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Tony Tanner – Agent der Weißen Väter – 8.14

Das Komplott der Eisernen – Teil 14

»Und? Wohin fahren wir nun?«

Miss Baker ließ sich aufseufzend neben Tony auf die Rückbank des Taxis fallen. Es gab ein leises, elektrisch knisterndes Geräusch, als sie ihre Beine übereinanderschlug. Das Licht der Straßenlaternen warf einen Schimmer auf ihre schwarzen Strümpfe, der die Linien wie ein zärtlich tastender Finger nachzog.

Für einen Moment registrierte Tony den frischen Blütenduft ihres Parfums, drängend und Antwort fordernd wie eine bisher ignorierte Botschaft. Als würde er jetzt erst die Anwesenheit seiner Begleiterin wirklich bemerken, überwältigte ihn der Gedanke an ihre weiche, warme Haut, an ihre Nerven, die nach dem Reiz fremder Berührung gierten, an ihr Blut, das durch ihr süßes Fleisch pulsierte und sich sehnte, vor Erregung zu kochen. Die Vorstellung nahm ihm den Atem, sie zog sich über ihn wie eine Folie, in die er eingeschnürt war.

»Überraschung«, antwortete Tony Tanner knapp.

Sie warf ihm lächelnd einen Blick zu. Tony konnte ihn körperlich spüren wie die Berührung einer sanft und spielerisch aufgesetzten Speerspitze.

Bisher hatte er Fräulein Baker – Janet Baker, wie sie ihm, neben sehr vielen anderen Dingen, inzwischen mitgeteilt hatte – nicht in die Kategorie Frau eingeordnet. Was ihre äußere Erscheinung anging, war sie umwerfend, ein Überweib mit Titelbild-Kapazität. Aber unter dieser hinreißenden Hülle schien sie für Tony eher ein groß geratenes Mädchen, von der angenehmen Oberflächlichkeit der Jugend (der dem unangenehmen Tiefsinn der Jugend seiner Meinung nach vorzuziehen war), eine fröhliche, offenherzige Plaudertasche mit Kindchencharme. Wenn er sie mit Lucille verglich, und Tony Tanner verglich alle Frauen mit Lucille Chaudieu, dann wirkte sie wie ein Zwergpudelchen neben einem Tiger.

Aber dieser Blick gerade eben, das war schon ein anderes Kaliber. Er hatte die Baker unterschätzt. Ja, Tony Tanner konnte sich in diesem Moment darüber ärgern, denn er wusste, dass Mann das weibliche Geschlecht nie unterschätzen durfte. So viel Erfahrung hatte er schon sammeln können/müssen.

Die Baker war mehr Frau, als er geahnt hatte. Und wie sie sich jetzt neben ihm rekelte, die langen Beine ausstreckte und ihr Dekolleté in Position brachte, war sie wahrscheinlich mehr als das. Sie war ein Biest. Ein süßes, kleines Biest, das an diesem Abend vielleicht zum ersten Mal im Leben die Krallen ein wenig wetzen wollte. Tony war es nur recht. Sollte sie. Sollte sie es versuchen.

 

So spielte Tony nun sein Ass und ignorierte die neben ihm in herzzerreißender Attraktivität hingegossene Evastochter völlig, indem er stumm aus dem Fenster schaute.

Es gab genügend Dinge, über die er nachdenken konnte. Erster Punkt: der Weißhaarige. Es konnte nun keinen Zweifel mehr geben, dass dieser Mann hinter Tony her war. Und zwar nicht, um ein Autogramm zu erbitten.

Jetzt, als habe sich eine Falltür geöffnet und die Erinnerungen freigegeben, konnte Tony auch die Stimme des Fremden in Doc Grands Privatklinik einordnen. Er hatte sie in Bombay gehört. Irgendeiner der Parsen, die ihm das Leben gerettet hatten, war hier in London, und zwar in Begleitung einiger seiner Glaubensbrüder. Konnte das Zufall sein? Oder besser gefragt: Hatte das etwas mit ihm, Tony Tanner, zu tun? Und was war mit diesem anderen Mann, diesem Tony-Tanner-Doppel, den Pillbury gesehen haben wollte? Hier versagte Tonys Erinnerung wieder. Irgendetwas war in Bombay gewesen … ein kurzer Blick durch eine halb offene Tür im Vorübergehen … aber mehr konnte er sich nicht abzwingen, ohne allzu offensichtlich Ergänzungen aus dem Bereich der puren Fantasie anzufügen.

Aber etwas anderes war glasklar. Dem Weißhaarigen war er auch zum ersten Mal in Bombay begegnet. Gab es eine Verbindung zwischen den Parsen und diesem Mann? Oder musste es so eine Art Gleichgewicht geben, das nur er, als Außenstehender erkennen konnte, aber weder die Parsen noch der Weißhaarige?

Im Grunde waren diese Überlegungen reiner Luxus. Wichtig war die Frage, ob der Weißhaarige seine Spur wieder aufnehmen würde. Und wie lange er dafür brauchte. Und was dann geschah.

