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Westernkurier 01/2013

Auf ein Wort, Stranger!

Viel wurde bereits über Dogde City und deren prominente Einwohner in einschlägigen Artikeln, Berichten, Romanen sowie Fach- und Sachbüchern geschrieben. Doch was weist du über eine Cowboyband, welche in dieser Stadt das Licht der Welt erblickte? Nichts? Nicht viel? Nichts Konkretes? Dann bist du hier genau richtig, und ich lade dich zu einem historischen Rundgang durch die Geschichte der Dodge City Cowboy Band ein. Denn nur hier spielt in puncto Western die Musik.

Während ihrer langen berühmt-berüchtigten Geschichte erwarb die Stadt Dodge City mehr reißerische und leidenschaftliche Titel als jede andere Stadt im Good Old West. »Die gottloseste Stadt, die jemals existierte.«, »das schöne, trunksüchtige Babylon der Frontier«, »die gottloseste Stadt in Amerika«, »Plunder von ganz Kansas« oder »eine kleine verrückte Stadt im Westen« waren nur einige sündhafte Spitznamen. Sie war eine Stadt mit krassen Gegensätzen – mit guten und bösen Männern, mit Ladys und Huren, mit Kirchen und Spelunken, mit Schönem und Hässlichem. »Wicked Dodge« galt als Synonym für alles, was profan, unmoralisch und böse war. Und doch ging es auch in diesem trunksüchtigen Babylon anders zu. In dieser gottlosesten Stadt entwickelte sich eine einfache und ehrbare Gruppierung, die für Furore sorgte und zu Ruhm gelangte, wo auch immer sie auftauchte. Die Rede ist von der Dodge City Cowboy Band aus den 1880er Jahren, anerkannt als eine der besten Attraktionen und Unterhaltungen jener Zeit.

Eine genaue Datierung der Gründung dieser Band kann nicht vollzogen werden. Merritt Beeson (1878 – 1956) sagte, dass sein Vater Chalkley McArtor Beeson im Jahr 1879 die Band gründete. In einem Brief an die Kansas State Historical Society vom 24. Oktober 1950 nennt er jedoch 1881 als Jahr der Gründung, und zum ersten Mal trat die Band auf einem Jahrmarkt in Topeka auf. In einem Artikel für die Zeitung Ford County Clippings schrieb die Gesellschaft: »Die Original Dodge City Cowboy Band wurde 1881 oder 1882 gegründet und war für viele Jahre eine florierende Vereinigung, die mehr als nur lokalen Ruhm genoss.«

Die Ungereimtheiten über den Gründungsakt werden auch nicht in einem Artikel mit dem Titel Dodge City Band im Ford County Globe vom 27. Juni 1882 geklärt. Darin hieß es: »Stadtrat C. M. Beeson oder besser gesagt Chalk, den wir seit vielen Jahren von Gerichtsverhandlungen her kennen, ist es endlich gelungen, eine Blaskapelle ins Leben zu rufen, und wir behaupten, dass es die Band des Landes ist, auf welche Dogde stolz sein kann … Sie proben jeden Abend im Long Branch, und Menschenmassen versammeln sich auf den Balkonen des Opernhauses, um sie zu hören …«

Im Spätsommer des Jahres 1882 erhielt die Band eine Einladung zu einem Wettbewerb während eines Soldatentreffens in Topeka. Offenbar waren die Gründer der Band gern bereit, an diesem Wettstreit teilzunehmen. Um anfallende Reisekosten decken zu können, wurde ein Spendenaufruf im Ford County Globe veröffentlicht. Der Globe kommentierte:

»… Die Jungs müssen eine erhebliche Menge an Geld aufbringen, um sich fit machen und die erforderlichen Aufwendungen während ihres Aufenthaltes in Topeka bezahlen zu können. Wir bauen auf unsere Rinderbarone, Kaufleute und Bürger, die mit ihren großzügigen Spenden dazu beitragen und helfen, das musikalische Talent der Cowboy Band von Dodge City anzuerkennen und zu fördern …«

