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Felsenherz der Trapper – Teil 14.5

Felsenherz der Trapper
Selbst Erlebtes aus den Indianergebieten erzählt von Kapitän William Käbler
Erstveröffentlichung im Verlag moderner Lektüre GmbH, Berlin, 1922
Band 14
Tom Brack, der schwarze Häuptling
Fünftes Kapitel

Der Durchbruch

Drei Stunden später kam die Nacht herbei.

Im Osten bildete die Savanne noch immer ihr ungeheures Flammenmeer, noch immer brannte das Kakteenfeld.

Der Himmel erstrahlte über dem lohenden Teil der Llano in leuchtendem Rot. So viel Licht gaben diese brennenden, nach vielen Tausenden zählenden Wüstenpflanzen ab, dass sogar die kleine Wagenburg des alten Webermeisters Döring und seiner Verbündeten hell davon beschienen wurde.

Es war jetzt zehn Uhr abends. Chokariga und der älteste Sohn des Greises, eine kraftstrotzende, dunkelbärtige Gestalt, standen nebeneinander hinter dem Kakteenverhau, der die Lücke zwischen zwei Wagen ausfüllte. Einen vollen Ringverhau um die Wagen herzustellen, war nicht mehr möglich gewesen, weil die Apachen plötzlich von allen Seiten zu Pferde angegriffen hatten. Doch sie waren blutig zurückgeschlagen worden. Die deutschen Auswanderer und die Schwarzen, ebenso der Comanchenhäuptling hatten die Anstürmenden mit einer solchen Kugelsaat empfangen, dass etwa zwanzig Apachen tot oder schwer verwundet liegen blieben. Die Übrigen waren auf ein Signal des Oberhäuptlings, des Schnellen Büffels, umgekehrt und bildeten nun in einer Entfernung von vielleicht zweihundert Meilen einen dichten Kreis um die Wagenburg.

Otto Döring, des Greises Ältester, sagte soeben zu dem Häuptling: »Ihr glaubt also, Schwarzer Panther, dass die Apachen während der Nacht den Angriff wiederholen werden?«

Chokariga deutete nach Osten. »Das Blassgesicht wird sehen, wie dort links von dem brennenden Feld die Sterne immer mehr verschwinden. Es zieht sich dort Gewölk zusammen. Noch vor Mitternacht hallt Manitus Donner über die Llano. Und mit den Blitzen wird auch eine Menge Wasser aus den Wolken herabkommen. Dann wird tiefste Finsternis die Erde bedecken, und die Hunde der Apachen kommen herangeschlichen wie die Wölfe, die im Schneesturm raubgierig einen einzelnen Büffel überfallen. Die Büchsenkugel nützt nichts in der Finsternis.«

Der Deutsche seufzte schwer. »Ihr haltet uns also für verloren?«, fragte er beklommen.

Chokariga schwieg erst. Dann erwiderte er: »Ich wünschte, mein Bruder Felsenherz wäre bei uns! Meines Bruders Kopf ist mehr wert als hundert Büchsen. Felsenherz hat noch stets eine List ersonnen, die es uns leicht machte, den Apachen zu entgehen.«

Zu derselben Zeit saß der Oberhäuptling der Apachen vor dem Eingang seines Lederzeltes, das seine Krieger ihm in einer Talmulde nach Norden zu errichtet hatten.

Ein kleines Feuer beleuchtete das wilde, dick mit den Kriegsfarben bemalte Gesicht des Schnellen Büffels und ebenso das bleiche Antlitz eines Weißen, der an der anderen Seite des Feuers gefesselt saß und um den Kopf einen Verband trug.

Dieser Mann war kein anderer als der reiche Plantagenbesitzer Howard Glaynbourg.

Er war gefesselt. Er war jetzt nicht mehr der Verbündete des Schnellen Büffels, der über die Flucht Felsenherz’ und Chokarigas so ergrimmt gewesen war, dass er Glaynbourg und die anderen Überlebenden der Menschenjäger sofort hatte binden lassen, als er mit ihnen in jenem Canyon, wo der schwarze Tom dem verhassten Sklavenbesitzer das Leben geschenkt, aber die Ohren genommen hatte, wieder zusammentraf.

Des Oberhäuptlings finsterer Blick ruhte fest auf dem verstörten Gesicht Glaynbourgs.

