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Slatermans Westernkurier 08/2017

Auf ein Wort, Stranger, wer kennt eigentlich noch John Colter?

Colter, manchmal auch Coulter geschrieben, ist eigentlich ein ziemlich banal klingender amerikanischer Nachname. Nichts, aber auch gar nichts lässt auch nur ansatzweise darauf schließen, dass hinter einem der Träger dieses Namens, einem gewissen John Colter, ein Mann steckt, dessen Ruf noch heute in den Wäldern und Ebenen von Montana, Wyoming und Idaho wie Donnerhall erklingt.

Ein jeder kennt wahrscheinlich Billy the Kid, Wild Bill Hickok oder Buffalo Bill, aber sie alle sind wahre Waisenknaben gegenüber diesem Mann.

Er war Entdecker, Mountain Men, liebevoller Ehegatte, Trapper, Geschäftsmann und Indianerkämpfer.

Er erlebte die haarsträubendsten Abenteuer, von denen eines sogar den Weg in unzählige Bücher und Filme fand. Sein Name ist allerdings nur noch Kennern des Wilden Westens ein Begriff.

Warum und wieso das so ist, versucht diese Kolumne aufzuzeigen.

 

***

 

John Colter wurde um 1774 in der Nähe von Stuarts Draft in Virginia geboren und wuchs von seinem fünften Lebensjahr an in Maysville, Kentucky, auf.

Urgroßvater Micajah Coalter war von Schottland aus nach Virginia ausgewandert.

Im Oktober 1803 bewarb sich John Colter in Maysville als Teilnehmer einer von Captain Meriwether Lewis und William Clark im Auftrag von US-Präsident Thomas Jefferson geplanten Expedition quer durch den Kontinent zur Westküste.

Nach einem harten Training brachen die Männer am 14. Mai 1804 auf.

Colter bewältigte die Strapazen als Einziger mit Leichtigkeit und stellte dabei noch seine überragenden Fähigkeiten als Jäger unter Beweis. Aufgrund seiner Verdienste um die Expedition wurde der Potlatch Creek am östlichen Rand des Columbia Plateaus in Colters Creek umbenannt. Am 7. November 1805 erreichten die Männer ihr Ziel, den Pazifik.

Im August 1806 bat Colter um seine Freistellung, um sich den beiden Fallenstellern Joseph Dixon und Forrest Hancock aus Illinois anschließen zu können.

Die drei Männer machten sich auf den Weg zum Yellowstone River.

Im Frühjahr 1807 trennte sich John von seinen Partnern und schlug sich alleine bis zum Missouri River durch, wo er umgehend von Manuel Lisa und George Drouillard für die Lisa und Drouillard Expedition angeworben wurde, zu der auch später Forrest Hancock stieß.

Im November 1807 errichteten die Männer auf dem Gebiet der Absarokee am Bighorn River ein als Handelsstation konzipiertes Blockhaus, Fort Raymond, auch Manuels Fort genannt.

Von dort aus drang John Colter nach Norden vor, bis zum Tower Fall an der Mündung des Tower Creeks in den Yellowstone River, vielleicht sogar bis zu den Mammoth Hot Springs. Dort kehrte er zurück und traf 1808 wieder in Fort Raymond ein.

Colter war der erste Weiße, der die heißen Quellen des heutigen Yellowstone Nationalparks entdeckte, nur leider glaubten ihm seine Zeitgenossen nicht, was er über die dortigen heißen Quellen und die Geysire zu erzählen hatte.

Einige Zeit später schickte Manuel Lisa, der inzwischen das Potenzial dieses Mannes erkannt hatte, ihn erneut los. Unterwegs schloss sich Colter einer Gruppe von Absarokee und Flathead an, die dann am Gallatin River von Blackfoot angegriffen wurden. Nachdem John durch einen Pfeilschuss am rechten Bein verletzt wurde, konnte er nur noch robben, um vorwärtszukommen. Mit einer selbst gebastelten Krücke humpelte er dann bis nach Fort Raymond zurück. 450 Kilometer durch die Wildnis, über Stock und Stein und reißende Flüsse, eine unglaubliche Energieleistung.

 

***

 

Wer gedacht hatte, dass John Colter jetzt die Nase voll vom Leben eines Mountain Mens hatte, sah sich rasch eines Besseren belehrt. Kaum war die Verletzung ausgeheilt, brach er erneut auf, diesmal zusammen mit dem Fallensteller John Potts.

Am Jefferson River wurden sie mit ihren Kanus von den Blackfoot aufgespürt. Während John deren Aufforderung nachkam und ans Ufer paddelte, versuchte Potts zu entkommen. Nachdem er von einem einzelnen Pfeil getroffen wurde, erschoss er den Indianer und starb anschließend in einem wahren Pfeilhagel. Colter sagte später einmal, dass er danach ausgesehen hatte wie ein Stachelschwein; eine Aussage, die durchaus nicht übertrieben war, wenn man bedenkt, dass die Indianerhorde fast 500 Krieger zählte.

Die Blackfoot holten den Toten ans Ufer und zerstückelten ihn vor Johns Augen, dem sie inzwischen alle Kleider vom Leib gerissen hatten.

Dann ließen sie ihn mit einer Pfeilschussweite Vorsprung nackt und barfuß um sein Leben rennen. Diese Szenerie wird heute noch in vielen Abenteuerromanen beschrieben.

Obwohl seine Chancen, den Indianern zu entkommen, scheinbar aussichtslos waren, schaffte es Colter erneut. Es gelang ihm, den etwa fünf Meilen entfernten Madison River zu erreichen, den Indianer, der sich ihm am nächsten befand, zu töten und sich im Wasser zu verstecken. Tage später kehrte er erschöpft und halb verhungert, aber immerhin lebend nach Fort Raymond zurück.

Im Frühjahr 1810 führte er eine 30 Mann starke Gruppe zum Quellgebiet der Flüsse Gallatin, Madison und Jefferson mit dem Ziel, dort eine Handelsstation zu gründen.

Dieses wurde eines Tages in Colters Abwesenheit von Gros Ventre überfallen und dem Erdboden gleichgemacht.

Man rätselt noch heute, wieso und warum, aber nach diesem Tag kehrte John der Wildnis endgültig den Rücken zu und traf im Mai 1810 in St. Louis ein.

Bald darauf siedelte er sich nördlich von Charette, Missouri, an und heiratete eine Frau namens Sarah, die ihm einen Sohn gebar, der auf den Namen Hiram getauft wurde.

John Colter starb im November 1813, nicht einmal vierzig Jahre alt, auf seiner Farm in Missouri an Gelbsucht.

 

***

 

Colters Verdienst um die Erkundung des Wilden Westens liegt vor allem in seinen Leistungen bei der Lewis und Clark-Expedition. Nur seinen Skizzen ist eine der ersten Landkarten des amerikanischen Westens zu verdanken. Er war kein Mann der großen Worte und er hasste es, im Gegensatz zu manchen seiner Zeitgenossen, im Rampenlicht zu stehen. Vielleicht mit ein Grund, warum er hierzulande und auch in den Städten an der Ostküste der USA relativ unbekannt ist.

Im Gegensatz zum Westen Amerikas.

Im Quellgebiet des Missouri findet heute noch jedes Jahr zur Erinnerung an seine Flucht vor den Blackfoot der John Colter Run statt. Ortschaften wie Colter Bay und der Berg Colter Peak, beides in Wyoming gelegen, erinnern ebenso an ihn wie ein Museum in New Haven, Missouri sowie Gedenktafeln entlang der US Route 340.

Quellenhinweis: