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Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern – 24. Blatt

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern
von Johann Heinrich Ramberg, mit Text nach der Jahrmarkts-Ausgabe. Verlag C. B. Griesbach. Gera. 1871

Eulenspiegels Bosheit an den Scharwächtern in Nürnberg

ls Eulenspiegel schon an vielen Orten die Leute angeführt hatte, so dachte er: Du sollst doch noch einmal nach Nürnberg reisen, vielleicht gelingt es dir abermals, dort unerkannt einen Streich auszuführen. Als er sich einige Tage in Nürnberg aufgehalten hatte, gab er folgende Dummheit an, welche einigen Menschen beinahe das Leben gekostet hätte. Er ging näm­lich eines Abends spät beim Rathaus vorbei und sah die Scharwächter in ihrer Wache unter dem Rathaus schlafen.

Jetzt, dachte er, ist es Zeit, euch anzuführen. Eulenspiegel wusste in Nürnberg Weg und Steg im Dunkeln, und so ging er über den Saumarkt zu der Brücke, die über die Pegnitz führt, brach von dieser Brücke einige Bohlen los, und warf diese in das Wasser, damit hier ein Loch in der Brücke ent­stand. Nun ging er vor das Rathaus, und machte allerlei Lärm, nahm auch einen Degen und schlug damit auf die Steine, dass die Funken flogen. Da dies die Scharwächter hörten und sahen, sprangen sie auf, und liefen ihm nach.

Eulenspiegel nahm die Flucht über den Saumarkt und die Pegnitzbrücke. Da er nun aber wusste, wo er die Bohlen weggerissen hatte, so konnte er sich vor dem Loch leicht in Acht nehmen und ohne Gefahr hinüberspringen. Als er nun jenseits der Brücke war, rief er den Wächtern zu, die ihn weiter zu verfolgen keine Lust hatten: »Hoho, wo bleibt ihr verzagten Memmen?«

Als die Wächter dieses Rufen hörten, wollten sie geschwind über die Brücke laufen, um den Spötter zu fangen. Als sie aber an die Brücke kamen, stürzten sie, weil man wegen Dunkelheit der Nacht gar nichts sehen konnte, ins Wasser. Die Pegnitz war nicht tief an dieser Stelle, um desto schrecklicher hatte aber der Fall ihnen ge­schadet. Der eine zerschlug sich sein Gesicht, der andere brach ein Bein und der Dritte einen Arm.

»Hoho!«, rief Eulen­spiegel spöttisch, »was macht ihr denn da unten? Zu diesem Glück hättet ihr noch morgen kommen können, und nicht zu laufen nötig gehabt.«

Da dieser boshafte Streich vor den hochweisen Rat kam, setzte derselbe einen Preis auf die Entdeckung des Täters. Eulenspiegel aber, der vorher ein­sah, dass diese Geschichte nicht gut ablaufen würde, machte sich in derselben Nacht auf und davon.