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Westernkurier 04/2013

Auf ein Wort, Stranger!

Nach dem Bürgerkrieg hatte die amerikanische Bevölkerung genug vom Krieg und seinen Auswirkungen. Die Narben an Mensch und Land waren allgegenwärtig. Je mehr Siedler und Goldsucher in den Westen drängten, um den Wilden wie die Indianer genannt wurden, ihr Land, das sie nicht bewirtschafteten, wegzunehmen und je mehr die Indianer zurückschlugen, desto lauter wurden die Stimmen um die Hilfe der Armee. Der magere Sold von 16 Dollar im Monat war sicher nicht Grund genug, um sich in der Armee für drei oder fünf Jahre zu verpflichten. Die Gründe waren vielseitig; im geschundenen Land waren nach dem Krieg wenige freie Arbeitsplätze vorhanden, für Einwanderer aus aller Herren Länder, die kaum Englisch sprachen, versprach das Soldatenleben eine geringe aber kontinuierliche Bezahlung. Von den Rekruten wurde nicht mehr als körperliche Gesundheit gefordert. Manche schlossen sich der Armee an, in der Hoffnung, lesen, schreiben und rechnen zu lernen. In einigen Regimentern wurden tatsächlich Unterrichtsklassen geführt. Einige Naive glaubten in ihrem abenteuerlichen Drang, in der Armee zum Helden zu avancieren, andere flohen vor dem Gesetz und schrieben sich unter falschem Namen ein. Andere, die sich vor Arbeit drückten, wollten das Soldatenleben genießen, bis harte Disziplin sie auf den Boden der Tatsachen holte. Die Zahl der Deserteure war im ersten Jahr am höchsten. Zu den diszipliniertesten Männern gehörten die schwarzen Soldaten von vier Regimentern, die 1866 aufgestellt wurden. Sie waren harte Kämpfer, lebten aufgrund ihrer Hautfarbe isoliert in ihren Einheiten. Weiße Offiziere betrachteten den Dienst in einem schwarzen Regiment als Strafversetzung. Von den Indianern wurden die schwarzen Soldaten wegen ihres Mutes geachtet und Büffelsoldaten genannt.

Ein Soldat an der Frontier verbrachte einen Teil seines Soldatenlebens auf Feldzügen gegen die Indianer, den anderen Teil im Fort. Die Lage der Forts wurde nach strategischen Notwendigkeiten gewählt. Genügend Wasser, Gras für die Tiere und Heizmaterial musste vorhanden sein. Annehmlichkeiten gab es zu Beginn in den Außenposten so gut wie keine. Die einfachen Soldaten hausten zusammengepfercht in Baracken, in denen entsetzlicher Gestank herrschte. Neue Rekruten mussten ihre Schlafstatt mit einem Zweiten teilen. Erst Mitte der siebziger Jahre waren Einzelbetten üblich. Dienstältere Soldaten belegten die besten Plätze, im Sommer neben den Fenstern, im Winter neben dem Ofen. Sergeants verfügten über ein eigenes kleines Zimmer. Obwohl das Kriegsministerium Badehäuser forderte und auch Ärzte eine Notwendigkeit darin sahen, gab es in keinem Fort ein Badehaus. Der Sommer im Südwesten war für die Soldaten schlimm. Sie kämpften nicht nur gegen die sengende Hitze, die sie fast verrückt werden ließ, sondern auch mit giftigen Skorpionen, Schlangen, Tausendfüßlern und Taranteln. In den nördlichen Plains wurden die Männer von Ratten, Mäusen und Ungeziefer geplagt. Feiner Staub fegte durch Lehm- und Holzwände, im Winter drangen Schnee und eisige Kälte durch die Ritzen.

Der Glanz des Soldatenlebens wurde vom elenden Alltag überschattet. Neben dem Exerzierdienst überwiegte der Großteil des Tages mit Arbeitsdienst. Um Holz zu schlagen, mussten die Männer meilenweit laufen, täglich musste Wasser geholt werden, eine weitere Beschäftigung waren Straßen- und Brückenbau, Transportwege wurden bewacht, immer auf der Hut vor möglichen Überfällen.

Bereits kleine Vergehen wie das Verschlafen des Appells wurden schwer bestraft. 12 Vergehen, darunter tätlicher Widerstand gegen einen Offizier, sahen nach den Vorschriften der Armee die Todesstrafe vor. Solange ein Soldat seine Pflicht erfüllte, kam er gut zurecht. Unter den Bedingungen, die in den Forts herrschten, war es schwierig, die Zeit ohne jegliche Vergehen abzudienen. Vom einfachen Tadel über Soldverlust, Arrest, Brandmarken, Aufhängen an Daumen oder Handgelenken, Zwangsarbeit mit Kette und Eisenkugel, Auspeitschen und weitere Grausamkeiten waren die Strafen, die im Ermessen des jeweiligen Offiziers lagen. Offiziere selbst waren gegen jegliche Bestrafungen immun. Das schürte den Hass der Soldaten. Egal wie ungerecht eine Strafe war, für den einfachen Soldaten bestand keine Möglichkeit der Berufung. Die harte Disziplin an der Frontier rief gewalttätige Reaktionen hervor. Manch verhasster Sergeant oder Offizier wurde totgeprügelt.

