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Abenteuer des Captains Bonneville 05

Washington Irving
Abenteuer des Captains Bonneville
oder: Szenen jenseits der Felsengebirge des fernen Westens
Verlag von J. D. Sauerländer. Frankfurt am Main, 1837

Viertes Kapitel

Ein Alarm. Crow. Ihre Erscheinung. Die Weise ihrer Annäherung. Ihr rachsüchtiges Vorhaben. Ihre Neugierde. Feindschaft zwischen den Crow und Blackfeet. Liebreiches Betragen der Crow. Gabel des Laramie River. Erste Beschiffung des Nebraska River. Hohe Lage des Landes. Dünne der Atmosphäre. Ihre Wirkung auf das Holzwerk der Wagen. Die schwarzen Hügel. Ihre schroffen und zackigen Umrisse. Indianische Hunde. Trophäen der Crow. Öde und unfruchtbare Gegend. Die Ufer des Süßwassers. Büffeljagd. Abenteuer von Tom Cain, dem irländischen Koch.

Wenn Captain Bonneville auf dem Marsch war, so schickte er immer einige seiner besten Jäger voraus, um sowohl die Landschaft zu erspähen als auch sich nach Wildbret umzusehen. Am 24. Mai, als die Karawane sich langsam an den Ufern des Nebraska River hinaufbewegte, kamen die Jäger galoppierend und ihre Mützen schwenkend zurück und erhoben das Lärmgeschrei: »Indianer, Indianer!«

Der Captain befahl sogleich Halt zu machen. Die Jäger kamen heran und verkündeten, dass ein großer Kriegstrupp von Crow sich eben oben am Fluss befinde. Der Captain kannte den Charakter dieser Wilden, die einer der herumschweifendsten, kriegerischsten, listigsten und räuberischsten Stämme des Gebirges sind: Pferdediebe von der ersten Klasse, die leicht zu blutigen Gewalthandlungen gereizt werden.

Es wurde demnach Befehl gegeben, sich für ein Gefecht in Bereitschaft zu setzen. Ein jeder nahm schnell seinen, ihm bei allen kriegerischen Vorfällen in der allgemeinen Marschordnung angewiesenen Posten ein. Alles wurde in Schlachtordnung gesetzt. Der Captain stellte sich an die Spitze seiner kleinen Truppe und setzte sich langsam und vorsichtig in Bewegung. Nach einer kleinen Weile bekam er die Krieger der Crow zu Gesicht, die hinter Klippen hervorkamen. Es waren ihrer ungefähr 60; schöne, martialisch aussehende Leute, bemalt, zum Krieg gerüstet und auf Pferden sitzend, deren Geschirr auf die wunderlichste Art ausgeschmückt war. Sie kamen stolzierend und in stattlicher Manier, viele rasche und geschickte Schwenkungen ausführend, denn sie übertrifft niemand im Reiten. Ihre bunten Farben, ihre prunkhafte fantastische Ausschmückung, die in der Morgensonne glänzte und schimmerte, gab ihnenein wahrhaft wunderliches Aussehen.

Die Art ihrer Annäherung hat für einen, der mit der Taktik und den Zeremonien dieser rohen Ritterschaft der Wildnis nicht bekannt ist, das Ansehen einer direkten Feindseligkeit. Sie kamen in einem Haufen herangaloppiert, so, als ob sie einen wütenden Angriff machen wollten. Als sie aber näher kamen, teilten sie sich rechts und links und schwenkten sich rasch in einem Kreise rund um die Reisenden herum, wobei sie wie die Wahnsinnigen heulten und schrien.

Nachdem dieses geschehen war, legte sich ihre verstellte Wut. Der Häuptling näherte sich dem Captain, der vorsichtig in Schlachtordnung aufmarschiert geblieben war, ob er gleich von der friedlichen Natur ihres Manövers unterrichtet worden war. Die Friedenspfeife wurde geraucht, und nun machte alles gute Kameradschaft.

