Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Böser kleiner Junge

Stephen King
Böser kleiner Junge

Horror-Kurzgeschichte, E-Book, Heyne, München, März 2014, 60 Seiten, 1,99 Euro

Als Stephen King im November 2013 nach Europa kam und dabei drei Termine in Frankreich und Deutschland angesetzt waren, bei denen er vor Tausenden begeisterter Fans sein neues Buch Doctor Sleep vorstellte, war er sichtlich überrascht von dem positiven Feedback, das ihm entgegengebracht wurde. Durch seine eigene Berichterstattung in den sozialen Medien wurde seine Rührung deutlich, und so entschied er sich, eine seiner neuen Kurzgeschichten als Dankeschön für den herzlichen Empfang exklusiv für die deutschen und französischen Leser zur Verfügung zu stellen. Böser kleiner Junge ist also vorerst den Fans des »alten Kontinents« vorbehalten.

George Hallas sitzt wegen Mordes an einem Jungen in der Todeszelle und wartet auf die Vollstreckung des Urteils. Sein Pflichtverteidiger Leonard Bradley ist der Einzige, dem er sich nach langem Zögern anvertraut: Der getötete Junge hatte es verdient zu sterben, denn er setzte Hallas über Jahre hinweg zu, indem er jeden, den George gern hatte, einen qualvollen Tod sterben ließ. Immer, wenn der Rotzlöffel mit Karottenhaar und Propellermütze auftauchte, reizte er George bis aufs Blut. Seine Freundin verlor ihr gemeinsames ungeborenes Kind wegen ihm. Eine Tages stellt Hallas dem kindischen Terror-Dämon eine Falle und nutzt seine Chance zur Rache.

Kings Böser kleiner Junge ist nicht nur recht übersichtlich im Umfang: Die Shortstory war für den Meister des modernen Horrors sicher auch nicht viel mehr als eine Fingerübung. Zwar hat sich King in seiner langen Karriere auch schon des Öfteren an wenig komplexen und klassischen Motiven des Genres bedient, hier macht es aber fast den Eindruck, als habe er recht uninspiriert und lustlos ein paar Zeilen heruntergerattert. Das nervtötende Kind, dem man wegen seiner erbarmungslosen Provokationen den Tod wünscht, ist dann auch die einzige Figur, die beim Leser so etwas wie Emotionen abzurufen in der Lage ist. Das absehbare Ende der Geschichte wertet den Gesamteindruck leider nicht auf. Als Bonus zur nicht einmal 40 Seiten umfassenden Story gibt es noch eine längere Leseprobe zu Doctor Sleep, sodass der Umfang von knapp 60 Seiten in den Angaben zur Datei zusätzlich etwas übertrieben formuliert ist (bezieht sich auf die EPUB-Ausgabe).

Fazit:
Stephen Kings nette Geste einer exklusiven Story für Deutschland und Frankreich ist angekommen. Der geneigte Leser freut sich sehr über das Geschenk, doch King hätte sich gerne ein wenig mehr Mühe bei der Auswahl und der Verpackung geben können. Im Vergleich mit anderen Kurzgeschichten und vergleichbaren E-Books aus seiner Feder (z.B. Mile 81 von 2011) ist Böser kleiner Junge qualitativ im unteren Drittel des Gesamtwerks Kings anzusiedeln. Lohnt sich also nur für Hardcore-Fans und Sammler, zumal zu erwarten ist, dass die Geschichte in einer von Kings nächsten Kurzgeschichtensammlungen wieder auftaucht.

(sv)

Eine Antwort auf Böser kleiner Junge