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Der Welt-Detektiv Band 6

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Creekers

Phil Straker ist mit Leib und Seele Polizist, bis er vom Dienst suspendiert wird, weil er bei einer Drogen-Razzia angeblich ein Kind erschossen hat. Fortan verdient er als Nachtwächter sein Geld. Da meldet sich plötzlich ein alter Freund und Mentor aus seiner Heimatstadt Crick City, Chief Mullins, und bietet Phil einen Job als Polizist an. Obwohl Phil einst aus Crick City fortgegangen ist, weil er in der Großstadt bessere Karrierechancen witterte, und er dafür sogar seine Verlobte Vicki verlassen hatte, kehrt er reumütig zurück. Als ihm Chief Mullins eröffnet, dass sein Hauptauftrag lautet, einen örtlichen Drogenring auffliegen zu lassen, der von einem Mann namens Cody Natter geleitet wird, ahnt Phil, dass das Job-Angebot nicht ganz uneigennützig gewesen ist. Denn sämtliche Polizisten, die für einen solchen Auftrag infrage kämen, haben gekündigt. Phils ehemalige Verlobte wurde sogar wegen wiederholtem Fehlverhalten gefeuert und verdingt sich als Prostituierte und Stripperin in einem abgelegenen Etablissement, das ebenfalls Cody Natter gehört, der Vicki überdies zu seiner Frau gemacht hat. Aber Cody Natter ist weit mehr als ein gewöhnlicher Krimineller. Er ist das Oberhaupt der Creekers, einer durch Inzucht degenerierten Familie, deren Mitglieder teilweise sehr schwere Missbildungen aufweisen und denen man nicht nur dämonische Rituale, Vergewaltigungen und Morde nachsagt, sondern auch Kannibalismus. Phil beschließt, sich undercover im Krazee Sallee’s umzusehen, und was er dort zu Gesicht bekommt, ist unbeschreiblich grauenvoll. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs …

Creekers ist der mit Abstand beste Roman von Edward Lee, der bisher im Festa Verlag erschienen ist. Erschreckender und brutaler als Das Haus der bösen Lust, inhaltlich ausgereifter und ausgewogener als Bighead. Obwohl mit Scotty-Boy und Wanst ähnliche Charaktere wie Tritt Balls Connor und Dicky auftreten und man beim Lesen zunächst den Eindruck bekommt, dass sich die Ereignisse aus Bighead wiederholen, schlägt die Story rasch eine andere Richtung ein. Außerdem sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Edward Lee Creekers bereits fünf Jahre vor Bighead zu Papier brachte. Im vorliegenden Band vermischt Lee eine Polizeigeschichte über Drogenkriege und Undercover-Einsätze mit brutalem Backwood-Horror über degenerierte Kannibalen, die sich durch Inzucht vermehren und einer heidnischen Gottheit huldigen. Da Lee sich auf vielschichtige und authentische Charaktere versteht, gehört Creekers zu den anspruchsvolleren Vertretern des harten Horrors. Die Brutalität wird in diesem Roman sehr viel dosierter eingesetzt, als bei Bighead und dient keineswegs dem Selbstzweck. Vielmehr unterstreicht sie die Grausamkeit und Skrupellosigkeit von Cody Natter und einigen seiner Familienangehörigen, die sich nicht nur körperlich, sondern auch geistig und spirituell von der restlichen Menschheit abheben wollen. Doch Cody Natter zeigt auch unverkennbare Züge des gewöhnlichen Gangsterbosses, der sein Revier gnadenlos und grausam regiert und seine Macht weidlich auskostet. Phil Straker indes ist ein Mann mit festen moralischen Prinzipien, der sich jedoch nicht zu schade ist auch mal drastisch durchzugreifen und von der Waffe Gebrauch zu machen, wenn dies erforderlich ist. Wie viele von Edward Lees Protagonisten, so ist auch Phil eine gebrochene und enttäuschte Figur, die in ihrem Glauben an die Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttert wurde. Aber wie der Priester Alexander in Bighead so ist auch Phil Straker ein Kämpfer, der sich von den Rückschlägen des Lebens nicht unterkriegen lässt. Ob diese Einstellung jedoch gegen die Creekers von Nutzen ist, sei einmal dahingestellt. Lee versäumt es jedenfalls nicht, den Leser am Ende mit mehr oder weniger vorhersehbaren Offenbarungen zu schockieren. Ein Muss für alle Freunde harter Horror-Kost.

Das Titelbild von Danielle Tunstall passt zum Roman wie die Faust aufs Auge, obwohl die gespaltene Zunge mittlerweile in bestimmten Szenen eher kosmetischen Zwecken dient und keine Missbildung, ob beabsichtigt oder nicht, darstellt. Das verzerrte Antlitz allein dürfte sensiblen Gemütern jedoch schon einen gehörigen Schrecken einjagen. Sinnigerweise ziert es auch den Beginn eines neuen Kapitels im Buch.

Fazit:

Polizei-Story trifft auf Backwood-Horror. Ausgefeilte Charaktere agieren in einer gut durchdachten Handlung, der es weder an Sex, noch an Gewalt mangelt. Einer der besten Romane von Edward Lee. Unbedingt zugreifen!

Copyright © 2012 by Florian Hilleberg

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Edward Lee
Horror TB – Band 47
Creekers
Creekers, USA 1994
Festa Verlag, Leipzig
Oktober 2012
Taschenbuch, Horror
416 Seiten, 13,95 Euro
ISBN: 9783865521620
Aus dem Amerikanischen
von Ben Sonntag
Titelillustration/Titelfoto/Titelgestaltung
von Danielle Tunstall

www.festa-verlag.de