Heftroman der

Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Curumilla – Zweites Buch, Kapitel 11

Gustave Aimard
Curumilla
Zweites Buch
Eine Abenteuergeschichte aus dem Jahr 1861
Kapitel 11 – Die Hazienda del Milagro

Der Weg von Hermosillo zu der Hazienda del Milagro ist vollkommen gebahnt und von Anfang bis zu Ende gerade und breit.

Obwohl die Nacht sehr finster war, ritten doch die fünf Reiter nebeneinander und hätten Don Cornelio sehen müssen, wenn sie ihn auf dem Weg getroffen hätten. Sie erreichten aber die Hazienda, ohne ihn erblickt zu haben.

Der Weg war in allen Richtungen, teils durch die Franzosen, teils durch die Mexikaner seit einigen Tagen so viel betreten worden, dass es den erfahrenen Jägern unmöglich war, einen Fußstapfen oder eine sonstige Spur zu entdecken, welche sie hätte leiten können.

Die Spuren der Räder, die Fußstapfen der Pferde und Menschen waren dermaßen ineinander gewirkt, dass sie selbst für das schärfste Auge vollkommen unleserlich blieben.

Valentin bemühte sich wiederholt, aber stets vergebens jene Schrift der Wildnis zu lesen.

Je weiter die Jäger daher vordrangen, um so mehr stieg ihre Besorgnis.

Es mochte acht Uhr morgens sein, als sie die Hazienda erreichten.

Sie waren ohne Aufenthalt die ganze Nacht gereist und hatten sich nur hin und wieder aufgehalten, um die Spur desjenigen zu suchen, den sie verfolgten.

Auf der Hazienda war es still. Die Peonen waren an ihrer gewohnten Arbeit und auf den Triften weidete die Ganado friedlich.

Die Jäger traten ein.

Don Rafaël war im Begriff, aufs Pferd zu steigen, um, wie es den Anschein hatte, einen Ausflug in die Umgebung zu machen.

Ein Peone hielt einen prächtigen Mustang am Zügel, der vor Ungeduld über sein langes Warten seine Gebissstange zernagte und ungeduldig mit den Hufen auf die Erde stampfte.

Als der Haziendero die Ankömmlinge erblickte, kam er ihnen entgegen, indem er ihnen scherzhaft mit seiner Chicote drohte.

»Aha«, sagte er lachend, »da kommen ja meine Ausreißer wieder. Guten Tag, meine Herren.«

Die Angeredeten waren über die heitere Laune des Hausherrn, welche ihnen ganz unerklärlich vorkam, so erstaunt, dass sie stumm blieben.

Da bemerkte Don Rafaël erst ihr düsteres und verlegenes Aussehen.

»Was habt Ihr denn?«, fragte er in ernstem Ton. »Bringt Ihr etwa schlechte Nachrichten?«

»Vielleicht«, versetzte Valentin traurig. »Gebe Gott, dass ich mich täusche!«

»Redet, erklärt Euch. Eben wollte ich ausreiten, um Nachrichten einzuholen. Das ist nun nicht mehr nötig, da Ihr gekommen seid.«

Die Jäger tauschten einen einverstandenen Blick aus.

»Natürlich, denn wir werden Ihnen jede gewünschte Auskunft geben.«

»Desto besser. Steigt vor allen Dingen vom Pferd und kommt mit ins Haus, dort können wir ungestörter reden.«

Die Jäger stiegen ab und folgten Don Rafaël in ein geräumiges Zimmer, welches dem Haziendero als Besuchs- und Geschäftslokal diente.

Nachdem sie eingetreten waren, widersetzte sich Valentin dem Schließen der Tür.

