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Der Fall John Watson

Maureen Butcher
Sir Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes in »Die neuen Fälle«
Fall 32
Der Fall John Watson

Romantruhe Audio, Kerpen-Türnich 2017, 1 CD, ca. 77 Minuten, 8,95 Euro, ISBN: 9783864731426, Sprecher: Christian Rode, Peter Groeger, Lutz Harder, Sonja Deutsch, Tom Deininger, Jürgen Thormann, Manfred Lehmann, Thomas Petruo, Dirk Hardegen, Nicole Hannak, Fabian Kluckert, Lutz Riedel
www.romantruhe.de

Als Sherlock Holmes vom Tod Dr. John Watsons aus der Zeitung erfährt, verliert er die Fassung. Auch Mrs. Hudson trauert und bekommt fast einen Herzinfarkt, als Watson nach einer kurzen Reise am nächsten Tag quicklebendig in die Baker Street zurückkehrt. Der ehemalige Militärarzt zeigt sich verwundert ob seines vermeintlichen Ablebens, muss aber erst einmal den sturzbetrunkenen und auf die Wände der Wohnung ballernden Holmes wieder in die Spur bringen. Sobald dies geschehen ist, beginnen die beiden zu ermitteln. Wer war der »andere« Watson – und warum musste er sterben? Der Tote wurde erschossen – durch das Fenster seiner Wohnung, von einem leerstehenden Haus in der Nähe aus. Watson erkennt, dass dies das Werk eines Scharfschützen sein muss, und spätestens da steht für ihn fest: Der Mörder hatte es eigentlich auf ihn abgesehen. Als dann auch noch ein weiterer Dr. John Watson in Stratford-upon-Avon während einer Theatervorstellung getötet wird, scheinen die Beweise erdrückend. Jemand, der scheinbar von Watsons militärischer Vergangenheit weiß, wird solange weiter töten, bis er den richtigen John Watson, Sherlock Holmes’ besten Freund, erledigt hat. Was fehlt ist das Motiv – und natürlich der oder die Mörder …

Der Fall John Watson stammt aus der Feder von Maureen Butcher und steigt mit einem bekannten Motiv ein – einem wild auf die Wände der Baker Street feuernder Holmes. Ähnliche Szenen kennt man aus der bekannten BBC-TV-Serie, und auch im Game Sherlock Holmes: Crimes & Punishments wählt man diese Szene als Ausgangspunkt. Die durchaus interessante Prämisse, dass jemand aus seiner Vergangenheit Watson ans Leder will, trägt leider nicht über den ansonsten etwas behäbigen Anfang des Hörspiels hinweg. Ein lallender Holmes, der innerhalb von Minuten wieder nüchtern wird, sowie dass sich der Meisterdetektiv, ohne erst einmal weitere Erkundigen einholt, besäuft, will so gar nicht zu dieser Figur passen und wird nur unzureichend motiviert. Sei’s drum. Sobald das Duo wieder in der Spur ist und ermittelt, findet auch die Geschichte ihren Weg – wenn auch nur sehr gemächlich. So richtig spannend wird es erst mit der Obduktion des zweiten Opfers und den Erinnerungen, welche diese bei Watson heraufbeschwört. In einem sehr gelungenen Backflash taucht der Zuhörer in Watsons Militärzeit in Afghanistan ein – ein tolles, viel zu selten verwandtes Stilmittel, das in Die neuen Fälle gerne öfter auftauchen könnte. Desweiteren wird das Finale angenehm kurz gehalten und nicht wie so oft durch die Auflösungserklärung von Holmes zerfasert – es wird bereits vorher alles deutlich.

Der Fall John Watson beeindruckt zudem durch seine Sprecherliste. Jürgen Thormann (deutsche Stimme von Michael Caine) ist wieder mit dabei, zudem gesellt sich in der Vergangenheitshandlung Manfred Lehmann zum Cast, dessen »Alles außer Tiernahrung«-Stimme man vor allem als deutsches Synchronorgan von Bruce Willis kennt. Sein Auftritt ist allerdings mehr ein Gimmick und zeichnet sich durch ordentliches Overacting aus. Zudem muss er eine der beiden eher schmalbrüstig wirkenden Kampfszenen absolvieren. Fabian Kluckert gibt den jungen Watson mit bereits angedeuteter Grundempörung, die Peter Groeger als ältere Version so wunderbar zu Gehör bringt. Mit Dirk Hardegen und Lutz Riedel (Synchronstimme Timothy Dalton) sind auch Nebenfiguren prominent besetzt. Sie alle machen, wie gesagt, bis auf Lehmann, einen guten Job und von der Auswahl her Der Fall John Watson zu einem Highlight der Serie.

Fazit:
Nach einem eher holprigen Start entwickelt sich der 32. neue Fall für Holmes und Watson vor allem in der zweiten Hälfte durchaus zu einer spannenden Partie ihres Ermittlungsspiels. Der Rückgriff auf die Figur Watson und seine militärische Vergangenheit ist konsequent hergeleitet und gut integriert. Vor allem das Stilmittel des Backflashs weiß zu überzeugen, und auch die Sprecherauswahl ist, bis auf eine Ausnahme, gelungen. Lehmanns charakteristische Stimme in allen Ehren – hier hat er nicht seine beste Leistung abgeliefert, was sicher auch an der Figur liegt, die er zu sprechen hatte. Das ist aber nur ein kleines Manko einer ansonsten guten und hörenswerten Folge.

(sv)