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Fort Aldamo – Band 15

Band-15-Wenn-Finnewacker-vorwärts-stürmtBill Murphy
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 15
Wenn Finnewacker vorwärts stürmt

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 31.05.2016, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Eine Kette von Überraschungen wartet diesmal auf unseren raubeinigen und unbeugsamen Master Sergeant. Indianer sind in das Herrschaftsgebiet von Fort Aldamo eingedrungen! Hundert Krieger? Tausend? Noch weiß es niemand genau. Aber schon kommt die erste Schreckensmeldung: Die Rothäute haben einen Siedlertreck von vierzig Wagen umzingelt. Finnewacker rückt mit seinen kampflustigen Recken aus – und ahnt nicht, dass ein weiterer Gegner diese Gelegenheit nützt, um das Fort in einem Handstreich zu erobern: sein alter Erzfeind Asesino und dessen mexikanische Höllenhunde!

Aber Tod und Gefahren können unseren wackeren Master Sergeant nicht schrecken – auch tausend Feinde nicht …

Leseprobe:

Schlaff hing die Fahne der Union hoch über Fort Aldamo am Flaggen­mast. Es war noch früh am Morgen.

Die sechsundzwanzig Neuen stan­den auf dem Appellplatz der alten, von den Konquistadoren erbauten Festung angetreten – feldmarschmä­ßig, bereit, zu einem Dreißig-Meilen­-Gepäckmarsch auszurücken.

Dreißig Meilen durch Wüste, Hitze und Sand! Jeder hatte fünfzehn Kilo Gepäck im Tornister und dazu sein Gewehr zu tragen.

Das war ein Marsch, der allen Neuen blühte, sobald sie sich in Fort Aldamo, in dem die Strafkompanie der US Kavallerie seit Kriegsende stationiert war, eingewöhnt hatten.

Bei jedem Dreißig-Meilen-Gepäck­marsch wurde versucht, einen neuen Rekord aufzustellen. Zehn Stunden und siebenunddreißig Minuten, von zwölf Neuen unter Sergeant Wallowa vor gut einem Jahr aufgestellt, waren noch immer zu unterbieten.

Gewertet aber wurde nur die Ein­heit von Neuen, die es schaffte, so einzurücken, wie sie ausmarschiert war: vollzählig, in geschlossener For­mation und – im Laufschritt, der am Fuß der Zufahrtsrampe zu beginnen hatte.

Der Marsch führte nach Süden. Fünfzehn Meilen hin und fünfzehn Meilen zurück, mit einer kurzen Pause an der Wendemarke. Jede erste und jede fünfte Meile waren im Lauf­schritt zu bewältigen. Das war schon Tradition. Und Master Sergeant Fin­newacker, der allgewaltige Herrscher über das Fort und die Männer, hatte etwas übrig für Traditionen.

Finnewacker, ein großer massiger Mann, war aber auch ehrgeizig, und deshalb wollte er die Neuen an diesem Tag selbst in die Wüste führen, um Wallowas Rekord zu brechen.

Den genau fünfzehn Kilo schwe­ren Tornister auf dein Rücken, den Karabiner in der Faust, trat; Master Sergeant Finnewacker aus der Kom­mandantur, jeden Knopf der Feld­bluse geschlossen, da er sein dickes Notizbuch auf dem Schreibtisch liegen gelassen hatte.

Sergeant Larsens Kommandostimme hallte über den Platz. Die sechsundzwanzig Neuen in ihren grauen Drillichen standen stramm, die Karabiner geschultert. »Richtet euch!«, befahl er.

Finnewacker sog die frische Mor­genluft ein und reckte sich. Das Fort war noch nicht geweckt worden. Trotzdem sah er hinter den Fenstern der Unterkünfte Gesichter. Die Char­gierten, die Männer des Stammper­sonals der Strafkompanie, die alle Kavalleristen waren und im Gegen­satz zu den Sträflingen blaues Tuch und gelbe Halstücher trugen, standen abwartend neben der Kommandantur und unter dem wuchtigen Mauerbogen des Torhauses, um sich den Ausmarsch der Neuen unter dem Kommando von Master Sergeant Finnewacker anzu­sehen.

Fitzgerald, der kleine kraushaarige Sergeant, der Finnewackers Stellver­treter war, trat auf ihn zu und gab ihm die Hand.

»Dann mach es mal gut, Finnewacker, und lass dich nicht von den Schweinen beißen.«

Der Master Sergeant griente. »Was hast du denn gedacht! Ich gebe schon auf mich acht. Kümmere du dich mal um deinen Laden. Dass mir das hier läuft! Wie auf Schienen, bitte ich mir aus. Sonst bricht’s zusammen. Klar?«

»Kennst mich doch!« Der kleine Sergeant griente.

