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Die Macht der Freundschaft und der Träume

Die Macht der Freundschaft und der Träume
Kinder- und Jugendbuchlesung im Wiesbadener Lesecafé

Am 21. September 2013 fanden zu etwas früherer Stunde als gewohnt, nämlich bereits ab 17:00 Uhr, die Lesungen der Kinderbuchautorin Monika Baitsch, bekannt durch ihre Hilfmir-Bücher und von Juliane Seidel, ihres Zeichens eine der Initiatorinnen des Lesecafés und selbst Romanautorin und Künstlerin, im Wiesbadener Lesecafé statt.

Monika Baitsch, die bereits im August letzten Jahres zu Gast im Lesecafé war und damals ihre Hilfmir-Reihe vorstellte, Bücher, die das Selbstvertrauen von Kindern stärken, indem sie ihnen Mut machen, aber auch Trost spenden, hatte gleich zwei neue Werke aus ihrer Feder im Gepäck.
Gelesen hat Frau Baitsch aus ROB74 … und die Macht der Freundschaft, der Geschichte des kleinen, gelben Roboters ROB74, der auf dem Planeten Orb in einer Waschstraße arbeitet und dort regelmäßig die Raumschiffe der Weltraumbewohner polieren muss. Für ROB74 ist es eine Sisyphosarbeit, werden die Raumschiffe doch schnell wieder vom Sternenstaub verschmutzt und niemand sieht mehr, was der Roboter geleistet hat. Als ROB74 sich gerade frustriert über die (scheinbare) Sinnlosigkeit seines Tuns und sein langweiliges Leben ärgert, lernt er die Sternschnuppe Stella kennen. Stella motiviert ROB74, dass er sein Leben selbst in die Hand nehmen muss, will er etwas verändern und zeigt ihm auf, wie wichtig es ist, Träume zu haben und nie den Glauben daran aufzugeben. Aber nicht nur Träume sondern auch Freunde sind wichtig, wenn man etwas erreichen will. Als ROB74 auf den etwas verwirrten Roboter Piepf trifft und weiterhin das alte Raumschiff Rosi-Dosi kennenlernt, werden die drei zu dicken Freunden, die gemeinsam daran gehen, ihre Träume zu verwirklichen, dabei eine ungewöhnliche Geschäftsidee entwickeln und diese letztendlich in die Tat umsetzen.

Wenn auch keine Kinder, die eigentliche Zielgruppe, bei der Lesung anwesend waren, hatten die erwachsenen Gäste vor Ort gewiss ihren Spaß an dem ungleichen literarischen Dreigestirn, denn Monika Baitsch versteht es, auf sympathische und unterhaltsame Art, Werte zu vermitteln, ohne dabei den vielzitierten »erhobenen Zeigefinger« zu bemühen.
Zur Entstehung des Buches merkte die Autorin an, dass es sich hier um eine Kooperation mit dem Musikverlag ehcmueller  handelte, von dessen Inhaber Carsten Müller drei der Handlungsfiguren vorgegeben wurden. Zum Buch ist übrigens eine Musik-CD gleichen Titels mit Liedern von C. Müller erschienen, beide Werke können jedoch unabhängig voneinander rezipiert werden.
In der sich an die Lesung anschließenden lebhaften Diskussion kamen natürlich auch die Hilfmir-Bücher zur Sprache. Motive aus diesen lassen sich auch in ROB74 wiederfinden. Bei Hilfmir begann alles mit einem Brief und einem Stofftier an bzw. für ihren ältesten Sohn, erzählte Frau Baitsch, und mit der Zeit entwickelte sich daraus eine kleine Buchreihe, deren Ziel es ist, Kindern ihre täglichen Ängste und Sorgen zu nehmen, sie in ihrem Alltag zu begleiten und zu positivem Denken zu animieren.
Das neueste Werk von Monika Baitsch heißt MICHA – Ist Diabetes eigentlich ansteckend? und verfolgt die Idee der Aufklärung in erzählerischer Form, in dem es anhand der Geschichte des 12-jährigen Jungen Micha Fragen rund um das Thema »Diabetes«, hier konkret Diabetes Mellitus Typ I, beantwortet und die Möglichkeit eines fast normalen Lebens mit der Krankheit aufzeigt.
Besonders stolz ist die Autorin darauf, dass sie Gewichtheber und Olympiasieger Matthias Steiner, der selbst seit seinem 18. Lebensjahr mit der Krankheit lebt, für das Vorwort ihres Buches gewinnen konnte.
Last but not least gab Frau Baitsch auch Auskunft auf die Frage nach ihrem neuesten Projekt: In der Planung habe sie die Geschichte um ein kleines Mädchen, welches auf einen Zeitreisenden trifft, mit dem sie in das Jahr 1929 reist, das Jahr, in dem z.B. mit dem »Schwarzen Freitag« die Weltwirtschaftskrise ihren Anfang nahm. Das Ziel ist hier die kindgerechte Vermittlung von Geschichte.
Unter den Besuchern des Lesecafés entspann sich daraufhin noch eine interessante Diskussion zu den Themen »Zeitzeugen«, »Kindererziehung« und »Moderne Kommunikation«.

