klebt dessen Blut doch wahrlich nicht an seinen Händen.«

»So?«, rief Hale, »dann bleibt uns nun nichts weiter übrig, als diesen Mr. Boyles irgendwo aufzuspüren, denn ich habe eine Ahnung, dass wir durch den auf eine andere Fährte kommen. Hurra Jungens, hat noch einer von Euch etwas dawider, dass wir den Engländer unbelästigt ziehen lassen? Na? Wo zum Teufel ist denn die Jury.«

»Oh, eben beim Teufel, Hale«, stieß einer der Leute freudig aus, »ist denn in die Burschen eine Ordnung hineinzubringen?«

Hetson war vielleicht der Einzige von allen Anwesenden, der an dem vorhergegangenen Aufruhr keinen teilgenommen, ja sich nicht gerührt hatte. Nur seine Hand fasste die Schusswaffe, den gefährlichen Revolver, den er so gut wie alle anderen trug; aber er schien erst den Moment zu erwarten, in dem er selber einschreiten wollte. Als die fremden Amerikaner dazwischen sprangen und den Gefangenen schützten, ließ auch seine Hand die Waffe wieder los.

Nun kam er langsam von seinem Sitz herunter. Zu Golway tretend, dessen Arm er fasste, sagte er mit fester, aber bewegter Stimme: »Sir, Sie sind frei, und so leid es mir tut, dass Sie solch ein Unfall hier betroffen hat, so freue ich mich doch jetzt, Ihnen volle Sicherheit versprechen zu können, so lange Sie hier bei uns bleiben wollen.«

»Mr. Hetson …«

»Kommen Sie mit mir«, erwiderte aber der Mann, während er dem Nebenbuhler fest ins Auge sah. »Jenny hat sich sehr um Sie geängstigt.«

Golway schwieg und begegnete dem Blick, dann aber sagte er leise: »Ich glaube, es ist besser, Sie lassen mich ziehen, Sir. Hätten mich die Leute hier nicht gewaltsam zurückgehalten, ich wäre jetzt weit, weit von hier.«

»War es in der Tat Ihre Absicht, die Minen zu verlassen?«, fragte Hetson. Wieder zuckte, wie vor alter Zeit, ein banges, unheimliches Gefühl durch sein Herz.

»Zweifeln Sie daran?«, sagte Golway, ihm ruhig ins Auge schauend.

Hetson erwiderte nichts, aber er ergriff seine Hand und drückte sie fest, fest in der seinen.