Offiziere gaben ihre Befehle an den First Sergeant, dieser gab sie an den Soldaten weiter, der ohne dessen Erlaubnis mit keinem Offizier sprechen durfte. Der First Sergeant war Befehlshaber der Kompanie, der jedoch auch nur Befehle weitergab.

Das Essen war eintönig, oft nicht mehr als ein Fraß, denn die wenigsten Männer waren des Kochens mächtig. Erst nach den Indianerkriegen ließ die Regierung Köche ausbilden. Zum Frühstück gab es Rinderhaschee, trockenes Brot, zu Mittag Rindfleisch, Brot und Kaffee, abends Kaffee und Brot. Als Abwechslung manchmal knochenharten, muffigen Zwieback, Bohnen und Schinkenspeck, von dem der Schimmel abgekratzt werden musste und Wild, das erlegt wurde. Unsachgemäße Lagerung verdarb viele Lebensmittel. Um die Eintönigkeit aufzubessern, legte fast jedes Fort Gemüsegärten an, sofern es die Bodenbeschaffenheit ermöglichte. Unwetter und Heuschreckenplagen machten so manche Ernte zunichte. Ein großes Problem war in manchen Gebieten alkalihältiges Wasser. Die schlechte Ernährung und die erbärmlichen hygienischen Zustände waren die Ursache vieler Erkrankungen. Skorbut grassierte durch mangelndes Obst und Gemüse in allen Forts. Oft brachen Cholera-, Grippe-, Typhus-, Pocken-, Diphterie- und Gelbfieberepidemien aus, für die es keine Medikamente gab. Whisky mit Chinin diente als Allheilmittel.

Betrug anfangs der Sold 16 Dollar monatlich, wurde er 1871 aus Sparmaßnahmen auf 13 Dollar herabgesetzt. Wenige bekamen diesen Hungerlohn ausgezahlt, da sie bei den Sergeants und Kaufleuten, die vor den Außenposten ihre Läden eröffneten, in der Kreide standen. Obendrein erhielten sie Papiergeld, das zu dieser Zeit im Frontier-Gebiet in Gold- oder Silbermünzen umgetauscht werden musste, um zahlungskräftig zu werden, mit einem 15- bis 40prozentigem Abschlag.

Die desolaten Verhältnisse, schlechte Bezahlung, Einsamkeit und tyrannische Vorgesetzte ermutigten viele zu desertieren. Im Frühjahr führten die Offiziere überraschend tags wie nachts Apelle durch, um sofort Alarm zu schlagen, falls jemand fehlte. Ein First Sergeant in einem Außenposten in Colorado stellte 30 Mann mit genügend Proviant zusammen und marschierte 50 Kilometer. Dann erklärte er seinen Soldaten, dass sie alle Deserteure waren, und verließ sie. Der Plan des Soldaten Farrelly ging in die militärischen Anekdoten ein. Wochenlang spielte er einen Irren, bis die Sanitätsoffiziere übereinkamen, ihn zu entlassen. Mit den Entlassungspapieren in der Hand war er plötzlich ganz gesund. Je mehr sich die wirtschaftliche Lage besserte, desto mehr Soldaten desertierten, die sich aufgrund ihrer Arbeitslosigkeit rekrutieren ließen. Für gewöhnlich nahmen Deserteure Pferd und Ausrüstung mit, was ihnen bei einem Verkauf bis zu 300 Dollar Erlös einbrachte. Eingefangene Fahnenflüchtige erwarteten drakonische Strafen.

Es gab auch Männer, denen das Soldatenleben durchaus gefiel, oder sie blieben Soldat, da sie außerhalb der Armee kein Zuhause hatten. Es erforderte eiserne Konstitution und Gefallen an einfachen Vergnügungen. Manche besserten ihren Sold durch bezahlte Berufstätigkeit aus. Der Hauptspaß war das gegenseitige Streichespielen. Tanzabende wurden veranstaltet, an dem ein Teil der Männer die Frauen stellen mussten.

Außerhalb der Forts etablierten sich Saloons, in denen die Prostitution blühte. In diesen Spelunken arbeiteten Frauen, die vom Leben nichts mehr erwarteten. Soldaten standen in der Gunst der Damen des horizontalen Gewerbes ganz unten. Geschlechtskrankheiten grassierten. Einige Kommandeure ließen die Prostitution in ihren Forts zu, in anderen waren unverheiratete Wäscherinnen angestellt, die nicht nur die Wäsche wuschen. Die meisten Wäscherinnen waren allerdings mit Soldaten oder Offiziersanwärtern verheiratet und hoch geachtet. Es versteht sich von selbst, dass eine Frau egal welchen Alters und Aussehens, die ins Fort kam und noch frei war, von Soldaten umschwärmt wurde. Wenige einfache Soldaten konnten sich wegen ihres geringen Solds eine Frau leisten. Außerdem brauchten sie eine Genehmigung, um heiraten zu dürfen.

