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Captain Concho – Band 19

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 19
Verraten und verkauft

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators
Extras: Karte mit Kurzinformationen über den Rückzug von New Madrid auf die Insel Number Ten am 14. März 1862

Kurzinhalt:
»Stoppen Sie den Vorstoß der Yankees nach Arkansas!«, lautet der Befehl des Oberkommandos an Captain Concho. »Die Konföderation braucht Zeit, um sich zum Gegenschlag zu formieren.«
Fünfzehn Mann gegen zwei Armeen! Ein wahres Himmelfahrtskommando, bei dem jeder andere verzweifelt wäre. Nicht jedoch Captain Concho und sein Trupp verwegener Reiter. Unerschrocken wagen sie sich ins Gebiet der Yankees vor. Wie Geisterreiter tauchen sie immer wieder inmitten der feindlichen Truppen auf und versetzen General Grants Armeen einen empfindlichen Schlag nach dem anderen. Bis zu jenem verhängnisvollen Tag, an dem sie sich plötzlich in der Falle der Yankees sehen …

Leseprobe:
Die sechs Männer ritten in die Senke hinab. Ihre grauen Uniformen waren verdreckt und durchgeschwitzt. Captain Concho, an der Spitze der Reiter, hielt die blanke Klinge in der Faust.

Lieutenant Benson, Sergeant Dandry und die anderen Männer erhoben sich und blickten den Reitern entgegen.

Die sechs Männer waren erfolgreich gewesen. Bis in die Senke hinab waren die Explosionen zu hören gewesen, und fern am Horizont standen auch jetzt noch lange nach Tagesanbruch die schwarzen Rauchwolken am Himmel.

Captain Conchos Klinge war auch nicht ganz blank, sondern schmutzig von verkrustetem Blut.

»Auf die Pferde, Ben!«, rief er den Männern zu. »Packt alles zusammen und aufsitzen! Wir werden verfolgt.«

»Satteln, Leute!«, befahl Lieutenant Benson. Die Männer wandten sich um und rannten zu den Pferden.

Sam Concho und seine Begleiter galoppierten das Stück und fielen dann den abgekämpften Pferden in die Zügel.

»Los, Ben!«, rief Captain Concho. »Sie sind dicht hinter uns! Etwa zwanzig Mann Kavallerie.«

Benson stemmte die Fäuste ein. »Wollen wir denen nicht die Stirn bieten und ihnen die Leviten lesen?«

»Keine unnötigen Scharmützel, Ben!«, erwiderte Concho. »Wir gehen stiften. – Wir sind mittendrin gewesen, als die Baracken in die Luft geflogen sind, und wir haben die Yankees zu Paaren getrieben. Wie die Hasen sind die Burschen gelaufen! Die haben bestimmt geglaubt, wir sind ein ganzes Regiment. Hier liegt der Vormarsch der Yankees jetzt auf der Fresse. Da werden Wochen vergehen, bis Grant seine Bataillone wieder versorgen kann. Damit soll es sich haben. Warum sollen wir uns mit zwanzig Männern herumschlagen? Das bringt nichts ein.«

Er trieb sein Pferd an. Benson machte kehrt und lief zu seinem Braunen, den die Männer inzwischen gesattelt hatten. Er saß sofort auf. Zwei Minuten vergingen noch. Dann waren auch die sechs Männer bereit.

»Vorwärts!«, rief Captain Concho und reckte die Klinge empor.

Im Galopp jagten sie nach Süden aus der Senke. Als sie die Pferde über den Rand trieben, tauchten auf der anderen Seite die Yankees auf. Sie waren nicht einmal zwanzig Mann, und sie eröffneten sofort das Feuer.

