Heftroman der

Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Schach mit einem Vampir

Ende diesen Monats erscheint der neue Roman von Dirk Krüger Schach mit einem Vampir.

Vampire gibt es nicht! Diese skeptische Einstellung vertritt auch der Privatdetektiv Steve Fraizer. Doch als sein Partner Ray Phelps und er den Auftrag einer Klientin um den rätselhaften Serienmörder der Schachspieler annehmen, um den Mord an ihrem Bruder aufzuklären, wird er im Zuge der Ermittlungen eines Besseren belehrt. Es beginnt ein spannendes Katz- und Mausspiel mit dem unheimlichen Wesen, das Fraizer ins Visier des FBI sowie in viele gefährliche Situationen bringt. Schnell muss der Privatdetektiv erkennen, dass er mit seinem konventionellen Denken in dem mysteriösen Fall nicht weiterkommt …

Das Taschenbuch umfasst 220 Seiten und kann unter der ISBN 9783848214167 käuflich erworben werden.

Über den Autor:

Dirk Krüger wurde 1969 in Lemgo, Kreis Lippe geboren. Er lebt und arbeitet in Detmold. Neben seinen bisher sechs Larry Moon Romanen ist auch eine CD mit dem Titel »Horror-Häuser« bei der Hörfabrik erschienen.  Darauf ist – neben drei anderen spannenden Geschichten – die Kurzgeschichte »Das Haus der Brüder Maranow« zu hören.

Weitere Informationen unter www.larrymoon.de

Leseprobe aus Schach mit einem Vampir:

Das Gewitter zog rasch näher. Vereinzelte dicke Regentropfen klatschten auf die Windschutzscheibe des FBI-Fahrzeugs und kündigten einen Platzregen an. Harris schaltete die Scheibenwischer auf Intervall und lenkte den Wagen dicht an den Rand des Central Parks heran. 110te Straße, Nord, hatte Fraizer ihm auf dem Zettel vermerkt, den er unter dem Wischblatt des Einsatzfahrzeugs gefunden hatte. Er parkte den Wagen und kontrollierte noch einmal nervös seine Dienstwaffe. Dann griff er sich eine Taschenlampe und verließ die scheinbare Sicherheit des Fahrzeugs. Ein leichter Wind war aufgekommen, verwirbelte die schwüle, smogdurchsetzte Luft. Wieder zuckte ein Blitz vom Himmel. Nach einer Weile folgte der Donnerschlag. Harris nahm sich vor, sich zu beeilen. Er wollte auf keinen Fall von einem abzusehenden Wolkenbruch überrascht werden, um dann triefnass, mit seinem Gefangenen Fraizer, zurück in das FBI-Büro zu fahren. Er wollte die Festnahme so schnell wie möglich vor dem heftigen Regenguss erledigt wissen. Es war kurz nach Mitternacht. Harris beobachtete aufmerksam seine Umgebung. Doch von Fraizer war nichts zu sehen. Wie eine dunkle Wand erhoben sich die Bäume des Parks vor ihm. Hinter ihm war das extreme Gegenteil zur Schwärze des Parks wahrzunehmen. Erleuchtete Hochhäuser und helle Straßenlaternen sorgten für genügend Licht. Das allgegenwärtige Dröhnen des Verkehrs war als Hintergrundgeräusch zu hören. Harris nahm es nicht mehr wahr. Als New Yorker lebte man tagtäglich damit. Über diesem Gesamtbild lag der dunkle, wolkenverhangene Himmel. Der Central Park wirkte wie eine stockdunkle Höhle, in der sich eine versteckte Gefahr verbarg. Harris kannte diese Ecke des Parks sehr gut. Oft fand er hier in seiner Mittagspause Erholung. Er wusste um den schmalen Weg, der einige Schritte von ihm entfernt in den Park hineinführte. Über diesen gelangte man an einen schön angelegten See mit Bänken. Dort konnte man sich am Tage ausruhen und wunderbar entspannen. Wenn die Sonne schien, tummelten sich viele Menschen im Park, die sich von der Großstadt erholen wollten. Unter ihnen waren Jogger und Naturfreunde, gestresste Angestellte und Familien, die ihrem Nachwuchs einen Ausschnitt der Natur nahebringen wollten. Doch zu dieser späten Uhrzeit streiften wohl nur ein paar Obdachlose oder Junkies im Park umher, wenn diese nicht aufgrund des heraufziehenden Unwetters Zuflucht in einer U-Bahn-Station oder in irgendeinem Hauseingang gesucht hatten. Harris blickte erneut auf seine Armbanduhr. Gleich war es zehn nach zwölf. Hatte Fraizer ihn versetzt? Seine Nervosität steigerte sich. Er versuchte, ruhig zu atmen. Harris ging einige Schritte auf den dunklen Weg zu. In diesem Moment wirkte dieser auf den FBI-Agenten wie der alles verschlingende Schlund einer Bestie. Da hörte er eine leise Stimme.

»Hierher, Harris.« Sie war mehr ein Flüstern. Sofort strömte das Adrenalin durch Harris Adern. Für den G-Man war klar, dass es sich nur um Fraizer handeln konnte. Denn wer sonst als der Detektiv erwartete ihn an diesem Ort? Er rief: »Fraizer, kommen Sie hierher zu mir ins Licht. Ich will Sie sehen. Und keine faulen Tricks, sonst werde ich andere Seiten aufziehen!« Während er die Worte aussprach, hatte er schon seine Waffe gezogen, sie entsichert und schussbereit in die Rechte genommen. In seiner Linken hielt er die eingeschaltete Taschenlampe und leuchtete zwischen die Bäume und Sträucher vor sich. Aber nichts war zu sehen.