Offenbar bekam die Band von überall Unterstützung. Eine Woche nach Bekanntgabe des Aufrufes veröffentlichte der Globe eine Liste von 29 Unternehmen und Personen, welche den Verkaufserlös von 400.000 Rindern spendeten. Somit kamen fast 10 Millionen Dollar zusammen. Als Zeichen des Dankes trug jeder der 25 Bandmitglieder auf dieser Reise nach Topeka ein Longhorn-Abzeichen an seinem Hut. Sie traten in einem eigenartigen Outfit auf – dunkle Hemden und Lederhosen mit Fransen, den Revolver im Gürtel steckend. Als der Zug sich in Bewegung setzte, sangen die Männer »Oh! dear, raggedy Oh! just look at the riggins on Billy Barlow«.

Über das Jahr 1882 gesehen gab es hin und wieder ein paar Informationen bezüglich der Band. So berichtete der Globe über eine Minstrel Show (Tanz- und Musikshow mit schwarz geschminkten Darstellern) mit Gesang, Rätseln, Zoten, Geschichten und Imitationen, doch die Musik der Band füllte den größten Teil des Programms aus. »Es war eine stattliche Zuschauermenge anwesend, die mit auffallender Aufmerksamkeit zuhörte und ihre Wertschätzung von Zeit zu Zeit durch lautes Gelächter und Applaus zeigte.«

Die Colorado Chieftain, eine Wochenzeitung in Pueblo, Colorado, gab einen Bericht über den Viehzüchterkongress in Dodge City ab dem 10. April 1883 heraus. Die Cowboy-Band unter der Leitung von Chalk Beeson gab bei dieser Gelegenheit dem Gouverneur ein Ständchen. Die gleiche Zeitung kommentierte eine Woche später den Abschluss der Konvention: »… Die Veranstaltung endete gestern Abend mit dem größten Ball und einem Bankett, welche jemals im westlichen Kansas stattgefunden hatten … Es musizierte Beesons Orchester.«

In den folgenden Monaten wurden gelegentlich Erwähnungen über Proben gemacht, aber das Thema Cowboyband sollte erst Anfang September 1884 an Bedeutung gewinnen.

Der Vorschlag, die Band zum Viehzüchterkongress im November nach St. Louis zu schicken, stieß auf allgemeine Zustimmung, denn dadurch würde die Werbung für die Viehvermarktung durch Dodge City und den Staat Kansas von unschätzbarem Wert sein.

Des Weiteren sprach man sich dafür aus, dass die Western Kansas Cattle Growers Association die Idee fördern und als Sponsor für die Band fungieren sollte.

Die offenkundige Förderung der Band sicherte die gewünschten Ergebnisse, sodass am 25. Oktober 1884 im Kansas Cowboy folgender Artikel erschien. »Es wurde festgelegt, dass die Cowboyband zur National Stockmen’s Convention nach St. Louis geht. Die Band wird 18 Stücke aufführen, komponiert von Musikern, deren Musik die Bewohner von Mound City und andere, welche während des Kongresses anwesend sein werden, überraschen wird. Sie werden feststellen, dass der historische Cowboy der Plains, wie er von den Bandmitgliedern vertreten sein wird, ein Individuum in einem ganz anderen Licht ist, als das, was durch sensationslüsterne Zeitungen gezeichnet wurde. Sie werden einen Gentleman vorfinden, der sowohl im Treiben von Kühen als auch in der ästhetischen Kunst der Musik als kompetent zu sein scheint. Aber wir wollen nicht vorgreifen.«

Die Zeitungen der Städte, entlang der Eisenbahnstrecke gelegen, dokumentierten die Reise der Band nach St. Louis bis ins kleinste Detail.. Aus Nickerson kam folgende Information: »Als man hörte, dass die Cowboyband aus Dodge City mit dem Abendzug eintreffen würde, traf sich eine große Anzahl unserer Bürger am Depot und wünschte sich mehrere Musikstücke aus dem Repertoire der Band.«

Die Band führte ein extra angefertigtes Banner mit sich, ein Geschenk des Unternehmens Andy Snider & Söhne.