 

Tony war sicher, dass dieser Verfolger wieder auftauchen würde.

Tony erinnerte sich an Steele, der nach ihrer gemeinsamen Rückkehr aus Australien nicht in Collesalvetti geblieben, sondern zum Bergsteigen in die Dolomiten gefahren war. Damals hatte Tony mit völligem Unverständnis auf Steeles Verhalten geschaut. Jetzt erkannte er, dass er selbst eine Art von Bergsteigen betrieb. Er war sich der Gefahr bewusst gewesen. Er hätte sich in seiner Wohnung verkriechen können. Stattdessen stürzte er sich in das Nachtleben. Die Gefahr gab allem eine zusätzliche Würze, sie sorgte für ein Prickeln, für eine alles durchdringende Frische, als hätte er den Kopf in kaltes Wasser getaucht.

Es gab einen unvernünftigen Grund für sein Verhalten. Die Wochen an der Seite von Steele – sie hatten unverkennbar auf Tony Tanner abgefärbt.

Zur eigenen Beruhigung fand Tony aber auch einen vernünftigen Grund für sein Verhalten. Wenn er sich bewegte, war der Gegner seinerseits gezwungen, zu reagieren. So blieben ihm zumindest einige Prozent an freier Wahl, die er beim bloßen Verstecken und Abwarten nicht gehabt hätte.

 

Miss Baker war nicht in der Lage, das etwa dreiminütige Schweigen zu ertragen.

Sie startete eine Kommunikations-Offensive, indem sie Tony ein Geständnis machte. Sie habe sich nur wegen ihrer ungezügelten Begeisterung für alles, was prominent ist, bei der Agentur beworben.

»Ich hatte auch schon eine echte Herzogin am Telefon«, sagte sie, »aber die Stimme ist nicht der Bringer. Ich muss die Leute sehen. Ich finde es einfach toll, wenn sich die Hochglanzbilder aus den Illustrierten in richtige Menschen verwandeln.«

»Früher nannte man das eine Marienvision.«

»Wie bitte?«

»Ach, nichts.«

»Hatten Sie eigentlich nie den Traum, einmal groß rauszukommen?«

Tony nahm sich Zeit für eine kurze Selbstprüfung, obwohl er das Ergebnis in diesem Fall schon kannte.

»Nein, hat mich nie gereizt.«

Miss Baker wandte sich ihm zu und legte den Arm auf die Rückenlehne. Im Dämmern war ihr Gesicht ein helles Oval, aus dem die dunklen Augen und der Mund als schwarzes Nichts herausfielen. Wieder gab es dieses leichte Knistern, als ihre Strümpfe aneinander rieben.

»Wirklich nicht? Nicht der Traum von Ruhm und Ehre? Kein Titelbild, keine Home-Story, kein Exklusivinterview? Ich meine, das wollen wir doch alle irgendwie.«

»Nöh, wirklich, ich scheine unter einem pathologischen Mangel an Ehrgeiz zu leiden. Außerdem weiß ich nicht, was mit Titelbildern geschieht. Nach einer Woche werden Fische in sie eingedreht, oder Müll oder Asche. Da ist es egal, ob Paris Hilton auf dem Titelfoto war oder Saddam Hussein.«

»Whow«, machte Fräulein Baker ironisch, »ein Philosoph an meiner Seite. Aber dann sagen Sie mir doch mal, was Sie dann im Leben erreichen wollen. Frau, Haus, Kinder, Alterssicherung?«

»Vielleicht will ich ja gar nichts erreichen. Vielleicht will ich ja nur meine Tage glücklich und unbelästigt verplempern.«

»Whow, nun sind Sie ein philosophischer Playboy.«

»Falls Sie Honorar für Ihre Tiefenbohrung in meine Psychogefilde verlangen, sollten wir uns vorher auf den Tarif einigen.«

»Ja«, antwortete Miss Baker gedehnt, »warum nicht. Ich nehme übrigens auch Schuldscheine.«

Nach kurzer Verblüffung kam Tony zu dem Ergebnis, dass die Baker damit einen klaren Punktsieg eingefahren hatte. Er war froh, als sie endlich am Ziel ihrer Fahrt anlangten.

 

Schon von Weitem war unübersehbar, dass hier entweder ein Brennpunkt des Nachtlebens sein musste oder sich gerade eben eine besonders attraktive Katastrophe ereignet hatte. Limousinen der gehobenen Kategorie fuhren vor und rollten weiter, nachdem sie ihre Passagiere ausgespien hatten. Einige Fotografen lungerten in der Nähe eines Menschenknäuels, das vor dem Eingang wartete, hoffnungsvoll noch einen Platz in dieser Arche zu erlangen und damit offiziell in den Kreis der Auserwählten aufgenommen zu sein.

