Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Romantruhe-Western Band 8

A.F. Morland
Romantruhe-Western Band 8
Ich werde euer Henker sein

Western, Paperback, Romantruhe, Kerpen-Türnich, November 2016, 68 Seiten, 4,95 Euro, Titelbild: Firuz Askin
www.romantruhe.de

Kurzinhalt:
Die Männer waren mit Revolvern, Gewehren, Äxten, Mistgabeln, Knüppeln und Schaufeln bewaffnet, stampften durch Sweetwater und brüllten ihre Wut heraus. Alle, die nicht ihrer Meinung waren, verschwanden sicherheitshalber in ihren Häusern. Niemand wollte sich mit ihnen anlegen, und es schien auch gar nicht möglich zu sein, sie aufzuhalten. Die Meute, die Jericho Stone um sich geschart hatte, wollte Blut sehen. Das Blut von gewissenlosen Verbrechern, von kaltschnäuzigen Mördern, die zwei anständige, ehrbare Männer, brave Bürger von Sweetwater, eiskalt abgeknallt hatten …

Ein Hank Shooter Roman. Dies ist der erste Band einer neuen Trilogie.

Leseprobe

1

Shooter stieß die Saloontür auf, als würde er sie verachten. Staub kratzte in seinem Hals. Er ging mit klirrenden Sporen zum Tresen, knallte eine blitzende Münze drauf und knurrte: »Bier.«

»Heiß heute«, sagte der Wirt, während er anfing, das Glas für den Fremden zu füllen.

»Wie in der Hölle.«

»Da war ich noch nicht.«

»Kommt auch nicht jeder hin. Nur die, die es verdienen.«
Abe Loomis, der dickbäuchige Wirt, schob dem Gast das Glas zu.
»Wohl bekomm’s.«

Shooter blies den knisternden Schaum fort und löschte seinen gewaltigen Durst mit gierigen Zügen. Er setzte das Glas erst ab, als es leer war.

Loomis lachte. »Donnerwetter, da hatte aber einer einen Mörderdurst. Noch mal dasselbe?«

Shooter schüttelte den Kopf. »Reicht erst mal.« Er war ein großer, gut aussehender blonder Mann, mit kleinen Fältchen um die stahlblauen Augen und trug ein blutrotes Halstuch, unter dem sich eine hässliche Narbe verbarg. Jetzt drehte er sich um und ließ seinen Blick träge schweifen. »Nicht viel los hier«, stellte er fest.

Der Saloon war fast leer. Zwei alte Knacker mit weißen Backenbärten würfelten an einem der zerkratzten Tische um wenig Geld. Just for fun. Keiner wollte sich am andern bereichern. Es ging ihnen bloß darum, die Zeit totzuschlagen. Ein kluger Mann hatte einmal gesagt, die Zeit sei zu kostbar, um totgeschlagen zu werden, aber davon schienen die beiden noch nichts gehört zu haben. Oder es war ihnen egal.

»Der Betrieb geht erst später los«, sagte Abe Loomis. »Am Abend ist der Saloon immer knackevoll. Da geht es hoch her. Sind Sie auf der Durchreise oder haben Sie vor, länger in Sweetwater zu bleiben, Mister?«

»Weiß ich noch nicht. Kommt drauf an.«

..Wenn Sie ein Zimmer brauchen«, sagte Loomis. »Ich habe gerade was frei. Und …«

Er blinzelte kumpelhart. »Wenn Sie nicht allein schlafen möchten, kann ich was für Sie arrangieren. Sie brauchen mir nur zu sagen, was Sie bevorzugen. Rot. Blond. Schwarz. Brünett. Jung oder erfahren. Was Schlankes oder eher ein Vollblutwcib, mit überall richtig viel Fleisch zum Festhalten.«

Shooter ließ das interessante Angebot vorläufig in der Luft hängen.
»Ich suche einen Mann namens Yuma Peel«, sagte er. »Kennen Sie den?«

»Klar kenne ich den.«

»Können Sie mir sagen, wo ich ihn finde?«

»Normalerweise im Sheriff’s Office«, antwortete Abe Loomis.

»Im Sheriff’s Office?« Shooter wirkte erstaunt.

Loomis zuckte mit den Achseln. »Naja, als Deputy …«

Shooter staunte noch mehr. »Yuma Peel ist hier Deputy?«

»Warum wundert Sie das?«

Shooter antwortete nicht. »Wieso ist er heute nicht im Sheriff’s Office anzutreffen?«, fragte er stattdessen.

»Gestern wurde die Bank überfallen«, berichtete Abe Loomis. »Es gab zwei Tote und Arnos Webb, der Sheriff, wurde angeschossen. Yuma Peel hat ein paar Männer zusammengetrommelt und die Verfolgung der vier Bankräuber aufgenommen.«

»Wie viel haben sie erbeutet?«

»Dreiunddreißigtausend Dollar.«

Shooter pfiff beeindruckt durch die Zähne. »Ist der Sheriff schwer verletzt?«

Der dicke Wirt schüttelte den Kopf. »Ist nicht so schlimm. Rechte Hüfte. Glatter Durchschuss. Ist ein bisschen in die Jahre gekommen und amtsmüde geworden, der gute Arnos Webb. Wenn Yuma Peel die Bankräuber erwischt, hat er die besten Chancen, der neue Sheriff von Sweetwater zu werden.«

»Tolle Karriere«, sagte Shooter. Er zeigte auf die fette Brust des Wirts. »Ich denke, ich bleibe eine Weile in Ihrer schönen Stadt.«
Loomis strahlte. »Großartig.«

Wenn er den Grund für Shooters Entscheidung gewusst hätte, hätte er das mit Sicherheit nicht gesagt.

