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Der Welt-Detektiv Band 6

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Abenteuer des Captains Bonneville 29

Washington Irving
Abenteuer des Captains Bonneville
oder: Szenen jenseits der Felsengebirge des fernen Westens
Verlag von J. D. Sauerländer. Frankfurt am Main, 1837

Achtundzwanzigstes Kapitel

Eine Region voller Naturmerkwürdigkeiten. Die Ebene von weißer Tonerde. Heiße Quellen. Die Bierquelle. Abreise, um die freien Biberfänger aufzusuchen. Die Ebene vom Portneuf. Lava. Spalten und Schlünde. Bannock. Ihre Büffeljagd. Eine Jägersmahlzeit. Schüsselhelden. Herausforderung eines abwesenden Feindes. Der nasse Kamerad. Der indianische Spion. Zusammenkunft mit Hodgkiß. Seine Abenteuer. Die indianischen armen Teufel. Triumph der Bannock. Politik der Blackfeet im Krieg.

Nach Übersteigung eines sehr hohen Bergrückens kam Captain Bonneville nun an den Bear River, der von seiner Quelle bis zu seiner Einmündung in den Große Salzsee die Figur eines Hufeisens bildet. Eine der Hauptquellen dieses Flusses war, obwohl man in der Vermutung stand, dass es dort eine Menge von Bibern gäbe, noch nie von Biberfängern heimgesucht worden, da sie zwischen felsigen Bergen entspringt und durch gefallene Fichten und ungeheure Abgründe versperrt ist.

Diesen Fluss hinabziehend, lagerte die Partie am 6. November an der Ausmündung eines Sees, der ungefähr dreißig Meilen lang und zwei oder drei Meilen breit war, sich völlig in niedere Gebirgsketten eingebettet befand und mit dem Bear River mittelst eines unzugänglichen Sumpfes in Verbindung stand.

Er wird zum Unterschied vom großen Salzwassersee der Kleine See genannt.

Am 10. November besuchte Captain Bonneville einen Platz in der Gegend, der voller Naturmerkwürdigkeiten ist. Eine Fläche von ungefähr einer halben Meile ins Geviert bot eine flache Ebene von weißem Ton oder Walkererde dar, die vollkommen fleckenlos, einer Platte von parischem Marmor oder einer Decke von glänzendem Schnee, gleicht. Die Wirkung davon ist zu allen Zeiten auffallend schön; im Sommer, wenn sie vom Grün der Vegetation umgeben ist, oder im Herbst, wenn ihre glänzende, fleckenlose Oberfläche gegen das verwelkte Gras absticht. Von einer fernen Anhöhe gesehen, leuchtet sie wie ein in die braune Landschaft eingesetzter Spiegel.

Um diese Ebene herum befinden sich zahlreiche Quellen von verschiedener Größe und Temperatur. Eine derselben, die siedend heiß ist, sprudelt gewaltig und unaufhörlich und erhebt sich bis zur Höhe von zwei, drei Fuß.

An einem anderen Platz befindet sich eine Öffnung in der Erde, aus welcher eine Dampfsäule aufsteigt, die eine beständige Wolke bildet. Der Boden ringsherum klingt bis auf eine gewisse Entfernung hohl und erschreckt den einsamen Biberfänger, wenn er den Huftritt seines Pferdes, den Ton einer gedämpften Trommel von sich geben hört. Er denkt sich, dass ein geheimer Schlund, ein Ort unter ihm sei, wo sich verborgene Feuer befänden, und sieht sich mit ängstlich besorgten Empfindungen um.

Die größte Merkwürdigkeit dieser sonderbaren Region ist jedoch die Bierquelle, von welcher die Biberfänger wunderbare Erzählungen machen. Man sagt, dass sie auf ihrer Reise durch das Land einen Seitenweg einschlagen, um von ihrem Wasser mit ebenso vieler Begierde zu trinken, wie der Araber irgendeinen berühmten Brunnen in der Wüste aufsucht. Captain Bonneville sagt von ihr, dass sie einen Biergeschmack habe. Seine Leute tranken mit Begierde und wiederholt davon. Sie schien ihm keine Heilkräfte zu besitzen oder irgendeine Wirkung hervorzubringen. Die Indianer weigern sich jedoch davon zu trinken und versuchen es den Weißen abzuraten.

Wir haben sie auch die Sodaquelle nennen und sagen hören, dass sie Eisen- und Schwefelteile bei sich führe. Wahrscheinlich besitzt sie etwas von den Eigenschaften des Ballstoner Wassers.

