Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Curumilla – Zweites Buch, Kapitel 4

Gustave Aimard
Curumilla
Zweites Buch
Eine Abenteuergeschichte aus dem Jahr 1861
Kapitel 4 – Der Pater Seraphin

Dona Angela war aus dem Schlaf erwacht. Ein vorwitziger Sonnenstrahl stahl sich auf ihr Gesicht und weckte sie.

Sie ruhte halb liegend in ihrer Hängematte, während sie den Kopf mit ihrem rechten Arm stützte, und betrachtete nachdenklich den Pantoffel aus Schweinsleder, der sich an der Spitze ihres zierlichen Fußes wiegte, welchen sie nachlässig hin und her bewegte.

Violanta, ihre Zofe, saß zu ihren Füßen auf einem Equipal und war damit beschäftigt, mehrere Gegenstände zu ordnen, deren ihre Herrin beim Ankleiden bedurfte.

Dona Angela schüttelte ihre Trägheit ab, und ein Lächeln flog über ihre rosigen Lippen.

»Heute!«, murmelte sie mit einer selbstgefälligen Kopfbewegung.

Dieses einzige Wort war der Inbegriff der Gedanken des jungen Mädchens. Ihr Glück, ihre Liebe, ihre Freude, ihr ganzes Leben war darin enthalten.

Sie verfiel von Neuem in ihre Träumereien und duldete fast unbewusst die zarten und eifrigen Dienstleistungen ihrer Zofe.

Plötzlich ließen sich Tritte von außen vernehmen und Dona Angela blickte hastig auf.

»Es kommt jemand«, sagte sie.

Violanta ging hinaus, kehrte aber sogleich wieder zurück.

»Nun?«

»Don Cornelio bittet um die Erlaubnis, zwei Worte mit der Señorita zu sprechen«, antwortete die Zofe.

Das junge Mädchen runzelte die Brauen und sah gelangweilt aus. »Was will er denn schon wieder?«, fragte sie.

»Ich weiß nicht.«

»Der Mann ist mir besonders unangenehm.«

»Ich will ihm sagen, dass Sie ihn nicht begrüßen können.«

»Nein«, erwiderte sie rasch, »lass ihn eintreten.«

»Warum, wenn er Ihnen unangenehm ist?«

»Ich will ihn lieber sehen, obgleich ich eine unerklärliche Angst vor ihm habe.«

Die Zofe errötete, wandte den Kopf ab, fasste sich aber gleich und sagte: »Er ist aber Ihnen und Don Louis sehr treu ergeben.«

»Glaubst du?«, erwiderte sie, dem Mädchen einen durchdringenden Blick zuwerfend.

»Ich vermute es, weil er sich bisher ganz ehrlich benommen hat.«

»Ja«, murmelte sie nachdenklich, »trotzdem flüstert mir eine innere Stimme zu, dass mich der Mann hasst. Sein Anblick flößt mir unwillkürlich Widerwillen ein. Ich kann das sonderbare, unerklärliche Gefühl nicht begreifen, denn obgleich alles dagegen zu sprechen scheint, liegt doch etwas in seinem Blick, was mir einen unüberwindlichen Schrecken einflößt. Das Einzige, was ein Mensch nicht vor mir verbergen kann, ist der Ausdruck seines Blickes, denn darin spiegelt sich die Seele. Gott hat es so angeordnet, damit wir unsere Feinde erkennen und uns vor ihnen hüten können. Er wird aber ungeduldig werden, lass ihn eintreten.«

Violanta beeilte sich, dem Befehl ihrer Herrin Folge zu leisten. Don Cornelio trat mit lächelnder Miene ein.

