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Der Welt-Detektiv Band 6

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Ars Litterae 11 – Am Ende der Reise

Alisha Bionda (Hrsg.)
Ars Litterae 11
Am Ende der Reise

Anthologie, Broschur, teils farbig illustriert, Fabylon Verlag, Markt Rettenbach, Juli 2017, 244 Seiten, 14,90 Euro, ISBN 9783943570892, Cover- und Innenillustrationen von Crossvalley Smith, Reihenlayout von Atelier Bonzai
www.fabylon.de

[…]»Exmoor ist nicht weit«, sagte der Pastor. »Das Gebiet ist hier schon sehr sumpfig. Bleiben Sie unter allen Umständen auf der Straße! Achten Sie darauf, dass die Pferde nicht durchgehen. Fahren Sie zügig durch den Wald, nicht im Galopp, aber im guten Trab. Werden Sie erst langsamer, wenn sie die Lichter von Crossvalley Manor sehen und den Torbogen passiert haben.«[…]

(Uschi Zietsch: Am Ende der Reise)

Arthur Gordon Wolf: Die Adepten des Großen Bro

Als letzter Überlebender einer ganzen Gruppe zieht Lane durch das postapokalyptische Land, bis ihn eine Gruppe Jugendlicher findet, die sich als die Adepten des Großen Bro vorstellen und ihn einladen, mit in ihr Lager zu kommen. Eine Entscheidung, die Lane bald bereut.

Barbara Büchner: Black Mill – Die Knochenmühle

Eine rumänische Legende besagt, dass der Teufel einst einen Handel mit einem Müller einging, um in jeder Neumondnacht einen Mühlgang in dessen Mühle benutzen zu dürfen. Als der Müller sah, dass der Teufel Gebeine und Pferdehufe zu Gold mahlte, zweigte er etwas von dem kostbaren Metall für sich ab. Als dies wiederum der Teufel bemerkte, hängte er den Müller und seine Frau an den Mühlflügeln auf.

Nun besuchen zwei Forscher und Geisterjäger die alte Mühle und finden den Bau erstaunlich gut erhalten vor. Sie finden sogar einige Goldkörnchen. Da beginnt das Mahlwerk der Mühle plötzlich von selbst wieder zu arbeiten.

Marc-Alastor E.-E.: Helle Welt in Pastell

Walt Bethwaite, der Universalbevollmächtigte der Transportfirma Hailand wurde ermordet. Akilina Hailand, die Geschäftsführerin der Firma, ist die Hauptverdächtige. Sie beauftragt den Privatdetektiv Eddy Munch, um ihre Unschuld zu beweisen. Man sagt Bethwaite starkes Interesse am anderen Geschlecht nach, jedoch nur mit geringem Erfolg. So gab er sich den Anstrich eines Okkultisten, um sich für die Damenwelt interessant zu machen. Tatsächlich wurde am Tatort eine Fotografie gefunden, die Bethwaite in einem okkultischen Ornat gemeinsam mit der nackten und hingebungsvollen Ms. Hailand zeigt. Eine Szene, an welche sich die Dame beim besten Willen nicht erinnert.

Erik Hauser: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Hässlichste im ganzen Land?

Mit dem neu erworbenen Trickspiegel muss es Christof doch endlich gelingen, seiner Freundin einen Schrecken einzujagen, wenn schon sein sonstiges Arsenal an Scherz- und Karnevalsartikeln inzwischen keine Wirkung mehr zeigt. Blickt man in den Spiegel hinein, starrt ein Hybride aus Mensch und Schlange zum Betrachter zurück. Doch warum fühlt sich Christof am nächsten Morgen – nach einer ordentlichen Fete – nur so durch die Mangel gedreht? Und warum bekommt er kein vernünftiges Wort heraus, sondern nur ein unverständliches Zischen?

Tanja Bern: Des Teufels Haus

Immer wieder kehrt Sara in den Schnee zurück, der das geheimnisvolle Haus umgibt, das die Einheimischen nur »Das Teufelshaus« nennen. Im Haus wiederum blickt Jules nach draußen in den Schnee, angezogen von dem Mädchen dort, doch unsicher aufgrund seiner Entstellung. Und doch gibt es ein Band zwischen den beiden.

