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Interessante Abenteuer unter den Indianern 81

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Angriff der Indianer auf Dover in New Hampshire

Im Jahre 1689 enthielt jener Teil der Stadt Dover, welcher an den ersten Fällen des Flusses Cocheco liegt, fünf besetzte Häuser. Diese waren mit Wällen von Baumstämmen umgeben, deren Tore durch Riegel und Querbalken gesichert waren. Die Besatzungen oder vielmehr Familien, welche diese Plätze innehatten, schienen in eine Art eingebildeter Sicherheit verfallen zu sein und vernachlässigten die Vorsichtsmaßregeln, welche in jenen frühen Tagen nicht ohne Gefahr überrumpelt und niedergemetzelt zu werden, vernachlässigt werden durften. Die Indianer, von welchen einige beständig in der Nachbarschaft umherschweiften, entdeckten alsbald diese ungewöhnliche Gleichgültigkeit und entwarfen sofort einen Plan, um Nutzen aus derselben zu ziehen. Zwei von ihren Frauen sollten am Abend in jedes der besetzten Häuser gehen und um Erlaubnis bitten, am Feuer übernachten zu dürfen. In der Nacht, wenn alles schliefe, sollten sie die Tore öffnen und durch Pfeifen das Signal zum Angriff geben. Hierauf sollten die Stürmenden hineinstürzen und die Besatzungen entweder niedermetzeln oder gefangen nehmen.

Am Donnerstagabend, dem 27. Juni 1789, baten zwei Squaws in jeder der Garnisonen um ein Nachtlager, wie sie dies bei Friedenszeiten häufig taten. Sie wurden in alle Häuser, mit Ausnahme dessen des jungen Coffins, zugelassen, und die Leute zeigten ihnen, wie die Tore geöffnet wurden, im Falle sie während der Nacht hinauszugehen genötigt wären.

Mesandowit, einer ihrer Häuptlinge, ging zu Waldrons Garnison, woselbst er freundlich behandelt wurde, wie dies oft vorher geschehen war. Die Squaws sagten dem Major, dass am nächsten Tag eine Anzahl Indianer kommen würde, um mit ihm zu handeln.

Mesandowit sagte beim Abendessen mit seiner gewöhnlichen Vertraulichkeit: »Bruder Waldron, was würdest du tun, wenn die fremden Indianer kommen würden?«

Der Major antwortete sorglos, dass er durch das bloße Aufheben seines Fingers hundert Leute versammeln könne. Ohne den geringsten Verdacht zu hegen, ging die Familie zu Bett.

Als alles ruhig war, wurden die Tore geöffnet und das Signal gegeben. Die Indianer drangen ein, stellten eine Wache an das Tor und gingen in das Gemach des Majors, welches ein inneres Zimmer war. Aufgeweckt durch das Geräusch, sprang er aus dem Bett. Obwohl er bereits das Alter von 80 Jahren erreicht hatte, so besaß er doch noch so viel Kraft, dass er sie mit seinem Schwert durch zwei oder drei Türen trieb. Als er jedoch zurückkehrte, um seine anderen Waffen zu holen, kamen sie hinter ihm her, betäubten ihn mit einem Beilschlag und zogen ihn in die Halle.

Indem sie ihn in einen Armstuhl auf einen langen Tisch setzten, fragten sie ihn spöttisch: »Wer wird jetzt Indianer richten?«

Hierauf nötigten sie die Leute im Hause, ihnen Nahrungsmittel zu holen. Als sie gegessen hatten, brachten sie dem Major lange Schnitte über Brust und Bauch mit scharfen Messern bei, indem jeder, nachdem er einen Schnitt gemacht hatte, ausrief: »Ich streiche meine Rechnung durch.«

