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Felsenherz der Trapper – Teil 7.7

Felsenherz-der-Trapper-Band-7Felsenherz der Trapper
Selbsterlebtes aus den Indianergebieten erzählt von Kapitän William Käbler
Erstveröffentlichung im Verlag moderner Lektüre GmbH, Berlin, 1922
Band 7
Die Mumie Matazumas
Siebentes Kapitel
Das neue Grab der Mumie

Die Apachen waren bereits so oft mit Felsenherz durch ihre eigene Schuld zusammengeraten, dass sie ihn genau so sehr hassten, wie sie ihn als berühmten Trapper achteten und bewunderten.

Die Beratung war daher auch nur kurz. Niemand zweifelte daran, dass Felsenherz die Wahrheit gesprochen hatte.

Nach etwa zehn Minuten näherten sich die drei ältesten Krieger der Tanne, und einer von ihnen unterhandelte dann weiter mit Felsenherz, der die Bedingungen der Freilassung der fünf Gefangenen nochmals genau nannte und insbesondere forderte, dass kein einziger Apache in dem Tal zurückbliebe, dass dagegen sechs Pferde am Tunnel zurückgelassen werden sollten.

Die Apachen gingen auf diese Bedingungen ein.

Felsenherz erklärte noch, dass er und seine Gefährten gegen Abend die Gefangenen in der vereinbarten Art ausliefern würden. Dann zog er sich von der Talwand zurück. Hinter ihm kroch Thomas Blubb, den er bisher keines Wortes gewürdigt hatte.

Erst als sie am Fuß jenes hohen Berges im Westen angelangt waren, konnte der tief beschämte Blubb nicht länger schweigen.

»Master Felsenherz«, sagte er verlegen, »ich habe wie ein Schurke an Euch gehandelt! Erlaubt mir trotzdem, dass ich Euch dankbar die Hand drücke!«

»Eures Mutes wegen sei Euch verziehen«, meinte der junge Trapper und reichte ihm die Hand. »Doch nun kommt! Wir haben noch einen bösen Weg vor uns! Ich werde voranklettern und Euch an das Lasso anseilen. Sonst stürzt Ihr bei Eurer Ungewandtheit im Klettern irgendwo ab!«

Gegen vier Uhr nachmittags erreichten sie glücklich den Talkessel, wo Blubbs Erscheinen bei Crax einen Ausruf hervorrief.

»Wie? Ihr schleppt sogar noch diesen Schurken herbei, Felsenherz? Ich schäme mich, diesem Menschen je gedient zu haben!«

»Die Sache ist erledigt, Crax«, meinte Felsenherz. »Jeder macht mal eine Dummheit! Er muss sie nachher nur ehrlich bereuen. Und das hat Blubb getan!«

Blubb setzte sich tief geknickt neben der Blockhütte in das Gras. Dass John Crax ihn nun wie einen Verbrecher behandeln durfte, raubte ihm auch den leisten Rest von dünkelhafter Überheblichkeit.

Schweigend schaute er zu, wie Felsenherz und Crax Steine in den Mumienraum schleppten – immer mehr, bis sich über der Mumie ein durch Tannenbalken gestützter Steinhügel wölbte.

Dann rief der Schwarze Panther den Gelehrten hinein, deutete auf den Steinhügel und sagte: »Mein Bruder Felsenherz und ich haben beschlossen, dass keines Menschen Auge mehr die Mumie schauen soll. Wir werden auch vom diesseitigen Tunnelausgang ein Felsstück zur Sprengung vorbereiten. Wenn wir dann dieses Tal verlassen haben, wird das Gestein den Tunnel verschließen. Wenn nicht ganz, dann doch soweit, dass dieses Tal sich langsam in einen See verwandeln muss. Die Mumie Matazumas wird so für alle Zeit geschützt sein.«

Felsenherz und Crax arbeiteten dann bis gegen sieben Uhr abends an den Vorbereitungen der Sprengung, zu der das bei den gefangenen Apachen vorgefundene Pulver verwendet werden sollte.

Um halb acht schloss Felsenherz die Schleuse.

Das Wasser im Kanal sank sofort. Crax kroch über den Steinblock hinweg in das Nebental. Der Comanche folgte ihm mit fünf Lassos.

Es galt, den Steinblock zur Seite zu rücken, damit Felsenherz’ Brauner und der Rappe des Häuptlings hindurch konnten.

Die sechs Indianergäule waren wirklich wie vereinbart zur Stelle. Sie mussten hier nun als Zugtiere zunächst dienen, wurden an die um den Block geschlungenen Lassos gespannt und kippten diesen dann auch zur Seite.

Darauf wurden die Gefangenen durch den Tunnel herausgebracht, auf die Pferde gesetzt und festgebunden. Nur der jungen Indianerin ersparte man die Fesseln.