Der Nickerson-Bericht gab die erste vollständige Beschreibung der Kostüme der Band: »… alle von ihnen waren im üblichen Cowboystil gekleidet – breite Hüte, wollene Hemden, Lederleggins, Sporen und Pistolen …«

Ein Bericht aus St. Louis über die Kansas Cowboys vermittelte weitere Informationen über die Ankunft und schuf einen Eindruck von der Band, als sie den US-Bundesstaat Kansas durchquerten: »An allen Stationen in Kansas strömten alle zum Depot, um die Cowboys sehen und ihre vorzügliche Musik hören zu können. Die Jungs waren freundlich und zufrieden und stillten die Neugier der Menschen mit einigen Melodien.«

Auch der Missouri Republican zeigte in diesem Zusammenhang die ersten Eindrücke von den Cowboys in voller Montur. »Am Eröffnungstag des Kongresses marschierte eine Band mit schmetternden Trompeten und schallenden Becken die Olive Street hinunter. Eine Menge aufgeregter und begeisterter Jugendlicher folgte, den ersten Cowboy an der Spitze der Formation beobachtend. Dieser trug ein Banner, welches die Gruppierung als die Cowboy Band of Dodge City, Kansas identifizierte. Der Tambourmajor, Captain J.S. Welch, fuchtelte wild mit den Händen und weckte damit bei den Zuschauern größerer Begeisterung als die Spielleute hinter ihm. Der Auftritt der Band war großartig. Er war wild, er war das Nonplusultra, einzigartig und erstklassig. Unverkennbar waren die grauen Schlapphüte mit einem Band und der Aufschrift »Cowboy Band von Dodge City, Kansas«. Jeder trug ein Bild eines Stiers … Flanellhemd, Lederleggings, Bandana, Gürtel mit Elfenbeinapplikationen, Revolver und Sporen rundeten das echte Cowboy-Outfit ab.«

Ein Reporter des Globe Democrat fragte den Leiter der Band: »Weshalb schwingen Sie denn den Revolver hin und her?«

»Das ist mein Taktstock«, lautete die Antwort.

»Ist er geladen? «

»Ja.«

»Wofür?«

»Um den ersten Mann, der einen falschen Ton trifft, zu töten.«

Am ersten Tag des Kongresses marschierten die Delegierten aus Kansas und des Indianerterritoriums zusammen in die Halle. Die Cowboyband führte den Zug an, und Tausende von Menschen folgten. Die Bürgersteige und Fenster der umliegenden Häuser waren voll mit Zuschauern, welche jubelten und applaudierten, als sie die berühmte Band sahen und hörten.

Einige Neugierige stellten Fragen, welche die Bandmitglieder gern beantworteten und einige interessante Informationen preisgaben, dass sie alle echte Cowboys seien, welche in der Lage sind, unterschiedliche Musikrichtungen zu spielen, dass sie sich 1882 für eine Veranstaltung in Topeka gegründet und Dodge City als Treffpunkt für Proben gewählt hatten, dass für sie nach 2 Jahren der Trennung der Viehzüchterkongress in St. Louis der Anlass für ein erneutes Zusammenkommen war.

Ein Reporter des Missouri Republican glaubte nicht so recht an diese Worte, da die Musiker professionell spielten und Praxis hatten. Die Geschichten darüber variierten – einige besagten, dass sie das ganze Jahr über probten, andere wiederum behaupteten, dass sie in den letzten zwei Jahren nicht zusammen gespielt hatten. Jemand war kühn genug, um zu behaupten, dass er hinter den Cowboys Profimusiker einer lokalen Band aus Dodge City vermutet.

