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Fort Aldamo – Band 55

Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 55
Der neue Commander

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 12.12.2017, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
AN MASTER SERGEANT FINNEWACKER! CAPTAIN WARWICK UND LIEUTENANT MASTERSON ÜBERNEHMEN IN DEN NÄCHSTEN TAGEN DAS KOMMANDO IN FORT ALDAMO! BEFEHL VON HÖHERER STELLE. GEZ. COLONEL BROOKE. – Diese Brieftaubenmeldung ist das Aus für Finnewacker! Da hat der wackere Blaurock die Strafkompanie auf Vordermann gebracht, und nun sollen die beiden Herren Offiziere den Ruhm absahnen! Und schon bald ist der Teufel los. Besonders Masterson, ein arroganter Schnösel, schikaniert den alten Haudegen, wann immer es nur geht. Doch dann gerät dieses Greenhorn mit einem Trupp aus Aldamo in einen verheerenden Sandsturm! Finnewacker würde ihm am liebsten eine gehörige Tracht Prügel verpassen. Doch als er Masterson endlich aufspürt, hat dies bereits ein Unbekannter getan – auf grausame Art und Weise! Und Masterson ist sicher, den brutalen Schläger zu kennen: Finnewacker …

Leseprobe:

Sergeant Fitzgerald salutierte vor Master Sergeant Finnewacker, der hinter seinem Schreibtisch saß, eine dicke Zigarre rauchte und die Stiefel hochgelagert hatte. Jetzt drückte der kommissarische Commander von Fort Aldamo und Spieß der Strafkompanie die Zigarre im Aschenbecher aus und richtete seinen Oberkörper kerzen­gerade in die Höhe.

»Was gibt’s, Kleiner? Nach deinem – Gesichtsausdruck zu urteilen, scheint nicht alles im Lot zu sein!«

Der kleine krausköpfige Sergeant nickte.

»Da ist einiges am Dampfen, mein Alter. Verdammt noch mal, ich weiß gar nicht, wie ich es dir beibringen soll!«

Finnewackers Schnurrbart begann sich zu sträuben. Und das war ein ver­dammt schlechtes Zeichen, was den Gemütszustand des alten Haudegens betraf.

»Spuck’s schon aus, Fitzgerald! Wird schon nicht so schlimm sein. Bis jetzt sind wir stets mit allen noch so heiklen Problemen fertig geworden.«

Der kleine Krauskopf seufzte tief. »Ist einer der Sträflinge abgehauen?«, fragte der alte Haudegen.

»Viel schlimmer«, ächzte Fitzgerald.

»Aha«, murmelte Finnewacker. »Dann ist Asesino mit mehr als hundert seiner mexikanischen Bandoleros auf dem Weg hierher, um uns eins über­zubraten.«

Sergeant Fitzgerald schüttelte den Kopf.

Der bullige Finnewacker stand auf und marschierte auf seinen Stellvertre­ter zu, der unwillkürlich einen Schritt zurückwich.

»Apachen, die unsere Skalpe wol­len?«

Finnewackers Stimme wurde immer ungeduldiger.

An und für sich war es nicht seine Art, lange zu fragen, doch er unter­nahm noch einen Versuch, das Problem zu erraten, das Sergeant Fitzgerald so sehr bedrückte.

»Dann kann unserem Küchenbullen nur sein dämlicher Zucker ausgegangen sein – nicht wahr, Kleiner?«

Fitzgeralds Gesicht nahm einen noch gequälter wirkenden Ausdruck an, als er erneut den Kopf schüttelte.

»Du liegst reichlich schief, mein Alter«, antwortete der altgediente Sergeant heiser und biss sich auf die Unterlippe. »Setz dich am besten wie­der hin, damit es dich nicht von den Beinen reißt!«

»Jetzt reicht’s mir aber, zum Hen­ker!«, polterte der Commander von Fort Aldamo los. »Spuck’s schon aus, oder ich drehe dir die Nase auf den Rücken, aber ganz langsam, damit du auch etwas davon hast!«

Master Sergeant Finnewackers Au­gen wurden plötzlich starr.

»Du meinst …?«‚ knurrte er leise, sprach aber nicht vollends aus, was er in diesen Sekunden dachte.

Sergeant Fitzgerald nahm unwill­kürlich Haltung an.

»Es ist vor wenigen Minuten eine Brieftaubenmeldung aus Camp Lowell angekommen. Ich habe sie sofort vom Korbmeister geholt und gelesen. Ich konnte ja nicht wissen, dass sie von so großer Wichtigkeit ist.«

»Was will der alte Brooke von mir?«, fragte Master Sergeant Finnewacker heiser. »Komm schon, Kleiner, spann mich nicht noch länger auf die Folter!« Der Commander stiefelte zu seinem Schreibtisch und nahm dahinter Platz. Er starrte missmutig auf den Zigarrenstummel, der noch immer vor sich hinqualmte.