Florian Hilleberg: Erkenntnis

Seit sein Vater bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, geht es für Gerricks Familie den Bach hinunter. Seine Mutter Elise trinkt schon am helllichten Tag, sodass er selbst für seine kleine Schwester Tammy Bruder und Vater zugleich sein muss. Auch Onkel Gerd, der die Familie seit Vaters Tod regelmäßig besucht, und von dessen Geld sie nun leben, ist mehr an Tammy als an Elise interessiert. Eine Wendung erfolgt erst, als Gerrick im Wald eine Schlange findet. Eine harmlose Königsnatter, die jedoch einer giftigen Korallenotter zum Verwechseln ähnlich sieht.

Uschi Zietsch: Am Ende der Reise

Da keiner der Dorfbewohner ihn nun in der Nacht noch zu seinem Ziel bringen will, mietet John Turtle kurzerhand eine Kutsche und macht sich allein auf den Weg durch den Wald. Auf Crossvalley Manor würde er endlich Mary wiedersehen, die er auf einem Ball in London kennengelernt hat. Er gibt weder etwas auf das Gerede von Moorländern und Swampern, die sich im Wald tummeln sollen, noch auf die Geschichten des verfluchten Kreuzwegs, von dem das Schloss seinen Namen hat.

Sophie Oliver: Das Auge des Betrachters

Der Dämon Aegir ist der Wächter des Stockholmer Höllentores. An seinem freien Tag, an Halloween, lernt er die bezaubernde Elin kennen, die sein Aussehen an diesem Abend natürlich für eine gruselige Verkleidung hält. Trotz Aegirs Unsicherheit läuft der Abend gut. Nur sein Kollege Ty und dessen Hund Fenrir drohen, ihm sein Date zu verderben.

Tanya Carpenter: Das Karussell

Seltsame Geschichten ranken sich um das stillgelegte Karussell des alten Casper, vor dem Marc und Sebastian nun in Caspers Scheune stehen. Geschichten von verschwundenen Kindern und einem Todesfall, nachdem der Betreiber dem Alkohol verfallen ist. Und nun sind gleich zwei neue Opfer für das Karussell aufgetaucht.

Gabriele Ketterl: Der Höllenjob

Den Job als Wächter im Vorhof der Hölle ist die letzte Bewährungsprobe für den Dämon Ezekiel, der sich bisher nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Da entfleucht ihm auch noch ein Insasse aus der Hölle für Diktatoren und Massenmörder, den es nun wieder zurückzuholen gilt.

Lothar Nietsch: Die Baumeister des Schöpfers

Ohne Erinnerung kommt er zu sich, an seinen Händen aufgehängt. Und doch ist es, als ob er schwebt. Da erblickt er aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Es ist einer der Baumeister, die ihn in diese Lage gebracht haben. Ihm wird klar, dass er die Baumeister lenken kann. Denn er ist der Schöpfer.

Barbara Büchner: Der Kastellan von Huttenbrunn

Jenny Gröning und ihr Kollege Marten sind auf dem Weg, eine Immobilie zu besichtigen, die dem Krankenanstaltenverband als Erbe hinterlassen wurde. Meist erweisen sich diese vermeintlich gut gemeinten Taten als absolut unrentabel, wie es auch bei diesem überladenen Schlösschen den Anschein hat. Die erste Überraschung aber erlebt Jenny, als ihr ein wahrer Adonis das Tor öffnet. Es soll nicht die Letzte in dieser Nacht bleiben.

Erik Hauser: Die gerissene Saite

Jan-Philipp, VWL-Student kurz vor der Prüfung, könnte seinen Zimmernachbarn verfluchen, der zu den unmöglichsten Tages- und Nachtzeiten seine Geige malträtiert, sodass eine Konzentration auf seinen Lernstoff schier unmöglich wird. Als er bemerkt, dass der geheimnisvolle Geigenspieler eine offenbar hübsche Kommilitonin ist – und nicht ein Vogel namens Erich Zann, wie es das Namensschild glauben machen will – ist jedoch Jan-Philipps Interesse geweckt.