Für Captain Bonneville war nun die Zeit gekommen, die Partie freier Biberfänger aufsuchen zu gehen, die er Anfang Juli unter dem Befehl des Herrn Hodgkiß abgeschickt hatte, um an den oberen Gewässern des Salmon River Biber fangen zu gehen. Seine Absicht war, sie mit der Partie zu vereinigen, womit er gegenwärtig reiste, damit alle miteinander in die Winterquartiere gehen könnten. Er nahm demnach am 11. November einen zeitigen Abschied von seiner Gruppe, welcher er den Snake River zum Sammelplatz anwies und machte sich, von drei seiner Leute begleitet, auf den Weg.

Dieser Weg führte ihn quer über die Ebene des Portneuf, ein Nebenarm des Snake River, nach einem unglücklichen kanadischen Biberfänger genannt, der von den Indianern ermordet wurde. Das ganze Land, durch welches er kam, trug sichtbare Spuren vulkanischer Ausbrüche und Feuer in alten Zeiten. Es lagen große Massen von Lava nach allen Richtungen zerstreut umher. Die Felsen und Klippen hatten sichtbar vom Feuer gelitten, an einigen Plätzen schienen sie in einem flüssigen Zustand gewesen zu sein. Die Ebene war von tiefen Spalten und Schlünden aufgerissen, die zum Teil mit Lava angefüllt waren.

Sie waren indessen noch nicht weit gekommen, als sie deutlich einen Trupp Reiter mit verhängtem Zügel auf sie zu gesprengt kommen sahen. Sie drehten sich augenblicklich um und beeilten sich in das nahe liegende Dickicht eines Waldstromes zu kommen, um sich unter den Bäumen zu verschanzen. Die Indianer machten nun Halt, und einer von ihnen kam allein auf sie zugeritten. Er erreichte den Captain Bonneville und seine Leute eben, als sie absteigen und Posto fassen wollten. Ein paar Worte zerstreuten alle Besorgnisse. Es war eine Partie von fünfundzwanzig Bannock, die mit den Weißen auf freundschaftlichem Fuß stehen.

Sie machten ihnen durch ihren Abgesandten den Vorschlag, dass beide Partien neben einander lagern und Büffel jagen sollten, von denen sie ganz in der Nähe mehrere große Herden entdeckt hatten. Captain Bonneville willigte freudig in diesen Vorschlag ein, da er neugierig war, die Art ihres Jagens kennen zu lernen.

Beide Partien lagerten sich demnach beisammen auf einem bequemen Platz und bereiteten sich zur Jagd vor. Die Indianer stellten zuerst einen jungen Menschen auf eine kleine Erhöhung in der Nähe des Lagers auf, um sich nach Feinden umzusehen. Dann bestiegen die Läufer, wie sie genannt werden, rasche Pferde und ritten, mit Pfeilen und Bogen bewaffnet, langsam und vorsichtig auf die Büffel los, indem sie sich so viel wie möglich in Vertiefungen und Hohlwegen verborgen hielten.

Als sie in die gehörige Entfernung gekommen waren, wurde ein Signal gegeben. Gleich einer Koppel Hunde brachen sie auf einmal unter einstimmigem Geschrei hervor, stürzten sich mitten unter die Herde und schossen ihre Pfeile links und rechts ab. Die Ebene schien unter dem Getrabe der fliehenden Büffel zu zittern. Die Kühe flohen in panischem Schrecken; die Ochsen, die wütend waren, stießen ein dumpfes Gebrüll aus, drehten sich bisweilen um und stürzten sich verzweifelnd auf ihre Verfolger.

Nichts übertraf den Mut, den Anstand und die Gewandtheit, womit die Indianer ihre Pferde lenkten, in der erschrockenen Herde herumsprengten und nie das Ziel ihrer Pfeile verfehlten. Mitten in der anscheinenden Verwirrung wählten sie ihr Opfer mit kluger Einsicht, indem sie gewöhnlich nach den fettesten Kühen schossen, da das Fleisch der Ochsen in dieser Jahreszeit beinahe wertlos war.

