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Karl der Große im Kampf gegen die Sachsen

Historische Denkwürdigkeiten

Karl der Große im Kampf gegen die Sachsen

Karl zerstört die von den heidnischen Sachsen für ein geheiligtes Götterbild gehaltene Irmensäule.

Als Karl sich nach dem Tod seines jüngeren Bruders Karlmann des ganzen fränkischen Reiches, bemächtigt hatte, entwarf er den Plan, seine gefährlichen Nachbarn, die Sachsen zu unterjochen und zum Christentum zu bekehren.

Der kriegerischen Sachsen gedenkt zuerst Ptolemäus im 2. Jahrhundert nach Christi Geburt. Ihr erster Wohnsitz war zwischen der Trave, Eider und der Elbe, wo heute Holstein und Schleswig liegt. Sie zogen Plünderung und Seeräuberei den friedlichen Gewerben und das Umherschweifen festen Wohnsitzen vor, waren dem Götzendienst ergeben und brachten ihren Göttern Menschenopfer. Im 4. Jahrhundert gingen sie weiter und machten nebst anderen germanischen und slawischen Völkern viele Einfälle in die benachbarten römischen Provinzen, wo sie sich letztendlich im heutigen Westfalen festsetzten. Auf diese Weise wurden sie Nachbarn der Franken und verheerten mit diesen gemeinschaftlich die gallischen Provinzen.

Als aber die Franken sich in Gallien niedergelassen hatten, konnten beide kriegerische Völker nicht lange nebeneinander ruhig bleiben und gerieten daher sehr bald in Krieg. Die vorzüglichste Ursache des entstandenen und bei jeder Gelegenheit wiederkehrenden Zwistes war die Lage der Grenzen, die fast allenthalben auf der freien Ebene zusammentrafen und nur an wenigen Orten durch Wälder und Gebirge unterschieden waren.

Mehrere fränkische Könige hatten mit ihnen blutige Kriege geführt, und so war die Sache schon so weit gekommen, dass die Franken sich über die Sachsen eine gewisse Herrschaft anmaßten, die ihnen aber nie Folge leisten wollten, wodurch der gegenseitige Nationalhass immer höher stieg.

Zur Zeit Karl des Großen begriff man unter Sachsen alle Länder, die zwischen dem Meer bis an den Niederrhein lagen, wo es dann gegen Osten an Böhmen grenzte. In sich selbst war aber Sachsen in drei Teile geteilt. Von dem westlichen Teil hat Westfalen noch seinen Namen, das östlich liegende hieß Ostfalen und die zwischen beiden Teilen wohnenden Sachsen wurden Engern genannt. Sie hatten keinen allgemeinen Beherrscher, sondern jeder Gau erkannte einen besonderen Fürsten oder Oberrichter. Brach ein Krieg aus, so wählten alle sächsischen Gaue einen von diesem durch das Los zum Herzog oder obersten Heerführer, der aber, sobald der Krieg beendet war, diese Würde wieder niederlegen musste und keinen Vorzug mehr vor den Übrigen besaß. Die anderen wurden in drei Stände geteilt, in Edelleute, Freie und Freigelassene, die insgesamt beim Thing Stand und Stimme hatten. Diese Treffen hielten sie jährlich mitten in den sächsischen Landen an der Weser bei dem Ort Maclo, wozu von jedem Gau zwölf tüchtige Männer aus jedem Stand abgesendet wurden, die aber das allgemeine Wohl zu beraten hatten.

Die Sachsen sahen das ihnen bevorstehende Ungewitter, was ihnen Karl der Große zugedacht hatte, voraus, und trafen daher auf ihrem Thing die möglichsten Anstalten sowohl zur Gegenwehr als auch zur Befestigung ihrer an mehreren Flüssen, Wäldern und engen Pässen gelegenen Schlösser.

Karl drang nun mit einem Heer in Sachsen ein und eroberte zuerst die Veste Herisburg in Westfalen, worauf er dann die von den Sachsen für ein geheiligtes Götterbild gehaltene Irmensäule oder Irmensul, ursprünglich ein Symbol des Gottes Irmin zerstören ließ.