»Señorita«, sagte er mit einer Verbeugung, welche das junge Mädchen erwiderte, ohne ihre Hängematte zu verlassen. »Verzeiht mir, dass ich es wage, Ihre Einsamkeit zu stören. Ein würdiger Priester, ein französischer Missionar, bittet um die Vergünstigung, sich einige Augenblicke mit Ihnen zu unterhalten.«

»Wie heißt der Missionar, Señor Don Cornelio?«

»Es ist, wie ich glaube, der Pater Seraphin, Señorita.«

»Warum wendet er sich nicht an Don Louis?«

»Das wollte er anfangs auch tun.«

»Nun?«

»Aber«, fuhr Don Cornelio fort, »Don Louis hat das Lager bereits vor Tagesanbruch verlassen. Don Valentin hat ihn begleitet und beide sind, obwohl es beinahe Mittag ist, noch nicht zurückgekehrt.«

»So, wohin hat sich denn Don Louis gewendet? Wohin ist er denn so zeitig gegangen.«

»Das kann ich nicht zu sagen, ich habe nur gesehen, dass sie die Richtung nach la Magdalena einschlugen.«

»Sollte etwas Neues vorgefallen sein?«

»Nicht, dass ich wüsste, Señorita.«

Es entstand eine Pause. Dona Angela war nachdenklich geworden. Endlich fuhr sie fort: »Können Sie sich nicht vorstellen, Don Cornelio, was jener Missionar begehrt?«

»Keineswegs, Señorita.«

»Bitten Sie ihn einzutreten, es soll mich freuen, ihn zu sehen und mit ihm zu sprechen.«

Violanta öffnete, ohne Don Cornelio Zeit zu einer Antwort zu lassen, den Türvorhang des Zeltes und sagte: »Treten Sie ein, mein Vater.«

Der Missionar erschien.

Dona Angela begrüßte ihn ehrerbietig und bot ihm einen Sessel an.

»Sie wünschen mit mir zusprechen, mein Vater?«, sagte sie.

»Ja, Fräulein«, antwortete er mit einer Verbeugung.

»Ich bin bereit, Sie anzuhören.«

Der Missionar blickte sich um, was Don Cornelio und die Zofe für einen Wink hielten, sich zu entfernen.

»Darf das, was Sie mir zu sagen haben, nicht von dem jungen Mädchen gehört werden, das mir treu ergeben ist?«

»Es soll mich Gott bewahren, Fräulein, zu versuchen, Ihr Vertrauen zu jenem Kind zu erschüttern, doch erlaube ich mir, Ihnen einen Rat, zu geben.«

»Ich höre.«

»Es ist mitunter gefährlich, Bedienstete in sein engstes Vertrauen zu ziehen.«

»Das kann im Grunde wahr sein, mein Vater, und ich will es nicht bestreiten. Wollen Sie mir gefälligst den Zweck Ihres Besuches erklären?«

»Ich bedaure zu tiefst, mein Fräulein, Sie verletzt zu haben. Verzeihen Sie mir die Bemerkung, welche Ihnen unberechtigt erscheint, und gebe Gott, dass ich mich getäuscht haben möge.«

»Nein, mein Vater. Ihre Bemerkung ist mir keineswegs unberechtigt erschienen, ich bin nur ein verzogenes Kind und es ist an mir, mich bei Ihnen zu entschuldigen.«

In dem Augenblick ertönte Hufschlag im Lager.

Die Zofe öffnete den Vorhang.

»Don Louis kommt an«, sagte sie.

»Er soll augenblicklich zu mir kommen!«, rief Dona Angela aus.

Der Missionar folgte ihr mit einem Blick der innigsten Teilnahme.

Einige Augenblicke später traten Don Louis und Valentin in den Jacal.

Der Jäger trat zu dem Missionar und drückte ihm herzlich die Hand.

»Kommen Sie im Auftrag des Generals, mein Vater«, fragte der Graf eifrig.

»Nein, Graf«, antwortete er, »der General weiß nicht, dass ich hier bin. Hätte er es gewusst, so würde er sich meiner Absicht wahrscheinlich widersetzt haben.«

»Was wollen Sie damit sagen? Reden Sie, um Gottes willen.«

»Ich werde leider genötigt sein, Ihre Unruhe und Sorge noch zu erhöhen. Der General Guerrero hat niemals die Absicht gehabt, Ihnen die Hand seiner Tochter zuzusagen. Mein Amt hindert mich, Ihnen zu hinterbringen, was ich gesehen und gehört habe. Ich bin aber Franzose, mein Herr, und Ihr Landsmann, und halte es daher für meine Pflicht, Ihnen zu eröffnen, dass der Verrat Sie von allen Seiten umgibt. Der General sucht Sie durch täuschende Versprechungen sicher zu machen, damit er Sie überfallen und vernichten könne.«

Don Louis senkte den Kopf auf die Brust. »In welcher Absicht sind Sie denn hergekommen, mein Herr?«, fragte er nach einer Pause.

