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Der letzte schöne Tag

Ausgezeichnet! – Die Gewinner-Film-Edition 16
Deutschland, 2011
Edel Germany GmbH, Neumühlen, 19.04.2013

1 DVD im Amaray-Case, Drama, EAN 4029759086062, Laufzeit: ca. 90 Min., gesehen Mai 2013 für EUR 13,95, FSK: 12, Extra: Booklet mit Interviews der Darsteller und Macher
Regie: Johannes Fabrick, Drehbuch: Dorothee Schön
Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Matilda Merkel, Nick Julius Schuck, Julia Koschitz, Lavinia Wilson
Musik: Oliver Biehler

Infos: magazin.gluecksstern-pr

Nacheinander ruft Sybille Langhoff ihren Mann Lars und ihre zwei Kinder Maike und Piet an, erkundigt sich, ob es ihnen allen gut geht und ob die Kinder bei Freunden übernachten könnten. Keiner von ihnen ahnt, dass dies der letzte Kontakt mit Frau und Mutter sein soll. Krank vor Sorge erhält Lars endlich eine zeitverzögerte Nachricht, wo seine Frau zu finden ist. Die unter schweren Depressionen leidende Frau hat sich im nahen Stadtwald das Leben genommen.
Unversehens finden sich Lars und die gemeinsamen Kinder in einem Fegefeuer aus Trauer, Unverständnis, Machtlosigkeit und später sogar Wut wieder.

Überraschend nüchtern und realistisch schildert der mehrfach nominierte und ausgezeichnete (u. a. 3sat-Zuschauerpreis, Prix Italia 2012, »Bester Fernsehfilm« beim Festival de Télevision de Monte Carlo 2012, »Bester Film« beim spanischen »Premios Ondas«, Nominierung Grimme-Preis 2013 in der Kategorie »Fiktion/Spezial«) WDR-Fernsehfilm Der letzte schöne Tag die Ereignisse der Tage nach dem Tod der Mutter sowie die damit einhergehenden Gefühlsentwicklungen der einzelnen Familienmitglieder. Lars Langhoff muss plötzlich auf eine ganz neue und unvorbereitete Art funktionieren. Er muss alleine die Familie zusammenhalten und meint zumindest den siebenjährigen Sohn vor der Wahrheit des Selbstmordes beschützen zu müssen. Die dreizehnjährige Maike ist plötzlich mit der Rolle der Frau im Haus konfrontiert, versucht einerseits das Andenken an die Mutter zu ehren, fühlt sich andererseits überfahren und muss lernen sich von Idealvorstellungen und von selbst auferlegten Erwartungen zu lösen.
Obwohl die hinterbliebene Familie genug mit sich selbst zu tun hätten, müssen zusätzlich auch Formalitäten erledigt und Freunde und Verwandte abgefertigt werden, die jeder auf seine Weise nach Erklärungen suchen. Nicht zuletzt muss auch das alltägliche Leben, Broterwerb und Schule in absehbarer Zeit weiter gehen.
Außerdem werden viele vorstellbare Untiefen der Situation zwar angedeutet und nicht dementiert, jedoch nie ausgeschlachtet. Z. B. ahnt man die Zuneigung der Nachbarin zu Lars, die sich in Blicken ausdrückt, doch mehr passiert hier nicht.
Am Ende gelingt es sogar einen Hoffnungsschimmer für Familie Langhoff aufblitzen zu lassen, der ebenfalls nicht aufgesetzt wirkt.
Dass der Film nie ins kitschige Melodram oder in ein Betroffenheitsdrama abrutscht, sondern stets eine dichte aber unsentimentale Gratwanderung gelingt, ist wohl am ehesten der Verdienst von Drehbuchautorin Dorothee Schön (Tatort, Der Minister), die selbst zweimal von einem Suizid betroffen war, und der filigranen Schauspielerführung von Regisseur Johannes Fabrick zu verdanken. Beiden merkt man die umfassende Erfahrung im TV-Geschäft an.

Unbestrittener Leading Man ist hier der frischgebackene Tatort-Kommissar Wotan Wilke Möhring, der sich seit Das Experiment über die letzten Jahre zu einem der beliebtesten und wandlungsfähigsten deutschen Schauspieler in TV und Kino entwickelt hat und der aktuell im Kino in Das Leben ist nichts für Feiglinge eine ganz ähnliche Rolle spielt. Ebenso international aktiv wie Möhring war auch schon Lavinia Wilson (u.a. Allein, Aeon Flux), die ihm hier als Schwester zur Seite steht. Flankiert wird Möhring außerdem von den beiden bemerkenswerten Jungschauspielern Matilda Merkel (Gastrolle in Tatort) und Nick Julius Schuck (Gastrollen in Tatort, Der letzte Bulle).

Fazit:
Realitätsverhaftet und ohne dramaturgische Kniffe schildert Der letzte schöne Tag überraschend unsentimental das erneute Zusammenwachsen einer Familie nach einem unvorstellbaren Schicksalsschlag. Intensiv gerade durch die unprätentiöse Darstellung der Ereignisse.

Copyright © 2013 by Elmar Huber