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Im Gespräch mit Ingrid Pointecker

2013 hat in Österreich ein neuer E-Book-Verlag das Licht der Welt erblickt. Er hört auf den Namen ohneohren und ist ein Projekt von Ingrid Pointecker – keiner ganz Unbekannten in der Phantastikszene, schließlich hat sie mit Hüter des Uhrwerks (Verlag Mondwolf) und Herbstsplitter (Verlag Homo Littera) bereits selbst zwei Romane veröffentlicht.

Und nun hat sie also zumindest zeitweise ihren Standort in der Verlagsnahrungskette gewechselt, indem sie Romane und Anthologien aus diversen phantastischen Genres verlegt. Bislang sind bei ohneohren drei Romane und zwei Anthologien erschienen, das jüngste Werk, Burgfried von Veronika Lackerbauer, am 24. Februar.

Nun hat die Verlagsinhaberin sich bereit erklärt, uns einige Fragen zu beantworten.

Geisterspiegel: Hallo Ingrid. Vielen Dank erstmal, dass du dir Zeit für die Beantwortung der Fragen nimmst!

Ingrid Pointecker: Hallo! Ich freue mich über die Gelegenheit, über Bücher reden zu dürfen (wie immer eigentlich). Und ich lache noch ein wenig über das Wort »Verlagsnahrungskette«.

Geisterspiegel: Bislang ist ohneohren ein reiner E-Book-Verlag. Weshalb hast du dich für diesen Weg entschieden?

Ingrid Pointecker: Zuallererst ist es natürlich eine wirtschaftliche Entscheidung. Außerdem ist die Gründungsphase eines Unternehmens immer etwas experimentell geprägt. Da bieten elektronische Bücher eine Chance, diese Experimente auf Erfolg abzuklopfen, bevor gedruckt wird. Leider habe ich von vielen Autoren in meinem Bekanntenkreis hören müssen, dass sich zu hoch kalkulierte Printauflagen nicht verkauft haben, was frustrierend für Autor und Verlag ist. Ein gut verkauftes E-Book ist zwar auch noch keine Garantie für ein erfolgreiches Printbuch, aber ich habe mich mit dieser Entscheidung einfach wohler gefühlt. Da spielt aber auch meine Affinität zu digitalen Projekten eine Rolle.

Geisterspiegel: Der Verlag ist in verschiedene Themenbereiche eingeteilt – Schwerter, Blut, Dampf, Raumschiffe, Kurios und Schublade. Könntest du den Lesern noch einmal erklären, welche Kategorie welche Arten der Phantastik repräsentiert?

Ingrid Pointecker: Die Schwerter-Kategorie ist mit »Low Fantasy« gekennzeichnet, wobei die Grenzen hier verschwimmen. Insgesamt freuen wir uns aber besonders über Fantasy, die ein wenig »schräg und anders« ist, was uns aber nicht von klassischen Werken abhält. oo|blut umfasst Dark/Urban Fantasy und Horror. oo|dampf steht für Steampunk, und die Raumschiffe-Sparte beschäftigt sich mit Science-Fiction und Dystopien. oo|kurios beherbergt Satirisches und Lustiges. Die Schublade-Kategorie ist etwas ganz Besonderes und Experimentelles. Hier wollen wir Kurzgeschichten eine Chance geben, die bereits bei anderen Wettbewerben/Verlagen abgelehnt wurden. Wenn uns diese Geschichten gefallen, landen sie in einem der in Zukunft erscheinenden »Fantasy-Lesebücher«, die thematisch gemischt sind.

Geisterspiegel: Planst du, diese Kategorien gleichmäßig zu bedienen oder zeichnet sich – beispielsweise auch durch die angebotenen Manuskripte – eine Dominanz bestimmter Kategorien ab?

Ingrid Pointecker: Nein, das primäre Standbein des Verlags soll die Schwerter-Kategorie sein. Im Moment zeichnet sich auch tatsächlich eine starke Tendenz ab, die dieser Planung aber entgegenkommt. In puncto Science-Fiction hatte ich mit weniger Manuskripten gerechnet. Die größten Lücken finden sich im Moment bei Steampunk und in der satirischen Kategorie. Im Endeffekt bevorzugen wir aber Manuskripte, nach denen eine gewisse Nachfrage vonseiten der Leser besteht (soweit möglich) und natürlich jene Werke, die durch Qualität überzeugen, unabhängig vom Subgenre.

Geisterspiegel: Der einigermaßen ungewöhnliche Verlagsname bezieht sich auf die Diskriminierung, die bei der Manuskriptauswahl Elfen entgegengebracht wird. Ist diese Spitzohren-Abneigung eher symbolisch zu verstehen oder hast du ein grundsätzliches Problem mit dem Volk, sodass nie ein Elf den Weg ins Verlagsprogramm finden wird – egal, in welchem Setting er herumtobt?

Ingrid Pointecker: Die Frage bekomme ich mit Abstand am häufigsten gestellt. 🙂 Ich mag Elfen, aber sie sind ein so gut geeigneter Platzhalter für klischeehafte Fantasy. Also keine Angst, wenn elfenähnliche Wesen in einem Manuskript herumtoben. Wir lesen und verlegen auch Elfengeschichten sehr gerne, wenn sie sich auf neuen Pfaden bewegen und spannend sind. Dazu muss man anmerken, dass kleine Witzchen und ein lockerer Umgang bei aller Professionalität für mich zum Verlagsalltag gehören. Da passte der Name gut.

