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Readfy – Es wird nicht besser!

Vor etwas weniger als einem Jahr berichtete ich an dieser Stelle über Readfy, den Skoobe- und Amazon Unlimited-Konkurrenten, der eine werbe-finanzierte E-Book-Flatrate anbietet.

Ruft man die Webseite des Anbieters auf,  wirbt dieser mit über 35.000 Büchern. Das ist eine hübsche Auswahl, die diversen Genres werden berücksichtigt.
Schaut man sich die Auswahl genauer an, wird man jedoch eventuell schnell enttäuscht. Denn die großen Titel, sie fehlen.

  • „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“?
    Fehlanzeige!
  • „Die Mitternachtsrose“?
    Nein.
  • „John Sinclair“, „Jerry Cotton“ oder „Maddrax“?
    Nicht zu sehen!

Immerhin ist Perry Rhodan vertreten, was an dieser Stelle erwähnt werden sollte. Sonst aber zeigt sich ein trübseliges Bild, was große Titel anbelangt. Bei meiner Durchsicht fand ich kaum einen wirklich großen Verlag. Dafür sehr viel Book on Demand und Kleinverlage.

Nun sage ich absolut nichts gegen Kleinverlage. Im Gegenteil, ohne sie wäre der deutsche Buchmarkt völlig frei von interessanten Innovationen, Nischen und Experimenten. Aber sie allein machen kein wirklich gutes Sortiment. Fehlen die großen Titel, wenden sich Leser enttäuscht abScreenshot Readfy.
Interessant ist, dass Nostalgiker auf ihre Kosten kommen. So findet man zum Beispiel die ZBV-Romane von Scheer im Sortiment.
Es ist jedenfalls kein gutes Omen, wenn Readfy nach zehn Monaten auf dem Markt noch kaum einen der großen Verlage für sich gewinnen konnte.

Die App, sie steht für iOS und Android 4.x zur Verfügung. Ich habe das Angebot auf dem iPhone 5C getestet. Dabei fiel mir auf, dass die Auswahl (Icon in der linken, oberen Ecke) nicht korrekt auf Berührung reagiert. Man muss sehr genau zielen, um die Funktion auszulösen. Das ist schade, denn es sorgt für unnötigen Frust beim User.

Der Aufbau der App ist logisch, das Menü selbsterklärend. Bei den Genres ist von Belletristik über Horror und Krimis bis zu Sprachen alles vertreten, was man erwartet. Heftserien wie eben Perry Rhodan oder Larry Brent werden jedoch nicht als gesonderter Punkt aufgeführt, was durchaus praktisch wäre.
Eine Suchfunktion steht zur Verfügung, sie findet Titel und Autoren.

Kommen wir nun zum größten Fehler des Angebots – der Werbung.

Wer sich die App lädt, der weiß, dass sie über Werbung finanziert wird. Diese zeigt sich schon während des Lesens als Banner am Rand des Bildschirms.

Doch damit kann man ein solches Projekt wohl nicht finanzieren. Also wird in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen ein Vollbild mit Werbung über den Text gelegt, das man wegklicken muss.
Aber auch das genügt nicht – auch Videos verschönen einem das Lesen, und diese muss man geschlagene zehn Sekunden ertragen!

Bei meinem Test wurde ich binnen sechs Minuten viermal komplett aus dem Lesefluss gerissen und musste ein Bildchen wegklicken.
Eine siebte Minute versuchte ich erst gar nicht!
An dieser Stelle gestatte ich mir das Zitat aus dem App Store von Apple:

 »Die Werbung oben eingeblendet habe ich mir noch gefallen lassen. Die aufpoppenden Seiten fand ich schon Hardcore. […] Das aber jetzt noch Videos auftauchen, die man erst nach einiger Zeit wegdrücken kann, geht mir zu weit … Ich lösche diese App.«

Dies trifft exakt meine Meinung.

Interessant ist dabei, dass die App sowohl bei iOS als auch bei Android generell sehr gut bewertet wird. Die User mögen das Angebot.
Offenbar muss etwas nur gratis sein, und schon nehmen sie auch die größten Störungen und Einschränkungen in Kauf.

Fazit: Readfy ist ein Angebot für Geizhälse und jene, die auch „Blockbuster“ bei RTL schauen. Alle anderen greifen zu Skoobe und/ oder Amazon Unlimited und genießen zumindest ein Buch OHNE Werbeunterbrechung.

(Hinweis: Logo: Pressematerial. Bild 1 (Werbe-Banner) und Bild 2 (überlagernde Werbung) sind Screenshots, aufgenommen mit dem iPhone 5C.)