Eine Neonschrift im Art-déco-Stil in flamingorosa und hellblau hielt den Schriftzug Inferno MIB gegen den Nachthimmel. Aus dem Inneren des Gebäudes, eines ehemaligen Kinos, drangen wummernde Bässe, wie geheimnisvolle Signale eines Urwaldstammes, bis auf die Straße.

Nun konnte Tony Punkte für sich verbuchen, denn ein kleiner Zettel, den er aus seiner Tasche zauberte, führte ihn und seine Begleiterin an der Warteschlange und an zwei finsteren Türstehern aus der Schwergewichtsabteilung der Muckibude vorbei direkt in den Tempel der Society-Vergnügung. Tony selbst war dieses Privileg ziemlich peinlich. Es wirkte einfach zu versnobt, geradezu affektiert, um eines Herrn von Welt würdig zu sein – der nach Tonys Meinung sowieso einen weiten Bogen um solche Stätten machen würde. Immerhin war er sich jetzt sicher, dass MIB nicht anderes als Men in Black heißen konnte, denn in der Masse der Wartenden fanden sich erstaunlich viele Blues Brothers-Imitate, und auch die Erzengel an der Pforte waren ganz in Schwarz gekleidet und trugen die unverzichtbaren, angesichts der Nachtstunde aber schlichtweg affig wirkenden Sonnenbrillen.

 

Miss Baker quietschte vor Vergnügen und genoss ihren Vormarsch in das Zentrum des aktuell angesagten Lustgewinns mit sympathischer Hemmungslosigkeit. Ihr Auftritt zog die Aufmerksamkeit an sich, wie von einem magnetischen Feld gerichtet oder wie von einem plötzlichen Windstoß getrieben, wandten sich alle Blicke der jungen Frau zu. Sie blieb völlig natürlich und schien es nicht zu registrieren, aber Tony sah den Glanz in ihren Augen, der ihm das genaue Gegenteil bewies.

Sie betrachtete aufmerksam das Interieur, sog förmlich alles in sich auf und konnte Tony ziemlich genau die Stellen beschreiben, die sie auf Fotos in den einschlägigen Zeitschriften oder in Fernsehsendungen gesehen hatte. Anscheinend verbrachte sie den größten Teil ihrer freien Zeit damit, sich auf diese Weise der Glitzerwelt zu nähern.

 

Die Stimmung im Inferno war noch weit vom nächtlichen Höhepunkt entfernt, ähnelte aber immerhin schon einer heftig geschüttelten Champagnerflasche, kurz bevor der Korken ins All abgeht.

Mit einem kurzen Blick orientierte sich Tony. Die Tanzfläche, umgeben von einem Ring aus Tischen, bildete den Mittelpunkt. Auf der einen Seite war eine Bühne, auf der sich gerade eine Gruppe bemühte, ihre Gage zu rechtfertigen. Im ersten Augenblick fürchtete Tony, die Jungs dort oben wären von einer Nervenkrankheit befallen, aber anscheinend gehörten diese ungelenken Bewegungen zur Show.

Der Bühne gegenüber lag die Bar. Von dort konnte man über eine Treppe auf die Galerie gelangen. Sofern man denn an den beiden Muskelmännern vorbeikam, die lässig die unteren Stufen besetzt hielten. Neben der Treppe war die Tür, die zu den Waschräumen und den Toiletten führte.

Widerstrebend musste Tony Tanner sich eingestehen, dass das Innere der Lokalität von einem skandalös guten Geschmack zeugte. Undeutlich hatte er in Erinnerung, dass eine bekannte Innenarchitektin für die Gestaltung verantwortlich zeichnete. Es herrschte eine Mixtur aus Stilen, eine Zusammenfassung aller Designmoden des vergangenen Jahrhunderts. Das Ganze war raffiniert gemischt und mit einem Schuss Ironie angereichert, die jeder schnöseligen Krittelei den Wind aus Segeln nahm. Schrillbunte Pop-Farben wurden von strenger Bauhaus-Sachlichkeit gebändigt, und als Tony in der Galerie den Hauch imperialer Gewichtigkeit erkannte – als sei das Ding gebaut, um einem Führer, Duce, Caudillo oder Lenker der Arbeiterklasse zum Abnehmen einer Parade zu dienen –, da konnte er auch die verspielte Jugendstilverzierung nicht übersehen, die gleichsam mit boshaft-ironischem Kichern in die wuchtig dröhnende Gleichschrittarchitektur hineintänzelte.

Was Tony störte, war die Unübersichtlichkeit des Ortes. Nur von der Bar aus hatte man die Chance, den Eingang und den Innenraum einigermaßen im Blick zu behalten.

 

»Nehmen wir einen Tisch oder gehen wir an die Bar?«, fragte Miss Baker.