Desirée und Frank Hoese: Ketten aus Blut

Ein zufälliger Dachbodenfund und ein unbedacht und nur halbwegs ausgeführtes magisches Ritual kostet zwei Teenager das Leben, denn der Dämon, den sie beschworen haben, kann entkommen und zieht nun eine Todesspur durch die Stadt. Doch auch dem Dämon selbst ist jemand auf der Spur. Jemand, der sein Handwerk versteht.

[…]»Ich nahm das Foto und sah auf dem körnigen Schwarz-Weiß-Bild eine unbekleidete Frau, die sich vor einer geflügelten Gestalt rekelte. Guter Schuss, Schattenspiel, Nuancen, Details waren perfekt herausgearbeitet.«[…]

(Marc-Alastor E.-E.: Helle Welt in Pastell)

Am 20. Mai 2015 starb überraschend der Künstler Martin Schmidt, Phantastikfans besser bekannt als Crossvalley Smith. Nicht nur wegen seiner Bilder, die er für viele ihrer Veröffentlichungen und für das Literaturportal Literra angefertigt hat, stand Alisha Bionda in besonderer Verbundenheit zu dem Grafiker. In dem Gedenkband Am Ende der Reise vereint die Herausgeberin nun noch einmal einige Werke des Verstorbenen, zu denen ausgewählte Autoren phantastische Erzählungen verfasst haben. Jeder der Autoren findet dabei seine eigene Art, die Grafiken in eine Erzählung einzuweben, sei es tatsächlich gegenständlich oder nur mit Symbolcharakter. Die Bandbreite der Geschichten reicht dabei von der klassischen Gruselgeschichte (Black Mill, Das Karussell) über paranormale Romanzen (Im Auge des Betrachters, Des Teufels Haus) bis hin zu leicht experimentellen Beiträgen (Die Baumeister des Schöpfers, Ketten aus Blut). Erik Hauser steuert außerdem eine Lovecraft-Hommage bei (Die gerissene Saite), Marc-Alastor E.-E. eine eigenwillige Detektivgeschichte (Helle Welt in Pastell), Arthur Gordon Wolf ein Post-Apokalypse-Szenario (Die Adepten des Großen Bro) und Barbara Büchner ein erotisches SF-Schmankerl (Der Kastellan von Huttenbrunn). Für Abwechslung in Stil und Stimmung ist also bestens gesorgt. Entsprechend wird jeder Leser in dem Band seine eigenen Favoriten finden. An einigen Stellen findet sich auch ein ergebener Verweis auf den Künstler, wie zum Beispiel das »Crossvalley Manor« aus Uschi Zietschs Titelgeschichte.

Was den Band weit über eine normale Geschichtensammlung hinaus hebt und zu einer sehr besonderen Angelegenheit macht, sind – neben dem außergewöhnlich privaten Vorwort von Alisha Bionda selbst – die Abschiedsworte von Familienmitgliedern, Freunden, Weggefährten und Arbeitskollegen, teilweise mit privaten Bildern ergänzt, die sich zwischen den Storybeiträgen finden. Außerdem sorgen die persönlichen Erinnerungsworte jedes Verfassers, die den jeweiligen Geschichten vorangestellt sind, sowie ein humorvoller Conventionbericht (zur FeenCon 2014) von Crossvalley Smith selbst, für eine sehr intime Stimmung, die die Anthologie zu dem außerordentlichen und emotionalen Abschiedsgeschenk macht, als das sie gedacht ist.

Die ausgewählte Titelgrafik hat selbstverständlich starken Symbolcharakter und wurde wie immer ausgezeichnet in das Ars Litterae-Reihenlayout integriert.

Fazit:
Ein mehr als gelungener Gedenkband für den verstorbenen Künstler Crossvalley Smith, den vor allem die persönlichen Worte und Erinnerungen zu etwas Besonderem machen.

(eh)