»Auf diese Weise«, sagte er, »haben wir keine neugierigen Ohren zu fürchten.«

»Wozu so große Vorsicht?«

»Das will ich Ihnen sagen. Wo sind gegenwärtig Dona Luz und Dona Angela?«

»Sie schlafen wahrscheinlich noch.«

»Gut. Sagen Sie mir, Treuherz, haben Sie während der letzten vierundzwanzig Stunden keinen Besuch gehabt?«

»Seit der Abreise des Grafen von Prèbois-Crancé habe ich keinen Menschen gesehen.«

»So«, antwortete der Jäger. »Sie haben also heute Nacht keinen Kurier erhalten?«

»Keinen.«

»Sie wissen also auch nicht, was gestern geschehen ist?«

»Keineswegs.«

»Sie haben nicht gehört, dass der Graf eine Schlacht geliefert hat?«

»Nein.«

»Dass er Hermosillo eingenommen hat?«

»Nein.«

»Und dass die Armee des Generals Guerrero eine vollständige Niederlage erlitten hat?«

»Kein Wort. Es ist also wirklich so, wie Sie sagen?«

»Allerdings.«

»Der Graf hat gesiegt?«

»Ja, und ist jetzt im Besitz von Hermosillo.«

»Das ist unerhört! Jetzt habe ich Ihre Fragen alle beantwortet, lieber Freund, und bitte Sie mir gefälligst eben so bündig und unumwunden sagen zu wollen, warum Sie mir dieselben vorgelegt haben?«

»Kaum sah sich der Graf im Besitz Hermosillos, als er auch an Sie und wahrscheinlich noch jemand dachte, und sofort einen Kurier abschickte, der Ihnen einen Brief überbringen sollte.«

»Mir? Das ist doch seltsam. Wahrscheinlich war der Kurier ein Eingeborener, ein Indianer?«

»Nein, es war Don Cornelio Mendoza, ein spanischer Edelmann, auf welchen Sie sich vielleicht besinnen können?«

»Freilich! Ein tapferer Kamerad, sehr aufgeräumt, und der fortwährend die Vihuela spielte.«

»Richtig«, versetzte Valentin in spöttischem Ton. »Nun eben jener wackere, aufgeräumte Kamerad, der fortwährend die Vihuela spielte, liebster Treuherz, ist ganz einfach ein Verräter, der unsere Geheimnisse an den Feind verkaufte.«

»Was höre ich, Valentin, man muss seiner Sache sehr gewiss sein, um eine solche Anschuldigung gegen einen Caballero auszusprechen!«

»Es ist leider im gegenwärtigen Fall unmöglich, den leisesten Zweifel zu hegen«, fuhr der Jäger traurig fort. »Die ganze Korrespondenz, welche er mit dem General Guerrero geführt hat, befindet sich in den Händen des Grafen.«

»Cuerpo de Christo!«, rief Don Rafaël aus. »Wissen Sie, lieber Freund, dass die Geschichte sehr ernst ist!«

»Ich bin so fest davon überzeugt, dass ich, trotzdem ich todmüde war, doch jene Herren gebeten habe, mich zu begleiten und in größter Eile hergekommen bin, in der Hoffnung, ihn unterwegs zu treffen und verhaften zu können, denn außer dem für Sie bestimmten Brief hat er noch einige andere bei sich, die an mehrere einflussreiche Leute des Landes gerichtet sind, und sie in die größte Gefahr stürzen können.«

»Das ist wirklich eine schlimme Geschichte«, sagte Treuherz nachdenklich. »Es scheint gewiss zu sein, dass der Elende, statt herzukommen, stehenden Fußes zum General geeilt ist, um ihm jene Briefe auszuliefern.«

»Daran ist leider nicht mehr zu zweifeln.«

»Was ist zu tun?«, murmelte Don Rafaël halb unbewusst.

Es folgte eine Pause. Jedermann sann über ein Mittel nach, den üblen Folgen des Verrates zu begegnen. Curumilla und Adlerkopf standen auf und schickten sich an, das Zimmer zu verlassen.

»Wo geht Ihr hin?«, fragte Valentin.

»Während unsere Brüder sich beraten,« beantwortete der Araukan, »wollen der Häuptling und ich auf Ausschau gehen.«

»Ihr habt recht, Häuptling. Geht, geht«, antwortete der Jäger. »Ich weiß nicht warum«, fügte er traurig hinzu, »mir ahnt aber ein Unglück.«

Die beiden Indianer entfernten sich.

»Kennen Sie den Inhalt des Briefes, welchen mir der Graf geschickt hat?«, fragte Don Rafaël nach einer Weile.