»Einen Tisch bitte!«

»Selbstverständlich. Ich bin auch dafür. Leider wird Ihnen da einiges entgehen.«

»Entgehen? Wieso?«

»Nun, sehen Sie diese beiden Herren in den modischen Anzügen, die an der Treppe stehen? Die sorgen dafür, dass die Promis oben auf der Galerie in Ruhe gelassen werden. Und das bedeutet, dass inzwischen schon genügend bekanntes Volk beisammen ist, um die Fotografen nervös zu machen.«

»Whow, irgendwann kommen die Promis bestimmt die Treppe herunter, um abzutanzen. Ich muss unbedingt an die Bar, bitte, bitte.«

»Wirklich? Schade! Nun ja, anscheinend haben Sie mich am Nasenring, Janet. Gehen wir, es sind ja nur noch zwei Plätze frei.«

Janet Baker hüpfte auf den Barhocker neben Tony. Sie wirkte aufgedreht wie eine Göre vor ihrer ersten Fahrt auf der Achterbahn. Ihr schlanker Hals schmiegte sich in alle Richtungen, als sie um sich spähte.

»Wahnsinn! Hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich mal wirklich und wahrhaftig in diesem Schuppen bin! Oh Mann, Sie bleiben ja mal wieder ganz cool, Tony.«

»Nur äußerlich. Für einen Jungen vom Lande ist das hier schon eindrucksvoll.«

»Was denn? Sie kommen nicht aus London?«

Tony schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf. Die Bewegung wurde von den Spiegeln hinter der Bar vervielfältigt. Aber Tony konnte nicht nur sich, sondern auch einen guten Teil des Innenraums beobachten.

»Klasse«, stellte Janet Baker fest, »da teilen wir ja ein gemeinsames hartes Schicksal.« Sie reichte Tony theatralisch die Hand. »Ich komme aus Clacton-on-Sea. Als ich mich nach London aufmachte, habe ich die Ortsgrenzen zum ersten Mal in meinem Leben überschritten. Was trinkt man denn hier so? Cola wäre irgendwie unpassend, finde ich, oder?«

Sie ließ sich von Tony beraten und bestellte dann mit allen Anzeichen von Weltläufigkeit und Kennertum. Sie wirkte, als hätte sie zuletzt beim Großen Preis von Monaco so ein Gesöff geschlürft.

Tony selbst entschied sich für einen Drink, der gefährlich aussah, aber keinen Alkohol enthielt. Er musste einen klaren Kopf bewahren. Obwohl ein leichter Schwips das Geplauder von Janet sicherlich noch amüsanter gemacht haben würde.

Janet selbst wurde von vielen Anwesenden beider Geschlechter gemustert, und auch Tony bekam einige neidvolle Blicke zu spüren, wobei er jedoch nicht wusste, ob diese ihm selbst oder ihm als Begleiter einer so hübschen Dame galten. Er fing Gesprächsfetzen auf, die alle nach »Wer ist das?« oder »Kennst du die?« klangen.

Als Tony mal wieder den Blick schweifen ließ, bemerkte er einen beweglichen grünen Lichtreflex über der Bar. Neugierig versuchte er die Quelle herauszufinden, schüttelte an seinem grünen Drink, beobachtete den Reflex, als Janet ihr Glas hob, und erkannte schließlich, dass das Licht der 70er-Jahre-Disco-Kugel über der Tanzfläche von Benevoglios Ring reflektiert wurde. Es war ein hübsches Spiel, diesen Lichtpunkt mit einer Handbewegung springen zu lassen.

 

Eine neue Musikgruppe wurde angekündigt. Die dunkelhäutigen Schönheiten waren von keiner bewegungshemmenden Nervenkrankheit geplagt, dafür testeten sie mit ihren Hüftbewegungen die Haltbarkeit aller männlichen Hauptschlagadern im Publikum.

Tony erwischte seinen rechten Fuß dabei, dass er sich rhythmisch zuckend von der Musik mitreißen ließ.

Janet rutschte nervös auf ihrem Hocker umher und wurde endlich von einem Latino-Schönling erlöst, der sie nach einem herausfordernden Blick auf Tony Tanner zur Tanzfläche führte.

Nimm sie, du gelacktes Arschloch, dachte Tony wütend. Ich schenke sie dir. Tatsächlich waren die beiden ein sehr hübsches Paar, wie Tony mit einem leichten Stich in der linken Brusthälfte feststellen musste. Allerdings schenkte ihm Janet in exakt diesem Moment ein hinreißendes Zähnefletschen-Lächeln, das Tony wieder ein wenig von seiner grundsätzlichen himmelhohen Überlegenheit über Latino-Schönlinge zurückgab.

Er beobachtet die Menge auf der Tanzfläche, Gesichter-Konfetti, Leiber als letzte Resonanzflächen der vorwärts peitschenden Musik. Wenn sich alle Mädels aus Clacton-on-Sea so bewegen konnten … das würde sogar das Auftreten von Tsunamis erklären können.

 

Es wurde nun Zeit für einen leichten Alkoholeinschub.