Die Crow waren im Verfolgen einer Gruppee von Cheyenne begriffen, die in der Nacht ihr Dorf angegriffen und einen ihrer Leute getötet hatten. Sie hatten bereits 25 Tage die Spur der Räuber verfolgt und waren entschlossen, nicht eher nach Hause zurückzukehren, bis sie ihren Rachedurst gestillt hätten.

Einige Tage vorher hatten mehrere ihrer Späher, die in einiger Entfernung von dem Hauptkorps das Land durchstreiften, Captain Bonnevilles Reisezug entdeckt. Sie waren ihm eine Zeit lang heimlich gefolgt, erstaunt über den langen Zug von Wagen und Ochsen,  vorzüglich aber über den Anblick einer Kuh und einesKalbes, die ruhig der Karawane folgten, und die sie für eine Art von gezähmten Büffeln hielten. Nachdem ihre Neugierde befriedigt war, hatten sie ihrem Häuptling die Nachricht von allem, was sie gesehen hatten, hinterbracht. Er war demnach von seinem Weg zum Verfolgen seiner Rache abgewichen, um die ihm beschriebenen Wunder zu sehen.

»Nun, wo wir bei Euch gewesen sind«, sagte er zum Captain Bonneville, »und diese Wunder mit eigenen Augen gesehen haben, sind unsere Herzen erfreut.«

Es kann in der Tat nichts über die Neugierde gehen, welche diese Leute über die Gegenstände vor ihnen an den Tag legten. Wagen waren von ihnen noch nie gesehen worden. Sie untersuchten sie mit der größten Genauigkeit. Allein das Kalb war besonders der Gegenstand ihrer Bewunderung. Sie betrachteten es mit dem lebhaftesten Interesse, während es die Hände leckte, die es zu füttern pflegten, und waren über den gutmütigen Ausdruck seines Gesichts und seiner vollkommenen Gelehrigkeit erstaunt.

Nach einer langen weisen Beratung kamen sie endlich darin überein, daß es die große Medizin der Weißen sein müsse, eine Benennung, welche die Indianer einem jeden Ding von geheimer und übernatürlicher Wirkung beilegen, das man als einen Talisman verwahrt. Sie wurden jedoch von ihrer Vermutung gänzlich durch ein Erbieten der Weißen, ihnen das Kalb gegen ein Pferd zu überlassen, abgebracht. Die große Medizin war hierdurch in ihren Augen auf der Stelle gesunken und sie lehnten den Tausch ab.

Auf das Gesuch des Crow-Häuptlings lagerten beide Partien beieinander und brachten den Rest des Tages eine in der Gesellschaft der anderen zu. Dem Captain war jede Gelegenheit willkommen, die ihm die Bekanntschaft der unverdorbenen Söhne der Natur verschaffte, was solange der Gegenstand seiner schwärmerischen Wünsche gewesen war. In der Tat gehören diese wilden Pferdediebe zu einem der berüchtigten Völkerstämme der Gebirge.

Der Häuptling hatte hierauf seine Hirnschädel zu zeigen und seine Schlachten zu erzählen. Der Blackfeet ist der Erbfeind des Crow und Feindschaft gegen denselben wird einem religiösen Grundsatz gleich geachtet, denn jeder Stamm hat, außer seinen zufälligen Gegnern, noch irgendeinen, mit dem er in ewiger Feindschaft lebend keine dauernde Versöhnung eingehen kann. Die Crow und Blackfeet sind im Ganzen sehr würdige Feinde, da sie Spitzbuben und Schurken der ersten Klasse sind. Da sie ihre Raubzüge über dieselben Gegenden erstrecken, so kommen sie öfter miteinander in Berührung. Diese zufälligen Streitigkeiten dienen dazu, sie wachsam und ihre Leidenschaft stets rege zu erhalten.