»Nein, auf Ehre! Wahrscheinlich teilte er Ihnen die Nachricht seines Sieges mit und bat Sie, Dona Angela nach Hermosillo zu bringen. Jedenfalls war der Brief hinreichend gefährlich.«

»Das bekümmert mich am wenigsten, denn der General Guerrero wird sich bedenken, ehe er es wagt, mit mir anzubinden.«

»Warum verlieren wir die kostbare Zeit mit eitlen Worten? Es bleibt uns nichts übrig, als nach Hermosillo zurückzukehren und Dona Angela mitzunehmen«, bemerkte Belhumeur.

»Das scheint mir auch das Einfachste«, bekräftigte Valentin.

»Ja«, sagte Don Rafaël, »wir können uns dadurch dem Grafen nur angenehm machen.«

»Nun, dann wollen wir unsere Absicht ohne Zeitverlust ausführen«, fuhr Belhumeur fort. »Während Schwarzer Hirsch und ich alles zur Abreise vorbereiten, wird Treuherz Dona Angela von unserem Entschlusse benachrichtigen.«

»Tut also daran und beeilt Euch«, sagte Valentin. »Ich weiß nicht, welche Unruhe ich habe, ich möchte aber schon fort sein.«

Sie trennten sich ohne weitere Bemerkung, und der Jäger blieb allein.

Valentin konnte seine innere Unruhe nicht bezwingen. Er schritt aufgeregt im Zimmer auf und ab, blieb zuweilen stehen, um zu lauschen oder einen Blick aus dem Fenster zu werfen, und sah aus, als erwarte er, einen Feind auftauchen zu sehen.

Endlich konnte er es nicht mehr ertragen und ging hinaus.

Die beiden Jäger waren emsig beschäftigt, die Pferde einzufangen und zu satteln, während Peonen Maultiere vorführten, um das Gepäck aufzuladen.

Valentins Angst stieg mit jedem Augenblick. Er half seinen Gefährten mit fieberhafter Hast und trieb jeden zur Eile an.

Eine Stunde verstrich. Alles war bereit und man wartete nur noch auf Dona Angela. Endlich erschien sie in Begleitung von Dona Luz und Don Rafaël.

»Endlich!«, rief Valentin aus, »geschwind auf die Pferde, und fort!«

»Fort!«, riefen die Anwesenden.

Jeder schwang sich in den Sattel.

Plötzlich ließ sich von außen ein großes Geräusch vernehmen, und Curumilla stürzte atemlos und verstört herbei.

»Flieht! Flieht«, rief er ihnen zu, »sie kommen!«

»Fort!«, rief Valentin.

Aber ein unüberwindliches Hindernis stellte sich ihnen entgegen. In dem Augenblick, wo sie aus dem Tor der Hazienda treten wollten, fanden sie dasselbe durch das Vieh versperrt, welches die Peonen eiligst vom Felde heimtrieben, um wahrscheinlich zu verhüten, dass es von den Marodeuren geraubt werde.

Die armen Tiere drängten sich alle so hastig durch die Tür, als wollten sie zugleich eindringen, und stießen, von den Peonen angestachelt, ein klägliches Gebrüll aus.

Es war nicht daran zu denken, eher hinauskommen zu wollen, bis das ganze Ganado herein war. Denn es war unmöglich, es zurückzutreiben, um die Tür freizumachen. Die Flüchtlinge sahen sich daher wider Willen gezwungen zu warten.

Valentin war außer sich vor Zorn.

»Ich wusste es! Ich wusste es!«, murmelte er in dumpfem Ton, indem er wütend die Fäuste ballte.

Endlich, nach fast einer Stunde, denn Don Rafaël besaß zahlreiche Herden, war die Tür frei.

»Fort, in Gottes Namen!«, rief Valentin aus.

»Es ist zu spät«, sagte Adlerkopf, der plötzlich, auf der Schwelle der Tür erschien.

»Verwünscht!«, heulte der Jäger und stürzte hinaus.

Er warf einen Blick um sich und stieß einen Schrei der Bestürzung aus.

Die Hazienda war von mehr als hundert mexikanischen Reitern vollständig eingeschlossen, und unter denselben erblickte man den General Guerrero.

»Ach! Der elende Verräter!«, rief der Jäger aus.

