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Jimmy Spider – Folge 34

Jimmy Spider und die Rache des Inders – Teil 2 von 6

Schweigend betrachtete Mister Colt den Bildausschnitt, der ihm Aufnahmen des Urwaldes unterhalb des Flugschiffes zeigte. Es war noch immer tiefste Nacht, aber manchmal erhellten ein Feuerschein oder vereinzelte elektrische Lichter die Dunkelheit.

Letztere waren in den vergangenen Stunden aber immer seltener geworden. Je tiefer die Excelsior in den Dschungel hineinflog, desto dünner wurde die Besiedelung. Es schien, als würden die Menschen den Wald aus irgendeinem Grund meiden. Als würde dort etwas Böses lauern …

»Wenn die wüssten …«, murmelte der schwarzhaarige Mann vor sich hin. Niemand dort unten ahnte, welches Grauen auf sie zukam. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber der Tag würde kommen, an dem nichts mehr so sein würde, wie es einmal war. Und davor würde ein Mann die Verantwortung tragen: Vijay Brahma Singh.

In den letzten Stunden hatte Colt viel über seine Mission nachgedacht. Eigentlich war Singh nie Teil der Pläne gewesen, die seine Hintermänner aufgestellt hatten. Aber einige unvorhersehbare Verzögerungen in deren Ablauf hatten dazu geführt, den indischen Top-Terroristen zu reaktivieren.

Colt wusste, dass dies ein Spiel mit dem Feuer war. Natürlich hatten sie ein Bündnis mit der Singh-Bruderschaft geschlossen, aber würde sich der Inder auch wirklich daran halten? Colt hatte da so seine Zweifel. Singh war ein mächtiger Mann, der sich nicht so leicht an der langen Leine führen lassen würde.

Im Moment befand sich außer ihm nur Mister Sauer auf der Brücke, der ohne ein Wort von sich zu geben das Flugschiff in Richtung des angepeilten Zieles lenkte.

Plötzlich begann vor Colt ein gelber Knopf zu leuchten. Der Mann wusste, was dies zu bedeuten hatte – seine Vorgesetzten wollten mit ihm in Kontakt treten.

Sofort drehte sich Colt herum, um den einzigen möglichen Zeugen eines solchen Gesprächs loszuwerden. »Mister Sauer?«

Der Steuermann gab keinen Laut von sich. Offenbar war er aufgrund der äußerst spektakulären letzten Stunden glatt eingeschlafen.

»Mister Sauer!« Diesmal rief er etwas lauter. Und tatsächlich – der Steuermann regte sich.

»Ähm, ja – Sir?«

»Wenn Sie sofort auf Autopilot stellen und den Raum verlassen, vergesse ich ihr kleines Schäferstündchen mit der Steuerkonsole.«

»Natürlich.« Der Mann war noch immer etwas schlaftrunken, schaffte es dann aber doch, ein paar Knöpfe zu drücken. Danach machte er sich auf dem Weg zum Ausgang, mehr schwankend als gehend.

Als sich die Tür hinter Sauer schloss, atmete Colt einmal durch. Bei der Army hätte er bei solch einem Verhalten sofort dafür gesorgt, dass der Kerl nie wieder das Steuer von irgendetwas übernommen hätte. Aber er war ja nicht mehr bei der Army …

Colt drückte auf den blinkenden Knopf. Die Aufnahme des nächtlichen Urwaldes verschwand und machte Platz für ein hartes Männergesicht. Colt wusste um die Stärke und Macht seines Gegenübers. Der andere Mann, von dem lediglich der Kopf mit den schwarzen Haaren und ein Teil der Schultern zu sehen waren, trug eine Uniform und ein schwarzes Stirnband.

»Schön, Sie zu sehen, Commander Colt. Wie ist der Status unserer Mission?«

»Alles läuft nach Plan, General. Singh befindet sich mit seinen Männern im Aufenthaltsraum. Das Flugschiff befindet sich gerade über dem indischen Bundesstaat Schaaat… Moment, wie hieß er noch gleich …«

»Chhatisgarh«, half ihm sein Vorgesetzter aus.

»Danke. Jedenfalls sind es noch 15 Meilen bis Orissa.« Orissa war ein weit im Osten gelegener Bundesstaat Indiens.