»Kommen Sie zu mir. Ich will Ihnen etwas zeigen«, hörte er erneut die heisere Flüsterstimme. Harris war angespannt und hoch konzentriert. Er bewegte sich auf den Weg zu, der sich zwischen den Bäumen und dem Buschwerk im Dunkeln verlor. Die Taschenlampe vermochte nur einen Teil des Weges auszuleuchten. Der Lichtstrahl warf lange, unheimliche Schatten, als er auf die dicken Baumstämme traf. Doch plötzlich war da noch etwas anderes. Hinter einem zerfurchten Baumstamm, in ungefähr fünf Metern Entfernung zu seiner Position, erkannte der FBI-Agent die Umrisse eines Menschen. Die Person wurde vom Stamm halb verdeckt.

»Fraizer, sind Sie das?«, fragte er in die Richtung des Schattens und im gleichen Moment kam ihm seine Frage töricht vor. Denn Fraizer hatte ihn hierher bestellt und ihn zuvor mit seinem Namen angesprochen. Harris beschleunigte seinen Schritt auf die Schattengestalt zu. »Ich will Ihre Hände sehen! Sofort!«, stieß er im Befehlston hervor und rannte los, ohne seinen Blick abzuwenden. Mit vorgehaltener Waffe erreichte er den alten, knorrigen Baum. Doch die Gestalt war verschwunden. Ruckartig stieß Harris um den Stamm herum. Dabei leuchtete die Taschenlampe immer parallel zur Mündung seiner Waffe. Hinter dem Baum war … niemand! Ein Blitz erhellte für Sekunden den ganzen Bereich zwischen den umliegenden Bäumen. Auch dort war niemand zu sehen. Der Donner krachte so gewaltig, sodass Harris unwillkürlich zusammenzuckte. Wind setzte ein und ließ die Blätter in den Baumwipfeln rauschen. Und dann, urplötzlich, öffnete der Himmel seine Schleusen. Binnen Sekunden war Harris nass bis auf die Knochen. Dicke Tropfen klatschten prasselnd auf die Vegetation und den Boden nieder. Hektisch blickte sich Harris um, leuchtete wild die Umgebung ab. Aber kein Mensch war zu sehen. Mit einer fahrigen Bewegung wischte er den Regen von seiner Stirn. Er beschloss, den Weg zurück zum Auto zu gehen. Langsam wurde ihm die ganze Sache unheimlich. Wie war es Fraizer nur gelungen, von einer Sekunde auf die andere zu verschwinden? Er hatte ihn doch keine Sekunde aus den Augen gelassen. Und dann beschlich ihn mit einem Mal das beängstigende Gefühl, aus verschiedenen Richtungen beobachtet zu werden. War Fraizer nicht allein gekommen und versteckten sich die übrigen Sektierer im umliegenden Buschwerk? Doch warum entdeckte er dann niemanden von ihnen?

Reiß dich zusammen. Du bist FBI-Agent, versuchte er sich zu beruhigen.

»Verdammter Mistkerl«, entfuhr es ihm wütend. Da zuckte erneut ein Blitz vom Himmel. Dieser war so grell, dass der schwarze FBI-Mann für einen Moment von ihm geblendet wurde. Als sich seine Augen nach der Lichtflut wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, stand nicht einmal eine Handbreit vor ihm eine Person. Er hatte sie nicht kommen hören!

»Fraizer? Sind Sie das?«, fragte er erstaunt und versuchte noch, die Waffe emporzureißen und auf die dunkle Gestalt anzulegen. Doch der Schattenmann war schneller. Eine kaum wahrnehmbare Bewegung und etwas bohrte sich mit brutaler Gewalt in Harris Halsschlagader. Er verspürte einen unbeschreiblichen Schmerz, wie er ihn in seinem Leben noch nie zuvor empfunden hatte. Sein Schmerzensschrei sowie das dreimalige Aufbellen seiner Waffe, als die aus schierer Verzweiflung abgefeuerten Projektile die Pistole verließen, verschmolzen mit dem grollenden Getöse eines heftigen Donnerschlags. Die verirrten Kugeln schlugen in einen nahestehenden Baumstamm ein. Dann kam für FBI Special Agent Josef Harris der erlösende Tod und der Fremde ließ den Leichnam einfach respektlos zu Boden fallen, bevor er sich an ihm mit einem großen Messer zu schaffen machte.

Wenig später loderte im Central Park ein Feuer auf, das nur mühsam nach einer halben Stunde vom starken Regen gelöscht wurde. Harris Leiche sollte erst am nächsten Morgen von einem Jogger gefunden werden. Auch der schwarze FBI-Agent wurde ein Opfer des sogenannten Schachspielers. Das Opfer eines unheimlichen Wesens, das man als normal denkender Mensch in das Reich der Fantasie und der Mythen verbannen musste. Und dennoch streifte gerade solch ein blutrünstiger Vampir durch Manhattan und hatte sich dort seine vierte Beute geholt.

Veröffentlichung von Cover, Autorenporträt und Leseprobe mit freundlicher Genehmigung des Autors.