Deutsche Märchen und Sagen 188
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
252. Schatz zu Orbe
Zwei Männer aus Orbe im Elsass sahen in einem Garten ein Kästchen aus der Erde steigen, in dem sie zuversichtlich glaubten, einen großen Schatz zu finden. Sie gingen darauf zu, um es zu nehmen, aber da verschwand das Kästchen wieder und sank unter die Erde zurück.
Das erzählten zwei Mönche einer nahegelegenen Abtei, die es von den Männern selbst gehört hatten, dem Dom Calmet und fragten ihn um seinen Rat, aber er wusste ihnen wenig darauf zu antworten.
253. Magister Videns
Deutsche Märchen und Sagen 187
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
250. Der Schatz zu Hummelshausen
Im Schloss zu Hummelshausen liegt ein ungeheurer Schatz begraben; der ist in einer großen Kiste verwahrt und auf der Kiste liegt ein schwarzer Hund. Jedes Jahr sinkt die Kiste ein Klafter tiefer in die Erde.
Bis sie gefunden ist, wird weder Glück noch Segen auf dem Schloss sein. Die Leute, welche dort wohnen, sterben und verderben.
251. Schatz im Keller
Im Jahr 1648 diente ein gewisses Mädchen, namens Elisabeth, in einem fürstlichen Haus einer berühmten Stadt Deutschlands. Da begegnete ihr der folgende Fall.
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Deutsche Märchen und Sagen 186
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
249. Von einem verborgenen Schatz zu Ypern
Im Jahre 1488 kam ein Maurer, Namens Leo van Thielt, gebürtig von Audenaerde, nach Ypern, um dort Arbeit zu suchen. Da er aber keinen Meister dort finden konnte, so war er gezwungen, sein Stückchen Brot von Tür zu Tür sich erbetteln zu müssen. So kam er denn unter anderen auch an ein Haus, in dem eine geizige alte Jungfer ohne Magd wohnte, und bat diese Jungfer um ein Almosen. Sie fragte ihn, wer und woher er wäre und welch ein Handwerk er betreibe. Er sagte ihr, er wäre ein Maurer von Audenaerde und müsse betteln, weil er kein Brot habe.
Als die Jungfer hörte, dass er ein Maurer wäre, ließ sie ihn erfreut hereinkommen und sprach: »Wollet Ihr etwas für mich mauern und in Eurem Leben keinem Menschen etwas davon sagen, dann will ich Euch gut bezahlen.«
Deutsche Märchen und Sagen 185
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
247. Das Knäbchen im Schnee
Ein Zisterziensermönch ritt eines Winters, als tiefer Schnee überall lag, in Brabant mit einem Klosterdiener über Feld; den Diener schickte er nach einiger Zeit in ein nahes Dorf, trabte so allein daher. Da sah er plötzlich einen ungefähr dreijährigen Knaben von unendlicher Schönheit vor sich im Schnee liegen, und der jammerte und weinte sehr. Mitleidig stieg der gute Mönch vom Pferd, nahm das Knäbchen in seine Arme und fragte es unter heißen Tränen, was ihm denn sei? Das Kind aber schwieg und tat nichts als weinen.
Da fragte der Mönch schluchzend: »Hast du denn deine Mutter verloren? Wo ist diese?«
Auf die Frage brach das Knäbchen in noch stärkeres Weinen aus und rief: »Ach, wehe mir! Warum sollte ich nicht weinen und jammern! Du siehst doch wohl, wie verlassen und allein ich hier in Kälte und Schnee sitze, da keiner ist, der sich meiner annähme und Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 184
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
245. Der neckende Nix zu Lokeren
Vom Kai am Daknamveer zu Lokeren setzt an Winterabenden kein Schiffer nach neun Uhr mehr über, denn da ist der Fährmann einmal schön angekommen. Er hörte nämlich eines Abends spät auf der anderen Seite rufen: »Hol über! Über!« Er stand alsbald aus seinem Bett auf, denn er war schon längst schlafen gegangen, löste das Boot und setzte über; aber er war eben noch zwei Schritte vom Ufer, als er etwas ins Wasser plumpsen hörte, gerade als ob jemand hineingesprungen wäre. Am Ufer selbst sah er niemand. Er kehrte verwundert und kopfschüttelnd wieder zurück und legte sich wieder zu Bett; doch kaum lag er da, als es zum anderen Male rief: »Hol über! Über!«
Da stand er unwillig auf, ging ans Wasser und rief: »Wo müsset Ihr denn hin so spät?«
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