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Das Harzmärchenbuch von August Ey Teil 6

Sagen und Märchen aus dem Oberharz
Gesammelt und herausgegeben von August Ey im Jahre 1862

Der Pochknabe und der Teufel

Jeder Pochknabe kriegt von seinem Lohn 7 Pfennige. Damit kann er machen, was er will. Das ist so Mode. Sonst haben aber auch die Pochjungen in der Lösestunde gewürfelt und um Pfennige oder sonst um etwas gespielt, und am besten ist es am Freitag gegangen, wenn sie ihren Lohn bekommen haben und ihre 7 Pfennige. Einst hat nun ein Pocher seine 7 Pfennige verspielt. Er hat sie aber wiedergewinnen wollen, und packt seinen Lohn an, den er mit nach Haus bringen muss. Als er nichts mehr hat, muss er doch aufhören.

Nun sieht er erst ein, was er gemacht hat und wie es ihm geht, wenn er mit leerer Hand nach Haus kommt, und bringt keinen Lohn mit. Denn sein Vater und seine Mutter sind brav schlimm gewesen und haben gleich erbärmlich auf ihn losgeprügelt mit dem Heftstrick, wenn er etwas angestellt hat. Als der Pochjunge des Abends Schicht hat und nach Haus geht, ist er der Allerletzte. Er fürchtet sich vor der Strafe, deshalb geht er ganz langsam und weint immer fort vor sich hin. Auf einmal kommt ihm ein fremder Herr entgegen, der hat einen schönen feurigen Rock an, einen etwas dicken Fuß und dann eine hohe Mütze auf, der fragt ihn, was ihm fehle. Der Junge sagt es ihm. Darauf spricht der Mann recht freundlich, ob er (der Junge) morgen früh, wenn das Beten anging, aus dem Pochwerk kommen wolle und ihm dann gehören, so solle er nun sein Geld wieder haben, und noch viel mehr, als er gehabt hätte. Der Junge ist froh, dass er sein Geld wieder haben soll, hat gar nichts Arges daraus und spricht: »Ja.«

Darauf gibt ihm der Mann so viel Geld, dass dem Jungen sein Brotbeutel voll wird, und ist verschwunden. Nun ist der Pochjunge froh und geht nach Hause. Kaum tritt er in die Stube, so schüttet er voll Freude das ganze Geld auf den Tisch.

Die Alten wundern sich und fragen gleich: »Junge, wo hast du das viele Geld her?«

Da sagte es der Junge ganz ohne Argwohn.

»Das behalten wir nicht«, spricht der Vater, »das ist Teufelsgeld. Das hat dir der Teufel gegeben, der ist es gewesen, der hat dich verführt, und will dich morgen holen. Das soll ihm aber nicht gelingen. Du packst gleich das Geld zusammen, wir müssen zum Superintendenten, der weiß gewiss Rat dagegen.«

Der Junge packt den Kram zusammen, wäscht sich und muss gleich in seinem Anfahrzeug mit zum Superintendenten. Alles wird erzählt. Darauf sagt der Prediger, er wolle morgen früh mit dem Pochknaben anfahren. Morgen früh solle aber der Junge, ehe er anführe, eine Nadel nehmen, sich in die Hand stechen, dass Blutstropfen herauskämen, und die Blutstropfen solle er in den Brotbeutel laufen lassen und den Beutel wieder mitnehmen. Dann soll der Teufel seinen Willen nicht haben.

»Wir wollen ihm bei dieser Gelegenheit den Brei recht versalzen. Das Geld könne aber der Vater behalten.«

»Nein«, sagt der Vater, »den verfluchten Kram behalte ich keine Stunde im Haus, das macht uns unglücklich. Lieber ist es mir, wenn es die Armen kriegen, die wissen doch nicht, woher es ist und tut denen gut.«

Damit ist auch der Superintendent zufrieden und behält es.

Wie es vier läutet am anderen Morgen, da sappt der Superintendent mit dem Pochknaben zum Zellerfeld hinaus, hinunter ins Tal zum Nonnenklosterpochwerk, das ist es gewesen, wo der Pocher gearbeitet hat. Alle wundern sich, dass der Mann mit zum Pochwerk kommt. Allein man denkt, er will einmal das Beten mit anhören, und damit ist es gut. Das Beten geht an, der Superintendent hat den Brotbeutel mit den Blutstropfen in der Rocktasche. Alle sind andächtig, bis dass das Vaterunser gebetet wird. Der letzte Vers wird noch gesungen, da klopft wer draußen ans Fenster. Der Superintendent macht das Fenster auf und reicht den Brotbeutel mit den drei Blutstropfen hinaus. Da entsteht ein gefährlicher Prellerts und ein ekliger Schwefelgeruch kommt zum Fenster hinein. Alle erschrecken sich und wissen nicht, was das ist. Der Superintendent weiß es aber und der Pochjunge auch. Als es Tag wird, da liegt der Brotbeutel in Fetzen zerrissen vor dem Pochwerk. Von der Zeit an ist dem Pochknaben so etwas nicht wieder passiert. Das Geld haben aber denselben Tag noch viele Arme bekommen und sich recht gefreut. Der Pochknabe ist aber um seinen Lohn herum gewesen.