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Wyatt Earp 1848 – 1929 – Teil 11

Die Johnny Behind-The-Deuce-Affäre

Einer der bekanntesten Vorfälle, welcher häufig bei der Auseinandersetzung mit Wyatt Earps Leben diskutiert wird, ereignete sich am 14. Januar 1881 in der Stadt Charleston. Um die Mittagszeit erschoss Mike O’Rourke alias Johnny Behind-The-Deuce einen Mann namens Philip Schneider aufgrund eines eigentlich harmlosen Streits. Nach O’Rourkes Verhaftung durch den Constable George McKelvey formierte sich ein Lynchmob. McKelvey und ein anderer Mann luden O’Rourke auf einen Wagen und verließen Charleston. Während der Haft in Tombstone begann sich ebenfalls ein Mob zu bilden. Etwa zwanzig schwerbewaffnete Männer beschützten O’Rourke, bis Marshal Ben Sippy, Deputy Sheriff John Behan und Virgil Earp ihn mit einem Fuhrwerk nach Tucson brachten. Ein bewaffneter Guard bewachte für eine kurze Zeit den Wagen, bis dieser Tombstone verlassen hatte.
Der Tombstone Epitaph veröffentlichte am 17. Januar 1881 folgende Darstellung des Vorfalls:

»… In kürzester Zeit wurde die Allen Street durch eine aufgeregte Menge verstopft, welche aus allen Richtungen herbeieilten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Marshal Sippy die Situation in Hinblick auf die mehrfachen Morde, die begangen worden sind, sofort erkannt und hatte ein gut bewaffnetes Aufgebot von zwanzig Männern sichergestellt, um einen Lynchmord des Gefangenen durch die Massen zu verhindern. Aber aufgrund des Gefühls, dass keine Wachmannschaft stark genug wäre, eine zu Recht erzürnte Öffentlichkeit lange widerstehen zu können, ließ Marshal Sippy einen leichten Wagen beschaffen, in welchem der Gefangene gelegt und durch ihn selbst, Virgil Earp und Deputy Sheriff Behan bewacht wurde, unterstützt durch ein starkes und gut bewaffnetes Aufgebot …«

In Büchern wie zum Beispiel Wyatt Earp: Frontier Marshal von Stuart Lake findet man Behauptungen, dass Wyatt Earp den Löwenanteil daran gehabt hätte, O’Rourke vor den Lynchmob zu schützen. Jedoch die Geschichten, er hätte die Massen in Schach gehalten, entspringen der geistigen Fantasie der jeweiligen Autoren und entbehren jeglicher Tatsachen. Earp war nicht die Schlüsselfigur in diesem Vorfall, obwohl es durchaus wahrscheinlich sein könnte, dass er unter den zwanzig Männern war, die geholfen hatten, O’Rourke zu schützen. Keiner der Zeitungsartikel, welche über das Ereignis berichteten, erwähnten Wyatt Earp nicht. Die romantische Geschichte von Earps Alleingang, O’Rourke vor dem Lynchmob zu schützen, während alle anderen Officer der Stadt nicht bereit waren zu helfen, ist eine verschönerte Verklärung des eigentlichen Sachverhalts. Andere Behauptungen sind erhoben worden, dass Cowboys wie John Ringo und Ike Clanton Führer des Lynchmobs gewesen wären. Jedoch sind dafür keine Beweise jemals gefunden worden. Tatsächlich wies ein Zeitungsartikel, der eine Depesche des Miners Richard Gird veröffentlichte, darauf hin, dass die Cowboys planten, O’Rourke aus der Haft zu befreien, ihn jedoch nicht lynchen wollten. Am wahrscheinlichsten ist die Tatsache, dass die Miner der Umgebung den Hauptanteil am Lynchmob stellten.

Es fand eine Voruntersuchung statt, und Richter Joseph Nuegass entschied, dass Mike O’Rourke ohne Anspruch auf Kaution ins County Jail überführt und wegen Mordes angeklagt wurde. Er sollte jedoch nicht länger im Gefängnis sitzen und entkam im April 1881. Im Mai 1881 klagte ihn die Grand Jury in Abwesenheit an. O’Rourke wurde zuletzt im Mai 1881 in den Dragoon Mountains in der Nähe von Tombstone gesehen. Wie zu erwarten war, wurde berichtet, dass er das Gebiet verlassen hatte.

Quelle:

  • Steve Gatto; Neil B. Carmony: The Real Wyatt Earp: A Documentary Biography, High Lonesome Books, 2000

(wb)