»Das bedeutet, es sind nur noch wenige Minuten bis zum Ziel. Sehr gut, Sie liegen genau im Zeitplan. Aber denken Sie daran: Halten Sie sich nicht zu lange mit dem Tempel auf. Ihr Ziel ist Singhs Nebelinsel, der Zwischenstopp in Orissa ist nur eine Gefälligkeit an unseren neuen Verbündeten.«

»Ja, Sir. Ich werde daran denken.«

»Davon gehe ich aus.«

Nach diesem Satz beendete der General die Verbindung.

Colt atmete einmal tief durch. Er wusste genau, wenn er mit seiner Mission scheitern würde, würden Köpfe rollen – und seiner würde dabei die Spitze übernehmen. Andererseits, was sollte schon schief gehen?

Plötzlich öffnete sich die Tür zur Kommandozentrale. Jemand schob sich auf die Brücke – niemand anderes als Vijay Brahma Singh. Der Inder war ein Koloss von einem Mann. Von der Größe überragte er Colt um fast drei Köpfe.

Jemand hatte ihm einmal erzählt, Singh könnte mit einer Hand den Kopf eines Menschen zerquetschen. Ob dieses Gerücht einen wahren Kern besaß, wollte er lieber nicht herausfinden.

Mittlerweile trug Singh nicht mehr seine Sträflingsuniform, sondern einen schwarzen Anzug, sogar mit Krawatte. Stand heute Nacht etwa noch eine Beerdigung an?

»Es freut mich, Sie hier alleine anzutreffen, Mister Colt.« Seine Stimme war mehr ein Grollen, das aus irgendeiner unendlichen Tiefe zu dringen schien. »Es gibt da etwas, dass ich mit Ihnen besprechen muss.«

Colt hatte Mühe, den richtigen Tonfall zu treffen. »Ich habe für Sie immer ein offenes Ohr, Mr. Singh.«

Etwas blitzte in Singhs dunklen Pupillen auf. Offenbar war er es nicht gewohnt, von seinen Verbündeten mit Mister Singh angesprochen zu werden. Aber falls er sich tatsächlich darüber ärgern sollte, so gelang es ihm, diese Gefühle vollständig zu unterdrücken.

»Da bin ich sicher. Um was es mir geht, ist unser Ziel – unser eigentliches Ziel. Sie wissen doch, welche Funktion meine Insel einnimmt, oder?«

»Natürlich.«

»Nun, ich wusste ja nicht, wie viel man Ihnen über mich berichtet hat. Was mich nun interessieren würde: Werden außer der Besatzung dieses Schiffes noch weitere Ihrer Soldaten auf der Insel eintreffen?«

Langsam fragte sich Colt, worauf Singh mit seiner Fragerei hinauswollte. Trotzdem gab er ihm eine normale Antwort. »Dahin gehend ist nichts geplant.«

»Danke für Ihre Auskünfte.« Mehr sagte Singh nicht zu dem Thema.

Colt hatte der Verlauf des Gesprächs alles andere als gefallen. Es schien ihm, als hätte Singh mehr Pläne, als ihm und seinen Vorgesetzten bekannt waren. Oder interpretierte er etwa zu viel in diese harmlos wirkende Unterhaltung hinein?

Er kam nicht mehr dazu, seine Gedankengänge weiterzuführen, denn plötzlich erklang ein sirrendes Geräusch. Das Flugschiff hatte sein Ziel erreicht!

»Alle sofort auf die Brücke!«, rief Colt ins Bordmikrofon.

Nicht mal eine halbe Minute später hatte sich seine gesamte Mannschaft eingefunden und ihre Plätze eingenommen. Miss Derringer hatte sich auf einem Sitz links neben ihm niedergelassen und blickte ihn schweigend an. Ob sie sauer war, dass er die Nacht auf der Brücke verbracht hatte?

»Der Brahma-Tempel befindet sich jetzt in Sichtweite«, gab Mister Magnum zu verstehen.

»Auf den Hauptschirm!«, befahl Colt.

Magnum führte den Befehl sofort aus.

Was die Besatzung der Excelsior dann sah, ließ ihnen eine Gänsehaut über den Rücken laufen …


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