»Nur Mut, lassen wir uns nicht gleich zu Boden schmettern«, sagte Treuherz. »Cuerpo de Christo, es ist noch nicht so lange her, seitdem ich das Leben der Wildnis aufgegeben habe, dass ich die üblichen Schliche vergessen haben sollte. Lassen wir den Leuten nicht Zeit, sich zu besinnen. Greifen wir sie an und brechen uns eine Bahn.«

»Nein«, sagte Valentin entschieden, »das ist unmöglich! Schließt und verrammelt die Tür, Belhumeur!«

Der Canadier gehorchte schleunig.

»Aber …«, wandte Don Rafaël ein.

»Treuherz«, fuhr Valentin fort, »es steht nicht mehr bei Ihnen, nach Ihrem Gutdünken zu handeln und sich in ein verzweifeltes Unternehmen zu stürzen. Sie müssen sich für Ihre Frau und Kinder erhalten. Dürfen wir überdies Dona Angela der Gefahr aussetzen, in unserer Mitte getötet zu werden.«

»Das ist wahr«, antwortete er. »Verzeihen Sie mir, ich war von Sinnen.«

»Ach«, rief Dona Angela aus, »was kümmert mich der Tod, wenn ich den Geliebten nicht wiedersehen soll?«

»Señorita«, antwortete der Jäger zurechtweisend, »lassen Sie den Ereignissen ihren Lauf. Wer weiß, ob es nicht besser so ist? Für jetzt kehren Sie in das Haus zurück und überlassen uns die Führung der Sache.«

»Kommen Sie, mein Kind«, fügte Dona Luz liebevoll hinzu, »Ihre Gegenwart hier ist überflüssig und kann bald gefährlich werden.«

»Ich folge Ihnen, Señora«, antwortete das junge Mädchen niedergeschlagen.

Sie entfernte sich hierauf langsam, gestützt auf den Arm der Dona Luz, welche sie, dem Drange ihres Herzens folgend, zu trösten suchte.

Don Rafaël hatte allen seinen Dienern befohlen, sich zu bewaffnen und sich bereitzuhalten, hartnäckigen Widerstand zu leisten, wenn die Hazienda angegriffen werden sollte, was nach den Bewegungen, welche der General seine Leute machen ließ, jeden Augenblick zu erwarten war.

Die Peonen der Hazienda waren zahlreich und ihrem Herrn treu ergeben. Der Kampf schien daher heiß werden zu wollen.

Plötzlich wurde wiederholt an die Tür geschlagen.

Valentin, der seit einiger Zeit in tiefes Nachdenken verloren zu sein schien, neigte sich zu Don Rafaël und flüsterte ihm einige Worte ins Ohr.

»Das wäre ja beinahe eine Feigheit«, erwiderte jener.

»Es muss sein!«, antwortete der Jäger in dringlichem Ton.

Während Treuherz ziemlich unmutig zur Tür ging, trat der Jäger in das Haus.

Don Rafaël öffnete einen, in der Tür angebrachten Schieber und fragte, wer da sei und was man wolle. Nachdem er mit den vor der Tür Stehenden eine Weile unterhandelt hatte, befahl er, zur großen Verwunderung aller Anwesenden, die Tür freizumachen.

Es war bald geschehen.

Der General erschien in Begleitung mehrerer Offiziere und trat entschlossen ein.

»Ich bitte mir zu verzeihen, dass ich Sie habe warten lassen, General«, sagte Don Rafaël, »ich wusste nicht, dass Sie es waren.«

»Caramba, Amigo«, antwortete der General lächelnd, indem er sich umblickte. »Sie haben, wie ich sehe, eine zahlreiche Besatzung.«

»Mit den letzten Ereignissen, die in Sonora stattgefunden haben, sind die Wege so unsicher geworden und wimmeln von Marodeuren«, sagte Don Rafaël, »es ist daher geraten, sich vorzusehen.«

Der General nickte mit dem Kopf. »Seht wohl, Caballero,« versetzte er trocken. »Ich bin aber keineswegs erfreut, so viele Leute zu sehen, die ohne gesetzlichen Grund zu den Waffen greifen. Fort mit den Waffen, meine Herren!«

Die Peonen blickten auf ihren Gebieter. Dieser biss sich auf die Lippen, winkte ihnen aber zu gehorchen.

Sämtliche Waffen wurden auf den Boden geworfen.