Tony schlürfte seinen zweiten Alko-Drink, bemerkte plötzlich, dass der Stein seines Rings von innen zu leuchten schien, war aber in der Bewegung, das Glas mit zurückgelegtem Kopf zu leeren und hielt nur noch den Stiel in der Hand. Der Rest des Glases verteilte sich als Splitter auf der Theke, eine Flasche hinter dem Barkeeper explodierte mit einem Knall. Erst danach, wie ein Erinnerungsfetzen, wurde Tony das boshafte Sirren einer Kugel bewusst.

Tony glitt von seinem Barhocker, spürte einen Luftzug direkt an seinem linken Ohr, hörte jetzt zugleich das Kreischen des vorbeifliegenden Metalls und den Knall einer weiteren platzenden Flasche. Er duckte sich und schien sich seinen Schuh zuzubinden.

Von der Bar wehte der scharfe Geruch verschütteter Liköre heran. Der Barkeeper stand überrascht vor den Scherben und warf hilflose Blicke auf seine Gäste. Niemand außer Tony schien wirklich registriert zu haben, was geschah.

»Ein Scheinwerfer ist geplatzt …«, sagte irgendwer, und die Leute blieben ruhig und cool, wie es ihren Rollen in der Promi-Disco entsprach.

 

Einen Moment lang hatte Tony Tanner die Hoffnung, dass er sich getäuscht hatte, dass alles nur eine dumme, albtraumhafte Verkettung unglücklicher Umstände war. Jetzt, als wären sexueller Reiz und Todesgefahr nur zwei Seiten derselben Medaille, wurde ihm die Verletzlichkeit seiner eigenen Haut bewusst. Ihre verzweifelte Wehrlosigkeit unter der dünnen Hülle der Kleidung, während nur wenige Meter entfernt ein Mensch darauf wartete, ein Stück Metall loszulassen, damit es sich seinen Weg durch Tonys Fleisch, durch Adern und Organe fraß, ihn innerlich zerriss, zerfetzte und zerschlug. Die Vorstellung in diesem Augenblick, so lebendig, wie er war, mit schnell pochendem Herzen und Mengen von Adrenalin im Blut, der eigenen Auslöschung so nahe zu sein, war atemberaubend und absurd zugleich. Und unglaublich aufregend. Jede Sekunde war eine Messerschneide, die sein Dasein in Ja oder Nein, Schwarz oder Weiß teilte. Der erste Schock, die Überraschung, hatte Tony aus dem Gleichgewicht gebracht. Das war jetzt vorbei. Er war bereit.

Mochte das Spiel beginnen.

 

Die Menge auf der Tanzfläche, angepeitscht von dem ekstatischen Orkan der Musik, war ein wogendes, aufgewühltes Menschenmeer, voll aufspritzender Gesichterwellen und Gischt hochgeworfener Arme. Die Bewegung riss jede Einzelheit in einen verwischenden Strudel.

Aber Tony konnte sich ausrechnen, wo sein Verfolger war. Ein Blick auf die verspielte Kugel zeigte ihm, dass er sich nicht verschätzt hatte. Tausendfach gebrochen und doch unverkennbar schob sich ein weißer Fleck durch das Getümmel. Tony zögerte kurz, dann stand er auf. Seine Hand lag am Kinn, als müsste er sich einer schweren Überlegung stellen.

Dann erkannte er den Mann. Zum ersten Mal sah er seinem Verfolger ins Gesicht. Der Weißhaarige war höchstens mittelgroß und verschwand manchmal zwischen den Köpfen und Schultern der Tanzenden, zwischen denen er sich gelassen hindurchdrängte. Er wirkte wie ein Taucher, der über den Grund der Tiefsee schreitet. Er wurde angerempelt und zur Seite geschoben, aber er reagierte souverän und elastisch, behielt seine Richtung bei, als ginge ihn diese Außenwelt nichts an.

Seine Augen waren auf Tony gerichtet. Es waren schwarze Augen, in denen kein Weiß zu erkennen war, in denen sich nun aber das Blitzen und Blinken der Lichter über der Tanzfläche in einem hektischen Feuer widerspiegelte.

Der Mann schien aus Südeuropa zu stammen, fuhr es Tony durch den Kopf. Die Gesichtszüge, die Hautfarbe deuteten auf das Mittelmeergebiet als Stätte seiner Herkunft. Vielleicht stammte er ja nur aus dem Süden Londons, aber für Tony bedeutete das Gefühl, etwas über seinen Gegner zu wissen, einen kleinen Triumph.

Er beobachtete den anderen Mann, und der andere Mann schaute ihn an. Es schien eine Regel zu geben, die sie beide kannten und beherzigten.

Die rechte Hand des Mannes war unter seinem grauen Anzugjackett verborgen. Mit einer eleganten Wendung wich er einem Paar aus und hatte die Tanzfläche hinter sich. Bevor die Hand zum Vorschein kam, zuckte die Schulter und kündigte die Bewegung an.

 

Tonys Hand bewegte sich leicht. Ein grellgrüner Lichtpunkt huschte über den Boden, erreichte den anderen Mann, stieg an seiner Kleidung hoch und traf sein Gesicht.

