Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Parallel 1 – New York, New York

Philippe Pelaez
Parallel 1
New York, New York
Originaltitel: Parallèle Nr. 1: New York, New York
Sandawe, Frankreich, 2016

Comic, Science-Fiction, Hardcover, Splitter Verlag, Bielefeld, Juni 2017, 64 Seiten, 14,80 Euro, ISBN: 9783958395466, Zeichnungen: Laval Ng, aus dem Amerikanischen von Tanja Krämling, Coverillustration: Laval Ng
www.splitter-verlag.de

Amerika 2070: Die Explosion russisch-chinesischer Neutronenbomben im Erdorbit sorgt dafür, dass sich die Erde »verdoppelt«. Es entsteht eine Parallelwelt, auf welcher der amerikanische Präsident noch einen Gegenschlag mit virenbestückten Raketen veranlassen kann, während er auf Erde-1 getötet wird.

Das Jahr 2082: Ressourcenausbeutung und Kriege haben die Erde-1 zu einem sterbenden Planeten gemacht. Im Rahmen der Orus-Mission werden zwei Raumschiffe losgeschickt, um einen neuen Lebensraum für die Menschheit zu finden. Nach einem Magnetsturm muss eines der Schiffe, die Hybris, mit einem defekten Antrieb auf einem unbekannten Planeten mit arktischen Bedingungen notlanden. Für Commander Sylan Kassidy und seine Mannschaft scheint es unmöglich, je wieder nach Hause zu gelangen. Auf der eisigen Planetenoberfläche tummeln sich zombieartige Kreaturen, denen gerade zwei Besatzungsmitglieder auf Erkundungsmission zum Opfer gefallen sind und welche die erste Chance ergreifen, in das Raumschiff zu gelangen. Der Mannschaft gelingt in letzte Sekunde die Flucht mit einem Shuttle. Die Leiche eines Zombies zeigt, dass diese Wesen dem Menschen frappierend ähnlich sind. Etwas, das wissenschaftlich gesehen unmöglich scheint, denn wie soll eine Evolution, nahezu gleich der des Menschen, auf einem völlig fremden Planeten mit derart frostigem Klima geschehen sein? Commander Kassidy erhält die Erklärung, als das Shuttle auf die schneebedeckten Trümmer von New York zusteuert.

Mit der Prämisse der Parallelerde, auf der durch eine abweichende Achsenausrichtung andere klimatische Bedingungen herrschen und die von einem sterbenden Präsidenten verseucht würde, liefert Parallel einen erfrischend neuen Ansatz für ein allseits bekanntes Zombieszenario. Auf dem ersten Blick scheinen die Neuerungen zwar nur oberflächlicher Natur zu sein, doch ist Parallel noch einiges mehr als ein »Planet der Zombies«. Autor Philippe Pelaez zieht seine Geschichte auch sehr geschickt auf, indem er im Jahr 2082 auf der havarierten Hybris sehr symbolhaft beginnt, deren Mannschaft sich den plötzlichen Zombieangriffen erwehren muss und gleichzeitig versucht, ihr Schiff wieder flott zu bekommen. Ein sehr guter Kniff ist auch die weiterhin bestehende Funkverbindung zu Erde-1, über die Kassidy mit dem aktuellen US-Präsidenten Ashton Saint-John in Verbindung steht, sodass in diese Dialoge einige erklärende Informationen für den Leser eingebaut werden können.

Es kommt schließlich zum Planet der Affen-Moment, in dem Kassidy und seine Mannschaft erkennen, dass sie auf einer Parallel-Erde-2 gelandet sind, von deren Existenz sie bisher nichts wussten. Leider wird dieser Schlüsselmoment schon vom Covermotiv verraten. Da dieser Augenblick an Dramatik kaum mehr zu überbieten ist, springt Pelaez hier plötzlich in die Vergangenheit und schildert, wie es zu dieser Dopplung und zur Verseuchung von Erde-2 kommen konnte. Auch hier, im War-Room der US-Regierung, spielte Sylan Kassidy bereits eine wichtige Rolle. Außerdem erfolgen in diesen Szenen die grundsätzlichen Charakterzeichnungen sowohl von Kassidy als auch von Vizepräsident und späteren Präsidenten Saint-John, zwischen denen sich, angefangen bei diesen dramatischen Ereignissen, eine loyale Freundschaft entwickelt hat.

Band 1 endet recht plötzlich. Man kann davon ausgehen, dass einige Szenen als Vorbereitung auf die Folgebände zu sehen sind. So würde es nicht verwundern, sollte Kassidy auf die Alternativversion seiner Familie treffen. Auch das zweite Raumschiff der Orus-Mission könnte im weiteren Storyverlauf eine Rolle spielen. Die 15 Seiten Artbook-Bonus (Charakterstudien, Skizzen, etc.) lassen ebenfalls erahnen, was Kassidys Mannschaft in Parallel 2 erwartet.

Bei den kantigen Zeichnungen des Mauritianers Laval Ng fühlt man sich außerdem glatt in ein Erwachsenen-SF-Fantasy-Comicalbum aus den 1980er-Jahren Marke Alfonso Azpiri, Juan Gimenez & Co. versetzt. Tolles Retrofeeling!

Fazit:
Auf den ersten Blick scheint Parallel »nur« ein Planet der Affen mit Zombies zu sein, doch die durchdachte Erzählweise verspricht, dass der Autor noch einige Überraschungen für die Folgebände auf Lager hat.

(eh)