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Fort Aldamo – Band 53

Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 53
Mit stählender Faust

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 14.11.2017, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Da flattert unserem Master Sergeant Finnewacker doch tatsächlich eine Brieftaube one Brief ins Fort! Normalerweise müsste dieser fliegende Eilbote eine Meldung aus Camp Lowell bringen.

Aber diesmal hat auch Sergeant Fitzgerald, der mit einer Patrouille aus Fort Aldamo acht Outlaws nach Yuma City überführt, eine Taube dabei, falls etwas schiefgeht. Für Finnewacker steht fest – da ist etwas schiefgegangen!

Und der alte Haudegen hat recht, denn Fitzgerald und die Männer aus Aldamo sitzen wegen Raubmord im Gefängnis. Sie sind so hinterlistig ausgetrickst worden, dass sie nicht einmal wissen, wie.

Finnewacker hat nur drei Tage Zeit, das herauszufinden. Denn nur dann kann er die wahren Mörder fassen, sonst enden seine Jungs am Galgen.

Leseprobe:

»Lied aus!«, schmetterte Sergeant Fitzgerald.

Der raue Gesang aus fünf gestählten Soldatenkehlen endete von einer Sekunde zur anderen.

»Abteilung – halt!«

Außer den beiden Sergeanten und den drei Corporalen hielten auch weitere acht Reiter ihre Pferde an. Die Hände der verwegen und verwahrlost aussehenden Männer waren gefesselt.

»Absitzen, Jungs! Wir übernachten hier an diesem Ort und trailen erst morgen bei Sonnenaufgang weiter nach Yuma City. Ausführung!«

Die fünf Blauröcke und die acht Banditen kletterten aus den Sätteln und blieben neben den erschöpften Vierbeinern stehen.

Auch der kleine, krausköpfige Sergeant Fitzgerald rutschte aus dem Sattel. Er nickte seinen Kameraden zu.

»Kümmert euch um die Galgenvögel. Bringt sie hinüber zu den Felsen. Vergesst nicht, ihnen die Füße zu fesseln. Und sollten die Strolche zu lästern beginnen, knebelt sie! Die Bewachung übernehmen die Corporale Willard und Cohen. Die Ablösung erfolgt in vier Stunden!«

»Aye, Fitzgerald!«, riefen die Soldaten. Der kleine Krauskopf nickte zufrieden und sah sich um.

Der Platz war gut geeignet, um hier die Nacht zu verbringen. Felsen, Büsche und Kakteen versprachen Schutz vor neugierigen Blicken. Von hier aus war es auch nicht möglich, näherkommende Reiter schon aus größerer Entfernung zu sehen.

Bis nach Yuma City mochten es noch zehn Meilen sein, die Sergeant Fitzgerald aber erst am kommenden Tag zurücklegen wollte. Die Pferde brauchten dringend eine längere Ruhepause.

Außerdem war der anstrengende Ritt nicht in den Uniformen der Soldaten und in den Klamotten der Gefangenen hängen geblieben.

Fitzgerald blickte zu den Halunken hinüber, die gefesselt auf dem Boden hockten und von den beiden Corporalen bewacht wurden.

Die Strolche waren von Master Sergeant Finnewacker und seinen Kameraden in Nugget Town, der kleinen Goldgräbersiedlung, vor einigen Tagen geschnappt worden. Die Banditen hatten die Digger mächtig unter Druck gesetzt. Erst durch Finnewackers beherztes Eingreifen war wieder Ruhe eingekehrt.

Fitzgeralds Auftrag lautete, die acht Gefangenen dem Sheriff von Yuma zu übergehen. Die Outlaws erwartete eine längere Gefängnisstrafe.

Die Sonne verglühte in einem Flammenmeer hinter einem fernen Berggipfel. Die drückende Hitze, die den Reitern den ganzen Lag über so sehr zugesetzt hatte, ließ ein wenig nach. Sergeant Larsen stiefelte heran und baute sein Männchen vor Master Sergeant Finnewackers Stellvertreter.

»Ich kümmere mich um dein Pferd, Fitzgerald.«

»Danke, Larsen«, erwiderte der altgediente Haudegen. »Schick mir mal Sergeant Gammer her.«

»Zu Befehl, Sergeant!«

Es dauerte nicht lange, dann marschierte Gammer heran. Fitzgerald winkte ab, als der Sergeant salutieren wollte.

