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Allerlei Gehacktes

Jörg Schneider
Allerlei Gehacktes

Satire, Taschenbuch, U-Line, Mossautal, Oktober 2014, 176 Seiten, 9,95 Euro, ISBN 9783944154367

Mit satirischen kleinen Alltagsbetrachtungen ist es so eine Sache: Oft sind vom Tagesgeschehen abhängig, oft beschäftigen sie sich mit allgemeinen Betrachtungen aus dem persönlichen Leben des Autors, oft bringen sie uns für einen Moment zum Schmunzeln und Nachdenken. Dafür sind sie perfekt, schnell zu konsumieren und wieder zu vergessen.
Damit Letzteres nicht geschieht, schiebt man das Archivierte gerne mal in Sammelbänden zusammen, so auch geschehen in Allerlei Gehacktes, in dem Jörg Schneider seine Texte aus der taz, der Frankfurter Rundschau, Titanic und Eulenspiegel nebst ein paar unveröffentlichten Kleinoden sozusagen als Kollektion aufbereitet hat.
Dabei schwankt die Qualität der über 50 Beiträge inhaltlich und sprachlich gewaltig. Insbesondere die bissigen Kommentare zum Zeitgeschehen haben des Öfteren eine gewisse Patina angesetzt, die trotz schöner Formulierungen eher zum Schulterzucken als zum Kichern reizen (z.B. Ehren-Oswald für Osama bin Laden). Andere, zeitlich gelöstere Texte, auch und vor allem in der zweiten Hälfte des 176 Seiten umfassenden Taschenbuches, überzeugen da mehr (Können Katzen Bier bewachen?). Ab und zu gibt es Lokalbezug zu Gießen, Wohnort von Jörg Schneider, oft bekommen Politik und Kirche ihr Fett weg. Schneider nutzt dazu eine schön verschwurbelte Ausdrucksweise und reihenweise erfundene Fachmenschen, die mit ihrer Expertise, etwa dazu, dass man den Tag der Deutschen Einheit nach Ost und West teilen sollte, zu Wort kommen. Das ist gefällig und lässt sich gut konsumieren. Aber alles, da liegt die Crux, am Besten nicht am Stück. Einen Burger in Ehren, aber spätestens nach dem dritten Hackballen ist man dann pappsatt.

Daher meine Empfehlung für den Modus Operandi: Allerlei Gehacktes eignet sich hervorragend als Klo-Lektüre! Ein bis drei Texte pro Sitzung sind bei einer Länge von jeweils ca. 3 Seiten absolut drin und man umgeht damit ein Gefühl der satirischen Übersättigung. Und ein Platz neben dem Toilettenpapier hat schon so manches Buch geadelt. Wortspiele im Zusammenhang mit dem Titel und dem Stillen Örtchen überlasse ich an dieser Stelle anderen. 🙂
(sv)