»Ich bedaure, Don Rafaël, genötigt zu sein, eine Besatzung in Ihrer Hazienda zurückzulassen. Sie, so wie alle hier Anwesenden sind meine Gefangenen. Halten Sie sich bereit, mir nach Guaymas zu folgen.«

»Belohnen Sie mich auf solche Weise dafür, dass ich Ihnen die Tür meines Hauses geöffnet habe?«, antwortete Don Rafaël bitter.

»Ich wäre, wenn nötig, mit Gewalt eingedrungen«, fuhr der General in strengem Ton fort, »und jetzt lassen Sie meine Tochter augenblicklich rufen.«

»Hier bin ich, Vater«, sagte das junge Mädchen, indem sie auf der obersten Stufe der Aufgangstreppe erschien. Dona Angela stieg langsam in den Hof hinunter, ging zu ihrem Vater und blieb zwei Schritte vor ihm stehen.

»Was willst du von mir?«, fragte sie ihn.

»Dir den Befehl erteilen, mir zu folgen«, antwortete er barsch.

»Ich kann nicht umhin, dir zu gehorchen«, erwiderte sie. »Aber du kennst mich, mein Vater, und ich erkläre dir, dass mein Entschluss unabänderlich ist. Ich habe die Mittel in Händen, mich deiner Tyrannei zu entziehen, sobald sie mir so drückend wird, dass ich sie nicht mehr ertragen kann. Dein Benehmen wird die Richtschnur des meinen sein. Jetzt wollen wir fort!«

Der ehrgeizige Mann hegte nur eine lebhafte, reine Neigung in seinem Herzen, das war die Liebe zu seiner Tochter, die eben so tief wie grenzenlos war.

Der Mensch, der vor keiner noch so grausamen Tat zurückschreckte, wo es galt, sein Ziel zu erreichen, zitterte vor einem Stirnrunzeln des sechszehnjährigen Mädchens, welches sich seiner Gewalt über den Vater vollkommen bewusst war und diese unbedenklich missbrauchte.

Andererseits wusste Don Sebastian sehr gut, welch eisernen Willen und unbeugsamen Sinn seine Tochter besaß. Er zitterte daher bei ihrer kaltblütigen Erklärung, ohne sich es indessen anmerken zu lassen.

Er wandte sich mit verächtlicher Miene ab und befahl aufzubrechen.

Eine Viertelstunde später waren sämtliche Gefangene auf dem Weg nach Guaymas, und nur der General Don Ramon und Dona Luz blieben unter der Aufsicht von ungefähr fünfzig Reitern in der Hazienda zurück, deren Offizier Befehl hatte, sie mit niemandem verkehren zu lassen.

Als Valentin sah, dass der General seine Niederlage mit so viel Fassung ertrug, erkannte er sofort die Lage der Dinge. Vermöge seines angeborenen Scharfsinnes erriet er, dass infolge des von Don Cornelio begangenen Verrates, sich die Pueblos nicht erhoben, die Hazienderos, welche dem Grafen ihr Wort bereits verpfändet hatten, fern bleiben und der ganze Aufstand scheitern würde, sodass der Graf, krank wie er war und von allen verlassen, wahrscheinlich gezwungen sein würde, mit dem besiegten Feinde zu unterhandeln. Deshalb forderte er Don Rafaël auf, keinen unnötigen Widerstand zu leisten, welcher ihm nur schaden konnte, so wie er aus demselben Grund Dona Angela überredet hatte, scheinbar zu gehorchen und zu ihrem Vater zurückzukehren.

Wie man gesehen hat, war die Vermutung des Jägers vollkommen richtig und seine Berechnung eingetroffen.

Indessen irrte er, als er hoffte, dass es ihm gelingen würde, seinen Milchbruder von dem Vorgefallenen benachrichtigen zu können. Die Befehle, welche der General wegen der Gefangenen hinterlassen hatte, wurden so pünktlich befolgt, dass es unmöglich war, dem Grafen irgendeine Nachricht zukommen zu lassen.

Nun haben wir die Ereignisse, welche sich in der Hazienda zugetragen haben, mitgeteilt und wollen den Faden unserer Erzählung wieder aufnehmen, um endlich an den Schluss des langen Dramas zu gelangen.