Heftroman der

Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

John Sinclair Band 2016 – Wo die Hoffnung stirbt …

Ian Rolf Hill
John Sinclair Band 2016
Wo die Hoffnung stirbt …

Grusel, Heftroman, Bastei, Köln, 28. Februar 2017, 68 Seiten, 1,80 Euro, Covermotiv: Timo Würz
www.bastei.de

[…] Den Atem anhaltend, starrte ich auf meinen Talisman, der mir all die Jahre so wertvolle Dienste geleistete hatte. Wie viele Dämonen hatte ich mit ihm schon vernichtet? Mehr als ich zählen konnte. Jetzt baumelte er an der Spitze von Salomos Schwert, verändert und pervertiert. Es wurde schwarz. […]

Wehrlos, halb in einem Stein eingeschlossen, ist John Sinclair dem Täufer ausgeliefert, der es sich nicht nehmen lässt, dem Geisterjäger deutlich zu machen, dass dieser und vor allem sein mächtiges Kreuz seine Existenz erst möglich gemacht hat. Außerhalb des Schwarzen Doms tobt zwischen der Armee des Spuks und den Geschöpfen des Täufers und seiner Eminenzen währenddessen eine Schlacht von gewaltigen Ausmaßen, an der nun sogar Phorkys riesenhafter Drache Nalzamur beteiligt ist. Eine Übermacht, in der Bill, Suko, Kara und Myxin wie unbedeutende Spielbälle aufgerieben werden.

[…] Der Drache blies seinen Feueratem kilometerweit über den Hang und die Ebene hinweg. Die Schreie der Dämonen steigerten sich zu einem kreischenden Crescendo, als Hunderte von Echsenkriegern, Gorillabestien und Raptoren zu Asche verbrannten. […]

Nachdem der vorangegangene Teil 2 der Trilogie mit ordentlich Dampf Richtung Höhepunkt steuerte, machen sich in dem hier herrschenden Getümmel doch einige Längen bemerkbar. Zunächst liefert Hill aber noch einige starke Szenen, die sich wie eine LSD-Horrorvision vor dem geistigen Auge ausbreiten. Wenn sich Nalzamur förmlich aus dem gigantischen Schwarzen Dom schält und irgendwo unterhalb davon die Todesnebelsäureblasen mit ihren Opfern davonstaksen …; das ist schon ein ganz großes und bizarres Fantasyfeuerwerk. Dass sich jedoch der Täufer als so mitteilungsbedürftig gegenüber dem wehrlosen Sinclair erweist und dem Geisterjäger zusätzlich ein Panoptikum längst vergessener Gegner vorgaukelt, kostet einiges an Tempo. Auch dass Suko und Myxin im Bauch des Drachen landen, wo sie sich überflüssigerweise noch mit den Bewohnern von Nalzamurs Verdauungstrakt herumschlagen müssen, bremst das Ganze ebenfalls deutlich aus. Dass die Rettung für John Sinclair und das gesamte Team doch noch in letzter Sekunde naht, dürfte wohl niemanden überraschen.

Positiv bleibt auf jeden Fall zu bewerten, dass die Täufer-Trilogie insgesamt deutlich runder ist, als die vorhergehende 2000er-Trilogie und man das Gefühl hat, dass es wirklich auf dieses Ereignis hin geplant wurde. Hill spannt nicht nur einen Bogen zu JS 1979 Die dämonische Plage, sondern geht sogar noch weiter bis zum sang- und klanglosen »Verschwinden« des silbernen Bumerangs zurück, das hier seine Erklärung erfährt. Sehr schön verknüpft Hill auch wieder Altes und Neues und packt das Buch der grausamen Träume, den silbernen Bumerang und die Kutte des Täufers in einen nachvollziehbaren Zusammenhang. Auch der Spuk als ambivalente Figur bleibt spannend und liefert hoffentlich noch Stoff für einige weitere Geschichten. Die Zweithandlung um die beiden vampirjagenden Mönche geht dagegen deutlich unter.

Am Ende hat man das Gefühl, dass ein Kapitel abgeschlossen ist, die Vorzeichen neu gesetzt sind und die Bühne für neue Gegner bereit ist.

Fazit:
Starke Bilder wechseln sich hier mit hingezogenen Szenen ab. Nachdem die Kür im Vorgängerband geleistet wurde, stellt Wo die Hoffnung stirbt … den Pflichtteil dar, in dem John Sinclair dem Täufer absehbar von der Schippe springt.

(eh)