Dieses Götterbild soll eine hohe eherne Säule mit Knäufen gewesen sein und auf einem Fundament von gewaltigen Granitsteinen geruht haben. Oben hatte sie eine Art Krone, in welcher ein beständiges Feuer unterhalten wurde, und stand in der Gegend des heutigen Paderborn tief in einem Eichenwald.

Karl dachte, durch die Vernichtung dieses Heiligtums den gefangenen Sachsen zu zeigen, dass ihr oberster Gott ohnmächtig sei, und wirklich sahen sie mit Entsetzen ihren erzenen Gott zur Erde stürzen, während diejenigen, die zur Zerstörung desselben Hand angelegt hatten, ungestraft blieben. Karl drang hierauf weiter in Sachsen ein und kam bis an die Weser. Da erschienen aber viele sächsische Abgeordnete, baten um Frieden und stellten dem König aus ihren Vornehmsten zwölf Geiseln. Karl kehrte nun wieder nach Franken zurück, war aber kaum mit seinem Heer von den Sachsen entfernt, so jagten die Sachsen die zurückgebliebenen fränkischen Priester, welche sie zum Christentum bekehren sollten, aus dem Land, fielen plündernd und verheerend in das heutige Hessen ein und bemächtigten sich der Veste Herisburg.

Auf diese Nachricht ging Karl sogleich zurück und überfiel die Widerspenstigen, noch ehe sie es vermuteten. Er eroberte trotz einer verzweifelten Gegenwehr das Schloss Siegeburg, befestigte das zerstörte Schloss Herisburg und rückte dann bei Brunsberg an die Weser, wo er die Sachsen mit dem größten Verlust zurücktrieb.

Nun machten die Ostpalen durch ihren Fürsten den Anfang, baten um Frieden, wie sie es jedes Mal nach einem Verlust und der Anwesenheit eines großen fränkischen Heeres zu tun gewohnt waren, legten dem König Huldigung ab und lieferten so viele Geiseln, wie er von ihnen verlangte. Dasselbe taten auch die Engern und ihr Herzog. Allein die Westfalen blieben widerspenstig, und so kam es zwischen ihnen und den zurückgebliebenen Franken zu einem neuen Gefecht, in welchem sie, obwohl sie den Kürzeren zogen, dennoch entschlossen blieben, den Kampf gegen die Franken fortzusetzen. Karl musste nun selbst mit seiner Macht dahin ziehen, worauf er sie auch zur Unterwerfung nötigte. Obwohl er schon früher beschlossen hatte, sie gänzlich auszurotten, wenn sie nicht sämtlich den christlichen Glauben annehmen würden, so bewilligte er ihnen dennoch den Frieden, nahm Geiseln und kehrte wieder nach Franken zurück.

Bald aber liefen wieder Nachrichten ein, dass die Sachsen neuerdings, teils mit List, teils mit Gewalt sich des Schlosses Herisburg bemächtigt und solches gänzlich zerstört hätten, und auch Siegeburg belagern. Da erschien Karl abermals mit einem Heer und trieb die Feinde auseinander. Diese nahmen aber wie gewöhnlich ihre Zuflucht zur Verstellung und ergaben sich auf Gnade oder Ungnade dem Sieger. Die Gewalt der Waffen vermochte nun viele Sachsen zur Taufe. Damit begnügt, ging Karl, nachdem er Herisburg wieder neu hergestellt und noch eine zweite Veste an der Lippe angelegt hatte, mit den sächsischen Geiseln ins fränkische Reich zurück.

Diese kurze Anwesenheit des Königs hatte aber den angelobten Gehorsam der Sachsen bald vergessen gemacht, und so waren sie unter der Anführung ihres Feldherrn Widukind1 bis an die Rheingegenden gedrungen, hatten die neu erbauten Vesten zerstört und das ganze Land mit Schwert und Brand verheert, bis Karl diesen wütenden Feinden mehrere Kriegsvölker entgegen schickte und sie nach einem blutigen Treffen bei Lobichal zerstreute. Aber wie immer hatte diese empfindliche Niederlage auf die Sachsen nur wenig Eindruck gemacht, denn sie erschienen bald wieder in einem völligen Aufstand gegen die Franken.

