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Captain Concho – Band 12

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 12
Zum Sterben nach Richmond

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage vom 26.02.2013, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Extras: Karte mit Kurzinformationen über den Vorstoß der Armee des Generals McClellan über den Potomac

Kurzinhalt:
Der berühmte Nordstaaten-General McClellan ist mit seiner Armee über den Potomac vorgestoßen und steht plötzlich im Rücken der Konföderierten, die sich Hals über Kopf zurückziehen müssen, um nicht in einen tödlichen Einkesselungsring zu geraten. Nur Captain Concho und seine Männer rücken vor. Ihr Befehl lautet, die weiteren Operationen der Yankees auszukundschaften. Conchos Spähtrupp befindet sich nach kurzer Zeit hinter den feindlichen Linien. Und dort bricht auf einmal die Hölle über sie herein …

Leseprobe:

Der Morgen graute. Captain Conchos Reiter standen am Straßenrand und blickten mit gemischten Gefühlen auf die vorbeiziehenden Einheiten von General Johnstons Armee. Die ganze Nacht über trabten Kavallerie und bespannte Einheiten, und die Infanterie, in Viererreihen, bewegte sich im Eilmarsch. Da war kein Ende abzusehen.

Die Poststraße, die hier einem uralten Indianerpfad folgte, war Tage zuvor zur Vormarschstraße erhoben worden.

Etwas stimmte da nicht mehr.

Johnstons Truppen fluteten zurück.

Es war ein grauer, kalter Morgen. Fröstelnd standen die Männer um Lieutenant Benson geschart vor ihren Zelten und blickten auf das Treiben. Die Luft war feucht und schmeckte nach Staub, der von Pferdehufen, Wagenrädern und Marschstiefeln der Infanteristen aufgetrieben wurde. Die Wiesenränder links und rechts der Straße waren grau davon.

»Kann mir einer sagen, was das zu bedeuten hat?«, fragte Molden laut und fuhr sich nachdenklich durch den Bart. »Die marschieren doch alle in die falsche Richtung.«

Eine Kavallerieschwadron trabte vorüber. Das Prasseln der Pferdehufe übertönte alle anderen Geräusche.

»Die sind von der Siebten!«, ließ sich Sergeant Miller vernehmen und blickte dabei Benson fragend an.

Mit den Händen tief in den Taschen stand der lange Lieutenant da und blickte der Schwadron nach. »Warum sollen die nicht von der Siebten sein!«, erwiderte er schlecht gelaunt. »Alles ist doch unterwegs.«

»Aber in die verkehrte Richtung!«, ereiferte sich der bärtige Molden und zog an seinen breiten Hosenträgern.

»Sind Sie auch sicher, dass Sie auf der richtigen Straßenseite stehen, Reiter?«, brummte der lange Lieutenant, wandte sich ab und schritt zu seinem Zelt.

Die Männer sahen ihm nach und tauschten dann Blicke. Keiner sagte etwas. Einige zuckten mit den Schultern.

Infanterie stapfte heran, die grauen Uniformen staubig und verschwitzt, mit geröteten Gesichtern, denen die Strapazen dieses Marsches anzusehen waren.

Finnewacker fasste sich schließlich ein Herz. Nachdem die Offiziere vorbeigestelzt waren, sprang er über den Straßengraben.

»He, ihr verdammten Rebellen!«, rief er den Infanteristen zu. »Was ist denn los?«

Die Männer nahmen kaum Notiz von ihm.

»Die Hölle ist los!«, rief einer zurück. »Irgendein Aas hat den verdammten Yank von der Kette gelassen.«

Finnewacker nahm die Hände aus den Taschen, rannte ein paar Schritte und stapfte eilfertig neben dem Mann her. Ein kleiner Kerl war das, seinem pfiffigen Blick nach zu urteilen gewiss ein lustiger Vogel. Aber die Meilen, die er mit seinen Kameraden schon heruntergeschrubbt hatte, der Tornister und das Gewehr drückten ihm sichtlich aufs Gemüt.

»Wo kommt ihr denn her, Kamerad?«

»Von vorn, du Zinnsoldat!«, erwiderte der Bursche, nun eine Spur von Schalk im Blick. »Zieh dir mal die Jacke an und setz den Hut auf! Hast du ein Pferd?«

»Klar Mensch! Ich bin von der Kavallerie.«

»Was stehst du dann hier noch rum? Vorne, mein lieber Scholli, ist gleich hier bei dir.«

»Was?!«

»Der Yank ist mit zwei Kavallerie-Divisionen genau in der Mitte durchgestoßen. Aber nicht erst eben. Schon gestern Abend.«

Finnewacker blieb stehen, trat einen Schritt zur Seite und wäre fast in den Straßengraben geflogen. Mit einem rettenden Sprung brachte er sich auf die andere Seite.

»Hinlegen hat niemand befohlen!«, krähte der Infanterist, nun schon mehr als einen Steinwurf weit von ihm entfernt.

»Zuckerbäcker!«, schimpfte Finnewacker und lief zu den Kameraden zurück, die ihm gespannt entgegenblickten.

»Der Yankee ist durchgebrochen! Mit zwei Divisionen, und zwar genau in der Mitte!«, rief Finnewacker und nahm Kurs auf Bensons Zelt. »Lieutenant!«, schrie er. »Lieutenant! Der …«

Der Zusammenstoß war unausweichlich. Der Corporal wollte hinein ins Zelt, und der Lieutenant kam auf sein Geschrei hin heraus.