»Noch eine Stunde, dann werden die zehn Bleichgesichter die Wagen angreifen«, sagte er jetzt. »Und die Apachen werden dicht hinter ihnen bleiben. So werden die Kugeln der Verteidiger dich und die deinen treffen und meine Krieger können sich leichter einen Weg in die Wagenfestung bahnen.«

Glaynbourg rannen Schweißperlen über die Stirn. »Der Schnelle Büffel soll hundert Flinten erhalten, wenn er mich schont!«, stieß er voller Angst hervor. Ich bin so reich, dass ich jeden Wunsch des Schnellen Büffels erfüllen kann. Ich werde die Flinten …«

Der Oberhäuptling spie ihm ins Gesicht. »Hund, schweig!«, rief er verächtlich. »Du verrätst deine Freunde, deine Leute! Deine Zunge kennt nichts als Lügen. Du wirst in dieser Nacht sterben!«

»Und das Gold im Apachensee?«, meinte Glaynbourg rasch. »Glaubt der Schnelle Büffel, es ohne unsere Hilfe bergen zu können? Will der Schnelle Büffel warten, bis Felsenherz es sich holt, der vorhin mit Tom Brack entfloh und das Kakteenfeld anzündete? Soll das Gold den Apachen genommen werden? Nur wir Weißen verstehen es, Schätze aus der Wassertiefe herauszuholen!«

Der Oberhäuptling stierte wortlos in die Flammen. Er schien zu überlegen. Dann fragte er: »Wie willst du mir die hundert Flinten beschaffen?«

»Schicke den alten Ben mit einem Brief zu meiner Plantage, den ich an meinen Oberaufseher schreiben werde«, erklärte Glaynbourg rasch. »Ich will solange dein Gefangener sein, bis Ben mit den Flinten wieder zurück ist.«

»Und – wirst du allein das Mittel finden, wie man das Gold bergen kann?«

»Ja – ich finde es! Bringe mich nur an den See! Meine anderen Gefährten magst du meinetwegen als Kugelfang für deine Krieger benutzen!«

Der Schnelle Büffel rief einen der sechs Apachen herbei, die kaum zehn Schritt weiter die Gefangenen bewachten.

In dieser tiefen Talmulde befanden sich nur diese sechs Wächter, der Oberhäuptling und die gefesselten Weißen.

»Hole Ben herbei!«, befahl der Schnelle Büffel dem Krieger.

Gleich darauf saß auch Ben neben dem Feuer.

Der alte Trapper war heute völlig nüchtern. Und in nüchternem Zustand war er ein ganz anderer Mensch. Dann schwiegen all seine schlechten Instinkte. Dann besann er sich darauf, dass er einst als Trapper einen berühmten Namen gehabt hatte, dann kam die Reue, weil er sich durch Trunk die Achtung aller verscherzt hatte.

Als Glaynbourg ihm nun mitteilte, dass der Schnelle Büffel sie beide nicht durch die Kugeln der Verteidiger der Wagenburg hinmähen lassen wolle, da geschah etwas, das der verräterische Sklavenhalter nie erwartet hatte.

Ben rückte von ihm ab, spie ihm vor die Füße und rief empört: »Ah – Ihr seid ja ein schlimmerer Schurke, als ich es mir je denken konnte! Pfui Teufel – also Eure Freunde wollt Ihr preisgeben und das eigene Fell in Sicherheit bringen! Nein, Master, da mache ich nicht mit! Ich fürchte den Tod nicht! Ich habe seit vorgestern zum Glück keinen Tropfen Brandy mehr über die Lippen gebracht! Dann bin ich kein Schuft, Master, kein Schuft wie Ihr!«

Der Schnelle Büffel hatte diese Szene still beobachtet. »Ben wird noch in dieser Nacht sterben!«, sagte er jetzt kurz. »Das Blassgesicht ohne Ohren mag einen anderen …«

In diesem Augenblick ereignete sich etwas so Unerwartetes, dass weder Glaynbourg noch der alte Trapper recht begriffen, was hier vorging.

Der Oherhäuptling war nämlich mit einem Mal hintenüber gesunken und dann wie durch Zauberei ebenso blitzschnell in seinem Zelt verschwunden.

»Verdammt – was bedeutet das?«, brummte Ben.

Doch – dann war ihm schon ein Licht aufgegangen, dann flüsterte er Glaynbourg zu: »Still – die Wächter dürfen nichts merken! Das war Felsenherz! Er ist von hinten an das Zelt herangekrochen, steckt jetzt im Zelt und hat den Oberhäuptling mit dem Lasso hineingeschleift, hat ihn halb erwürgt!«

Da – die leise Stimme des berühmten Jägers.