Unabhängig von dem ganzen Gerede machte die Band die Einwohner von St. Louis und die anwesenden Gäste neugierig und amüsierte diese. Allerdings gab es auch Hinweise darauf, dass einigen der Delegierten die Begeisterung für die Band fehlte. Ein Delegierter aus Texas meinte: »… wir sind nicht für diesen Zirkus verantwortlich und auch nicht bereit, die Band als ein Charakteristikum des Kongresses zu unterstützen. Wir finden es auch nicht für vorteilhaft, was die sogenannte Cowboyband macht. Dieses Leggings-Revolver-Geschäft ist in einer großen Stadt wie St. Louis fehl am Platz. Außerdem haben wir nicht die Desperados, wie die Band sie uns vormacht … Während ihrer Parade durch die Straßen ragten die Griffe ihrer Revolver aus ihren Gesäßtaschen und ihr Leiter hielt einen Revolver die ganze Zeit über in der Hand.

Ein Delegierter aus Colorado äußerte seine Meinung in ähnlicher Weise:

»Wir glauben, dass die Cowboyband fehl am Platz ist, solange sie bei der Parade auf ihre Leggins und Revolver beharren. Es schmerzt sehr, die Menschen des Ostens im Glauben zu lassen, dass der größte Teil der Viehzüchter des Südwestens und Westens in der Regel verzweifelte Persönlichkeiten sind, und dass wir bis an die Zähne mit Messern und Revolvern bewaffnet über die Prärie ziehen. Wir wollen diese Idee zerschlagen, da sie uns vor der Welt in einem falschen Licht darstellen. Vor Jahren, als die Wahrscheinlichkeit, ein paar Indianer anzutreffen, noch groß war, mussten wir schwer bewaffnet sein, wenn wir unser Vieh verfolgten. Die Zeiten haben sich geändert, und die Notwendigkeit, Revolver mit sich zu führen, existiert nicht mehr. Auf vielen Ranches dürfen Cowboys Revolver tragen. Heute ist der durchschnittliche Cowboy so gut wie ein normaler amerikanischer Bürger, die überall in Amerika zu finden sind.«

Einige Geheimnisse und unbeantwortete Fragen die Band betreffend wurden in der 20. Novemberausgabe der St. Louis Paper aufgeklärt. Der Herausgeber des Kansas Cowboy, S.S. Prunty, erklärte, dass er die volle Verantwortung für das Erscheinungsbild der Band auf dem Kongress übernehmen würde, da er das Outfit als ein Zeichen der Wertschätzung für die Gastfreundschaft von St. Louis deutete. Prunty sagte: »Die Kleidung der Bandmitglieder entspricht der normalen Bekleidung der Präriecowboys. Die Sporen, Pistolen und Lederleggins sieht man jeden Tag bei den Cowboys der Prärie. Die Mitglieder, obwohl zum größten Teil Cowboys aus Spaß, sind Gentlemen und repräsentieren Tausende Rinderschädel.« Unabhängig von der Kontroverse war die Cowboyband eine große Attraktion für die Menschen in St. Louis.

Unmittelbar nach dem Triumph während des Viehzüchterkongresses erhielten die Band und die Delegierten eine Einladung nach Chicago. Während ihres Aufenthaltes spielten sie täglich Konzerte im Palmer House und übten eine große Anziehungskraft auf die Zuschauer aus. Der Kansas Cowboy kommentierte: »Wer nicht erwartet hatte, dass ein Mann, der Vieh treibt, Musik aus einer Mundharmonika oder aus einem Horn herausbringt, war positiv enttäuscht, denn das gesamte Programm wurde hervorragend aufgeführt und stieß sichtbar auf ein großes Interesse bei jedem überraschten Zuhörer.«

Die Band spielte Melodien wie zum Beispiel The Monabello Waltzes, The Miserere from Il Trovatore oder The Criterion Quickstep. Das Publikum war vor allem vom Leiter der Musiker begeistert, welcher seinen vernickelten Six-Shooter wie einen Taktstock schwang. S.S. Prunty schloss seinen Bericht über die Chicagoreise mit der üblichen Schleichwerbung für seine Heimatstadt: »Sie machen für Dodge City Reklame wie nie zuvor.«