Fitzgerald holte ein kleines Zettel­chen aus seiner Uniformtasche und wollte die Meldung seinem Vorgesetz­ten reichen, doch dieser schüttelte den Kopf.

»Lies vor«, murmelte er.

Der kleinwüchsige Sergeant räus­perte sich.

»An Master Sergeant Finnewacker«, begann er. »Captain Thunder Warwick wird in den nächsten Tagen das Kom­mando über die Strafkompanie über­nehmen. Ihm zur Seite steht Lieutenant Ralph Masterson. Befehl von höherer Stelle. Colonel Brooke.«

Fitzgerald ließ das Zettelchen sinken und starrte seinen Freund und Kame­raden mitfühlend an.

»Das tut mir mächtig leid, Finnewa­cker«, quetschte er dann mühsam her­vor. Er hatte das Gefühl, einen dicken Kloß in seiner Kehle stecken zu haben.

Master Sergeant Finnewacker saß einige Sekunden wie erstarrt hinter dem Schreibtisch, ehe er mit den Schul­tern zuckte.

Dann sah er Fitzgerald ernst an. Ein bitteres Lächeln teilte seine Lippen, als er aufstand.

»Ist wohl nicht zu ändern, Kleiner. Musste ja einmal so kommen. Der Pos­ten eines Commanders steht nun mal einem Offizier zu. Alles geht einmal zu Ende. Es ist nur verdammt schade, dass ich hier nicht mehr weitermachen kann, wie ich es mir vorstelle.«

»Es ist eine verdammte Schweine­rei!«, brach es aus Fitzgerald hervor. »Was du in den letzten Monaten ge­leistet hast, war hervorragend. Es ist dir gelungen, Fort Aldamo auf Vor­dermann zu bringen. Du hättest eine Beförderung verdient, aber auf keinen Fall, dass dir Brooke jemanden vor die Nase setzt. Das ist meine Meinung, Finnewacker.«

Der Commander von Fort Aldamo winkte ab.

»Colonel Brooke trifft garantiert keine Schuld, Kleiner. Bei ihm habe ich einen dicken Stein im Brett. Der Commander von Camp Lowell weiß wie kaum ein Zweiter, was ich geleis­tet habe. Brooke hat bis jetzt ja auch alles getan, damit ich das Kommando behalte. Er hat aber in letzter Zeit hin und wieder angedeutet, dass man mir hierauf höheren Befehl einen Offizier vor die Nase setzen will. Na, jetzt ist es so weit!«

Master Sergeant Finnewacker holte tief Atem.

»Trotzdem stinkt es mir ganz ge­waltig!«, tönte er mit seiner befehls­gewohnten Stimme. »Ich muss mir mal überlegen, ob ich mich nicht versetzen lasse.«

»Mensch, Finnewacker, du wirst doch nicht die Flinte ins Korn wer­fen!«, rief Fitzgerald erschrocken. »Du darfst uns doch nicht im Stich lassen, mein Alter! Wir sind damals auch mit Captain Sayers fertig geworden und haben ihn vergrault. Wäre doch ge­lacht, wenn wir es diesmal nicht wieder schaffen würden. Fort Aldamo liegt am Ende der Welt. Hier gibt es nur Wüste ringsum. Mann, das ist doch wirklich kein Traumkommando für einen Of­fizier! Ich wette, dass dieser Captain Warwick irgendetwas ausgefressen hat und darum hierher versetzt wird.«

»Keine Ahnung, Kleiner. Du ver­gisst aber, dass der Captain nicht alleine antanzt. Er bringt einen Lieu­tenant mit. Das bedeutet, Warwick ist nicht alleine. Sayers hatte damals eine Kluft zwischen sich und den Unteroffiziersdienstgraden geschaf­fen. Er hatte niemanden, mit dem er sich unterhalten oder auch mal einen saufen konnte.«

Die beiden Soldaten schwiegen und hingen ihren düsteren Gedanken nach. Nur langsam entspannte sich Finne­wackers bärbeißiges Gesicht.

»Schiet«, knurrte er dann plötzlich. »Na gut, Kleiner. Warten wir’s mal ab, wie sich der neue Commander an­lässt. Vielleicht komme ich ja mit ihm zurecht. Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als den Schreibtisch und die Kommandantur zu räumen und in die Schreibstube umzuziehen!«

Finnewacker lächelte schmerzlich.

»Zuvor rufst du aber alle Char­gierten zusammen, die dienstfrei haben oder sich im Fort aufhalten. Kaporus?«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«, ras­selte Fitzgerald und schlug die Ha­cken so fest zusammen, dass es nur so krachte.

 

*

 

»Stillgestanden!«, brüllte Sergeant Fitzgerald.

Mehr als zehn Chargierte – Sergean­ten und Corporale – nahmen Haltung an und standen wie eine Eins vor dem kleinen Krauskopf.