»Ben, ruft zwei Apachen herbei! Tut so, als säße der Schnelle Büffel hier im Zelt und als wollte er die beiden sprechen!«

Ben verstand. Die beiden Wächter kamen sofort und traten auch tief gebückt in das dunkle Zelt ein, wo zwei Fausthiebe Felsenherz’ sie lautlos stumm machten.

Dann warf der blonde Trapper dem alten Ben sein Jagdmesser zu, und diesen wusste es auch trotz der auf den Rücken gefesselten Hände zu ergreifen und unauffällig die Riemen Glaynbourgs zu durchschneiden, worauf dieser ihm denselben Dienst erwies.

Bisher waren die übrigen vier Wächter in keiner Weise misstrauisch geworden. Jetzt aber schlenderte einer von ihnen, dem es auffällig erschien, dass der Schnelle Büffel und die beiden anderen Krieger noch immer im Zelt blieben, langsam herbei.

Ben und Glaynbourg taten, als wären sie noch gefesselt. Der Apache machte vor dem Feuer halt und rief leise in das Zelt hinein.

»Was gibt es? Weshalb …«

Da – eine Lassoschlinge war ihm schon über den Kopf geglitten.

Er wurde niedergerissen, ins Zelt gezerrt.

All das ging so blitzschnell, dass die drei anderen Wächter noch starr zu der leeren Stelle hinstierten, als sich hinter ihnen Tom Bracks muskulöse Gestalt aufrichtete und den Kolben seiner Büchse zweimal niedersausen ließ.

Der dritte Apache war herumgefahren, wollte jetzt fliehen, wollte einen Alarmruf ausstoßen.

Felsenherz hatte schon mit ein paar Riesensätzen sich vorwärtsgeschnellt, schlug mit der geballten Faust zu.

Auch der letzte Wächter knickte bewusstlos um.

Im Nu wurden jetzt die Fesseln der Gefangenen zerschnitten, im Nu erhielten die Befreiten kurze Anweisungen von Felsenherz, was weiter zu geschehen hätte.

Tom kroch voran die Böschung der Talmulde empor. Ihm folgten Ben und die anderen. Dann kam als Letzter Felsenherz, der den gefesselten und geknebelten Oberhäuptling hinter sich herschleppte.

Oben am Rand des Talkessels wuchsen reihenweise Kakteenstauden. Im Schutz dieses Gestrüpps bewegte sich die menschliche Schlange weiter dem nächsten, größeren Tal zu, wo die Mustangs der Apachen standen. Gegen dreihundert Pferde waren hier vereint. Acht Krieger hatten die Tiere bewacht. Aber diese acht Wächter waren vor kaum einer halben Stunde einer nach dem anderen von Felsenherz und Tom unschädlich gemacht worden, lagen nun wehrlos mit Knebeln im Mund und gebunden in einem nahen Kakteengestrüpp.

Chokariga und des Webermeisters Ältester standen noch hinter dem Verhau, als einer der Neger vom Dach eines Wagens herabrief: »Oh – Pferde – alles Pferde – und Tom voran! Da – sie kommen angaloppiert! Da – die Apachen schießen auf sie!«

Das Geknatter der Schüsse verstummte bald wieder, denn gegenüber dieser heranstürmenden Masse von Pferden war der Ring der Rothäute zu schwach.

Gleich darauf waren die Flüchtlinge sämtlich wohlbehalten vor der Wagenburg angekommen.

Felsenherz hatte den Schnellen Büffel vor sich auf dem Sattel liegen, befahl jetzt: »Rasch – bespannt die Wagen! Immer zwanzig Mustangs vor jeden!«

Glaynbourg und seine Leute waren mit die Eifrigsten, achteten nicht auf die spöttischen Bemerkungen der Neger, deren Verbündete sie nun geworden waren.

Die Apachen draußen hatten längst erkannt, was hier vorgefallen war, hatten zuerst vorstürmen wollen, mussten aber entsetzen, dass sie jetzt ohne ihre Pferde kaum etwas ausrichten konnten.

Dann war auch schon Felsenherz auf sie zugeschritten, hatte gerufen: »Krieger der Apachen, der Schnelle Büffel ist in meiner Gewalt! Sobald ihr uns angreift, wird euer Oberhäuptling seinen Skalp verlieren!«

Das Wutgeheul der Rothäute mischte sich in das ferne Grollen des nahenden Gewitters.

