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1. Lyrik-Lesung im Wiesbadener Lesecafé

Am Samstag, den 20. April 2013, war es soweit: Die erste lyrische Lesung im Wiesbadener Lesecafé feierte ihre Premiere.

Bettina Ziegler, Dichterin aus Passion, und Erik Schreiber, Verlagsinhaber und Herausgeber, waren zu Gast in Wiesbaden, um Gedichte unterschiedlichster Couleur zum Vortrag zu bringen.

Den Anfang machte um 19:00 Uhr Bettina Ziegler, Ärztin mit eigener Praxis aus Frankfurt a. M., die erst seit drei Jahren Gedichte schreibt und sich damit einen Traum erfüllt hat. Zwei Bände umfasst ihre bisher niedergeschriebene Poesie: Warum mich keiner anfasst … und andere Einsichten und Killerspiele und andere Bedenklichkeiten …, beide erschienen im Medu Verlag.

Inhaltlich decken die Gedichte eine reiche Palette privater wie auch politischer Themen ab. Auslöser kann schon eine Fahrt im Sessellift sein und die Schneelandschaft als Inspirationsquelle dienen. Doch in der Regel verarbeitet die Autorin konkrete, eigene Erlebnisse oder orientiert sich am aktuellen Tagesgeschehen.

Die eigene Schulzeit wird genauso in poetische Worte gekleidet wie die tief greifende Entwicklungsstörung eines Kindes (Zauberfisch). Schönheitswahn und Schönheitschirurgie, Ausbeutung der Erde, Katastrophen wie der Super-GAU des japanischen Atomkraftwerks Fukushima und Amok laufende Schüler, all das und noch vieles mehr findet Eingang in die Texte Bettina Zieglers. Texte, die zum Nachdenken und zur Diskussion anregen. Ziegler übt Kritik und bezieht Stellung. Es gelingt ihr, mit ihren Gedichten Geschichten zu erzählen und dabei die Dinge auf den Punkt zu bringen, klare Aussagen zu treffen. Ihre Lesung gestaltete sie mit Gedichten aus den beiden genannten Büchern wie auch bisher noch unveröffentlichten Texten.

Ursprünglich wollte die Autorin Liedtexte verfassen und diese selbst gesanglich interpretieren. Daraus wurde zwar nichts, doch die Texte wollten aus ihr heraus, verlangten nach einem Ventil und suchten sich für ihr Erscheinen letztendlich die literarische Form des Gedichtes. Bei der sprachlichen Gestaltung bedient sich Frau Ziegler der Reimform, doch welcher Art diese ist, bestimmt nicht die Autorin vorab, sondern der Inhalt bestimmt die Form und den Umfang. Als Vorbilder nennt Ziegler gerne Heinrich Heine und Joachim Ringelnatz. Ihr literarisches Werk betrachtet sie quasi als eine Art von Nachlass für ihre Kinder.

Erik Schreiber las aus dem Gedichtband Ein Augenblick für Zwei, den er als Herausgeber in seinem Verlag Saphir im Stahl publiziert hat und der 73 Autorinnen und Autoren mit insgesamt 202 Gedichten versammelt!

Ob Shaolinmönch oder dem unter Pseudonym schreibenden Mathematik-Professor setzt sich die Autorenschaft doch überwiegend aus aktiven Schreibern der Region Bergstraße zusammen, denen der Verlag hier ein Forum bietet und deren Förderung eines der erklärten Ziele von Saphir im Stahl ist.

Die Vielfalt der Autoren spiegelte sich auch in den vorgetragenen Gedichten wider. Eine nicht immer leichte Aufgabe für Rezitator Schreiber, gerade bei Mundartdichtungen (Der Froschkönig) den vom Autor gedachten Sprachduktus zu treffen. Ob kurz oder lang, eines hatten doch alle zu Gehör gebrachten Texte gemeinsam, die Reimform, die aber natürlich ebenfalls vielfältig genutzt wurde.

Waren Bettina Zieglers Werke eher solche der kritischen und nachdenklichen Art, waren die von Erik Schreiber ausgewählten eher poetisch heiter oder gar humorig.

Ziegler und Schreiber teilten sich jeweils die beiden »Leseblöcke«, die nur von einer 15-minütigen Pause unterbrochen wurden. Somit war ein reiches Maß an thematischer Abwechslung geboten. Mittendrin wie auch am Anschluss an die Lesung, entspannen sich interessante und oft intensive Diskussionen zu den angesprochenen Themen.

Gibt es beispielsweise tatsächlich einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen sogenannten »Killerspielen« am Computer und einem Amok laufenden Schüler? Können diese Spiele Einfluss auf die Psyche des Spielenden nehmen? Wie ist die Vergleichbarkeit mit anderen Medien wie z. B. Film und Musik? Wie gehen Menschen und Berichterstattung mit Katastrophen um? Die Schnelllebigkeit unserer heutigen Zeit, unserer Gesellschaft. Aber auch formale und sekundäre Dinge kamen zur Sprache: Reim im Gegensatz zu freier Rhythmik. Wie findet man den richtigen Verlag? Die Arbeit eines Verlegers am Beispiel von Saphir im Stahl.

Die Zeit verging jedenfalls wie im Fluge und um 21:45 Uhr, dem Ende der Veranstaltung, konnten alle Anwesenden eines ganz gewiss mit nach Hause nehmen, nämlich einen interessanten und nicht alltäglichen Abend verbracht zu haben.

www.medu-verlag.de
www.saphir-im-stahl.de
www.lesecafe-wiesbaden.de

Copyright © 2013 by Stefan Bellack