»Das will ich Ihnen sagen. Der General versucht Ihnen seine Tochter wieder zu entführen. Und zu diesem Zweck sind ihm alle Mittel recht. Erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, dass unter den gegenwärtigen Umständen die Gegenwart des Fräuleins Ihre Lage nicht nur gefährlicher macht, sondern auch den Ruf desselben unwiederbringlich vernichtet.«

»Mein Herr«, rief der Graf aus.

»Geruhen Sie mich ausreden zu lassen«, fuhr der Missionar kaltblütig fort. »Ich ziehe hier weder die Ehre des Fräuleins noch die Ihrige in Zweifel. Sie werden sich aber doch gewiss nicht beikommen lassen, Ihre Feinde zum Schweigen zwingen zu wollen und die Flut von Schmähungen aufzuhalten, welche man über Sie beide ergießt. Ihr Benehmen ist leider geeignet, den bösen Zungen scheinbar Recht zu geben.«

»Was ist zu tun? Welchen Weg sollen wir einschlagen?«

»Es gibt ein Mittel, Ihnen zu helfen.«

»Reden Sie, mein Vater.«

»Ich schlage Ihnen Folgendes vor: Sie gedenken das Fräulein zu heiraten?«

»Gewiss, es ist, wie Sie wissen, mein sehnlichster Wunsch.«

»Lassen Sie mich ausreden. Die Trauung darf nicht hier stattfinden. Eine solche Handlung soll nicht in der Mitte eines Lagers von Abenteurern, im Stillen und fast ohne Zeugen vollzogen werden, das wäre leichtsinnig.«

»Aber …«

»Nur wenn die Trauung in einer Stadt am hellerlichten Tag vor den Augen des versammelten Volkes beim Geläut aller Glocken stattfindet, werden die Leute überzeugt sein, dass sie gesetzmäßig vollzogen wurde.«

»Ja«, bemerkte Valentin, »Pater Seraphin hat recht. Dann heiratet Dona Angela auch keinen elenden Räuber mehr, sondern einen Eroberer, der seine Bedingungen stellen darf. Sie wird nicht die Frau eines Abenteurers, sondern die Gefährtin des Befreiers von Sonora. Und diejenigen, welche ihn heute tadeln, werden die Ersten sein, ihm zu huldigen.«

»Ja, ja, das ist wahr«, rief das junge Mädchen mit Wärme aus, »ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind, mein Vater. Ich erkenne deutlich meine Pflicht und werde sie erfüllen. Wer wird es wagen, den Ruf derjenigen anzufechten, die den Retter ihres Vaterlandes geheiratet hat.«

»Aber«, fuhr der Graf fort, »dieses Mittel ist nur ein Palliatik. Die Trauung kann noch nicht stattfinden. Und es vergehen vielleicht vierzehn Tage oder ein Monat, ehe ich mich einer Stadt bemächtigt habe. Dona Angela wird inzwischen genötigt sein, wie bisher in meinem Lager zu bleiben.«

Aller Augen hefteten sich voll Spannung auf den Missionar.

»Nein«, sagte er, »wenn mir das Fräulein erlauben will, Ihr ein Obdach anzubieten.«

»Ein Obdach«, sagte sie mit fragendem Blick.

»Ein sehr niedriges und armes Dach, das Ihrer sicherlich nicht würdig ist«, fuhr er fort, »doch werden sie dort wenigstens in Sicherheit sein. Sie können im Kreis einer ehrenhaften und guten Familie leben, die es sich zur Ehre schätzen wird, Sie bei sich zu sehen.«

»Ist der Zufluchtsort, welchen Sie mir bieten, mein Vater, sehr weit entfernt von hier?«, fragte das junge Mädchen lebhaft.

»Kaum 25 Meilen, und er liegt an der Straße, durch welche die französischen Truppen ziehen müssen, um in das Innere Sonoras zu dringen.«

Dona Angela lächelte schelmisch, als sie sah, dass sie der gute Wächter so richtig verstanden hatte.

