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Das Harzmärchenbuch von August Ey Teil 57

Sagen und Märchen aus dem Oberharz
Gesammelt und herausgegeben von August Ey im Jahre 1862

Die Schlericke in der Schalk

Ein junger lediger Bergmann ging an einem Sonnabend Nachmittag nach der Schalk in die Heidelbeeren. Er wollte sich einen kleinen Zeitvertreib machen und seines Bruders Kindern Heidelbeeren mit nach Hause bringen. Oben in dem Schalker Tal fand er Heidelbeeren so dick wie die kleinen Kirschen und zuckersüß. Es dauerte gar nicht lange, so hatte er seinen Korb voll und wollte gerade wieder nach Hause, als ein hübsches Mädchen auf ihn zukam, dann winkte, dass er ihm folge. Sie ging im Tal hinauf, stieg dann einen Moosberg hinauf, die Stufen waren so weich wie Moos, dass sie wie auf Seide gingen. Oben darauf stand ein Moosschloss, die Wände waren von Moos, aber weich und wunderschön. Es war so eigentümlich hübsch darin, dass es ihm vorkam, als wäre er unter der Erde ganz in Wald und Moos gehüllt, auch ein Geruch, der seines Gleichen nicht hat. Die Dame (es war die Schlericke gewesen) führte ihn in ein Zimmer, darin war alles mit grünem Samt überzogen; Spiegel, von der Decke bis zur Erde, Tische, Sofas und Stühle von grün glänzendem Holz. In diesem Zimmer kam sie auf ihn zu und tat, als wollte sie ihn umarmen und küssen. Er freute sich darüber herzlich und eilte ihr entgegen. Indem er aber sie auch umfassen und küssen wollte, so machte sie den Mund etwas auf. Da kamen ein paar Krötenpfoten zum Vorschein. Der Bergmann erschrak, ging aber doch näher, meinte, er habe sich getäuscht. Als er aber nur noch einen Fuß von ihrem Mund entfernt war, da öffnete sie ihn ganz und heraus sahen zwei Kröten mit feurigen Augen und eklem Atem. Das war aber doch dem Bergmann zu viel. Voll Schrecken stürzte er zum Haus hinaus und im Fortlaufen hörte er noch ein schreckliches Stöhnen und klägliches Ächzen. Als er unten am Berg ankam und sich umsah, war der Moosberg mit dem Moosschloss und der Schlericke verschwunden.

Hätte er sie geküsst, gewiss wäre er reich und glücklich geworden, so aber wird sie auf ihre Erlösung noch lange warten müssen.