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Der Welt-Detektiv Band 6

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Interessante Abenteuer unter den Indianern 43

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Tecumseh

Tecumseh, Der sich duckende Berglöwe, war der Sohn von Pukeshinwah und der Bruder des Propheten der Allegheny. Dieser berühmte Krieger machte sich allgemein in der Schlacht bei Tippecanoe im November 1811 als Anführer der Indianer bekannt.

Er erwarb sich in ganz kurzer Zeit einen bedeutenden Ruhm und seit jener Zeit bis zu seinem Tod war die Aufmerksamkeit des amerikanischen Volkes auf ihn gerichtet. Er besaß den Mut, den Scharfsinn, durch welchen die bedeutendsten Indianerhäuptlinge berühmt gewesen waren, und was noch mehr sagen will, er war uneigennützig und seinem Wort treu. Er war sowohl Redner als auch Soldat, und durch seine Überredungskraft brachte er eines der mächtigsten Bündnisse unter den Indianern zustande. Sein immer wachsamer Geist war beständig rege, seine Feindschaft schlummerte nie. Ermüdung seines Körpers war ihm fremd. Er hatte einen unabhängigen Sinn, war höchst einnehmend in seiner Anrede und zurückhaltend in seinem Benehmen. Er bekleidete das Amt eines Brigadegenerals unter Georg III.

Man sagt, dass in der letzten Unterredung, welche General Harrison zu Vincennes in Indiana mit einer Anzahl Indianern hielt, man für Tecumseh am Ende einer langen und lebhaften Rede keinen Platz bereitet hatte. General Harrison, der die Nachlässigkeit bemerkte, befahl, dass man ihn mit einem Stuhl versehe.

»Dein Vater«, sagte der Dolmetscher, »ersucht dich, Platz zu nehmen.«

»Mein Vater!«, erwiderte der stolze Häuptling. »Die Sonne ist mein Vater und die Erde ist meine Mutter. Ich werde mich auf ihren Schoß setzen.«

Dies sagend, setzte er sich nach indianischer Art auf den Boden. Solch ein Mann war Tecumseh. Er fiel gegen Ende der Schlacht an der Thames in einem Handgemenge mit Colonel Johnson von Kentucky. Er gehörte zu dem Stamm der Shawnee.

Gegen Ende des letzten Iahrhunderts war Capitain Thomas Brian von Kentucky beordert, für die brittische Regierung im mittleren Ohio gewisse Landstriche zu vermessen. Da er so unglücklich war, mehrere Tage hintereinander kein Wild zu finden, so schmolzen seine Lebensmittel immer mehr zusammen und er fand sich zuletzt von allem entblößt. Er ersuchte einen Jäger, einen anderen Versuch zu machen, um Lebensmittel heranzuschaffen und mit ihm und seiner Gesellschaft auf einem bestimmten Platz zusammenzutreffen. Nachdem sie unter vielfachen Beschwerden und Drangsalen den verabredeten Platz erreicht hatten, hörten sie zu ihrem Bedauern, dass der Jäger wiederum erfolglos gewesen sei. Er sagte, dass er sich alle mögliche Mühe gegeben habe, aber dass alle seine Versuche vergeblich gewesen seien. Es scheine ihm, als sei der Wald gänzlich von allem Wild entblößt. So wurde es also sehr wahrscheinlich, dass sie alle dem schrecklichen Hungertod verfallen würden. Doch Capitain Brian, durch diese verzweifelte Lage angespornt, ergriff das Gewehr des erfolglosen Jägers. Seinen Leuten den Befehl hinterlassend, das Lager aufzuschlagen und ein gutes Feuer anzuzünden, ging er fort, um Wild aufzuspüren.

Er mochte vielleicht seit einer halben Stunde den Lagerplatz verlassen haben, als ihm zu seiner großen Freude drei Rehe zu Gesicht kamen. Er schoss zwei, und noch ehe er zum Lager zurückkehrte, hatte er auch das gute Glück, einen Bären zu erlegen. Er rief seine Leute, ihm das Wild in das Lager bringen zu helfen. Nur wer schon in einer ähnlichen Lage gewesen war, kann sich vorstellen, welche Gefühle unsere Streifenden jetzt empfanden.