»Zur Meldung an unseren Master Sergeant -. Augen rechts!«

Auch das klappte vorbildlich.

Sergeant Fitzgerald wandte sich Fin­newacker zu, stand ebenfalls stramm und salutierte zackig.

»Melde dir alle zur Verfügung stehenden Chargierten wie befohlen an­getreten, Finnewacker!«

Auch der Master Sergeant grüßte korrekt und nickte dann seinem Stell­vertreter zu.

»Danke, Kleiner! Kannst ins Glied treten.«

Fitzgerald reihte sich ein.

»Rührt euch, Soldaten!«

Es gab kein Nachklappen, als die Kameraden den linken Fuß vorstellten. Finnewacker nickte zufrieden.

»Hört zu, Männer! Ich muss euch eine Meldung aus Camp Lowell weitergeben, da sie auch euch betrifft.«

Finnewacker legte eine Pause ein und sah Fitzgerald aufmunternd ni­cken. Der Commander von Fort Aldamo richtete seinen bulligen Körper kerzen­gerade auf. Dann holte er tief Atem.

»Ich werde das Kommando über Fort Aldamo abgeben, Jungs. Es wird von einem Captain Warwick übernommen. Ihm zur Seite steht ein gewisser Lieu­tenant Masterson. Die beiden Offiziere treffen schon in den nächsten Tagen hier bei uns ein.«

Nun war es heraus …

Die Chargierten standen wie er­starrt, mussten diese Nachricht erst einmal verdauen. Und Finnewacker sah den Gesichtern seiner Leute an, dass ihnen die Meldung ganz und gar nicht schmecken wollte.

Dann aber redeten die Soldaten plötzlich wild durcheinander und be­stürmten ihren Vorgesetzten mit Fra­gen. Finnewackers Augenbrauen zogen sich Unheil verkündend zusammen. Diese Art von Disziplinlosigkeit mochte er nicht, obwohl er natürlich die Auf­regung seiner Leute verstand.

»Ruhe – zum Geier!«

Die Chargierten nahmen unwillkürlich Haltung an.

»Und jetzt steht wieder bequem, verdammt noch mal!«, polterte der Commander von Fort Aldamo. »Immer der Reihe nach, Männer. Außerdem gibt’s nicht mehr viel zu sagen. Ich bleibe natürlich. Ich kann euch Hirsche doch nicht im Stich lassen. Außerdem erwarte ich von euch, dass ihr den neuen Commander voll unterstützt, so wie auch ich es tun werde.

Irgendwie raufen wir uns schon mit den beiden Offizieren zusammen. Und ich bitte mir äußerste Disziplin aus! Hier läuft alles wie am Schnürchen weiter. Wenn mich einer von euch bla­miert, dann lernt er mich kennen. Ist das in eure Köpfe hineingegangen?«

»Aye, Master Sergeant«, erklang es wie aus einem Munde.

»Gut, Männer. Das wollte ich von euch hören.«

»Sergeant Wollcram!«

»Aye, Finnewacker!«

»Wachposten auf dem Turm verdop­peln! Sofortige Meldung, sobald eine Staubwolke zu sehen ist!«

»Zu Befehl, Master Sergeant!« »Sergeant Gedder!«

»Aye, Finnewacker!«

»Großreinemachen im Fort! Ich möchte alles in bester Ordnung dem neuen Commander übergeben.«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

Der alte Haudegen wandte sich Ser­geant Kleiber zu, dem alles unterstand, was mit Küche und Verpflegung zu tun hatte.

»Reichen deine Vorräte, Dicker?«

Der dicke Küchenbulle, wie Kleiber meist von seinen Kameraden genannt wurde, nahm Haltung an – vielmehr er glaubte das zu tun. Wie immer machte er eine reichlich erbärmliche Figur. Sein kugelrunder Bauch hing wie ein Ballon über seinem Koppel.

»Yes, Finnewacker«, ächzte der Won­neproppen. »Wenn du willst, kann ich sogar ein besonders leckeres Essen für die Offiziere bereiten.«

Finnewacker schüttelte den Kopf. »Mätzchen dieser Art fangen wir gar nicht erst an«, murrte er. »Wenigstens nicht, bis ein gegenteiliger Befehl vom Captain kommt. Seitdem ich hier in Fort Aldamo bin, erhalten Chargierte und Strafsoldaten das gleiche Essen.«

Sergeant Kleiber zuckte mit den Schultern.

»Zu Befehl, Finnewacker«, rief er dann, als er den verweisenden Blick seines Vorgesetzten sah.

»Abtreten, Männer! Alles nimmt seinen gewohnten Gang. Reißt euch am Riemen, Leute. Ab durch die Mitte!«

Die Soldaten stürmten davon.

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 55. Bastei Verlag. Köln. 12.12.2017