Der Großteil der Generäle und Offiziere war bei den Soldaten verhasst. Sie fühlen sich als etwas Besseres, behandelten die Soldaten als unwürdige Untergebene und lebten mit ihren Familien abseits der Baracken in Reihenhäusern, Seifenviertel oder Seifenreihe genannt und gaben sich mit den einfachen Soldaten nicht ab. Einer Familie konnte jedoch kurzfristig gekündigt werden, wenn ein höherrangiger Offizier das Haus für sich beanspruchte, selbst wenn er Junggeselle war. Für die Offiziersfrauen konnte das Leben in den Forts angenehm sein, abgesehen von mangelnder Hygiene, Angst vor Indianerüberfällen und den oft landschaftlich schwierigen Bedingungen. Sie trafen sich zu Teepartys, Nachmittagskränzchen, veranstalteten Tanzabende und allerlei andere Geselligkeiten.

Viele Soldaten, denen die Eintönigkeit im Fort an Geist und Seele nagte, wünschten sich Auseinandersetzungen mit Indianern. Manche ritten monatelang durch die Gegend, ohne auf einen einzigen Indianer zu treffen. Als immer mehr Weiße in das »unbesiedelte« Land strömten, die Indianer immer weiter zurückdrängten und die Auseinandersetzungen zwischen Siedlern und Indianern zunahmen, sah sich die Regierung gezwungen, das Indianerproblem im Keim zu ersticken. In den Anfängen der Kriege dachte die Armee, dass sich das Problem bald lösen würde, und rüstete die Soldaten dementsprechend schlecht aus. Als 1877 der Kongress über die Sparmaßnahmen stritt, erhielt die Armee fünf Monate lang überhaupt keinen Sold. Bald merkten die Soldaten, dass sie nur Mittel zum Zweck waren, ihr Tod eingeplant. Die von der Regierung zugesicherten Lebensmittel für die Indianer für ihr abgetretenes Land wurden nicht oder unzureichend geliefert, was zu weiteren Auseinandersetzungen führte.

Die Regierung warb mit Plakaten um Freiwillige. Viele meldeten sich, da ihnen das Recht auf Plünderung in den Indianerdörfern offiziell zugesichert wurde. Die meisten Offiziere waren Indianerhasser und der Ansicht, nur ein toter Indianer, sei ein guter Indianer und dass das Problem nur zu lösen sei, wenn die Wilden ausgerottet werden. Sie befahlen ihren Truppen, alle Indianer zu töten, die ihnen über den Weg liefen, egal ob groß oder klein. Als Entschuldigung, Kinder und Babys zu töten, sagte man: Aus Nissen werden Läuse.

Die naiven jungen Männer, die auszogen, um beim Militär Abenteuer zu erleben, waren bald demoralisiert und desillusioniert. Wochen- und monatelang ritten sie bei jeder Witterung durch das Feld, ständig von Hunger begleitet und auf der Hut vor Angriffen. Erbarmungslos ihren eigenen Männern gegenüber, hetzten die Offiziere sie durch Hitze und Regen und durch eisige Winter. Um Indianer aufzuspüren, brauchte man Führer, die so dachten und handelten, wie sie. Hätte die Kavallerie nicht indianische Scouts eingestellt, die man mit Versprechungen einwickelte und die den Verfolgten feindlich gesinnt waren, wären die Indianerkriege wohl noch einige Jahre weitergeführt worden. Bald merkten die Offiziere, dass das Problem sich nur dann lösen ließ, wenn man den Wilden die Existenzgrundlage nahm. Die Büffel waren seit dem Eisenbahnbau schon dezimiert, jetzt galt es, die Wintervorratslager zu zerstören. Durch eisige Kälte jagten die Offiziere ihre Soldaten durch die Wildnis. Abgefrorene Gliedmaßen, die amputiert werden mussten, waren gang und gäbe, Männer fielen erfroren vom Pferd. Friedliche Dörfer wurden überfallen und aus Zorn über die eigenen erlittenen Strapazen töteten die Männer im Blutrausch alles was sich bewegte. Es wurde kein Unterschied zwischen Mann, Frau, Kind und Baby gemacht. Es wurde geschändet, gemordet, skalpiert und Körperteile abgeschnitten. Jede Weigerung wäre als Feigheit vor dem Feind oder Fahnenflucht gleichgekommen und somit schwer bestraft worden.

So long Fellows

Eure Montana

Quellen:

  • Time-Life Serie – Der Wilde Westen – Die Soldaten, David Nevin

Copyright © 2013 by Montana

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