Nach einer Pause begann um 18:15 Uhr die Lesung von Juliane Seidel.
Die Autorin stellte ihren Roman Die lebenden Träume – Assjah 1 vor, das erste Buch ihrer auf 5 Bände konzipierten phantastischen Jugendbuchreihe um den 10-jährigen Kim, der mithilfe eines sogenannten Traumspiegels Wesen, die er in seiner Fantasie erschaffen hat und die er in seinen Träumen besucht, in die reale Welt holen kann. In Die lebenden Träume ist dies neben den Feen Silberfünkchen und Goldlöckchen auch der gewaltige Drache Fineas. Doch ein Drache in Wiesbaden, der Heimatstadt Kims, stellt ein echtes Problem dar. So verfällt Kim auf die Idee, den Magier Annatar, einen ebenfalls von ihm geschaffenen Charakter, zu Hilfe zu rufen. Was mit Annatar nach seiner Manifestation geschieht, wie er dem Drachen helfen kann und warum dieser sich später nur noch Finn nennt, davon berichtete Juliane Seidel im ersten Teil ihrer Lesung.
Und spannend ging es weiter, denn als eine unbekannte Bedrohung beider Welten in Gestalt unheimlicher Schattenwesen, genannt Namaren, auftaucht, die sich selbst als Wächter über das Gleichgewicht zwischen Fantasie und Realität bezeichnen und einen Teil von Kims Fantasie einfordern, begibt dieser sich mit seinen neuen Freunden in seine Traumwelten, um den Kampf gegen die Schatten aufzunehmen. Dazu müssen sich die Freunde u.a. mit dem Handelsschiff Wellentänzer auf eine Seereise begeben. Juliane Seidel las dazu Passagen aus dem 8. Kapitel Angriff der Schatten, in dem der seekranke Kim nicht nur mit den unbekannten Schreckgestalten konfrontiert wird, sondern auch mit den eigenen Schuldgefühlen klarkommen muss.
Die Autorin wusste aber auch mit ganz neuem, noch unveröffentlichtem Material aufzuwarten und las im Anschluss den Prolog ihres Folgeromans Die vergessenen Kinder – Assjah 2.
Drei Monate sind seit der Handlung des ersten Bandes vergangen, für Kim und seine Mitschüler stehen die Sommerferien vor der Tür. Doch die schulfreie Zeit dürfte alles andere als erholsam werden, denn die Namaren sind zurück! Den titelgebenden Kindern wurde ihre Fantasie vollständig von den Schattenwesen gestohlen. Zudem wird es außer Kim auch einen fremden Träumer geben. Und mit Cadouan wird eine neue, eine Wüstenwelt als Schauplatz eingeführt. Eine »arabisch angehauchte« Welt, in der sich aber auch Wesen asiatischer Mythologien verorten lassen.

Juliane Seidel gelang es somit, die erste Neugier auf den 2. Band ihrer Assjah-Reihe zu stillen, aber auch gleichsam weitere zu wecken. Wenn alles planmäßig vonstattengeht, wird Assjah 2 bereits im Oktober dieses Jahres erscheinen, und zwar zuerst als E-Book; eine Printausgabe soll aber ebenfalls bei bookshouse folgen.
Zur visuellen Unterstützung ihrer Lesung präsentierte Juliane Seidel die colorierten offiziellen Charakter-Illustrationen wie auch das Titelbild von Die vergessenen Kinder, allesamt geschaffen von Tanja Meurer in ihrem sehr detaillierten und filigranen Zeichenstil. (Ein schönes Making-of zur Entstehung des ersten Titelbildes gibt es auf der Assjah-Seite zu bewundern.)

Ob Lebenshilfe oder Fantasie, ob Realität oder Traum, beiden Autorinnen ist es hervorragend gelungen, die Gäste des Lesecafés zu unterhalten, zum Nachdenken anzuregen und für Diskussionsstoff zu sorgen. Liegen die anvisierten Zielgruppen für die vorgestellten Bücher altersmäßig auch etwas auseinander, verbindet Monika Baitsch und Juliane Seidel, trotz unterschiedlicher Genre-Zugehörigkeiten, doch eine inhaltliche Wertevermittlung, die bei Baitsch allein schon aufgrund der expliziten Themenstellungen natürlich deutlich ausgeprägter ist, nämlich die Bedeutung von Freundschaft, einem der wichtigsten Werte im Leben. Im Resümee also erneut eine gelungene, etwa zweistündige Veranstaltung im Lesecafé, die alle Anwesenden positiv angesprochen haben dürfte.

An dieser Stelle möchte ich noch auf die kommende Lesung im Monat Oktober hinweisen, die unter dem Motto »Halloween« steht. Am 26.10., ab 16:00 Uhr, sind in gleicher Location Sandra Baumgärtner, Diana Menschig, Ju Honisch, Tanja Meurer und Christian Humberg zu Gast. (Für weitere Informationen einfach die Homepage des Lesecafés besuchen: www.lesecafe-wiesbaden.de.) 

Autorenseiten im Internet: 

(stb)