Dicht geschlossen jagten Captain Concho und seine Reiter weiter. Er hielt sich streng an den Befehl, sich auf keine unnützen Kämpfe einzulassen, sondern nur anzugreifen und zuzuschlagen ‚ wenn dem Feind großer und wesentlicher Schaden zu gefügt werden konnte. An drei Stellen waren die Yankees in Missouri über den Mississippi hinweg zur Offensive angetreten, ohne dass die Konföderierten-Armee in diesem Gebiet Kräfte zur Verfügung hatte, um diesen Vorstößen entgegentreten zu können.

General Robert E. Lee hatte sich mit seinem Stab beraten, als er von dieser überraschenden Offensive der Yankees erfahren hatte. Er hatte auch Truppen in Marsch gesetzt. Gerade aufgestellte Regimenter, Infanterie und Kavallerie. Ein ganzes Kadettenkorps befand sich darunter. Doch bis diese Einheiten zur Stelle waren, würde der Yankee das Gebiet von Arkansas erreicht haben. Entsprechend waren die hastig alarmierten und in Marsch gesetzten Truppen angesetzt.

Bei Pea Ridge und Fort Henry, schon tief in Arkansas erst, würden diese Einheiten auf den Feind treffen.

Eine einzige Einheit war sofort greifbar gewesen, um den Vorstößen der Unionstruppen wenigstens halbwegs Paroli bieten zu können.

Captain Conchos Reiter!

Seine Abteilung wurde in Lees Stab noch immer als Doppelschwadron geführt, obwohl sie längst nur noch aus fünfzehn Männern bestand.

Die Schnelligkeit dieser Truppe war in der Konföderierten-Armee längst Legende.

»Hurtig sind, wie der Wind, Captain Conchos Reiter!«

Das Lied dieser Männer war längst in der ganzen Armee bekannt, wie auch der Ruhm dieser Truppe.

Lee hatte Captain Concho ins große Hauptquartier befohlen, ihm persönlich die Lage geschildert und ihm aufgetragen, mit seinen Männern den Feind zu stören und zu schlagen, wo immer sich die Möglichkeit dazu für ihn bot.

»Concho, kämpfen Sie nicht gegen die vorrückenden Regimenter«, hatte der weißbärtige General gesagt. »Das erwartet niemand von Ihnen. Aber stören Sie den Feind, wo immer Sie können. Greifen Sie seine Nachschublager und die Verbindungswege an, treffen Sie ihn am Nerv, schießen Sie dem Yankee das Pferd unter dem Sattel weg, das ihn so schnell nach Süden trägt. Ich weiß, Sie können den Vormarsch der Unionstruppen nicht aufhalten. Aber verzögern Sie den Vormarsch, damit unsere Regimenter eine Chance haben, ihre Aufmarschräume zu erreichen, bevor der Yankee dort ist. Lassen Sie sich nicht auf Kämpfe ein. Schaden Sie dem Feind, wo immer Sie können. Sprengen Sie Brücken, überfallen Sie nachts Nachschubeinheiten, greifen Sie Depots an und Stäbe, gehen Sie ran an den Feind, wenn er in Verwirrung ist, und ziehen Sie sich danach blitzschnell zurück und weichen Sie Kämpfen und Verfolgern aus.«

Drei Wochen befand sich Captain Concho nun schon mit seinen Reitern im Süden von Missouri. Sie hatten Brücken gesprengt, Depots in die Luft gejagt und Nachschubeinheiten attackiert. Nun wusste der Feind, dass sie da waren, und die Abwehr gegen ihre Überfälle formierte sich.

Doch damit hatte Concho gerechnet. Von Anfang an. Entsprechend handelte er.

Er führte die Überfälle und Anschläge noch blitzartiger aus als zuvor, legte mit seinen Männern Hunderte von Meilen zurück und attackierte den Feind an einer Stelle, an der er mit ihm gar nicht gerechnet hatte. Und immer wieder war ihm und seinen Männern Erfolg beschieden gewesen.

Er dachte deshalb gar nicht daran, seine Taktik zu ändern.