In wenigen Minuten hatte ein jeder Jäger drei oder vier Tiere gelähmt. Ein einziger Schuss war zu diesem Zweck hinreichend. Das einmal angeschossene Tier wurde am Ende der Jagd vollends erlegt. Oft wurde eine Kuh von einem einzigen Pfeil auf der Stelle getötet. Einmal sah Captain Bonneville einen Indianer eine Kuh mit seinem Pfeil durch und durch schießen, sodass derselbe auf der anderen Seite in den Boden drang. Die Ochsen sind jedoch nicht so leicht zu töten wie die Kühe und kosten dem Jäger immer mehrere Pfeile, indem sie bisweilen die Pferde angreifen und sie, obwohl schwer verwundet, mit im Leib steckendem Schaft wütend vor sich hertreiben. Nach dem das große Getümmel der Jagd vorüber war, schritten die Indianer dazu, die entkräfteten Tiere zu töten. Sie zerlegten solche hierauf und kehrten mit Fleisch beladen zum Lager zurück, wo die ausgesuchtesten Stücke bald an einem großen Feuer gebraten wurden und ein Jägermahl erfolgte, bei welchem Captain Bonneville und seine Leute sich durch vorausgegangenes Fasten angeschickt hatten, sich ihrer Rollen trefflich zu entledigen.

Es gibt Leute, sagt man, denen der Mut bei gefülltem Magen wächst. Dies schien bei den Braven der Bannock der Fall zu sein, die im Verhältnis, dass sie sich mit Büffelfleisch anfüllten, immer mutiger wurden, bis, nachdem sie ihre Abendmahlzeit zu sich genommen hatten, sie Kriegsgesänge anzustimmen begannen, um ihre großen Taten und die Siege zu preisen, die sie über die Blackfeet errungen hatten. Von ihrem Thema erhitzt und vom Selbstlob aufgeblasen, fuhren diese hochherzigen Schüsselhelden von ihren Sitzen auf, entfernten sich etwas vom Feuer und redeten ihre Feinde, die Blackfeet, unter Schnauben und Toben trotzig an, als ob sie dieselben hören könnten. Sie schlugen sich dabei auf die Brust, schwangen ihre Waffen und rühmten sich schreiend ihrer Taten, wobei sie die Blackfeet erinnerten, wie oft sie ihre Städte in Tränen und Blut gebadet hätten. Sie warfen ihnen vor, wie oft sie solche geschlagen wurden, wie viele Krieger sie ihnen getötet und wie viele Schädel sie im Triumph davongetragen hätten.

Nachdem sie alles hervorgebracht hatten, was den Zorn eines Mannes zu reizen oder seine Tapferkeit anzuspornen vermag, forderten sie ihre vermeinten Zuhörer heraus, nun, wo ihrer, der Bannock, nur wenige an der Zahl seien, zu kommen und ihre Rache an ihnen zu nehmen. Da sie keine Antwort auf diese tapfere Prahlerei erhielten, so beendeten sie damit, alle Arten von Hohn und Schmähungen gegen die Blackfeet auszustoßen und sie Memmen und Feiglinge zu schelten, die ihre Herausforderung nicht anzunehmen wagten. Solcher Art sind die Rodomontaden und Großsprechereien, denen sich die roten Menschen gerne in ihren ruhmsüchtigen Augenblicken hingeben; denn mit all ihrer gerühmten Verschlossenheit sind sie zu Zeiten sehr geneigt, über den Gegenstand ihrer Taten beredt zu werden und in ihre eigene Trompete zu stoßen.

Nachdem sie ihrer Tapferkeit in diesen heftigen Ergießungen Luft gemacht hatten, beruhigten sich die Braven der Bannock nach und nach, ließen ihre Hahnenkämme sinken, legten ihre aufgespreizten Federn wieder in Ordnung und begaben sich zur Ruhe, ohne eine einzige Wache bei ihrem Lager aufzustellen, sodass, wenn die Blackfeet sie beim Wort hätten nehmen wollen, wohl wenige von diesen Prahlhänsen übrig geblieben sein würden, ihre Aufschneidereien fortzusetzen.

Am folgenden Morgen kaufte Captain Bonneville einen Vorrat von Büffelfleisch von diesen ruhmredigen Freunden, die bei all ihrem Windmachen in der Tat eine hilflose Horde waren, entblößt von Feuergewehren und fast allem, was den Reichtum in dem Leben wilder Menschen ausmacht. Als der Kauf abgeschlossen war, brachen die Bannock zu ihrem Dorf auf, das, wie sie sagten, an der Mündung des Portneuf lag. Captain Bonneville schlug mit seiner Begleitung seinen Weg zum Snake River ein.