Die gegenwärtige Crow-Partie zeigte jedoch nichts vom gehässigen Charakter, weswegen sie berüchtigt sind. Während des Tages und der Nacht, dass sie sich mit unseren Reisenden in ihrem Lager in Gesellschaft befanden, war ihr Benehmen außerordentlich freundschaftlich. Sie waren wirklich fast belästigend in ihrer Aufmerksamkeit, und hatten eine Manier zu schmeicheln, die zu Zeiten sehr zudringlich wurde. Erst nach der Trennung am folgenden Morgen wurde dem Captain und seinen Leuten das Geheimnis dieser freundlichen Zutunlichkeit klar. Während ihrer brüderlichen Schmeichelei hatten die Crow die Taschen ihrer weißen Brüder zu leeren, selbst die Knöpfe von ihren Kleidern zu entwenden und noch mehr sich ihrer Jagdmesser zu bemächtigen gewusst.

Durch die Gleichheit der Sonnenhöhen, die der Capitain Bonneville in diesem letzten Lager aufnahm, überzeugte er sich, dass er sich im 41° 47ʹ nördlicher Breite befände. Um 6 Uhr morgens stand der Wärmemesser auf 15°, um 2 Uhr N.M. auf 33° und abends um 6 Uhr auf 21°.

Die Black Hills sah man nun in der Ferne, ihre schroffen und zackigen Umrisse am Horizont abzeichnen und unseren Reisenden auf ihrem Weg ein schwer zu übersteigendes Hindernis entgegenzusetzen drohen. Am 26. Mai schlugen die Reisenden ihr Lager an der Gabel des Laramie, eines klaren und schönen Stromes, auf, der in West-Süd-Westen entspringt, im Durchschnitt 20 Yard Breite hat und sich durch breite Wiesengründe voller Johannis- und Stachelbeersträuchern, geschmückt mit Hainen und Baumgruppen, schlängelt.

Durch die Beobachtung der Satelliten des Jupiters mit einem reflektierenden Teleskop von Dolland bestimmte Captain Bonneville die Länge zu 102° 57“ westlich von Greenwich.

Wir müssen hier unserer Erzählung voreilen, um zu bemerken, daß ungefähr drei Jahre nach der Zeit, von der hier die Rede ist, Herr Robert Campbell, früher Mitglied der Felsgebirgs-Pelzhandels-Compagnie, von dieser Gabel aus den Platte River in Booten ausn Häuten hinabfuhr und so bewies, was immer in Abrede gestellt wurde, dass der Strom schiffbar sei. Um dieselbe Zeit legte er an der Gabel des Laramie ein Fort oder Handelsposten an, dem er den Namen Fort William, nach seinem Freund und Handelsgesellschafter, Herrn William Sublette gab. Seit dieser Zeit ist der Platte River die Hauptstraße für die Pelzhändler geworden.

Durch die Wirkung der Trockenheit und Verdünnung der Atmosphäre auf seine Wagen hatte Captain Bonneville schon seit mehreren Tagen die hohe Lage des Landstriches bemerkt, zu dem er nun allmählich aufstieg. Das Holzwerk trocknete ein, die Büchsen der Räder nutzten sich beständig ab. Es wurde notwendig, die Speichen durch starke Stangen zu befestigen, um ihr Auseinanderfallen zu verhüten.

Unsere Reisenden betraten nun eine jener großen Steppen des fernen Westens, wo die vorherrschende Trockenheit der Atmosphäre das Land zur Kultur untauglich macht. In diesen Regionen findet man im Frühjahr einen frischen süßen Graswuchs, allein es steht dünn, kurz und verdorrt im Laufe des Sommers, sodass keines für die Jäger übrig bleibt, um im Herbst Feuer anzuzünden. Es wird allgemein bemerkt, dass oberhalb der Vereinigung der beiden Arme des Platte River das Gras nicht brennt und alle Versuche zum Land- und Gartenbau in der Nachbarschaft des Forts William von wenigem Glück begleitet gewesen sind. Frucht und Gemüse, die hier gezogen wurden, waren hinsichtlich der Quantität und Qualität sehr gering. Die hohe Lage dieser Ebenen und die Trockenheit der Atmosphäre wird diese ungeheuren Regionen in einem Zustand ihrer ursprünglichen Wildheit erhalten.