»Kümmere dich mal darum, dass wir etwas zwischen die Beißerchen bekommen. Wie ich den dicken Kleiber kenne, hat er uns reichlich mit Proviant versorgt. Du könntest auch Kaffee kochen. Ich sehe mich in der Zwischenzeit ein wenig in der näheren Umgebung um. Und schärfe Willard und Cohen nochmals ein, dass sie die Halunkenbrut nicht aus den Augen lassen sollen! Diese Pinscher warten nur darauf, verduften zu können. Finnewacker würde uns aber die Ohren abreißen, wenn da etwas schief läuft!«

»Aye, Fitzgerald!«

Sergeant Gammer grüßte korrekt und stapfte zu den Pferden, um die Satteltaschen zu plündern.

Der kleinwüchsige Soldat drehte eine große Runde um das Lager und stellte zufrieden fest, dass er eine gute Wahl getroffen hatte. Als er sich wieder dem geschützten Rastplatz näherte, wehte ihm aromatischer Kaffeeduft entgegen. Fitzgeralds Magen begann sich sofort zu melden.

»Gleich gibt’s etwas«, murmelte er. »Und in Yuma City lassen wir die Puppen tanzen. Dort esse ich die Speisekarte rauf und runter.«

Fitzgerald gesellte sich zu seinen Leuten, goss sich einen Becher mit der heißen Brühe voll und fluchte kurz darauf, denn er hatte sich trotz aller Vorsicht die Lippen verbrannt.

Auch die acht Banditen erhielten Kaffee und später etwas zu essen. Alle ließen es sich schmecken.

Plötzlich zuckte Fitzgerald zusammen und sprang auf. Seine Kameraden starrten ihn entgeistert an.

»Hufschläge«, stieß der kleine Krauskopf hervor. »Verflixt noch mal, ich habe doch glatt vergessen, eine Feldwache aufzustellen! Alarmbereitschaft, Männer! Geht in Deckung! Ich sehe mal nach, wer sich unserem Biwak nähert.«

Sergeant Fitzgerald kniff die Augen zusammen, denn die dunklen Schleier der Nacht krochen aus Bodensenken und Mulden, um den sterbenden Tag zu besiegen. Es war aber noch hell genug, um den Reiter zu erkennen, der sich den Felsen und Büschen his auf ungefähr fünfzig Yards genähert hatte.

Der barhäuptige Mann saß auf einem Maultier. Er trug einen jungen, schwarzen Rock, der bis zu den Knöcheln reichte. Jetzt zügelte er das Muli und richtete sich kerzengerade im Sattel auf.

Der Prediger, oder was der Fremde auch sein mochte, schnupperte wie ein Biber, der eine verlockende Witterung aufgenommen hatte. Dabei sah er sich um. Sein Blick blieb auf den Felsen haften, hinter denen sich Fitzgerald duckte.

Dann redete er lautstark auf sein Maultier ein, das aber keinen Huf vor den anderen setzte und störrisch stehen blieb. Schließlich sprang der groß gewachsene Mann aus dem Sattel und zog seinen Vierbeiner hinter sich her.

»Was ist los …?«, fragte Sergeant Gammer und ging neben seinem Vorgesetzten in die Hocke.

»Scheint ein Wanderprediger oder so etwas Ähnliches zu sein, der sich in der Wüste verirrt hat. Anscheinend lockt ihn der Kaffeeduft an wie eine Frühlingsblume einen Bienenschwarm.«

»Scheint nicht gefährlich zu sein«, kommentierte Gammen »Der Schwarzkittel ist nicht einmal bewaffnet. Auf jeden Fall trägt er keinen Revolvergurt. Ein Gewehr kann ich auch nicht sehen.«

»So ist es, Gammer. Lass die Alarmbereitschaft aufheben. Unsere Jungs sollen aber wachsam bleiben. Ich spreche mit dem Fremden. Bestimmt will er nur einen Becher Kaffee und reitet dann weiter. Und lass mir die Gefangenen nicht aus den Augen. Ich möchte kein Risiko eingehen.«

»Zu Befehl, Fitzgerald!«

Gammer lief los, um die zurückgebliebenen Kameraden zu informieren. Sergeant Fitzgerald blickte dem Fremden neugierig entgegen, der noch immer sein Muli hinter sich herzog und dem störrischen Biest alle Höllenqualen dieser Welt androhte. Das Maultier schien aber wenig beeindruckt von den Worten seines Herrn zu sein, denn es stellte sich nach wie vor stur.

Der Mann im schwarzen Rock war bis auf wenige Yards herangekommen. Jetzt blieb er stehen und wischte mit dem Handrücken über seine schweißbedeckte Stirn. Das Gesicht des Fremden wurde von einem verwilderten Vollbart bedeckt, der bis auf die Brust reichte.

»Hallo, Mister!«, rief Fitzgerald und trat hinter dem Felsbrocken hervor, der ihn bisher den Blicken des Fremden

entzogen hatte.

Der Prediger ließ die Zügel los, hob beide Arme in Schulterhöhe und schien sehr erschrocken.