Am Ufer dieses Flusses angekommen, fand er dessen Flut rasch und ungestüm, doch nicht so tief, um ihn nicht durchwaten zu können. Indem er über denselben setzte, verlor jedoch eins seiner Pferde den Grund und sein Reiter wurde mitten in dem Strom aus dem Sattel geworfen. Beide, Ross und Mann, wurden jedoch unbeschadet wieder herausgezogen, mit Ausnahme, dass der Letztere durch und durch nass war, sodass es notwendig wurde, ein Feuer anzuzünden, um ihn zu trocknen.

Während sie damit beschäftigt waren, blickte einer der Partie in die Höhe und nahm einen indianischen Spion wahr, der sie vom Gipfel einer benachbarten Höhe vorsichtig ausspähte. In dem Augenblick, dass er sich entdeckt sah, verschwand er hinter dem Hügel. Aus seinen verstohlenen Bewegungen schöpfte Captain Bonneville den Argwohn, dass es ein Kundschafter aus dem Lager der Blackfeet sei und er seinen Kameraden anzuzeigen gehe, was er gesehen hatte.

Es war nicht ratsam, in einer solchen Nähe zu verweilen, sodass das Anzünden eines Feuers unterlassen wurde, der durchnässte Reiter im triefenden Zustand sein Pferd bestieg und die kleine Gruppe im Geschwindschrittt direkt auf die Ebene zumachte, bis sie in ziemlicher Entfernung von dem Platz waren, wo sie sich gefährdet geglaubt hatten. Sie lagerten hier über Nacht, mitten in einer üppigen Fülle von Salbei oder Wurmsamenkraut, das ihnen Futter für ihre Pferde lieferte, zündeten ein großes Feuer für ihren durchnässten Kameraden an und bereiteten hierauf ein köstliches Mahl von Büffelrückenstücken und Rippen und anderen Leckerbissen, die sie mitgebracht hatten. Nach einer herzlichen Mahlzeit, die mit den städtischen Epikuräern unbekanntem Appetite eingenommen wurde, streckten sie sich auf ihr Lager von Fellen nieder und genossen unter dem Zeltdach des gestirnten Himmels den gesunden Schlaf kühner und gut gesättigter Gebirgsjäger.

Sie setzten ihre Reise mehrere Tage, ohne irgendeinen der Bemerkung werten Umstand, fort und kamen am 19. November auf die Spuren der Partie, in deren Aufsuchung sie begriffen waren; wie die, der Feuerstellen auf der Prärie und verlassener Lagerplätze. Diese wurden alle sorgfältig untersucht, um an ihrer Frische oder ihrem Alter die wahrscheinliche Zeit zu entdecken, wo die Biberfänger sie verlassen hatten. Endlich kamen sie, nach langem Umherwandern und Nachsuchen, auf die regelmäßige Fährte einer Jagdpartie, die in die Gebirge führte. Indem sie solche schnell verfolgten, langten sie am 20. gegen 2 Uhr nachmittags an der Lagerstätte von Hodgkiß und seiner Gruppe freier Biberfänger in der Tiefe eines Bergtales, an.

Man wird sich erinnern, dass diese freien Biberfänger, die ihre eigenen Herren waren, zu gehen, wohin sie wollten, sich in dem vorhergegangenen Monat Juni geweigert hatten, den Captain Bonneville zum Green River zurück zu begleiten, da sie es vorgezogen hatten, um die oberen Gewässer des Salmon River herum zu jagen, wo sie eine Menge Biber und eine minder gefährliche Nachbarschaft zu finden hofften. Ihr Fang war nicht sehr glücklich ausgefallen. Sie waren in die große Gebirgskette gedrungen, in welcher einige der oberen Arme des Salmon River entspringen. Die gefallenen Fichten und furchtbaren Abgründe hatten ihnen aber so unüberwindbare Hindernisse in den Weg gelegt, dass sie einen großen Teil ihrer Zeit vergeblich in diesen Gebirgen verschwendet hatten. Einmal waren sie durchgedrungen und hatten den Boise River erreicht. Da sie aber eine Gruppe Bannock antrafen, von welchen sie Feindseligkeiten befürchteten, so hatten sie ihre Zuflucht wieder in den Gebirgen gesucht, wo sie von Captain Bonneville aufgefunden wurden.

