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Der Welt-Detektiv Band 6

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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 15

Schweden, Franzosen und Russen in der Mark

In vielen Teilen der Mark knüpft sich noch an Erdwälle und dergleichen Anlagen die Bezeichnung Schwedenschanze. In der Überlieferung des Volke ist aber sonst keine Erinnerung aus dem Dreißigjährigen Krieg übrig geblieben, als die von den Martern, mit denen die Schweden den armen Leuten ihr bisschen Hab und Gut oder die Angabe des Ortes abgepresst hätten, wo sie es verbargen. Besonders lebt noch davon das Gedächtnis im Havelland, überhaupt im westlichen Teil der Mark fort, wo die Sache noch durch den Einfall der Schweden zur Zeit des Großen Kurfürsten in böser Weise angefrischt wurde. Und in der Altmark weiß man noch, wie die Bauern sich damals unter ihrem Landeshauptmann Achaz v. d. Schulenburg zusammengeschart und sich Fahnen gemacht mit dem brandenburgischen Adler, darunter zu lesen war:

Wir sind Bauern von geringem Gut
Und dienen unsrem gnädigsten Kurfürsten mit unserem Blut

Im Havelland zeigt man auch noch die Horste im Luch, wohin die einzelnen Dörfer bei jenem Einfall mit ihrem Vieh geflüchtet waren, und bei Rathenow wird noch allerhand davon erzählt, wie der alte Derflinger die Schweden dort überfallen hatte. Auch im Ländchen Bellin und im Ruppinischen lebt noch manches aus jener Zeit im Munde des Volks fort. So soll hinter dem Tor der Kirche in Linum ein schwedischer General begraben sein. In Ruppin bezeichnet man noch am äußersten Wall, der um die Nordseite der Stadt geht, eine alte Eiche als die Stelle, von welcher der Große Kurfürst den nach Molchow und so nach der Uckermark abziehenden Schweden nachgesehen hätte.

Im östlichen Teil der Mark hat vielfach die Erinnerung an die Franzosen die an die Schweden verdrängt. Man hört meist bei einem Wall oder einer Verschanzung die Angabe: Die rührt noch aus der Franzosenzeit her. Auch sonst erzählt man sich noch vielerlei aus jenen Jahren, aber alles hat mehr einen vereinzelten, anekdotenartigen Charakter und gruppiert sich nicht zu größeren Bildern zusammen.

An der Oder sind es die Russen und der Alte Fritz, welche noch im Gedächtnis der Leute fortleben, und da gibt es manche größere Sage. Natürlich aber nimmt alles eine naive, volkstümliche Gestalt an. Hier eine Probe davon:

Der Alte Fritz und die Schlacht bei Zorndorf

Mein Großvater Kessel, erzählte mir einmal ein Bauer, und der Vater meiner Mutter, der alte Segebart, sind mit bei dem Alten Fritz gewesen: Sie haben den ganzen Siebenjährigen Krieg mit abgelaufen; der eine war Flügelmann auf der rechten Seite, das war der Segebart, der war groß; Kessel war aber nur klein, der stand immer am linken Ende. Die haben oft, als ich noch ein Junge und zu Hause in Ladeburg war, davon erzählt. Einmal habe ich auch als Husar bei einem Bauer in Storkow jenseits Frankfurt in Quartier gelegen, der hat die ganze Gegend genau gekannt und gewusst, wie alles zugegangen.

Bei Kunersdorf, da ist also der Alte Fritz geschlagen worden. Ziethen (sollte Seydlitz heißen) hat auch gar nicht angreifen wollen, da hat ihm aber der Alte gesagt, er wolle sich wohl wieder schonen mit seinen Leuten. So hat er es denn doch getan, aber in dem Sumpf, in den sie gerieten, waren viele Reiter bügellos und, als die Feinde angerückt kamen, geworfen worden, dass alles versprengt wurde.

Bei Zorndorf aber hat der Alte Fritz einem Müller den Sieg zu verdanken gehabt. Der führte ihn durch eine Furt der Oder, das er unerwartet über die Feinde kam und sie schlug. Wie er drüben war, wollte der Müller fort.

»Ne«, hatte der Alte Fritz gesagt: »Papaken, nu bleibt man hier, Ihr habt mich hinüber gebracht, nun müsst Ihr auch alles mitmachen.« Wie alles vorüber gewesen war, hatte er ihn dann gefragt, was er zur Belohnung wolle.

Der Müller fragte, wer er denn wäre, dass er ihm etwas verspräche.

»Ich bin dein König«, antwortete da der Alte Fritz.

»Nun«, meinte der Müller, »wenn Er mir denn etwas schenken wolle: Ich liege schon lange mit dem Förster um eine große Kiene in Streit, welche ich zu einer neuen Welle an meiner Mühle haben möchte.«

Die solle er haben, sagte der Alte Fritz, ob er aber nicht sonst noch etwas wolle: Er solle dreist bitten.

Da meinte der Müller, da möchte er, wenn er doch der König wäre, ihm seinen zweiten Sohn frei vom Militär geben, dass er diesem dann die Mühle übergeben könne.

Das hatte der König auch getan und ihm noch so viel Holz aus dem Forst angewiesen, was er für alle Zeiten zu seiner Mühle nötig hatte. Das war alles geschehen, weil der Müller dem Alten Fritz zum Sieg verhalf.