Tony zielte auf die Augen des Mannes, führte das starke, grüne Licht mitten hinein in deren bedrohliches Schwarz.

Der Mann schien mitten in der Bewegung zu vereisen. Auf seinem unbewegten Gesicht zeichnete sich zum ersten Mal ein Gefühl ab. Er fletschte die Zähne, drehte den Kopf zur Seite, wedelte mit der linken Hand, als müsse er ein lästiges Insekt verjagen, aber konnte die Blendung nicht loswerden, bis er Tony den Rücken zudrehte. Er wankte ein wenig und seine freie Hand strich über das Gesicht.

Es dauerte nur wenige Sekunden, aber die reichten Tony Tanner, um hinter die Bar zu springen, nach einer bestimmten Flasche zu greifen und über den verdutzten Barkeeper zu springen, der auf dem Boden die Flaschenscherben auffegte und gar nicht richtig verstand, was geschah. Tony Tanners Aufmerksamkeit war jetzt so hoch und aufgepeitscht, dass er die Sekunden auskosten konnte wie Minuten, dass sich die Zeit für ihn dehnte, als könne er sich normal in einer Welt bewegen, die wie in Zeitlupe um ihn herum ablief. So fand er sogar die Muße, auf das Etikett der Flasche zu schauen, wo er meinte, die Aufschrift »Grand’s Destillery« zu erkennen.

Mit einigen weiten Sätzen erreichte Tony die Tür zu den Toiletten und schob sich auf den Gang, der dahinter lag. Er hatte wieder einmal einen blöden Fehler gemacht. Eben gerade, als ihm der Kerl den Rücken zuwandte, hätte er ihm den Garaus machen sollen. Einfach umhauen und fertig damit! Stattdessen erlaubte er sich die idiotische Hemmung, nicht von hinten anzugreifen, als ob er auf einem Schlachtfeld voller edler Rittersleut’ wäre. Er unterdrückte aber derartige Selbstbetrachtungen.

 

Der Gang, in kaltes Neonlicht getaucht und offensichtlich von der Zauberhand der Innenarchitektin unberührt, lag vor ihm. Ein Stück weiter rechts war die Tür für Ladys, etwas weiter auf der linken Seite die entsprechende Tür für die Gentlemen.

Die Musik war nur noch gedämpftes Dröhnen. Tony hörte plötzlich seinen eigenen, hastigen Atem. Frauenstimmen und helles Gelächter klangen hinter der Tür.

Tony schob die Flasche in die Tasche seines Gehrocks und bemerkte bei sich ein kurze, aber unpassende Besorgnis, dass der Stoff endgültig ausgebeult werden könnte. Wie lange stand er eigentlich schon hier? Er verplemperte die Zeit, die ihm Benevoglios Ring verschafft hatte. Die Sekunden vergingen und Tony schien seit einer Ewigkeit in seinem Zögern zu verharren, als wäre er in Beton gegossen.

Schließlich setzte sich Tony Tanner in Bewegung. Mit schweren Schritten erreichte er die Tür auf der rechten Seite und riss sie auf.

Ein Aufschrei mehrerer Frauenstimmen, angesiedelt zwischen Empörung, Erschrecken und aufgedrehtem Interesse, antwortete auf die ungelenke Bewegung, mit der Tony die Tür öffnete und eintrat.

 

Tony stand schwankend im Rahmen und stierte vor sich hin. Er sah einen exklusiv ausgestatteten Raum mit einem umlaufenden Marmortisch, in dem die Waschbecken eingelassen waren. Über den Becken waren große Spiegel.

»Miranda!«, lallte Tony Tanner.

»Raus hier, das ist für Damen«, klang es ihm entgegen. Tony kümmerte sich nicht darum. Er machte unsicher einige Schritte in den Raum und schaute sich mit der mühsamen Konzentration eines Betrunkenen um. Dann wankte er auf die Gruppe von vier Frauen zu, die sich aneinander drängte. Die eine hielt noch den Lippenstift in der Hand, mit dem sie ihr Make-up aufgestrichen hatte.

»Haben Sie Miranda gesehen?«

»Raus hier«, kam als einzige Antwort.

»Miranda«, rief Tony. Er drehte sich und stakte auf die Tür zur Toilette zu.

»Miranda, es tut mir leid«, grölte er. »Komm raus, lass uns darüber reden …«

Er spürte eine Hand auf seiner Schulter, die ihn zum Ausgang schieben wollte.

»Ich muss mit Miranda reden …«, brabbelte Tony.

»Dann warten Sie gefälligst draußen!«

Tony wollte nicht draußen warten. Es gab ein kleines, täppisches Handgemenge, und als er schließlich draußen stand, hatte er in seiner freien Tasche eine Dose Haarspray.

 

Die Tür des Waschraums krachte wütend hinter ihm zu. Zugleich öffneten sich zwei andere Türen. Die eine brachte für einen kurzen Moment einen Schwall von Lärm und Musik. Tony warf einen Blick über die Schulter und sah einen weißen Haarschopf. Das reichte, um ihn in schnellere Bewegung zu versetzen. Er prallte gegen eine Gruppe junger Männer, die sich lärmend aus der Herrentoilette schob. Mit einer Entschuldigung drängte sich Tony an ihnen vorbei.