Im Verlauf von ein bis zwei Tagen weiter betraten unsere Reisenden jenen wilden und unebenen Strich des Crowlandes, den man die Black Hills nennt, und hier wurde ihre Reise äußerst mühselig. Schroffe Abhänge und tiefe Schluchten hinderten sie beständig am Fortkommen, sodass ein großer Teil des Tages in der mühevollen Arbeit hingebracht werden musste, Wege durch die Ufer zu stechen, Schluchten aus zufüllen, die Wagen die abschreckendsten Anhöhen hinaufzuziehen oder sie an Stricken die gefährlichsten Abgründe hinabzulassen. Die Eisen ihrer Pferde waren abgenutzt und ihre Hufen durch die rauen und steinigten Wege verletzt. Die Reisenden wurden ebenfalls noch von häufigen, aber kurzen Stürmen heimgesucht, die über die Hügel oder durch die Bergschluchten kamen, eine kurze Zeit fürchterlich wüteten und sich dann legten, indem sie alles ruhig und heiter hinter sich ließen.

Mehrere Nächte hindurch war das Lager von herumstreichenden Hunden unsicher gemacht worden, die darauf ausgingen, sich etwas zum Fressen zu stehlen. Sie waren von der Größe eines großen Hühnerhundes, hatten kurze aufrechtstehende Ohren, eine lange buschige Rute und ganz das Ansehen eines Wolfes. Diese lauernden Gäste hielten sich ganz in der Umgebung des Lagers, bis der Tag anbrach, wo sie, wenn die ersten Schläfer sich zu regen anfingen, davoneilten, bis sie irgendeine Anhöhe erreichten, wo sie sich hinsetzten und mit scharfen und hungrigen Blicken jede Bewegung beobachteten. In dem Moment, dass die Reisenden sich in Marsch gesetzt und das Lager verlassen hatten, eilten diese ausgehungerten Schmarotzer zu den verlassenen Lagerfeuern, um über die halb abgenagten Knochen, die Abfälle und die ausgeweideten Gedärme herzufallen.

Nachdem sie solche unter Beißen und Knurren gierig aufgefressen hatten, folgten sie gewöhnlich der Karawane auf der Fährte. Viele Versuche wurden gemacht, sie zu locken und zu fangen, allein vergeblich. Ihr scharfes und argwöhnisches Auge bemerkte die geringste Bewegung, bei der sie sich umdrehten und davonliefen.

Endlich wurde einer von ihnen gefangen genommen. Er war furchtbar verängstigt, duckte sich nieder und zitterte, als ob er augenblicklich umgebracht werden sollte. Jedoch durch Liebkosungen beruhigt, fing er bald darauf an, Zutrauen zu gewinnen, mit dem Schwanz zu wedeln und wurde endlich dahin gebracht, seinem Fänger auf der Ferse zu folgen, wobei er jedoch immer verstohlen argwöhnische Blicke um sich warf und eine Neigung verriet, beim geringsten Lärm durchzugehen.

Am 1. Juli begegnete ihnen abermals eine Truppe kriegerischen Crow. Sie erwiesen sich sehr stolz und großsprecherisch und zeigten fünf Hirnschädel der Cheyenne als Trophäen ihrer Rache. Sie beabsichtigten Schädeltänze und andere Lustbarkeiten zur Feier ihrer Siege anzustellen. Captain Bonneville und seine Leute waren jedoch keineswegs geneigt, ihre vertrauliche Freundschaft mit diesen hinterlistigen Wilden zu erneuern. Sie hüteten sich daher vor ihren raubsüchtigen Liebkosungen.

Sie hatten hier Gelegenheit, eine Vorsicht der Crow rücksichtlich ihrer Pferde zu bemerken. Um nämlich ihre Hufe vor den scharfen Felsspitzen zu schützen, über die sie zu reiten hatten, zogen sie ihnen Schuhe von Büffelleder an.

