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Haus der bösen Lust

»Hier in der Gegend gibt es eine Menge Gespenstergeschichten. Das ist typisch für jede Bürgerkriegsortschaft. Komisch ist nur, dass unsere Geschichten ein bisschen härter als die meisten sind.«

Justin Collier ist ein Experte für Biere, der auf dem Kochkanal eine eigene Fernsehsendung unterhält. Auf der Suche nach einem abschließenden Beitrag für sein geplantes Buch recherchiert er in der Ortschaft Gast in Tennessee, wo ein spezielles Bürgerkriegsbier gebraut werden soll. In Gast steigt Collier im Branch Landing Inn, dem Gästehaus von Helen Butler ab, wo er bereits beim Betreten des Hauses einen lange vermissten Zug in den Lenden verspürt und sich sein plötzliches Interesse gleich auf (die nicht sonderlich attraktive) Mutter und Tochter Lottie richtet. Selbst von seiner plötzlichen Geilheit verstört, versucht sich Collier abzulenken und konzentriert sich auf Gasts Geschichte. Von einem örtlichen Historiker erfährt der Neuankömmling verstörende Einzelheiten über die Geschichte des Ortes und besonders über das Branch Landing Inn, das früher der Wohnsitz von Harwood Gast und seiner nymphomanen Ehefrau war.

»Nun, ich möchte mich jetzt nicht ordinär anhören, aber ich kann Ihnen sagen, dass viele, viele Gäste des Hauses – bis zurück vor langer Zeit – von einem merkwürdigen … Einfluss berichtet haben. Einem … nennen wir es triebhaften Einfluss.«

Gemäß der Werbung des Festa Verlags und der ausdrücklichen Warnung auf der Coverrückseite gilt Autor Edward Lee als »führender Autor des Extreme Horror«, was auch gleich mit einer wahren Veröffentlichungsschwemme begleitet wird. Die Erwartungen sind demgemäß hoch.
Bescheinigt werden muss Lee auf jeden Fall, dass er sein Schreiberhandwerk beherrscht und sein Publikum von Beginn an voll im Griff hat. Das liegt nicht zuletzt an der deftigen Eröffnungsszene, mit der Lee schon gleich auf das Kommende einstimmt. Wer nun allerdings eine unmotivierte Aneinanderreihung brutaler und obszöner Szenen erwartet, wir enttäuscht (oder – je nach Gusto – beruhigt), denn Haus der bösen Lust schwenkt schon bald auf relativ klassische Erzählpfade ein. Außerdem baut Lee eine bedrohlich-fiebrige Stimmung auf, die nahezu über die gesamte Romanlänge gehalten wird.

Im Grunde haben wir es bei Haus der bösen Lust mit einer formelhaften Haunted House-Geschichte zu tun, die Edward Lee mit einigen gewalttätigen und gewagten erotischen Spitzen (obwohl nichts für zarte Gemüter, hält sich die Derbheit hier in Grenzen) aufgepeppt hat. Dass der Fluch des Hauses Gast nicht aus einer ungesühnten Einzeltat resultiert, wie in klassischen Spukhausgeschichten, sondern aus einem massiven Bürgerkriegs-Holocaust, ist ein Zugeständnis an die angestrebte Härte des Romans. Auf einer zweiten Zeitebene werden nach und nach eben diese grausamen und schamlosen Ereignisse geschildert, deren Auswirkungen letztendlich bis in die Gegenwart reichen und das Haus zu einer Quelle der Geilheit machen.
Völlig unglaubwürdig wirkt hingegen Colliers Tete á Tete mit der unglaubwürdig keuschen Bierbrauerin, was den Roman einiges an Intensität kostet.

Das Taschenbuch ist gewohnt hochwertig und in exklusiver Festa-Lederoptik gefertigt. Für das Covermotiv wurde eine (wenn auch nicht inhaltlich, so auf jeden Fall stimmungsvoll) passende Fotografie von Tina Marie Enos verwendet, welche die Festa-Grafiker wieder mit einem passenden Autoren-/Titellayout versehen haben, das sich auch auf den folgenden Lee-Büchern bei Festa findet.

Fazit:
Edward Lee peppt hier ein klassisches Geisterhaus-Szenario mit brachialen und verstörend-erotischen Elementen auf. Ein gelungener Einstand des Autors im Festa Verlag.

Copyright © 2013 by Elmar Huber

 

Edward Lee
Horror Taschenbuch 42
Haus der bösen Lust
The black Train, USA,
Festa Verlag, Leipzig, 2012
TB, Horror, Erotik
400 Seiten, 13,95 €
ISBN: 9783865521491
Aus dem Amerikanischen
von Michael Krug
Coverfoto von Tina Marie Enos

www.festa-verlag.de
www.edwardleeonline.com