Bei dem hochgewachsenen Mann, der einen Kopf größer war als Tony, war noch ein Rest von weißem Pulver im Nasenloch erkennbar.

Der Gang führte noch einige Meter geradeaus weiter und knickte dann ab. Er hörte hinter sich die Stimmen der Männer, beschleunigte, erreichte die Mauerecke, zuckte zusammen, als neben ihm eine Kachel in Splitter auseinanderbrach. Bevor er sich in Deckung bringen konnte, fauchten die zweite und die dritte Kugel an Tony vorbei und zertrümmerten die Wandfliesen.

Mit einer Hand suchte Tony die Innentaschen seines Gehrocks ab, während die andere die Spraydose packte und er sich mit einem schnellen Blick über den weiteren Verlauf des Ganges orientierte. Er saß in der Falle. Noch knappe drei Meter, dann markierte eine Mauer in unbeweglicher Sturheit, geschmückt mit einem großen Feuerlöscher, das Ende des Ganges. Rechts schien ein Durchgang mit einer Treppe zu sein, denn ein Geländer war hinter der Wandecke zu erkennen.

 

Tony vernahm Schritte. Er spannte sich. In der einen Hand hielt er das Feuerzeug, das er immer bei sich trug – Routine – und sozusagen berufsmäßig, denn ein Herr sollte in Tony Tanners Weltbild immer in der Lage sein, einer Dame Feuer zu reichen, sofern es dieselbe nach einem Glimmstängel verlangte. Die Regeln der Höflichkeit verlangten, dem Mitmenschen bei der Erarbeitung eines Lungentumors Hilfestellung zu leisten.

Die Schritte näherten sich, wurden so leise, dass sie nicht mehr vernehmbar waren. Tony spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten. Er glaubte, jemanden atmen zu hören.

Tony sprang aus seiner Deckung. Die Spraydose zischte und versprühte einen süßlich stinkenden Nebel. Im nächsten Moment zündete das Feuerzeug den Gasschweif aus der Dose und ein rotgoldener Flammenstrahl schoss dem Verfolger entgegen.

Tony hatte den Weißhaarigen genau in dem Moment erwischt, in dem dieser selbst den Angriff starten wollte. Der Mann prallte zurück. Seine Hand mit der Waffe zuckte vor, er gab geblendet einige ungezielte Schüsse ab und musste sich vor dem improvisierten Flammenwerfer zurückziehen. Trotzdem war er nicht schnell genug. Der leichte Synthetikanteil im Stoff seines Designeranzuges sorgte zugleich für faltenfreien Sitz und gute Brennbarkeit. Der Mann klopfte mit der freien Hand die Flammen auf seiner Schulter aus und sicherte nervös nach vorne und hinten. Der hinter ihm war frei, Tony Tanner war wieder verschwunden.

 

Der Mann kontrollierte seine Waffe, schob sich an der Wand entlang und sprang mit einer blitzschnellen Bewegung in den Abzweig. Er starrte in den leeren Gang, vernahm Bruchteile von Sekunden später ein Geräusch von der Seite und feuerte in den schmalen Ausschnitt des Treppenganges, den er überblicken konnte. Noch während das Echo der Schüsse in dem Gang dröhnend nachhallte, blitzte eine kleine blaue Flamme auf, raste über den Boden und erfasste die Pfütze, in der der Mann stand. Bevor er zu einer Abwehr fähig war, hatten die Flammen seine Kleidung erfasst. Aus dem Treppengang sprang Tony Tanner und schleuderte eine Flasche. Sie prallte direkt vor den Füßen des Weißhaarigen auf den Boden, platzte und explodierte. Eine Feuersäule hüllte den weißhaarigen Mann ein. Die Waffe fiel ihm aus der Hand, er taumelte und drehte sich um die eigene Achse.

 

Im nächsten Moment fauchte der Feuerlöscher. Tony Tanner bedeckte den Mann mit weißem Schaum. Passend zur Haarfarbe. Der andere sank zu Boden. Seine Hand tastete nach der Waffe, erwischte sie mit den Fingerspitzen und zog sie zu sich. Er feuerte, aber Tony richtete den Pulverstrahl des Feuerlöschers direkt auf das Gesicht des Gegners. Dann nahm er die schwere rote Stahlflasche und schmetterte sie mit Wucht auf den Arm des Liegenden. Obwohl die Knochen deutlich hörbar zerbarsten, kam kein Laut aus dem Mund des Mannes. Tony schlug ein zweites Mal mit der Kante des Feuerlöschers zu. Dieses Mal erwischte er die Hand, prellte zugleich die Waffe zur Seite. Er nahm die Pistole, stellte sie mit dem Lauf schräg zur Wand und verbog den Lauf mit einem gut gezielten Schlag seiner neuen Lieblingswaffe.