»Hören Sie, mein Vater«, sagte sie mit der Entschlossenheit, die ein Grundzug Ihres Charakters war. »Ihr Ruf ist schon lange zu mir gedrungen. Ich weiß, dass Sie ein frommer Mann sind. Und selbst wenn das nicht der Fall wäre, so würde die Freundschaft und Achtung, welche Don Valentin für Sie an den Tag legt, mir eine hinreichende Gewährleistung sein. Ich vertraue mich Ihnen an, denn ich sehe selbst ein, wie unpassend derzeit meine Gegenwart im Lager ist. Verfügen Sie über mich, ich bin bereit, Ihnen zu folgen.«

»Mein Kind«, antwortete der Missionar liebenswürdig, »Gott selbst gibt Ihnen diesen Entschluss ein. Der Schmerz, welcher Ihnen die kurze Trennung bereiten wird, kann nur dazu beitragen, das Glück eines Bundes zu erhöhen, welchen sich niemand mehr zu widersetzen wagen wird. Sie stellen sich dadurch nicht nur in der öffentlichen Meinung wieder her, welche stets unserer Berücksichtigung wert ist, sondern verleihen Ihrem Namen einen Glanz, den man vergebens bemüht sein wird, zu vernichten.«

»Gehen Sie, da es sein muss, Dona Angela«, sagte der Graf. »Ich übergehe Sie der Obhut des guten Priesters, schwöre aber bei Gott, dass unsere Trennung kaum vierzehn Tage dauern soll.«

»Ich nehme Sie beim Wort, Don Louis. Diese Aussicht wird dazu beitragen, mir die Schmerzen der Trennung zu versüßen.«

»Wann denken Sie abzureisen?«, fragte Valentin.

»Sofort!«, rief das junge Mädchen aus. »Sowohl der Schmerz als die Freude sollen nicht verschoben werden. Da die Trennung unvermeidlich ist, so wollen wir den Abschied nicht zu lang hinauszögern.«

»Gut gesprochen«, sagte Valentin. »Ich komme bei Gott auf das zurück, was ich früher sagte, Dona Angela, dass Sie nicht nur ein starkes, sondern ein edles und großherziges Mädchen sind. Ich liebe Sie wahrhaftig wie eine Schwester.«

Dona Angela konnte sich nicht enthalten, über die Begeisterung des Jägers zu lächeln.

Letzterer fuhr fort: »Teufel! Wir haben ja nicht bedacht, dass Sie Schutz haben müssen …«

»Wozu?«, fragte der Priester ruhig.

»Sie sind wahrhaftig unbezahlbar, müssen wir sie nicht gegen die Marodeure der feindlichen Armee beschützen?«

»Lieber Freund, die Achtung aller wird uns stets und überall besser schützen, als die stärkste Bewachung, welche uns obendrein vielleicht Verlegenheiten bereiten dürfte.«

»Für Ihre Person haben Sie recht, mein Vater. Bedenken Sie aber, dass Sie mit zwei Frauen reisen, die man unter allen Umständen sofort wiedererkennen wird.«

»Das ist wahr«, sagte er unbefangen, »daran hatte ich nicht gedacht.«

»Was ist da zu tun?«

Dona Angela fing an zu lachen: »Da sind Sie ja wegen einer Kleinigkeit in einer argen Klemme, meine Herren. Der ehrwürdige Vater hat ja eben selbst gesagt, dass sein priesterliches Kleid der beste Schutz sein wird, der überall geachtet ist.«

»Das ist wahr«, bestätigte der Missionar.

»Nun, das ist doch sehr einfach. Kann ich und meine Zofe nicht ein Novizenkleid anlegen, unter welchem wir so gut verborgen sein werden, dass uns niemand erkennen kann?«

Pater Seraphin schien sich eine Zeit lang zu bedenken. »Ich wüsste nichts Erhebliches dagegen einzuwenden«, sagte er endlich. »Bei dieser Gelegenheit wäre es zu entschuldigen, weil es zu einem guten Zweck geschieht.«

»Wo finden wir aber die notwendige Kleidung?«, wandte der Graf halb ernst, halb lachend ein. »Ich muss bekennen, dass in meinem Lager dergleichen nicht vorrätig ist.«

»Das werde ich besorgen«, sagte Valentin. »Ich schicke einen zuverlässigen Mann nach la Magdalena, der in höchstens einer Stunde wieder da sein wird. Während der Zeit kann Dona Angela die Vorbereitungen zu ihrer Abreise treffen.«

Niemand hatte etwas einzuwenden, und die Männer ließen das junge Mädchen allein.