Doch so elend auch die Lage des Capitains und seiner Leute gewesen sein mag, so befand sich eine andere Gesellschaft nicht weit von ihnen in noch viel größerer Not. Fünf Indianer, die, auf einem Jagdausflug begriffen, den Knall von Capitain Brians Flinte gehört hatten, richteten sofort ihre Schritte jener Gegend zu und gelangten fast in demselben Augenblick mit dem Capitain in dem Lager an. Sie schilderten ihre elende Lage und erzählten Brian, dass während der letzten beiden Tage sie nur ein Stinktier zu essen gehabt hätten. Sie bemerkten in fast denselben Worten wie der Jäger, dass der Wald ganz und gar von Wild entblößt gewesen sei.

Capitain Brian sagte ihnen, dass er jetzt genug für sie und seine eigenen Leute hätte, und lud sie ein, sich an das Feuer zu ihnen zu setzen. Er befahl ihnen dann, seinen Leuten zu helfen, den Bären und die Rehe, welche eben in das Lager gebracht wurden, abzuhäuten und zu kochen, und dann sich Stücke von dem Wildbret abzuschneiden und auf ihre eigene Weise zuzubereiten. Ihre Gesichter drückten die größte Freude aus, die sie über ihre so unerwartete Hilfe empfanden. Sie schonten auch in der Tat die Speisen nicht, sie hatten einen solchen Heißhunger, dass ein Viertel nach dem anderen bald verschlungen war.

Nachdem sie bald gesättigt waren, trat ein junger, hochgewachsener Indianer auf Capitain Brian zu, welcher sich jetzt, von seinen mannigfachen Beschwerden ermüdet und an Rheumatismus leidend, niedergelegt hatte, um auszuruhen, und benachrichtigte ihn, dass der alte Mann unter ihrer Partie ein Häuptling und dass er dem großen und guten Geist Dank für eine so unerwartete Vermittelung schuldig sei; dass er jetzt im Begriff stünde, ein Gebet an den großen Geist zu richten und ihm für seine Güte zu danken; dass es die Gewohnheit der Indianer sei, bei solchen Gelegenheiten in ihrem Lager aufrecht zu stehen und dass sein Häuptling den Capitain und seine Leute ersuche, dasselbe in ihrem Lager zu tun. Brian antwortete, dass seine Leute ihrem Begehren folgen würden. Doch was ihn anbeträfe, so fühle er sich zu unwohl, um diese Nacht noch aufstehen zu können, versicherte ihm aber, dass diese Weigerung nicht eine Geringschätzung für jene Zeremonien sei.

Der alte Häuptling erhob sich darauf und alle ahmten seinem Beispiel nach. Seine Hände zum Himmel erhebend, begann er sein Gebet und seine Danksagung mit lauter, vernehmlicher Stimme. Eine schönere Anrede an die Gottheit ist unter ähnlichen Umständen sicher nie über sterbliche Lippen geflossen. Der Ton, die Biegsamkeit seiner Stimme, die entsprechenden Bewegungen waren wohl geeignet, einen tiefen Eindruck auf seine Zuhörer zu machen. Im Verlauf seiner Rede wiederholte er den schrecklichen Zustand, in welchem sie sich noch kürzlich befanden. Die Furcht vor dem herannahenden Hungertod, mit welchem sie bedroht gewesen waren; die vergeblichen Versuche, die sie gemacht hatten, um Nahrung heranzuschaffen, bis er, der große und gute Geist, den Weißen ausgesandt hätte, und seine Bemühungen mit Erfolg gekrönt und ihre Schritte so gelenkt habe, dass sie mit ihren weißen Brüdern znsammengetroffen seien und Überfluss an Speise gefunden hätten. Doch wer kann den Erguss eines dankerfüllten Herzens beschreiben? Er fuhr auf diese Art eine halbe Stunde lang fort, und Capitain Brians Leute, die fromme Dankbarkeit der Kinder des Waldes sehend, fühlten dieselben Gefühle sich in ihrem Herzen regen. Mancher von ihnen wurde bis zu Tränen gerührt.

Der junge Indianer, welcher Brian in solcher würdigen Weise im Auftrag seines Häuptlings anredete, war Tecumseh.