Der Weg unserer Reisenden ging gewöhnlich längs des Nebraska oder Platte River hin; allein bisweilen, wenn die steilen Vorgebirge bis zum Rand des Stromes vorsprangen, waren sie genötigt, einen Umweg landeinwärts zu machen. Einer von ihnen führte sie durch eine offene und freundliche Gegend, von einer Reihe niedriger Gebirge begrenzt, die von Osten nach Westen sich erstreckten. Alles um sie herum trug die Spuren einer furchtbaren Erdrevolution in lang vergangenen Zeiten. Bisher hatten die verschiedenen Felslagen nur eine sanfte Erhöhung gegen Südwesten dargeboten, allein hier schien alles zu unterst zu oberst gekehrt und aus seiner Lage geworfen. An vielen Plätzen sah man schwere Lager weißen Quarzes auf rotem Sandstein ruhen. Ungeheure Felslager zu Klippen aufgetürmt, die bisweilen senkrechte Wände und überhängende Abgründe bildeten.

Diese öden Wüsten haben ganz das Ansehen der Unfruchtbarkeit. Die Täler sind von Vegetation entblößt oder nur dürftig mit einer verkümmerten Gattung von Wurmsamenkraut bewachsen, die von den Handelsleuten und Biberfängern dieser Gegend gewöhnlich mit dem Namen Salbei1 belegt wird. Von einem erhabenen Punkt ihres Marsches durch diese Gegenden genossen die Reisenden eine schöne Aussicht, von den BighornMountains bis nach dem Norden, sich am Rand des Horizontes hinziehend, und wegen des Schnees, womit sie bedeckt waren, eine Kette kleiner weißer, denHimmel mit der Erde verbindenden Wolken zu sein scheinend.

Obwohl der Wärmemesser um Mittag zwischen 27° und 32° stand und selbst bisweilen bis auf 34° stieg, so sah man doch bisweilen Strecken von Schnee auf den Spitzen der niedrigen Berge, zwischen welchen die Reisenden ihren Weg fortsetzten, zum Beweis der hohen Lage des ganzen Landstriches.

Indem der Nebraska River durch die Black Hills fließt, ist er auf weit engere Kanäle beschränkt als in den Ebenen am Fuß derselben. Allein er ist tiefer und klarer und bildet einen rascheren Strom. Auch die Landschaft bietet mehr Veränderung dar und ist schöner. Bisweilen fließt er schnell, aber sanft durch ein malerisches Tal, zwischen waldbewachsenen Ufern; dann zwingt er seinen Weg durch das Innere felsiger Gebirge, stürzt sich ungestüm durch enge Talschluchten, brüllend und schäumend über Felsen und jähe Abhänge herab, bis er, wieder besänftigt, in einem friedlichen Tal ruhig wird.

Am 12. Juli verließ Captain Bonneville den Hauptarm des Nebraska River, der beständig durch schroffe Vorgebirge eingeengt wurde. Nachdem er ein paar Tage lang eine Krümmung nach Südwesten zum Teil über Ebenen von lockerem Sand gemacht hatte, lagerte er am 14. an das Ufer des Süßwassers, ein Strom, der ungefähr 20 Yard in der Breite hat, 4 oder 5 Fuß tief ist, zwischen niederen Ufern auf einem sandigen Boden hinfließt und eine der Gabeln oder der oberen Arme des Nebraska bildet.

Sie setzten nun ihren Weg mehrere Tage hindurch an diesem Fluss hinauf, meist in der Richtung nach Westen fort. Der Boden war leicht und sandig, und die Landschaft abwechselnd. Häufig waren die Ebenen mit einzelnen Felsblöcken besät, die manchmal von halbrunder Gestalt und 300 bis 400 Fuß hoch waren. Diese sonderbaren Massen hatten bisweilen ein sehr imponierendes und selbst erhabenes Ansehen, indem sie sich mitten aus einer wilden und einsamen Landschaft erhoben.