»Wer da …?«, fragte er ängstlich.

Fitzgerald marschierte auf ihn zu und hielt seinen Karabiner schussbereit in den Händen, senkte dann aber den Lauf, als er den Fremden erreicht hatte.

»Keine Sorge, Mister. Mein Name ist Fitzgerald. Sergeant Fitzgerald aus Fort Aldamo. Sie können ruhig die Hände herunternehmen. Ihnen droht keine Gefahr. Meine Leute lagern hinter den Felsen. Wenn Sie wollen, können Sie einen Schluck Kaffee bekommen.«

Der Prediger nickte und senkte seine Hände.

»Das wäre sehr schön, mein Sohn!«, rief er salbungsvoll. »Ich nehme dein Angebot dankend an. Meine Rosinante und ich sind sehr erschöpft, denn unser Weg führte endlos lange durch diese Einöde. Dem Himmel sei Dank, dass wir einige Brüder gefunden haben, bei denen wir übernachten können und die Brot und Wein mit uns teilen.«

Sergeant Fitzgerald verzog das Gesicht.

»Kaffee«, sagte er vorsichtig. »Wer sind Sie, Mister? Und was führt Sie in diese Wüste?«

»Mein Name ist Horatio de Angelo. Meine Rosinante und ich sind auf dem Weg nach Gila City, um dort das Wort des Herrn zu verkünden.«

»Aha«, murmelte der kleine Krauskopf wenig geistreich. »Sie sind also ein Prediger, der durch das Land zieht, um den Herrn zu preisen!«

Horatio de Angelo nickte erfreut. Sein mächtiger Rauschebart flatterte im leichten Wind.

»Sehr gut, mein Bruder im Herrn!«, rief er überschwänglich. »Schön hast du das gesagt!«

»Dann sollten Sie mir folgen, Prediger.«

Es dauerte nicht lange, dann trat der bärtige Gottesmann an das kleine Lagerfeuer.

»Sergeant Gammer!«

»Aye, Fitzgerald!«

»Du übernimmst die erste Feldwache. Verzieh dich zwischen die Felsen. Ich löse dich später ab.«

»Zu Befehl, Fitzgerald!«

»Das hier ist der Prediger Horatio de Angelo«, sagte der kleine Krauskopf zu den vier Kameraden.

Die Corporale Willard und Cohen, die in der Nähe der acht Banditen saßen, nickten dem Schwarzrock zu.

Sergeant Larsen und Corporal Feder grinsten und deuteten auf den kleinen Kessel mit Kaffee, der auf einem Dreifuß über dem niedrig brennenden Lagerfeuer hing.

Der Prediger bediente sich und trank schlürfend, dass es kalt über Fitzgeralds Rücken rieselte.

»Wer sind diese Männer dort an den Felsen?«, fragte Horatio neugierig, als er die Banditen entdeckte.

»Das sind üble Schurken, die wir nach Yuma City ins Gefängnis bringen. Sie sollten sich von diesen Halunken fernhalten, Prediger.«

»Das ist schade, mein Sohn!«, rief Horatio. »Zu gerne möchte ich diese verirrten Seelen bekehren und …«

Sergeant Fitzgerald unterbrach den bärtigen Schwarzrock.

»Das lassen Sie mal schön bleiben. Sollte Sie Ihr Weg nach Yuma führen, dann können Sie ja den Sheriff fragen, ob Sie diese Mistkerle bekehren dürfen.«

Der Prediger lachte herzlich.

»Das will ich mir überlegen, mein Sohn. Doch wie sagt schon der Herr: Auge um Auge, Zahn um Zahn!«

Larsen und Feder seufzten.

Horatio de Angelo leerte schmatzend seinen Becher und leckte sich über die Lippen, die unter seinem Bartgestrüpp kaum zu sehen waren.

»Darf ich mir noch Kaffee nehmen, mein Sohn?«, fragte er Fitzgerald, der das Gesicht verzog, aber gute Miene zu diesem Spielchen machte.

»Gewiss, Prediger, gewiss. Es ist genug von der schwarzen Brühe vorhanden. Der Kaffee reicht die ganze Nacht, um uns immer wieder aufzuwärmen. Bedienen Sie sich.«

»Sei gesegnet, mein Bruder!«, rief der Prediger überschwänglich und hob theatralisch beide Arme. Dann trat er zu dem dampfenden Kaffeekessel.

Horatio de Angelo füllte seinen Becher. Keiner der Soldaten und der Gefangenen sah, dass er rasch ein weißes Pulver in die Kaffeebrühe schüttete, das sich innerhalb von Sekundenbruchteilen auflöste.

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 53. Bastei Verlag. Köln. 14.11.2017