Sie schnitten ihm dann Nase und Ohren ab, zwangen ihm dieselben in den Mund. Als er von Blutverlust erschöpft vom Tisch herunterfiel, hielt einer der Indianer sein eigenes Schwert unter ihn, was seinem Elend ein Ende machte. Sie töteten gleichfalls seinen Schwiegersohn, Abraham Lee. Seine Tochter Lee nahmen sie jedoch mit verschiedenen anderen gefangen. Nachdem sie das Haus geplündert hatten, steckten sie es in Brand. Otis’s Garnison, die der des Majors am nächsten gelegen war, erfuhr dasselbe Schicksal. Er wurde mit verschiedenen anderen getötet, und seine Frau und sein Kind wurden gefangen genommen. Die Garnison Heards wurde dadurch, dass ein Hund bellte, als die Indianer eindringen wollten, gerettet. Der ältere Wentworth, welcher durch den Lärm erwachte, stieß die Indianer hinaus, und, auf den Rücken fallend, stemmte er seine Füße gegen die Tür und hielt dieselbe zu, bis seine Leute wach wurden. Zwei Kugeln wurden durch die Tür abgefeuert, verfehlten ihn jedoch beide. Coffins Haus wurde überrumpelt; aber da ihm die Indianer nicht besonders feindlich waren, so schonten sie sein und seiner Familie Leben und begnügten sich mit Plünderung des Hauses. Als sie einen Sack voll Geld fanden, zwangen sie ihn, dasselbe handvollweise auf den Fußboden zu werfen, und belustigten sich damit, nach demselben zu haschen. Hierauf gingen sie zum Haus seines Sohnes, welcher den Abend vorher die Squaws nicht einlassen wollte, und forderten ihn auf, sich zu ergeben, indem sie ihm Gnade versprachen. Er weigerte sich, ihr Anerbieten anzunehmen und beschloss, sein Haus zu verteidigen, bis sie zuletzt seinen Vater herausbrachten und drohten, denselben vor seinen Augen zu töten. Kindliche Liebe siegte über seinen Entschluss, und er ergab sich. Die Indianer brachten beide Familien in ein verlassenes Haus, in der Absicht, sie als Gefangene zu behalten. Aber während sich dieselben mit Plündern beschäftigten, entkamen sie alle.

Dreiundzwanzig Leute wurden bei diesem Überfall getötet, und neunundzwanzig gefangen genommen, fünf bis sechs Häuser nebst der Mühle wurden verbrannt. So schnell waren die Indianer bei Ausführung ihres Anschlages, dass sie mit ihren Gefangenen und ihrer Beute geflohen waren, ehe die Bewohner des anderen Teils der Stadt gesammelt werden konnten, um sich ihnen zu widersetzen. Als sie bei ihrem Rückzug an Heards Garnison vorüberkamen, feuerten sie auf dieselbe. Da jedoch die Leute vorbereitet und entschlossen waren, sie zu verteidigen, und da der Feind in Eile war, so wurde sie gerettet. Die Rettung ihres Eigentums war merkwürdiger.

Elisabeth Heard, mit drei von ihren Söhnen, einer Tochter und einigen anderen, kehrte in der Nacht von Portsmouth zurück. Sie kamen in ihrem Boot den Fluss herauf, unbemerkt von den Indianern, welche im Besitz des Hauses waren. Aber da sie Lärm hörten und Gefahr ahnten, so begaben sie sich, nachdem sie gelandet hatten, nach Waldrands Garnison, wo sie Licht sahen, welches, wie sie glaubten, für solche, die einen Zufluchtsort suchen wollten, angesteckt war. Sie klopften an und baten dringend um Einlass. Da sie jedoch keine Antwort empfingen, so erklomm ein junger Mann von der Gesellschaft den Wall und sah zu seinem unaussprechlichen Erstaunen einen Indianer mit seiner Büchse an der Tür stehen. Die Frau wurde so sehr von Furcht gelähmt, dass sie nicht imstande war, zu fliehen. Sie bat jedoch ihre Kinder, sich selbst zu retten, und diese verließen sie mit schwerem Herzen. Als sie sich etwas erholt hatte, kroch sie in ein nahegelegenes Gebüsch und lag daselbst bis zum Anbruch des Tages. Plötzlich bemerkte sie einen Indianer, welcher, mit einer Pistole in der Hand, auf sie zukam. Er blickte sie an und ging weg. Als er zurückkehrte, blickte er sie abermals an, und sie fragte ihn, was er wolle. Er antwortete nicht, sondern lief schreiend nach dem Hause, und sie sah ihn nicht mehr. Sie blieb auf ihrem Platz, bis das Haus verbrannt und die Indianer weggegangen waren, worauf sie zu ihrem eigenen Haus zurückkehrte und dasselbe in Sicherheit fand. Ihre Erhaltung unter diesen gefahrvollen Umständen war um so merkwürdiger, da dieselbe, wie man annimmt, ein Beweis der Gerechtigkeit und Dankbarkeit der Indianer war. Zu der Zeit nämlich, wo im Jahre 1679 die vierhundert Indianer ergriffen wurden, flüchtete sich ein junger Indianer in ihr Haus, und sie verbarg ihn. Für diese Güte leistete er ihr das Versprechen, dass er in allen künftigen Kriegen weder sie noch irgendein Mitglied ihrer Familie töten wolle, und dass er seinen Einfluss bei den anderen Indianern zu demselben Zweck verwenden würde. Dieser Indianer gehörte zu der Abteilung, welche den Platz überrumpelte, und sie war den meisten davon wohlbekannt.