 

2

 

Drei Weidereiter, die zurzeit arbeitslos waren, betraten den Saloon. Laut, polternd, übermütig. »Hey, Abe, lass ‘ne Pulle Whiskey rüberwachsen«, verlangte einer von ihnen. Sein Name war Brad Baxter. Er war unrasiert, dreckig, schäbig gekleidet und hatte angefaulte Zähne.
»Aber ein bisschen plötzlich.«

Der Wirt sah Shooter an und machte ein unglückliches Gesicht.
»Nehmen Sie sich in acht vor denen«, raunte er dem Fremden so leise zu, dass es die Cowboys nicht hörten. »Die machen gerne Ärger.«

»Abe!«, rief Baxter ungeduldig. »Wo bleibt der Whiskey?«

»Kommt sofort«, antwortete Loomis nervös.

»Aber nicht die Katzenpisse, die du deinen andern Gästen servierst!«, verlangte Baxter. »Wir wollen was Ordentliches. Den Schnaps, den du selber säufst, klar?«

Loomis stellte die Flasche auf den Tresen. Drei Gläser folgten. »Das ist der beste Whiskey, den ich habe«, behauptete er. »Einen besseren kriegt ihr in ganz Wyoming nicht. Lasst ihn euch schmecken.«

Brad Baxter füllte die Gläser und wollte von seinen Kumpanen wissen: »Worauf trinken wir?«

»Auf Bee Mockler«, schlug der, der rechts neben ihm stand, vor. Jim Hastings, ein schwammiger Typ mit Augenbrauen, die so breit wie Biberschwänze waren.
Baxter schüttelte heftig den Kopf. »Auf die nicht.«
»Wieso denn nicht? Du bist doch mächtig scharf auf die Kleine.«
»Du bist nicht auf dem Laufenden, Jim.«
»Ich dachte …«

»Überlass das Denken den Pferden. Die haben größere Köpfe.«

Jim Hastings lachte. »Den Spruch hat mein Großvater schon in der Pfeife geraucht, Mann.«

Silk Moorse, der dritte Weidereiter, ein knochiges Langbein, nickte beipflichtend. »Der Spruch hat ‘nen Bart, der von hier nach Medicine Bow reicht.«

»Mit Bee Mockler bin ich fertig«, tönte Brad Baxter und kippte seinen Whiskey einfach so.
»Aha«, sagte Jim Hastings. »Und warum?«

»Weil sie ein dreckiges Luder ist«, erklärte Baxter grimmig. »Ein billiges Flittchen. Eine miese Schlampe. Eine schäbige Hure. Falsch und verlogen wie alle Weiber. Heute macht sie dir schöne Augen und morgen lässt sie schon den Nächsten ran.«

»Bee Mockler?«, fragte Jim ungläubig.

Baxter nickte finster. »Bee Mockler. Ganz recht. Ich habe sie mit Ted Dylon erwischt.« Er tippte sich zornig mit dem Finger mindestens zehn Mal an die Stirn. »Mit Ted Dylon, der blöder ist als zehn Schafe. Sie war mit ihm im Pferdestall.«
»Was hat sie da gemacht?«

»Was wohl? Vögeln hat sie sich lassen. Von hinten. Von diesem Idioten. Und gefallen hat es ihr. So gefallen, dass sie vor Wollust und Glückseligkeit ganz laut geschluchzt hat.«

»Du hast dabei zugesehen?«, fragte Silk Moorse neugierig.

Baxter nickte. »Das habe ich. Aber nicht lange. Dann habe ich die beiden wie zwei Köter, die es auf offener Straße treiben, mit kaltem Wasser übergossen und verprügelt.«

»Bee Mockler auch?«

»Die noch mehr als diesen Trottel. Den habe ich mit ein paar kräftigen Arschtritten davongejagt, und dann habe ich mir die schwanzgeile Bee vorgenommen. Der habe ich mit meinen Fäusten gehörig die Leviten gelesen, das kann ich euch sagen. Ich habe ihr das Nasenbein gebrochen und ihr – wie sie’s verdient hat – nach allen Regeln der
Kunst die Visage poliert. Bis dahin war sie ja eine auffallende Schönheit gewesen, aber damit ist es nun ein für alle Mal vorbei. So hübsch und attraktiv, wie sie mal war, wird sie nie wieder sein.«

»Darauf wäre ich an deiner Stelle nicht auch noch stolz«, sagte Shooter missgelaunt. Der brutale Bursche ging ihm nicht bloß auf die Nerven. Er kotzte ihn an.

Baxter drehte sich zu ihm um. »Wie war das? Hast du was gesagt, Fremder?«

»Ich würde mich in Grund und Boden schämen.«

Baxter blies sich auf. »Ach, bist du etwa auch einer von diesen bescheuerten Gutmenschen, die auf dem Standpunkt stehen, eine Frau schlägt man nicht?«

»Allerdings.«

»Weiber muss man prügeln, damit sie einem nicht auf der Nase herumtanzen.«

»Falsch. Typen wie du gehören verprügelt, damit sie es nie wieder tun.«

»Dir haben sie wohl ins Hirn geschissen!«, knurrte Brad Baxter jähzornig und schlug zu.

Veröffentlichung der Leseprobe mit freundlicher Genehmigung des Verlages