Finnewacker klopfte ihm auf die Schulter. »Dann bleibt mir hübsch fromm, bis ich wiederkomm.«

»Die Neuen zur Meldung – Augen links!«, bellte Sergeant Larsen.

»Himmel, Arsch und Zwirn!«, knurrte Finnewacker, und beide wandten sich Larsen zu, der kehrtge­macht hatte und zackig, den Tornister auf dem Rücken und den Karabiner bei Fuß über den Boden tragend, auf Finnewacker zugeschritten kam.

Fitzgerald griente schlaff. Er hatte überhört, was da den Unwillen des Master Sergeant erregte.

Den Karabiner an der Seite, stand Larsen stramm. »Master Sergeant, ich melde dir, ein Sergeant, zwei Cor­porals und sechsundzwanzig Neuzu­gänge zum Ausmarsch angetreten.«

Finnewacker salutierte lässig, den Karabiner in der Linken. »Ich danke dir!«, sagte er lautstark und fügte etwas leiser hinzu: »Es heißt: Augen rechts, damit die Männer früh genug erraten, in welche Richtung sie die Pferdeköpfe dann zu hängen haben, Mann!«

»Habe ich links gesagt?«, erwiderte Larsen verwirrt.

»Hat der Mensch noch Töne!«, knurrte Finnewacker. »Tritt ein!«

Larsen machte kehrt und lief rasch zum rechten Flügel.

Master Sergeant Finnewacker trat vor die Front, die Brust gewölbt und das Kinn angezogen.

Die Neuen musterten ihn voller gemischter Gefühle. Die meisten von ihnen bekamen ihn nun das erste Mal nah zu sehen. Das war er also, dieser gefürchtete Schleifer, dessen Name in der Kavallerie längst Legende war und mit dem selbst in den Grenzforts hoch oben im Norden Corporals ihre Rekruten scheuchten. Und sie alle wussten, was er nun von ihnen er­wartete. Die Zehn-Stunden-Marke wollte er mit ihnen unterbieten. Wahre Schauermärchen hatten ihnen die alten Hasen von Fort Aldamo über diese Dreißig-Meilen-Gepäckmärsche erzählt und ihnen prophezeit, dass Finnewacker sie hoch zu Roß antrei­ben würde, bis sie das letzte bisschen Wasser ausgeschwitzt hatten.

Aber ein Pferd war in dem ganzen Innenhof der alten spanischen Fes­tung nicht zu sehen. Finnewacker trug auch keine Sporen. Den schweren Affen auf dem Rücken stand er da vor ihnen wie ihresgleichen, nur im blauen Tuch.

Da schöpften die neuen Sträflinge Hoffnung.

Finnewacker ließ den Blick schwei­fen und griente salzig. Der Master Sergeant und Commander von Fort Aldamo war ein harter und erbar­mungsloser Schleifer. Aber er war auch der Mann, der mühelos andere beflügeln und zu Leistungen anfeuern konnte, dass sie im Nachhinein ernst­haft davon überzeugt waren, es selbst so und nicht anders gewollt zu haben.

Finnewacker nahm Haltung an. »Guten Morgen, Männer!«

»Guten Morgen, Master Sergeant!«, ertönte es im Chor, und das Gebrüll hallte von den hohen Mauern wider.

Finnewacker griente. Larsen hatte die Männer gedrillt. Die Sache klappte. Die Neuen spürten, dass er mit ihnen zufrieden war, und rissen sich nun noch mehr zusammen.

»Augen gerade aus!«, bellte Fin­newacker. »Abteilung – rechts um!«

Nun war er da, der. große Augen­blick. Drei Minuten waren es noch bis zum Wecken. Aber an diesem Morgen konnte sich Fitzgerald das Wecken schenken. Alle Chargierten und sämt­liche Sträflinge waren auf den Beinen und drängten sich in den Türen und Fenstern der Unterkünfte.

Friedhofsstille herrschte. Und in diese Stille hinein hämmerte Finne- wacker seine Kommandos.

»Im Gleichschritt – marsch!«

Wie ein Mann trat der Haufen der Neuen an. Die Stiefel schlugen im Takt auf das Kopfsteinpflaster. Der Marschtritt der grauen Phalanx hallte von den alten Mauern wider.

Die Chargierten zogen bedenkliche Gesichter, Kleiber, der Küchenbulle, wetzte zu Fitzgerald, das Gesicht hochrot.

»Fitzgerald, Mensch! Finnewacker hat den Laufschritt vergessen. Er muss doch im Laufschritt ausrücken. Sag ihm das!«

»Links schwenkt – marsch!«, tönte Finnewackers klare Kommando­stimme über den Platz.