Die Feuersbrunst der Kakteenfelder wurde schwächer. Kaum fünf Minuten später, als die Dunkelheit bereits die Savanne mit dichten Schleiern umhüllte, als der Feuerschein immer mehr verglomm und die ersten Blitze über die schwarze Wolkenwand hinzuckten, setzten sich die vier Wagen zu zweien nebeneinander in Bewegung.

Ein Kreis von Reitern und Mustangs umgab sie.

Erst im Trab, dann im Galopp ging es nach Süden zu.

Die Apachen wichen zur Seite.

Sie wagten nicht zu schießen, sie hätten nur ihre eigenen Pferde getroffen. Außerdem pfiffen ihnen auch die Kugeln der Begleiter des Wagenzuges warnend um die Ohren.

So jagten die Wagen in die Nacht hinaus. Als man erst ein paar Hundert Meilen zurückgelegt hatte, als man jetzt nur noch die hundert Krieger starke Abteilung, von der Felsenherz und Tom verfolgt worden waren, zu fürchten hatte, als nun auch der Regen begann und die Dunkelheit lediglich durch die Blitze mitunter erhellt wurde, da übernahm der ortskundige Comanchenhäuptling die Führung und leitete Wagen, Reiter und die Trupps der ledigen Mustangs im Bogen nach Westen in einen felsigen, breiten Canyon, wo man selbst vor den hundert Apachen in Sicherheit war.

Dieser Regen war wie eine Sintflut, wischte selbst die Spuren der Wagenräder hinweg und füllte sämtliche Wasserschläuche und Wasserfässer der Auswanderer aufs Neue.

Freilich – etwas hatte die Familie Döring bei diesem kühnen Durchbruch durch den Ring der Rothäute doch eingebüßt: die zehn Zugochsen und die vier Milchkühe, die drüben in Arizona den Viehbestand der neuen Farm hatten begründen sollen. Als der alte Webermeister dies jetzt erwähnte, war auch Felsenherz hinzugekommen und meinte tröstend: »Landsmann, wir konnten die schwerfälligen Kühe und Ochsen nicht mitnehmen. Lasst deshalb den Kopf nicht hängen. Wir werden Euch die Tiere ersetzen. Weiter im Süden habe ich einen Bekannten, der Eigentümer einer großen Hazienda ist. Ihm kommt es auf ein Dutzend Rinder nicht an.«

Als der Morgen graute, näherte sich der Zug bereits dem Pecos, der am Westrand der Liano Estacado entlangfließt. Das Landschaftsbild änderte sich.

Die ersten Buschstreifen, Baumgruppen und grünen Rasenflächen tauchten auf. Bald erreichte man auch die bewaldeten Berge, zwischen denen der Pecos stellenweise dahinströmt.

Hier, wo jenseits des Flusses in den Andreas-Bergen die Mescaleros, ein Unterstamm der Apachen, ihre Dörfer hatten, war nun wieder die allergrößte Vorsicht geboten.

Ben, der alte Trapper, dem Felsenherz und der Comanche nun völlig verziehen hatten, und der sich von Glaynbourg und den anderen Menschenjägern absichtlich fernhielt, ritt jetzt mit Tom und Felsenherz weit voraus, um den Wagenzug vor jeder zufälligen Begegnung mit Mescaleros zu schützen.

Felsenherz hatte bereits mit Chokariga besprochen, was mit dem Plantagenbesitzer und seinen Leuten geschehen solle. Man wollte für sie und ihre Pferde am Pecosufer ein großes Baumfloß bauen, wollte ihnen zwei Gewehre und Munition mitgeben und ihnen nahelegen, den Pecos flussabwärts bis zu den ersten Ansiedlungen zu fahren, von wo sie dann in ihre Heimat zurückkehren konnten.

Der Schnelle Büffel aber sollte erst freigelassen werden, nachdem man mithilfe der Auswanderer und Toms die Schätze des Apachensees geborgen hatte.

Unbehelligt kamen Felsenherz, Ben und Tom bis in den Uferwald des Pecos. Hier stieß man an der Spitze einer kleinen Halbinsel auf eine Ansammlung angetriebener Urwaldriesen, die sich unschwer zu einem Floß verreinigen ließen. Bald waren auch die Wagen zur Stelle, und gegen zehn Uhr vormittags mussten dann Glaynbourg und seine Begleiter das Floß besteigen und es mithilfe der langen Stoßstangen in die Strömung bringen.