So wie die Reisenden weiterkamen, fing die hohe Lage des Landes an, ihnen bemerkbarer zu werden. Die Hügel ringsum waren auf ihren Spitzen beinahe durchgängig mit Schnee bedeckt. Die Leute beklagten sich über Krämpfe und Koliken, aufgesprungene Lippen, wunden Mund und heftiges Kopfweh. Das Holzwerk der Wagen schrumpfte so zusammen, dass es schwer hielt, die Räder vom Auseinanderfallen abzuhalten. Das an den Strom stoßende Land war häufig von tiefen Schluchten ausgefurcht oder von Felsvorsprüngen gesperrt, was, um solche zu umgehen, die Reisenden nötigte, einen weiten Umweg durch die Ebenen zu nehmen. Im Laufe derselben stießen sie auf ungeheure Herden von Büffeln, die wie eine fliehende Armee sich von ihrem Vortrab davonmachten.

Unter den mancherlei Gefährten des Lagers befand sich auch ein gewisser Tom Cain, ein roher Irländer, der den Dienst als Koch versah, und der durch seine Missgriffe und sein linkisches Benehmen, in seiner neuen Lage in den wilden Gegenden und bei der wilden Lebensweise, in welche er plötzlich versetzt worden war, sich zur Zielscheibe des Spottes im Lager gemacht hatte. Tom fing jedoch an, ein Streben nach etwas Höherem, als sein gegenwärtiger Stand war, zu zeigen. Die Unterhaltung der Jäger und Erzählung ihrer Taten flößte ihm das Verlangen ein, sich zur Würde ihres Standes zu erheben. Die Büffel in so ungeheuren Herden boten eine verführerische Gelegenheit dar, seinen ersten Versuch zu machen. Er ritt in der Marschlinie, bereit zum Angriff, und hatte die Pulverflasche und den Schrotbeutel sehr weise an den Sattelknopf gehängt, um solche bei der Hand zu haben. Die Büchse hatte er auf der Schulter hängen. In diesem Zustand kam ein Trupp Büffel im größten Lärmen vorübergetrabt. Augenblicklich sprang Tom von seinem Pferd, um sie zu Fuß zu verfolgen. Da er fand, dass sie ihn weit hinter sich ließen, so legte er seine Büchse an und feuerte ab. Sein Schuss brachte indessen keine andere Wirkung hervor, als die Eile der Büffel zu vermehren und sein eigenes Pferd scheu zu machen, welches durchging und mit seinem Schießbedarf davonlief. Tom eilte ihm nach, indem er aus allen Kräften schrie. Das scheue Pferd und der tolle Irländer verschwanden bald in den Schluchten der Prärie.

Captain Bonneville, der sich an der Spitze der Marschlinie befand und den Vorfall in einiger Entfernung mit angesehen hatte, schickte Tom eine Partie seiner Leute nach. Nach einer langen Zwischenzeit kehrten sie zurück, das verscheuchte Pferd mit sich führend. Ob sie gleich die ganze Gegend durchstreift, sich überall umgesehen und von jeder Anhöhe gerufen hatten, so hatten sie dennoch nichts von seinem Reiter gesehen.

Da Captain Bonneville Toms linkisches Wesen, Unerfahrenheit und die Gefahren eines mitten in der Prärie verirrten, unbeholfenen Irländers kannte, so machte er halt und schlug sein Lager zur frühen Stunde auf, damit er des anderen Morgens eine regelmäßige Jagd auf ihn anordnen könne.

Am anderen Morgen wurden mit Anbruch des Tages Späher nach jeder Richtung abschickt, während der Haupttrupp sich nach dem Frühstück langsam weiterbewegte.

Es war erst gegen die Mitte des Nachmittags, dass die Jäger mit dem ehrlichen Tom, den einer hinten aufgepackt hatte, zurückkehrten. Sie hatten ihn in einem Zustand der größten Angst und Verlegenheit gefunden. Seine Wiedererscheinung erregte Ausbrüche des Gelächters im Lager; allein Tom konnte dieses Mal nicht mitlachen, da es auf seine Kosten geschah. Er war völlig mutlos geworden und wahrscheinlich von seiner Jagdmanie für den Rest seiner Tage geheilt.

Show 1 footnote

  1. Eine Biberfängern leicht verzeihliche Verwechselung