Geisterspiegel: Ohneohren ist ja ein österreichischer Verlag. Ich muss zugeben, einen nicht besonders ausgeprägten Überblick über die dortige Phantastikszene zu haben. Gibt es in Österreich viele Cons oder Messen, auf denen Verlage wie der deine die Möglichkeit haben, sich der Szene face to face zu präsentieren?

Ingrid Pointecker: Ich persönlich habe bereits vor meiner verlegerischen Tätigkeit gute Erfahrungen mit Comic-/Manga-/Anime-Conventions gemacht. Wahnsinnig viele Veranstaltungen gibt es leider nicht (mehr). Dafür gibt es in Österreich viele interessante Mittelaltermärkte, die ich in den nächsten Monaten anpeilen werde. Letzten Herbst gab es in Wien eine erste Messe für Kleinverlage namens »Buchquartier«, die ich auch schon ins Auge gefasst habe. Aber ich schiele ein wenig neidisch nach Deutschland, wo es definitiv mehr Möglichkeiten gibt.

Geisterspiegel: Bevor du als Verlegerin tätig geworden bist, hast du bereits Erfahrungen als Autorin gesammelt. Meinst du, dieser Hintergrund beeinflusst dich bei deiner Verlagstätigkeit?

Ingrid Pointecker: Jein, denn einerseits trenne ich diese beiden Tätigkeiten sehr streng. Andererseits war die Tätigkeit als Autorin der letzte Sprung ins kalte Wasser, den ich gebraucht habe, um festzustellen, dass ich nicht nur Bücher schreiben will. Der Blick hinter die Kulissen bei meinen eigenen Verlegern hat mich auch vor Fehlern bewahrt, die ich ohne ihre Tipps sicher gemacht hätte.

Geisterspiegel: In den letzten Jahren haben eine ganze Reihe von Kleinverlagen das Licht der Buchwelt erblickt, einige davon spezialisieren sich ebenfalls auf den E-Book-Markt. Begrüßt du die Vielfalt, die diese Verlage in die Szene bringen, oder siehst du den Verlagsgründungsboom auch kritisch?

Ingrid Pointecker: Vielfalt ist toll und es ergibt sich bestimmt die eine oder andere Möglichkeit der Zusammenarbeit, wie sie andere Kleinverlage bereits vorleben. Skeptisch sehe ich allerdings die Tendenz, einen Eigenverlag in einen funktionierenden Kleinverlag umzuwandeln. Ich würde mich selbst, bis auf eventuell Kurzgeschichten, niemals verlegen. Es ehrt die Verleger, Lücken im Programm füllen zu wollen, andererseits sollte man als schreibender Verleger auch die Erfahrung machen, wie schmerzhaft Absagen und Kritik sein können, um die eigenen Autoren besser zu verstehen und selbst bei Zeitmangel einfühlsam zu reagieren. Und wenn ich den Pessimisten in mir zu Wort kommen lassen darf: Viele Kleinverlage überleben die ersten drei Jahre nicht. Dafür gibt es viele Gründe, aber die momentane Vielfalt kann in ein paar Monaten schon wieder passé sein.

Geisterspiegel: Welche Veröffentlichungen stehen im Hause ohneohren demnächst an?

Ingrid Pointecker: Der Herr der Schwarzen Schatten von Cairiel Ari erscheint im Mai. Der Fantasyroman spielt in der vom Autor erschaffenen Welt Heratia wie auch der Debütroman des Autors und vereint düstere Intrigen, ein gut durchdachtes Setting und Spannung bis zur letzten Seite.

Im Sommer wird es futuristisch. Die junge Wiener Autorin Melanie Vogltanz veröffentlicht im Juli/August bei uns mit Ararat – Die Sündenflut einen dystopischen Thriller.

Zwischendurch gibt es noch die erste gemischte Anthologie Fantasy-Lesebuch 1, damit neue Leser mit einem eher schlanken E-Book in unser Programm schnuppern können.

Im Juni gibt es außerdem noch eine weitere Science-Fiction-Anthologie, die bisher noch nicht einmal angekündigt wurde. Ihr seid die ersten Leser, die wissen, dass im Frühsommer ZwischenWelten 1 erscheint.

Es wird also nicht langweilig!

Geisterspiegel: Gibt es noch etwas, was du gerne an potenzielle Leser oder auch Autoren loswerden möchtest?

Ingrid Pointecker: Lesen macht Spaß! Klingt trivial, ist aber so. Den bestehenden Lesern möchte ich meinen Dank aussprechen. Gerade Rezensionen oder kurze Mails mit Feedback haben uns sehr motiviert. Potenzielle Leser lade ich herzlich ein, mit uns in sozialen Netzwerken, oder wenn ihr uns offline mal trefft, zu kommunizieren. Wir wollen wissen, was ihr lesen möchtet, was euch gefällt und was nicht. Und jeder Autor ist herzlich eingeladen, es bei einer unserer laufenden Ausschreibungen zu versuchen (im Moment: Missverstandene Monster und Liebe zwischen Welten) oder ein Manuskript einzusenden.

Weiterführende Links:

Verwendung der Cover mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Zu den vollständigen Quellenangaben siehe www.ohneohren.com