Felsenherz kehrte nun als Letzter und Einziger nochmals in den Talkessel zurück und zündete mithilfe eines brennenden Astes den Pulverstrich an, der anstelle einer Zündschnur nach oben zu einem riesigen Stein lief.

Zischend fraß die Flamme weiter …

Felsenherz sprang in den Kanal hinein …

Dann ein Knall … ein Poltern, Krachen …

Der Stein lag im Bett des Lincoln River. Geröll folgte hinterher.

Felsenherz nickte zufrieden. Der Lincoln River würde nur noch die Hälfte Wasser mit sich führen, und das Mumiental würde zum See werden.

Dann ritt er dem Zug voran durch das lange Tal der Prärie entgegen. Auf dem sechsten Indianerpferd saß Blubb, der sich mit einer Apachenflinte bewaffnet hatte.

Man bog nun in die Prärie ein. Dor in der Ferne lagerten die Apachen.

Der Zug bewegte sich nach Süden zu an den Ausläufern der Jicarilla-Berge entlang.

Die Sonne war längst untergegangen. Bald kam die Dunkelheit und würde den Apachen eine Verfolgung unmöglich machen. Deshalb hatte Felsenherz auch diese späte Abendstunde zum Abzug bestimmt.

Als man dann von einer Anhöhe aus das Lager nur noch undeutlich erlernen konnte, durften die vier gefesselten Apachen und die Singende Schwalbe zurückreiten.

Tuma Lapi nahm nur mit einem langen, schmerzlichen Blick von Felsenherz Abschied.

Aber ihr Vater, der Große Bär, ließ nun seiner Wut freien Lauf.

»Der Große Bär wird Euch finden, und wenn Ihr Euch hoch oben im Felsengebirge verkriechen solltet!«, rief er. »Der große Geist wird mir helfen, Euch endlich in meine Gewalt zu bekommen!« Felsenherz sagte ernst: »Der Große Bär täte gut daran, seinen Hass endlich zu vergessen! Wir haben dich und die anderen Gefangenen so behandelt, als ob ihr niemals mit allen Mitteln uns nach dem Leben getrachtet hättet! Hüte dich! Auch meine Geduld wird ein Ende haben!«

Der Apachenhäuptling trabte von dannen.

Tuma Lapi drehte sich nochmals um und winkte mit der Hand.

Dann galoppierten die vier Gefährten weiter nach Süden, bogen sehr bald in ein Tal der Jicarilla-Berge ein und führten ihre Tiere am Zügel in eine steile Seitenschlucht.

Die Dunkelheit nahm schnell zu. Als es völlig finster geworden war, lagerten die vier auf der Westseite der Berge in einer kleinen Schlucht, wo sie vorläufig in Sicherheit waren.

Das Feuer brannte. Und am Spieß über dem Feuer brutzelte die eine Büffellende, die Felsenherz mit in den Felsenkessel gebracht hatte.

Blubb erzählte nun genauer, wie es ihm als Gefangener der Apachen in der verflossenen Nacht ergangen war. Dabei erwähnte er auch, dass die fünf Buschklepper, die ihm und Crax von El Paso aus gefolgt wären und die sich dann mit den Apachen verbündet hätten, von ihm gebeten worden waren, sie möchten ihn heimlich befreien. Als Lohn hatte er ihnen mitgeteilt, dass am Rio Gila wahrscheinlich ein Schatz der Azteken versteckt läge, und hatte ihnen auch den Ort genau beschrieben, da sie schlauerweise so getan hatten, als würden sie ihm nachher irgendwie zur Flucht verhelfen. Dann wären sie aber, als sie erst alles wussten, was sie wissen wollten, hohnlachend davongegangen und hätten morgens das Apachenlager verlassen.

»Natürlich sind die Kerle jetzt zum Rio Gila unterwegs«, meinte Felsenherz.

»Wir werden ihnen folgen!«, erklärte der Comanche kurz.

Thomas Blubb schüttelte den Kopf und sagte zögernd: »Nein, ich verzichte für meine Person auf jedes weitere Abenteuer! Ich kehre nach El Paso zurück! Und Ihr, Master Crax?«

»Hm, ich denke, Euer Hochwohlgeboren nennen mich wieder wie früher Du! Ich verzichte ebenfalls! Die Apachen sind für meinen Geschmack doch zu wenig von der Kultur beleckt.«

»Crax … wirklich … wieder mein Diener?«, rief Blubb erfreut. »Hand drauf, Crax! Ich bin jetzt vernünftig geworden! Du kannst jetzt reden, wie dir der Schnabel gewachsen ist!«

Vier Tage später sagten Felsenherz und der Schwarze Panther den beiden einige Meilen nördlich von El Paso für immer Lebewohl und ritten dann nach Westen zu, den unwirtlichen Gila-Bergen entgegen.