Der Plantagenbesitzer hatte sich bisher alle Mühe gegeben, seinen heimlichen Hass gegen seine Retter, insbesondere gegen Felsenherz und Tom, zu verbergen. Erst als das Floß nun eilends von der Strömung entführt wurde, ließ er die Maske fallen, hob drohend die Faust gegen die Zurückbleibenden und brüllte: »Ihr sollt an uns denken! Wir sehen uns wieder!«

Tom schwenkte lachend seinen Hut. »Ihr seid ein Großmaul, Massa«, rief er zurück. »Sollten wir uns je wiedersehen, wird es Euch noch die Nase kosten!«

Da – von den Wagen her eine andere Stimme, die eines der Kinder der Familie Döring.

»Der Häuptling ist entflohen! Seine Riemen sind zerschnitten!«

Man hatte den Schnellen Büffel in einem der Wagen an eine Kiste festgebunden gehabt. Als Felsenherz und der Comanche hinzusprangen, in den Wagen kletterten und die Riemen untersuchten, stellte sich tatsächlich heraus, dass irgendjemand dem Apachen zur Flucht verholten haben musste. Dies konnte nur Glaynbourg gewesen sein.

Außerdem entdeckte man aber noch etwas anderes: Der Oberhäuptling hatte nicht nur zwei Doppelbüchsen, zwei Pulverhörner und die nötigen Kugeln mitgehen lassen, sondern auch die beiden Neger, die die Mustangs in einem Ufertal bewacht hatten, erstochen und zehn Mustangs mitgenommen.

Seine Flucht konnte erst vor wenigen Minuten während der Einschiffung Glaynbourgs erfolgt sein. Sie war für Felsenherz und seine Freunde insofern recht unangenehm, als man jetzt damit rechnen musste, die Apachen sehr bald wieder hinter sich zu haben. Eine Verfolgung des Schnellen Büffels oder Glaynbourgs musste unterbleiben, weil man dadurch nur Zeit verloren hätte und weil es auch sehr fraglich war, ob man sie noch erwischen konnte.

Nach kurzer Beratung begann man daher mit dem Bau eines zweiten Floßes, das in Rücksicht auf das Gewicht der Wagen und Pferde aus mehreren Schichten von Baumstämmen bestehen und recht groß sein musste.

Erst gegen drei Uhr nachmittags konnten die Wagen und alles Übrige auf das Floß verladen werden.

Das schwerfällige, lang gestreckte Fahrzeug setzte sich dann allmählich in Bewegung. Die Strömung des Pecos ist an manchen Stellen, wo die felsigen Ufer dichter zusammentreten, so rasend, dass es schon einer großen Geschicklichkeit bedarf, ein Floß glücklich an den im Strombett liegenden Felsen und Inselchen vorüberzulenken. Jedenfalls war die Fahrt stromabwärts überreich an aufregenden Zwischenfällen, und besonders nach Dunkelwerden hätten Felsenherz und seine Freunde ständig aufs Schärfste aufzupassen, um einen Anprall gegen eines der Hindernisse zu vermeiden.

Von den Apachenmustangs hatte man als Zugtiere nur acht, zwei für jeden Wagen, mitgenommen. Die anderen waren vor der Abfahrt in den Wald getrieben worden.

Kurz vor Tagesanbruch, als Felsenherz und Chokariga sich gerade zum Schlafen niedergelegt hatten, ereignete sich dann ein Zwischenfall, der die beiden Westmänner zu neuen raschen Entschlüssen zwang. Plötzlich erhielt das Floß einen so starken Stoß, dass ein Teil der nur durch Baststreifen zusammengebundenen Stämme losgerissen wurde.

Ein unter der Wasseroberfläche liegender Felsblock war schuld an diesem Unheil. Das so schwer beladene Floß begann jetzt zu sinken. Im Nu waren jedoch Felsenherz und der Comanche wieder munter geworden und ebenso schnell ließ der blonde Trapper die vier Wagen kurzerhand in den Fluss rollen, wo sie samt der Habe der Auswanderer rasch versanken.

Die Hauptsache blieb, dass das auf diese Weise erleichterte Floß sich wieder hob und die Menschen und Pferde noch bis ans Westufer trug, bevor es sich völlig auflöste.