Brust an Brust standen sie, und einer hielt sich am anderen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

»Mensch! Können Sie nicht aufpassen!«, rief Benson gereizt und stieß Finnewacker zurück.

Finnewacker nahm Haltung an. »Der Yankee ist gestern Abend mit zwei Divisionen genau in unserer Mitte durchgebrochen, Sir! Die Front, Sir, die ist gleich hier.«

Benson stemmte die Fäuste in die Hüften und reckte den Kopf vor. »Und das hat dir General Lee eben persönlich mitgeteilt, was?«

»Ich habe es von der Infanterie gehört, Sir!«

Benson wandte sich den Männern zu, die nun drei Schritte hinter Finnewacker beisammenstanden und ihn erwartungsvoll anblickten.

»Biwak abbrechen! Pferde satteln!«, befahl er. »Fertigmachen zum Abmarsch, uuuund antreeeeten!«

Die Männer stürzten zu den Zelten.

»Das kann ich leiden!«, maulte Corporal Forscreek. »Nur weil er zu faul ist, die Klappe ein paar Mal aufzumachen, gibt er wieder alle Befehle auf einmal!«

Von einem Augenblick zum anderen waren sie alle viel zu beschäftigt, um ihm etwas erwidern zu können. Selbstverständlich gaben sie ihm recht, wenn auch nicht mit Worten, so doch mit Blicken.

Die Zelte fielen zusammen. Die Männer hantierten schnell und emsig und dabei schaute jeder immer mal wieder zur Straße, ob das nicht schon die letzte Einheit war, die da vorübermarschierte. Sie wollten hier weg, ehe die Nachhut von Johnstons Truppen auftauchte, der todsicher der Yankee auf dem Fuß folgte.

»Beeilen, beeilen!«, drängte Benson, obwohl die Männer sich sputeten.

»Dem geht ja der Frack noch mehr als unsereinem!«, meinte Forscreek bissig.

»Forscreek!«, brüllte Benson über den Platz. »Quatschen Sie nicht rum! Bewegung, Bewegung!

»Aye, Sir!«, knirschte Forscreek, nahm einen der schweren Packsäcke auf die Schulter und rannte zu den Pferden. Zurück schritt er gemächlich durch das Gras und zog sich keuchend und schwitzend den Feldrock und das Koppelzeug zurecht.

»Forscreek!«, tönte der lange Lieutenant gereizt. »Sie scheinen sich nicht nur an den Yankees reiben zu wollen, sondern auch an mir.«

Forscreek trabte.

»Die Chance kriegen Sie!«, bellte Benson.

»Der Lange hat dich auf dem Zug«, sagte Finnewacker und grinste, als sich Forscreek neben ihm niederließ und ihm beim Zusammenpacken des dritten Zeltes half. »Aber gräm dich nicht! Er steht ja nicht jeden Morgen mit dem linken Fuß auf.«

Schwitzend hielt Forscreek die Zeitbahn straff. Finnewacker richtete sich auf, zog das Koppel gerade und ging dabei um ihn herum, den Blick zur Straße gewandt.

»Von den Yankees ist noch nichts zu sehen«, sagte er, als er sich wieder auf die Knie fallen ließ und die Zeltbahn zusammenzurollen begann. »Das sind immer noch unsere Jungs. Hoffentlich kommen wir zeitig genug weg. Wo der Captain nur bleibt.«

»Captain Concho wird …« Forscreek duckte sich.

»Forscreek!«, brüllte Benson wieder. »Ich schreibe Sie mir gleich auf! Bewegung habe ich gesagt. Lassen Sie Finnewacker nicht alles alleine machen.«

Forscreek platzte fast vor Wut und hielt die Zeltbahn angestrengt straff. Straffer ging das gar nicht mehr. Finnewacker feixte und rollte die Zeltbahn flink zusammen. Wie ein Wiesel bewegte er sich dabei.

Der lange Lieutenant trat hinzu. »Ich halte die Zeltbahn straff, Sir!«, erklärte Forscreek knirschend.

»Sehe ich!<, versetzte Benson und ging weiter. »Aber Sie sollen keine Opern quatschen, sondern voranmachen, Corporal!« Den »Corporal« betonte er besonders. Niemand außer Captain Concho, Lieutenant Benson und Theo Forscreek selbst wussten, weswegen aus dem kürzlich ernannten Sergeant 2. Klasse wieder ein Corporal geworden war.

»Aye, Sir!«, zischte Forscreek, nahm den schweren Packen auf die Schulter, richtete sich auf und trabte wieder los.

Finnewacker griff nach seinem und Forscreeks Sattelpacken und schritt zu den Pferden.

»Antreten lassen, Dandry!«, schrillte Benson.

Schwitzend und fluchend rannten die Männer hin und her und trugen die letzten Sachen zu den Pferden.

Der Sergeant baute sich schon auf. »Kommando antreten!«, rief er.

Benson blickte zur Straße, die noch immer voller grauer Kolonnen war. Eine ganze Armee schien sich da in einen riesigen Wurm verwandelt zu haben. Als er nach Süden schaute, sah er Captain Concho am Straßenrand herangaloppieren.

(wb)