Von der Langseite des Ganges her kamen Stimmen und Schritte. Tony sprang die wenigen Treppenstufen hinab, auf denen er sich verborgen hatte. Von oben erklang Geschrei, als der Verletzte gefunden wurde. Mit aller Kraft hämmerte Tony gegen die Eisentür des Notausgangs. Bei jedem Schlag lockerte sich der Türrahmen, schließlich fiel die Tür nach außen in einen Innenhof. Tony sprang heraus und drückte sich gegen die Wand. Er wartete, während sich sein Atem langsam beruhigte. Anscheinend wurde er nicht verfolgt. Aber es empfahl sich nicht, den gleichen Weg zurück zu nehmen.

 

Tony trabte durch eine Hofeinfahrt und trat auf eine Nebenstraße. Seine Krawatte stank fürchterlich. In der Flasche, die er aus der Bar mitgenommen hatte, befand sich das In-Getränk der Saison. Es nannte sich Whooom und war ein albanischer Maisschnaps mit der Oktanzahl von Raketentreibstoff. Kennern zufolge konnte man daraus mit Hilfe von Auberginenpüree und Bananen ein erfrischendes und anregendes Getränk zaubern. Tony hatte es vorgezogen, den Boden damit zu präparieren und den Rest als Napalmersatz zu verwenden. Aber seine Krawatte hatte auch etwas abbekommen.

Als er den Wagen in der Nebenstraße sah, wusste er, wie er die Krawatte sinnvoll entsorgen konnte. Es war eindeutig der Wagen de Weißhaarigen, der mit laufendem Motor, Schnauze in Richtung auf die Hauptstraße, wartete. Tony prüfte kurz die Lage. In der Nähe des Wagens standen drei Männer. Als ein Streichholz aufflammte, erkannte er, dass alle drei dunkelhäutig waren. Und er sah die Sweatshirts mit dem Logo eines Boxvereins.

Mit ein paar Schritten stand Tony neben dem Wagen.

»Du wirst meinen Freund nicht dreckiger Nigger nennen, du nicht«, brüllte er den Mann, der hinter dem Lenkrad saß, an. Seine sich überschlagende Stimme rollte durch die enge Straße. Die Gesichter der drei Männer wandten sich ihm zu. Tony begann wild zu gestikulieren.

»Keiner nennt meinen Freund ein dreckiges Niggerarschgesicht«, brüllte er. Der Fahrer schoss wie eine angreifende Kobra aus dem Wagen, packte Tony am Hals und drückte ihn gegen die Wand. Tony würgte unter dem harten Griff der Faust, aber er wehrte sich nicht. Brauchte er auch nicht. Hilfe nahte. Die drei Farbigen hatten sich mit schwingenden Schultern in Bewegung gesetzt.

»Hey Dude, gibt’s hier ein Problem?« Man hörte den pfeffrigen Knall einer satten Ohrfeige.

 

Der Griff um Tony Tanners Hals lockerte sich augenblicklich. Tony ging in die Knie und tauchte zur Seite ab. Als Plan B hätte er den Fahrer noch gegen einen der drei Dunkelhäutigen rempeln können, aber auch das war nicht nötig. Die Prügelei war bereits im vollen Gange und der Fahrer schien damit eindeutig überfordert. Tony suchte den Tankverschluss, fummelte die Krawatte in die Öffnung und nutzte ein weiteres Mal sein Feuerzeug. Dann wartete er einige Sekunden, bevor er losrannte und laut die Warnung Vorsicht, im Wagen von diesem Niggerhasser ist eine Bombe herausbrüllte.

Er vergewisserte sich, dass auch die anderen wegrannten, bevor er in Deckung ging und das Ergebnis moderner Automobiltechnik in die Luft flog.

»Whow, ohne Krawatte und das Hemd aus der Hose, total cool«, lobte ihn Janet Baker, als er sich an der Bar neben sie setzte. Tony hatte sich in der Tat ein wenig gewandelt, denn auch seine sorgfältige Frisur hatte er unterwegs mit dem Rest des Haarsprays in einen Strubbel-Look umgewandelt.

Janet Baker drehte sich ihm zu, wobei sie zufällig ihr Knie gegen Tonys Bein stieß.

»Tony, wenn Sie so locker aussehen, gefallen Sie mir viel besser. Woher kommt diese Wandlung?«

Tony bestellte sich einen Drink und kratzte sich den Kopf mit dem ungewohnten Struwwel.

»Ich habe vorhin einen Bekannten getroffen und der hat mir klar gemacht, dass ihm mein alter Look nicht gefiel.«

»Gucken Sie mal, Tony, ich habe eine Visitenkarte bekommen – und da brauche ich einen Rat. Soll ich da mal anrufen?«

Tony Tanner erkannte das Wappen der Windsors und auch den Namen des Inhabers der Karte.

»Lassen Sie besser die Finger davon …«, knurrte er.

Fortsetzung folgt …