In der Nähe ihres Lagerplatzes hatte der Capitän das gute Glück, eine Familie jener Wanderer der Gebirge anzutreffen, die so bezeichnend Les dignes de Pitié oder die indianischen armen Teufel genannt werden. Diese schienen ihren Titel jedoch verwirkt zu haben, da sie eine schöne Partie Biber-, Elen-, Hirsch- und Gebirgsschaffelle bei sich führten. Diese kaufte ihnen der Captain Bonneville nach einer billigen Schätzung ab und entließ sie, erstaunt über ihren Reichtum und ohne Zweifel als Gegenstände des Neides ihres ganzen mitleidswerten Stammes.

Da Captain Bonneville nunmehr durch Hodgkiß und seine Gruppe freier Biberfänger verstärkt war, so stellte er sich an die Spitze der vereinigten Partien und machte sich auf den Weg, diejenigen wieder zu erreichen, die er unlängst an der Bierquelle zurückgelassen hatte, damit er mit allen in die Winterquartiere am Snake River gehen könne. Auf seinem Weg überfielen ihn mehrere dichte Gestöber von Schnee, der jedoch gleich wieder zerschmolz, sodass er seinem Marsch nicht hinderlich wurde. Am 4. Dezember traf er seine andere Partie, die an dem nämlichen Platz lagerte, wo er an der Büffeljagd mit den Bannock teilgenommen hatte.

Das Lager dieser großsprecherischen Horde befand sich nur ungefähr drei Meilen weiter. Es ging damals hoch und festlich, und prahlerischer bei ihnen her, denn je, da sie einen ungeheuren Sieg feierten. Es scheint, dass eine Partie ihrer Braven, die auf eine Jagd aus waren, eine Gruppe Blackfeet wahrgenommen hatten, die, wie sie glaubten, ihr Nachtlager zu überfallen kämen. Die Bannock stellten sich sogleich zu beiden Seiten eines düsteren Hohlweges auf, durch den die Feinde kommen mussten, und griffen sie, als sie sich gerade in der Mitte desselben befanden, mit großer Wut an.

Die Blackfeet, die plötzlich von einem panischen Schrecken ergriffen wurden, warfen ihre Büffelkleider weg und flohen, indem sie einen ihrer Krieger tot auf dem Platz ließen. Die Sieger rafften die Beute begierig auf, allein die größte Prise war der Schädel eines Braven der Blackfeet. Sie trugen ihn im Triumph zu ihrem Dorf, wo er seitdem ein Gegenstand ihrer größten Triumphe und Belustigungen blieb. Er war auf eine Stange mitten im Dorf aufgesteckt worden. Die Krieger hatten den Schädeltanz unter Kriegsfesten, Kriegsgesängen und kriegerischen Anreden um ihn getanzt. Er war dann den Knaben und Frauen überlassen worden, die ihn unter Jubel, Gesängen und grotesken Tänzen im Dorf herumtrugen, wobei sie von Zeit zu Zeit ihren Spott, von Schimpfreden und Schmähungen begleitet, an ihm ausließen.

Die Blackfeet scheinen bei dieser Gelegenheit dem Character nicht entsprochen zu haben, der sie zum Gegenstand solcher Schrecken gemacht hat. In der Tat ist ihr Benehmen im Krieg für den unerfahrenen Beobachter voller Widersprüche, da sie zu einer Zeit unbesonnen in ihrem Mut keine Gefahr scheuen, zur anderen fast bis zur Feigheit vorsichtig sind.

Um sich diesen anscheinenden Widerspruch erklären zu können, muss man ihre Kriegsgrundsätze kennen. Wenn eine Kriegspartie einen Krieger in dem Gefecht verliert, so bringt sie, so siegreich sie auch gewesen sein mag, ihrem Volk eine Veranlassung zur Trauer zurück, welche den Ruhm ihrer Tat verdunkelt. Hierdurch ist der Krieger in einem allgemeinen Gefecht oft minder heftig und sorglos, als er in einem Privatstreite ist, und die Häuptlinge werden in ihren kühnsten Unternehmungen durch die Furcht zurückgehalten, ihre Krieger zu opfern.

Diese Sonderbarkeit ist nicht allein auf die Blackfeet beschränkt. Bei den Osage, sagt Captain Bonneville, ist der Gebrauch, dass, wenn ein Krieger in der Schlacht fällt, seine Kameraden, wenn sie auch mit der ausgezeichnetsten Tapferkeit gefochten und einen rühmlichen Sieg davongetragen haben, ihre Waffen auf dem Schlachtfeld zurücklassen, mit niedergeschlagenen Blicken nach Hause zurückkehren, vor dem Lager halten und warten, bis die Verwandten des Erschlagenen kommen und sie einladen, sich wieder unter ihr Volk zu mischen.