Die Triumphe der Band während des Chicagobesuches führten zu einer Einladung durch die Milwaukee & St. Paul Railroad nach Minneapolis und St. Paul. Da die erforderlichen Unterkünfte bereitgestellt wurden, nahmen die Musiker die Einladung an. Als die Band wieder nach Dodge City zurückkam, überschüttete der Herausgeber des Kansas Cowboy die Band mit Lobeshymnen, die besagten, dass Dodge City stolz auf seine Musiker sein sollte. Im gewohnten bewegten und agitierenden Ton schloss er seinen Kommentar wie folgt: »Eine Stadt, die eine solche Organisation aufrechterhalten kann, braucht ein 60.000-Dollar-Hotel.«

Die Cowboyband traf sich mit dem Stadtrat und verabschiedete eine Resolution, in der sie ihren Dank für die erbrachte Wertschätzung auf den Reisen zum Viehzüchterkongress in St. Louis, nach Chicago, St. Paul, Minneapolis und während der Zwischenstopps entlang der Reiseroute zum Ausdruck brachte.

Die nächste wichtige Nachricht über die Band erschien etwa zwei Wochen vor dem zweiten Viehzüchterkongress in St. Louis, der im November 1885 stattfand. Die Mitglieder wurden angewiesen, sich am 10. November in Dodge City zutreffen, um mit den Proben für den Kongress zu beginnen. Die Proben wurden in einem der Räume des Obergeschosses von Prof. Ly Brands Hobelwerk durchgeführt.

Pläne wurden ausgearbeitet und erweitert. Obwohl nicht allzu viele Details angegeben wurden, stand offenbar eine längere Tour in Aussicht. Auf dem Weg nach St. Louis gaben sie ein Konzert im Grand Opera House in Topeka, an welchem Gouverneur Martin und andere prominente Vertreter teilnahmen. Sie haben auch in Kansas City Station gemacht, und nach ihrem Termin in St. Louis planten sie Auftritte in anderen östlichen Orten.

In einem Kommentar zu ihrem Auftritt während der National Convention of Stockmen sagte der Kansas Cowboy: »Die Jungs waren noch beliebter und die Nachfrage noch größer als auf dem Kongress im letzten Jahr.« In St. Louis spielten sie drei Abende auf der Crescent Skating Rink, die aufregendste dieser Art in der Stadt. Die Neuigkeit, dass sich dabei einige der Jungs schwere Verletzungen zuzogen, verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Dadurch mussten alle weiteren Termine abgesagt werden, doch hielt es einige Leute nicht davon ab, nachzusehen, wie schwer die Verletzungen waren.

Die Frage nach der Authentizität der Bandmitglieder kam während der Kansas City Ausstellung im Jahr 1887 wieder auf. Es wurde vorgeschlagen, ihre Fähigkeiten beim Roping Skill unter Beweis zu stellen. Nachdem er von diesem Vorschlag hörte, sagte Manager Beeson, dass jedes Mitglied seiner Band alte Cowboys waren, die in den vergangenen 10 Jahren im Westen und auf der Ranch hart gearbeitet hatten. »Ich habe Jungs in meiner Band, die einen Stier über ein Pferd werfen können.«

Die Ausstellung selbst sollte durch einen Besuch des Präsidenten von Cleveland geehrt werden. Aus diesem Grund sammelten die Jungs 100 Dollar, um sich echte Sombreros ins Mexiko City bestellen zu können. Während ihrer Auftritte wollten sie sich mit dieser Kopfbedeckung präsentieren, doch zu ihrem Leidwesen trafen die Sombreros nicht pünktlich ein.

Im selben Jahr wurde die Band bei der vierten Jahrestagung der Consolidated Cattle Growers’ Association of the United States in Kansas City, Montana eine der Hauptattraktionen. Nach einem Artikel der Rocky Mountain News trat die Band nahezu bei jedem nationalen Viehzüchterkongress auf.

