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Der Welt-Detektiv Band 6

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Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges 04

Max Klose
Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges
Mit zahlreichen Abbildungen aus dem Riesengebirge
Verlag von Brieger & Gilbers. Schweidnitz (Świdnica). 1887.
Überarbeitete Fassung

8. Die Tartarengräber

Am Fuß des Kynast liegt der Frauenteich. Wenn die Herbststürme mitternächtlich toben, soll es dort nicht geheuer sein. Rossegetrappel, Pferdegewieher und unheimliches Gejohle schallen zum Kynast empor. Jahrhunderte lang ist dies so gewesen, seit im Jahr 1241 Ritter von Scharfeneck den Ansturm der Tartaren zurückschlug und ein großer Teil derselben ein Grab in dem Frauenteich fand. Die wilden Horden drohten damals, die Burg der Erde gleichzumachen. Aber sie hatten sich verrechnet. Der tapfere Scharfeneck rollte über den kahlen Berg vom Neuhaus Riesenstämme hinab, welche die Anstürmenden niedermähten, wie der Schnitter das Getreidefeld. Die Tartarenfürsten sahen die Unmöglichkeit einer Eroberung ein und zogen ab. Kleine tartarische Hufeisen werden noch oft im Teich gefunden.

9. Die Belehnung mit dem Kynast

Die Geschichte weiß kein Datum anzugeben, wann und wie die mächtige Herrschaft Kynast in die Hände der Schaffgotsche gekommen ist. Die Volkssage erzählt aber, dass Gotsche Schof, ein tapferer Ritter, dem Herzog Bolko II. ein treuer Kriegs- und Jagdgefährte gewesen sei und seinem Fürsten auch das Leben gerettet habe. Hierfür soll ihn Bolko um das Jahr 1300 mit der Burg Kynast und allem Zubehör belehnt haben.

10. Der Kynast wird Eigentum der Schaffgotsche

Von Herzog Bolko II. erbte Kaiser Karl IV. die schlesischen Fürstentümer und mit ihnen auch den Kynast. Die schlesischen Vasallen Bolkos traten auch zu ihm (eigentlich zur Krone Böhmens) in ein Vasallenverhältnis und Ritter Gotsche Schof vom Kynast war einer der Bevorzugtesten in seinem Kriegsgefolge. Der heldenmütige Ritter leistete dem Kaiser überall Waffenfolge und zeichnete sich durch unerschrockene Tapferkeit aus. Zum Lohn für seine treuen Dienste gab ihm der Kaiser im Jahre 1377 bei Erfurt den Kynast und das Berggut Schmiedeberg zu uneingeschränktem Eigentum für ewige Zeiten.

11. Das Wappen der Schaffgotsche

Der tapfere Ritter Gotsche Schof vom Kynast führte in seinem Schild ein weißes Schaf auf rotem Feld, welches von allen Gegnern gefürchtet war. Als der Ritter mit Kaiser Karl IV. im Jahre 1377 vor Erfurt lag und die Belagerung sich in die Länge zog, wurde Karl von großem Unmut erfüllt. Endlich bewogen ihn seine Ratgeber, zum Sturm zu schreiten. Es entbrannte ein heißer Kampf und der Kaiser gewahrte seinen Gotsche Schof immer in dem dichtesten Schlachtgewühl. Als der Sieg der Kaiserlichen austrompetet wurde, ritt Karl an Schof heran und reichte demselben die Hand. Der Ritter aber wischte seine blutbedeckte Rechte an den Panzer, ehe er sie in die des Kaisers legte. Dadurch entstanden vier Blutstreifen auf der blanken Rüstung, die der Kaiser bemerkte und zur Erinnerung dem tapferen Ritter in sein Wappen fügte. Seitdem ist das Wappen der Schaffgotsche ein achtfach rot und weiß gestreiftes Schild und ein weißes Schaf neben einer Kiefer.