Vorn im ersten Glied marschierte Larsen mit seinen beiden Corporals. Der linke Flügelmann trat auf der Stelle. Genau vor ihnen ging knarrend das schwere Tor auf.

»Gerade – aus!«, bellte Finnewacker. Die Männer stampften.

»Links, zwo, links zwo!«, tönte Fin­newacker und wartete, bis die gesamte Abteilung in kurzen Schritten auf das Tor zumarschierte.

»Lauf schritt!«, raunte Kleiber und stieß Fitzgerald an. »Weshalb sagt ihm das keiner? Sonst hat er doch gar keine Chance!«

Das war Finnewackers Überra­schung. Aufmöbeln wollte er die Neuen erst einmal, die da dreißig harte Mei­len vor der Brust hatten.

»Frei weg!«, brüllte er, und die Männer machten die Schritte wieder länger.

Finnewacker trat nun mit an. Allein marschierte er ein Stück hinter den Männern her, und seine Augen leuch­teten.

»Ein Lied!«

»Heidewitzka, du blonde Trine!«, sang da Corporal Hardman mit lauter Stimme vor.

Die zurückbleibenden Männer tauschten verwundert Blicke.

»Was ist denn das?«, fragte Klei­ber verständnislos. Fitzgerald griente bloß.

»Drei – vier!«, tönte Finnewacker, und die Neuen begannen lauthals zu singen.

Finnewacker fiel sofort mit ein: »Heidewitzka, du blonde Trine! Du bist ‘ne flotte, flotte Biene. Meine Mutter, das ist ‘ne feine Frau, du aber bist die tollste – links, links, links!«, zählte er mit Stentorstimme dazwischen, da der Haufen außer Tritt zu geraten drohte.

»Mädchen, ich hab dich gerne, bin heute bloß in weiter Ferne. Doch ich komm wieder und mach dich – Sei­tenrichtung! Vordermann!«, bellte Finnewacker, sang aber sofort weiter mit: »Zu Himmelfahrt und auch im Mai, juchhei, juchhei, juchhei!«

Wie das klappte! Finnewacker be­fand sich in seinem Element. Hin und her schaukelte der breite Rücken mit dem Tornister.

Die Männer im Fort sahen sich an, grinsten, und viele schlugen sich gegenseitig auf die Schulter.

Der Marschtritt der Männer hallte unter dem Torbogen. Wer eine Uhr besaß, zog sie auf und warf einen kri­tischen Blick auf die Zeiger. Würde Finnewacker mit den Männern recht­zeitig genug zurück sein, um die Zehn­stundenmarke zu unterbieten?

»Zweite Strophe!«, rief Finnewa­cker. »Drei – vier!«

Wie die Wüstenvögel sangen die Neuen. Die Chargierten rannten unter den Torbogen zur Treppe, nachdem der letzte Mann das Tor passiert hatte. Der Schacht war erfüllt vom Donnern der Stiefel.

Fitzgerald stieg zuerst auf den Turm. Der Posten, ein Sträfling, knallte die Hacken zusammen und wollte Meldung machen. Doch Fitz­gerald winkte ab und stürzte an die Brustwehr.

Die Neuen marschierten die Rampe hinunter. Finnewacker hatte sich an die Spitze gesetzt. Den Karabiner ge­schultert, stolzierte er drei Schritt vor dem ersten Glied einher. Deutlich war seine Stimme zu vernehmen.

»Eine Laufschritteinlage fehlt ihm schon mal!«, meinte Sergeant Gedder.

»Die wird er schon einschieben!«, erwiderte Sergeant Gammer, der we­gen seiner vielen Verletzungen seit einiger Zeit auf der Kleiderkammer eine ruhige Kugel schob. »Der schenkt den Neuen nichts.«

»Schließen wir eine Wette ab!«, rief der Feldscher.

»Wachhabender!«, rief Sergeant Fitzgerald. »Wecksignal!«

Der Wachhabende stand stramm und rannte zur Treppe. Kurz dar­auf war seine Trillerpfeife unten im Hof zu hören. Der Hornist trat an den Flaggenmast und schmetterte das Wecksignal der US Kavallerie in den klaren Morgen hinaus.

»Ich setze fünf Dollar auf Finnewa­cker!«, sagte Fitzgerald und drückte dem Feldscher, der die Wetten ent­gegennahm, einen Schein in die Hand. Dann ging er frühstücken.

Die Kaffeeholer trabten bereits zum Küchenbau.

Quelle:

  • Bill Murphy: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 15. Bastei Verlag. Köln. 31.05.2016