Nach kaum einer Stunde stiegen Dona Angela und Violanta, in die Mönchskleidung gehüllt, welche Don Cornelio im Pueblo gekauft hatte, und das Gesicht unter breitkrempigen Hüten verborgen, auf ihre Pferde, nachdem sie einen herzlichen Abschied von ihren Freunden genommen hatten, und verließen das Lager in Begleitung des Paters Seraphin.

Violanta und Don Cornelio wechselten bei der Trennung einen Blick, der Don Louis und Valentin sehr aufgefallen sein würde, wenn sie ihn bemerkt hätten.

»Ich bin nicht ohne Sorge«, murmelte Don Louis und schüttelte traurig den Kopf. »Ein Priester ist in der gegenwärtigen Zeit ein sehr schwacher Schutz.«

»Beruhige dich«, antwortete Valentin, »dem habe ich vorgesorgt.«

»Du denkst immer an alles, Bruder.«

»Ist es nicht meine Pflicht? Jetzt müssen wir an uns denken. Die Nacht wird bald hereinbrechen, wir müssen die nötigen Vorsichtsmaßnahmen treffen, um nicht überfallen zu werden.«

»Du weißt, dass ich außer den wenigen Worten, die mir Curumilla gesagt hat, noch nichts Näheres über die Sache weiß.«

»Es würde zu weit führen, jetzt näher darauf einzugehen, Bruder, denn wir haben kaum die nötige Zeit, um zu handeln.«

»Hast du einen bestimmten Plan?«

»Gewiss, und wenn er gelingt, so kann ich dir versichern, dass sich die Leute, die uns überfallen wollen, stark wundern werden.«

»Nun, ich verlasse mich um so lieber auf dich als, wir uns bereits lange genug in la Magdalena aufhalten und ich meinen Marsch zu beschleunigen wünsche.«

»Gut. Willst du fünfzig Abenteurer zu meiner Verfügung stellen?«

»Nimm so viel, wie du willst.«

»Ich brauche nicht mehr als fünfzig entschlossene und mit der Kriegsführung in der Wildnis vertraute Männer. Ich werde mich deshalb an den Capitain Laville wenden und ihm auftragen, mit unter den Leuten, die er von Guetzalli mitgebracht hat, fünfzig der erfahrensten und zuverlässigsten Leute auszuwählen.«

»Tu das, mein Freund. Ich werde unterdessen das Lager bewachen und die Patrouillen verdoppeln.«

»Das ist eine Anweisung, die wenigstens nicht schaden kann. Lebe wohl, bis morgen.«

»Lebe wohl.«

Sie trennten sich.

Don Louis kehrte in sein Zelt zurück.

In dem Augenblick, wo sich Valentin dem Jacal des Capitains de Laville näherte, erblickte er Don Cornelio, der mit scheinbar sorgloser Miene das Lager verließ. Er folgte ihm unwillkürlich mit den Augen. Nach einer Weile verschwand er hinter etlichen Bäumen, dann sah er ihn plötzlich wieder herauskommen. Aber dieses Mal zu Pferde und er jagte mit verhängtem Zügel in die Richtung des Pueblo davon.

»Oho!«, murmelte Valentin nachdenklich, »was kann denn Don Cornelio so Eiliges in la Magdalena zu tun haben? Ich werde ihn fragen.«

Kurze Zeit später trat er in den Jacal, wo er den Capitain antraf und sofort anfing, mit diesem den Plan zu besprechen, den er entworfen hatte, um den beabsichtigten Überfall der Mexikaner zu vereiteln. Da uns dieser später vorgeführt werden soll, gehen wir nicht näher darauf ein, sondern wollen vielmehr zum Pater Seraphin und Dona Angela zurückkehren.