In seinem Dodge City schrieb Wright, dass die Band im Jahr 1886 Denver und Pueblo, Colorado besuchte, aber keine Beweise in einschlägigen Zeitungen gefunden hatte, um diese Aussage überprüfen zu können. Für die Leser war es von Interesse, dass mit der Cowboyband ein Vertrag für ein Viertageengagement während des großen Colorado-Jubiläums in Denver in der letzten Märzwoche des Jahres 1888 unterzeichnet worden war, und die Band dafür eine attraktive Vergütung von 450 Dollar erhielt. Sie marschierten innerhalb der Parade, die die Feier eröffnete, und nahm am Promenadenkonzert teil bevor der große Ball im Tabor Grand Opera House begann. Obwohl die Band auf Plakaten angekündigt wurde und für Aufmerksamkeit sorgte, wurde sie vom Glanz und der Aufregung des Jubiläums überschattet.

Am 24. Februar 1889 kehrten sie nach Denver zurück, um ein Konzert im Tabor Grand Opera House zu geben. Gemeinsam mit einem Quartett von farbigen Sängern präsentierten 25 Musiker mit Roy Drake als Dirigent ein brillantes Musikprogramm. Die Auswahl wie zum Beispiel Last Herat Throb, British Night, Intrepid und L’Espoir de L’Alsace waren besonders bemerkenswert. Der Erlös des Konzerts kam dem Cowboy Club of Denver zugute, um die Ausgaben des Vereins für Reise nach Washington, DC, zur Einweihung des designierten Präsidenten Harrison decken zu können. Das Ziel dieser Reise war, in der Bundeshauptstadt Werbung für Colorado zu machen und den Denver Club gemeinsam mit der Cowboy Band of Dodge City zu präsentieren.

Am Morgen nach dem Konzert in Denver verließ die Band mit ihren Majestäten Rex und der Queen of the Pueblo Mardi Gras mit dem Zug die Stadt. Unterwegs gaben sie den Einwohnern von Colorado Springs ein Ständchen und kamen gut gelaunt an ihrem Reiseziel an.

Als etwas Besonderes des Pueblo Mardi Gras entwickelte sich die Tatsache, als die Band zusammen mit der First Infantry Band von Denver auftrat. Für alle anwesenden Zuhörer war dies ein Ohrenschmaus – Militärmusik, leidenschaftliche Musik, sinnliche Musik – Musik, welche die Zuschauer zu spontanem Applaus anregte. Musik, die sie begeisterte, mit der Freude am Leben und an der Musik, welche sie in ihrem Bann hielt. So war der Wettstreit beider Bands um die Gunst des Publikums.

Die Cowboys gewannen den Wettbewerb und erhielten nach einer langatmigen Rede aus den Händen des Rex eine Silbermedaille mit einem elegantes Wappen und einen Adler mit Krone. Dem Anlass entsprechend waren die Worte Rex, To His Royal Band und am Rand Pueblo, Colorado eingraviert worden. Den Wert der Medaille schätzte man zu jener Zeit auf 50 Dollar.

Dieser Triumph wurde nur durch ein anderes Ereignis übertroffen. Am 27. Februar 1889 fuhr ein Sonderzug der Rock Island Railroad mit 100 Musikern der Dodge City Cowboy Band und des Cowboy Club of Denver zur Amtseinführung des neuen Präsidenten Benjamin Harrison am 04. März.  Diese Konzentration der Kräfte war eindeutig eine Werbestrategie für Colorado und Pueblo, die sehr offensichtlich in einer Rede des Colonel Harvay im Mineral Palace zum Ausdruck kam. Er sagte: »… dass die Cowboyband ihre freundschaftlichen Ansichten gegenüber Pueblo offen zeigte und dass zwei Agenten des Werbeausschusses ihnen die Anweisung erteilte, die Stadt in höchsten Tönen zu loben. Im Gegenzug würde der Ausschuss eine Tour durch Städte des Ostens organisieren und Einwohner aus Pueblo gestatten, Mitteilungen bei ihren Konzerten zu machen, Werbezettel zu verteilen und in jeder Hinsicht nur Gutes über die Fähigkeiten der Cowboyband zu verbreiten.«

Auf der Fahrt quer durch den Osten wurde die zusammengestellte Cowboygruppe mehrmals interviewt. In Chicago antwortete O.W. Wilcox, Sekretär des Cowboy Club auf die Frage eines Reporters: »Oh ja, wir sind echte Cowboys, ein jeder von uns.«

Ein Bericht aus erster Hand über die Cowboyinvasion auf die Landeshauptstadt kam von Thomas McGill, Advance Agent der Gruppe, welcher berichtete, dass die Cowboys mit Begeisterung im Osten begrüßt wurden und angeführt von Buffalo Bill Cody und Buck Taylor zu den größten Attraktionen der Parade zählte.