Allein die Überraschung bestimmte ihren Erfolg, und daran hielt er eisern fest. Dem Feind war schwerer Schaden zugefügt worden. Der Vormarsch geriet ins Stocken. Mehr konnte ein Offizier mit fünfzehn Männern nicht erreichen. Mehr wurde von ihm auch nicht erwartet.

Nicht Nadelstiche hatten er und seine Männer dem Feind versetzt, sondern Axthiebe.

Und diese Wunden bluteten!

Darauf musste der Gegner reagieren. Da machte sich Captain Concho nichts vor.

Die Yankees fielen zurück. Die feindlichen Kavalleristen hatten ihren Pferden längst zu viel zugemutet.

Concho hob die Hand, und die Männer ließen die Pferde in Schrift fallen.

Oscura, der kleine Corporal, der hinter den beiden Offizieren ritt, kam endlich dazu, die Fahne aus dem Bügelschuh zu nehmen und sie einzurollen.

Captain Conchos Reiter führten bei diesem Unternehmen die vom Feind so verhasste Rebellenfahne mit, die Flagge der Konföderation, damit der Gegner wusste und es augenscheinlich war, von wem ihm die hämmernden Schläge versetzt wurden.

Der Captain schwenkte auf ein Waldstück zu, und dabei schaute er zurück. Von den Verfolgern war nichts mehr zu sehen.

Im Norden lösten sich die schwarzen Rauchwolken noch immer nicht auf.

Im Wald ließ Concho halten.

»Absitzen und Lager schlagen!«, befahl er. »Wachen raus und Pferde versorgen. Danach Rationen verteilen.«

Die Offiziere übergaben die Pferde und schritten zum Waldrand zurück. Sergeant Dandry erteilte die nötigen Befehle und Anweisungen.

Captain Concho und der lange Lieutenant beobachteten das Terrain mithilfe der Feldstecher, die sie danach den Männern übergaben, die als Wachen aufzogen.

»Die zwanzig Kavalleristen werden versuchen, Fühlung zu halten«, meinte Benson. »Verkrümeln wir uns nach Süden?«

»Nein!«, sagte Concho entschieden, hockte sich nieder und breitete die Karte auf dem Waldboden aus. »Wir gehen bei Cairo über den Mississippi und reiten an der Bahnlinie der Illinois Central Rail Road nach Norden.«

»Hoffst du auf Munitions- und Verpflegungszüge?«, fragte Benson. Captain Concho schüttelte den Kopf.

»Die Bahnlinie wird schwer bewacht. Deshalb lassen ‘wir sie links liegen. Wir reiten bis Shelbyville, wo sich die Linien der Illinois und der St. Louis Rail Road kreuzen. Und dort kommen wir erst wieder zum Vorschein.«

»Das sind hundert Meilen!«, gab Benson zu bedenken.

»Morgen Abend sind wir dort!«

Benson musterte ihn betroffen. »Hast du das Kommando Forscreek vergessen?«

»Hab ich nicht!« Captain Concho faltete die Karte zusammen und verstaute sie in seiner braunen Ledertasche, die er am Koppel trug. »Dann sollen uns die Yankees hier mal suchen. Wir reiten östlich der Bahnlinie und lassen uns durch nichts herausfordern, bis wir den Bahnknotenpunkt erreicht haben.«

»Viel Sprengstoff besitzen wir aber nicht mehr!«

Captain Concho schlug ihm auf die Schulter. »Wir decken uns beim Yankee ein. Das ist doch auch etwas, ihn mit seinem eigenen Pulver in die Luft zu jagen, oder?«

Benson grinste schlaff.

»Sobald sich die Pferde etwas erholt haben, schicken wir einen Mann zu Sergeant Forscreeks Kommando. Im Morgengrauen nördlich von Cairo in der Mississippi-Schleife! Das müsste Forscreek doch schaffen können?«

»Ich denke schon! Sofern nichts dazwischen kommt.«

»Informiere den Melder, dass wir östlich der Illinois Central Rail Road … Wen schicken wir?«

»Hunter!«

(wb)