Widukind, der nun Herzog der Engern und Westfalen war, kehrte aus seinem freiwilligen Exil zurück, bemühte sich, den Landesgenossen die christliche Religion verhasst zu machen und forderte sie zum Schutz ihres alten Glaubens auf.

Alle von den Franken erbauten Kirchen wurden hierauf zerstört, die Priester und Bekehrer mit dem Schwert vertrieben und die zur Niederschlagung des wütenden Aufstandes abgeschickten fränkischen Befehlshaber mit ihren Kriegsvölkern in einer entscheidenden Niederlage besiegt.

Karl, über diese Nachricht bestürzt, sammelte eilig ein neues Heer und führte es in eigener Person nach Sachsen; allein wie früher, erschienen auch nun die sächsischen Edlen zitternd vor dem erzürnten Könige wälzten die ganze Schuld der Empörung auf Widukind und flehten um Gnade. Karl verlangte nun die Auslieferung dieses Unruhestifters, die Sachsen entschuldigten sich aber mit seiner abermaligen Flucht nach Dänemark, worüber sich nun der König, da er ein Einverständnis der Sachsen mit dem geflüchteten Anführer vermutete, so sehr ergrimmte, dass er an einem Tag 4.500 Gefangenen die Köpfe abschlagen ließ. Gleich nach dem Abzug der Franken erschien Widukind wieder in Sachsen, brachte das ganze Land zum Aufstand und zog mit einem anderen mächtigen Herzog, Abbio genannt, den Franken entgegen, aber Karl rückte ohne vielen Zeitverlust mit einem Heer nach Sachsen und schlug neuerdings den Feind in zwei blutigen Treffen, worauf es die Sachsen lange nicht mehr wagten, den Franken Widerstand zu leisten.

Auch Widukind fand durch diese erlittene Niederlage bei den Sachsen nicht mehr so viel Gehör wie zuvor, daher er sich von ihnen entfernte und bei den Normannen in Dänemark seine Zuflucht nahm, um durch einen Einfall in Friesland sich an den Franken zu rächen. Karls Anwesenheit war also in den sächsischen Provinzen wieder nötig, wo er mit der Belagerung von Herisburg, welche die Sachsen bereits eingenommen hatten, den Anfang machte. Hier teilte er das Heer und führte einen Teil desselben selbst durch Thüringen nach Ostfalen, während er den anderen Teil nach Westfalen schickte, um dort den Aufruhr zu dämpfen.

Nach diesem Feldzug verflossen einige Jahre, bis die Sachsen sich wieder aufs Neue empörten, um das fränkische Joch abzuwerfen und das von ihnen verhasste Christentum mit dem Glauben ihrer Väter zu vertauschen.

Karl verschob aber keine Zeit, um die unruhigen Sachsen zu bestrafen, und brach durch Thüringen in Sachsen ein; allein die Gegenwart des mächtigen Königs flößte ihnen sogleich wieder die alten Friedensgedanken ein, den ihnen Karl aber diesmal nur unter der Bedingung gab, dass sie die vertriebenen Priester der christlichen Religion zurückrufen sollten und das er jeden dritten Mann des sächsischen Heeres ausmustere und in andere Provinzen seines Reichs versetzte. Dieser letzte Punkt war zwar hart; allein, die Sachsen mussten sich diesen gefallen lassen. So sollen auf diese Art bei zehntausend Mann ohne Frauen und Kinder weggeführt worden sein.

Über all dieses blieben aber die Sachsen noch immer unruhig , und Karl sah sich noch einmal genötigt, blutige Rache an dem nicht zu bändigenden Volk zu nehmen, bis endlich der Frieden zu Selz im Jahre 803 diesem dreißigjährigen blutigen Kampf ein Ende machte.

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  1. Widukind soll sein Leben in einer Schlacht wider den schwäbischen Herzog Gerold verloren haben und sein Leichnam zuerst in Paderborn, dann in Enger beigesetzt worden sein.

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