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Wurde Amerika in der Antike entdeckt?

Hans Giffhorn beginnt sein Sachbuch mit der Erklärung, warum er dieses Buch überhaupt geschrieben hat. Was im ersten Moment wie ein Versuch, Rechenschaft abzulegen, aussehen mag, ist eigentlich viel mehr. Schon dieses erste Kapitel schaffte es, mich in den Bann des vorliegenden Bandes zu ziehen. Dabei war es weniger die Art zu schreiben, als viel mehr das, was Giffhorn hier preisgab: Er erklärt, wie er selbst sein Interesse für dieses Thema gefunden hat und wie es ihm schließlich mithilfe vieler Experten gelungen ist, eine Disziplin übergreifende Sichtweise auf die im Rahmen dieses Buches aufgeworfenen Fragen zu erlangen und diese schließlich auch zu Papier zu bringen.

Dabei bringt dieses Buch auf 268 Seiten (den Anhang nicht mitgezählt) dem geneigten Leser eine Vielzahl neuer Ideen näher. Zu allererst ist es die Chachapoya-Kultur, die dem Leser vorgestellt wird. Hier ist der Ausgang aller Überlegungen. Woher kamen die Chachapocya? Wie kamen sie zu der Kultur, die sie hatten? Da keine Spuren einer kulturellen Entwicklung vorliegen, muss es irgendwann, so letztlich die These, entweder zu einer plötzlichen Entstehung oder spätere Weiterentwicklung, oder aber zu einer Migration auf dem südamerikanischen Kontinent gekommen sein. Und da der Gedanke der Migration viel näher liegt, als der einer plötzlichen Entstehung einer so ausgepfeilten Kultur beginnt an dieser Stelle die Spurensuche.

Und diese Spurensuche führt zu manch abenteuerlichen Ideen, wenn auch Giffhorn sich stets bemüht klarzustellen, dass jede Idee in irgendeiner Art und Weise durch vorhandene Fakten gestützt werden könnte und keiner seiner Ansätze letztendlich Anspruch auf absolute Wahrheit erhebt. Viel mehr scheint es sein Ziel zu sein, neue Denkanstöße zu liefern, durch die vielleicht auch die Forschung eine neue Richtung erhalten könnte. Und so kommt er, nachdem alle Thesen zu Ende gedacht und alle Fäden zu Ende gesponnen sind, doch zu einem Ergebnis, dass vieles, was man bisher als Laie zu wissen meinte, über den Haufen wirft.

Während Giffhorn so die wahrscheinliche und teilweise gesicherte Vergangenheit eines Volkes, das vor vielen Hundert Jahren in den Anden gelebt hat, vor dem geistigen Auge des Lesers ausbreitet, bedient er sich einer erfrischend einfachen Sprache, sodass auch ein Laie, der sich einfach für dieses Thema interessiert ohne einen Hintergrund im Bereich Geschichte, Archäologie oder Forensik zu haben, dem gelesenen gut folgen und die Schlussfolgen gut nachvollziehen kann.

Der Autor Hans Giffhorn ist Professor i. R. für Kulturwissenschaften an der Universität Göttingen und Hildesheim.

Fazit:
Die Frage nach der Entdeckung Amerikas wurde bislang immer entweder mit Kolumbus oder den Wikingern beantwortet. Giffhorn zeigt, dass man über diese Antworten noch einmal nachdenken sollte. Ein sehr interessantes Buch über ein Volk, das auszog, eine neue Heimat zu finden.

Copyright © 2013 John Poulsen

 

Hans Giffhorn
Wurde Amerika in der Antike entdeckt?
Karthager, Kelten und das
Rätsel der Chachapoya
Historisches Sachbuch, Hardcover
Verlag C.H.Beck, München
Januar 2013
288 Seiten, 18,95 Euro
102 farbigen Abbildungen und 4 Karten
ISBN: 9783406645204