Am nämlichen Tag, nachdem das Unglück geschehen war, kam ein Brief vom Secretair Addington, auf Befehl der Regierung geschrieben und an Major Waldron gerichtet, an, in welchem derselbe benachrichtigt wurde, dass die Indianer ihn zu überrumpeln gedächten, unter dem Vorwand, mit ihm zu handeln, welcher in die Hände seines Sohnes fiel. Diese Absicht war dem Gouverneur Bradstreet durch Major Henchman von Chelmsford mitgeteilt worden, der sie von den Indianern erfahren hatte. Der Brief wurde am Tag vorher durch einen Herrn Weare von Boston abgesandt, jedoch eine Verzögerung, welcher derselbe bei der Rewbury-Fähre ausgesetzt war, verhinderte seine Ankunft zur rechten Zeit. Die Gefangenen, welche die Indianer damals machten, wurden größtenteils nach Kanada geführt und an die Franzosen verkauft, und es scheint, dass dieselben die Ersten waren, welche so dahin gebracht wurden.

Eine der Gefangenen war Sarah Gerrish, ein merkwürdig schönes Kind von sieben Jahren und Enkelin von Major Waldron, in dessen Haus sie sich in jener verhängnisvollen Nacht befand. Einige Umstände, die ihre Gefangenschaft begleiteten, sind wahrhaft rührend. Als sie durch den Lärm,welchen die Indianer im Haus machten, aufgeweckt wurde, kroch sie in ein anderes Bett und verbarg sich unter den Decken, um ihren Nachforschungen zu entgehen. Sie wurde jedoch gefangen und blieb bis zum nächsten Winter in ihren Händen, wurde aber später verschiedene Male verkauft. Einst wurde sie von einem indianischen Mädchen in einen Fluss gestoßen. Dadurch, dass sie sich an einigen Sträuchern hielt, entging sie dem Ertrinken, durfte jedoch nicht sagen, wie sie nass geworden war. Einst war sie von der Reise so ermüdet, dass sie am Morgen nicht eher erwachte, bis die Indianer fort waren. Sie befand sich nun allein im Wald, mit Schnee bedeckt und ohne Nahrung. Nachdem sie ihre Spur gefunden hatte, lief sie ihnen weinend nach, bis die Indianer sie hörten und mit sich nahmen. Ein anderes Mal zündeten sie ein großes Feuer an, und die jungen Indianer sagten ihr, dass sie gebraten werden solle. Sie brach in Tränen aus, warf ihre Arme um den Hals ihres Herrn und bat ihn, sie zu retten, was ihr derselbe auch versprach, unter der Bedingung, dass sie sich gut betragen müsse. In Kanada angekommen, wurde sie von der Gemahlin des Oberbeamten gekauft, die sie sehr höflich behandelte und in ein Nonnenkloster sandte, um erzogen zu werden. Als Sir William Phips nach Quebec kam, wurde sie ausgewechselt und kehrte zu ihren Freunden zurück, bei denen sie bis zu ihrem achtzehnten Jahr lebte.

Die Frau von Richard Otis wurde zu derselben Zeit, mit einer drei Monate alten Tochter gefangen genommen. Die französischen Priester nahmen dieses Kind unter ihre Obhut, tauften es, gaben ihm den Namen Christiana und erzogen es in der römischen Religion. Christiana brachte einige Zeit in einem Nonnenkloster zu, weigerte sich jedoch, den Schleier zu nehmen und wurde an einen Franzosen verheiratet, mit welchem sie zwei Kinder zeugte. Aber ihre Sehnsucht, New England wieder zu sehen, war so groß, dass sie, als im Jahre 1714 die Gefangenen ausgetauscht wurden (sie war damals Witwe), ihre beiden Kinder verließ, welchen man nicht erlaubte, mit ihr zu gehen, und nach Hause zurückkehrte, woselbst sie den römischen Glauben abschwor.