Die Nachrichten, welche am folgenden Tag erschienen, bestätigten diese Aussage. Die Daily News aus Trinidad, Colorado setzte noch einen drauf: »Es war ein Lehrstück der Darstellung des Westens, wie er in dieser Gegend nicht oft gezeigt wird.«

Mr. McGill informierte seine Zeitgenossen auch darüber, dass an allen Stationen, an welchen Stopps eingelegt wurden, Menschenmassen warteten, um sie zu begrüßen. So viel Aufmerksamkeit gab es nur noch für das neue Automobil des Präsidenten Harrison östlich von Indianapolis.

Am Abend des 3. März 1889 gab die Cowboyband ein Konzert im Theater Bijou, wo sie mit großer Begeisterung und viel Applaus empfangen wurden. Zuvor gab es noch ein Ständchen für den Präsidenten vor seinem Hauptquartier während der Antrittsfeierlichkeiten im Arlington Hotel.

Über die weiteren Pläne der Band nach ihrer Washingtonreise drang kaum etwas an die Öffentlichkeit, obwohl McGill einige Informationen herausgab. Wie er angab, wurden Vorkehrungen für Konzerte in Philadelphia, New York, Boston und an anderen Orten getroffen, doch der größte Teil der Bandmitglieder wollte erst einmal nach Dodge City zurückkehren, um ihren eigentlichen Arbeiten nachgehen zu können. Danach lag einer Konzerttour nichts im Wege. McGill sollte auch geäußert haben, dass »… einige der Jungs nach New York, ein weiterer Teil der Band nach New England gereist wären.« Doch geht dabei nicht hervor, ob es sich tatsächlich um Bandmitglieder gehandelt hat. Allerdings gab die Band vor ihrer Rückkehr nach Dodge City ein Konzert in Pittsburgh.

Es wird Zeit, an dieser Stelle des Triumphes der Band mit deren Vorstellung zum Ende zu kommen. Die Dodge City Cowboy Band war eine der einzigartigen Institutionen des westlichen Kansas. Sie begann als eine lokale Gruppierung, welche am Anfang ihrer Karriere Unterstützung von einigen der prominentesten Bürger dieser Stadt erhielt.

Die Band hat sich einen guten Ruf erarbeitet und fand während der vielen Auftritte Lob und Anerkennung. Obwohl die Musiker immer und überall bestätigten, dass sie echte Cowboys seinen, berichtete Merritt Beeson jedoch, dass sie in kleinen Theatern und Tanzlokalen von Dodge City spielten. Ob diese Geschichte wahr sein könnte, wird wohl nicht mehr ans Tageslicht kommen. Warum?

Es gibt viele Lücken in der Geschichte der Band, zu denen noch nicht mal eine Zeitungsnotiz oder sonstige Hinweise zu finden sind. Doch es gibt genügend Berichte, um sich eine ungefähre Vorstellung von den Leistungen und dem Unterhaltungswert der einzigartigen Musikformation machen zu können. Eine endgültige Zeitungsnotiz, gepaart mit Nostalgie und Traurigkeit, bringt die Geschichte der Cowboyband zu Ende.

Idaho Springs, Colorado, 4. Juni: »Das Zubehör der berühmten Dodge City Cowboy Band wurde gestern hier abgeladen und wird von der Idaho Springs Cowboy Band verwendet werden … Jack Sinclair, Leiter der ursprünglichen Cowboyband, hat sich als Manager verpflichtet, und die Vereinigung wird von den Bürgern Idaho Springs finanziell abgesichert werden.«

Text- und Bildquellen:

Copyright © 2013 by Wolfgang Brandt