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Der Welt-Detektiv Band 6

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Ein tiefer Fall

Der Trubel um die Entdeckung des »Roten« hat sich gelegt und Hermann Pauli ist in sein beschauliches Wissenschaftlerdasein an der Kieler Universität zurückgekehrt. Bis zu jenem Abend, als er an seinem Schreibtisch einschläft, durch ein merkwürdiges Geräusch geweckt wird, sich riesigen Wassermassen in den Fluren des Universitätsgebäudes und schlussendlich einer Leiche gegenübersieht. Und das ausgerechnet im Labor seines berühmten Kollegen Professor Frank Moebus, mit dem er befreundet ist.
Es kommt noch schlimmer, denn die Polizei findet eine zweite Leiche und die Hintergründe werden immer undurchschaubarer.
Kriminalhauptkommissarin Anne Detlefsen steht genauso vor einem Rätsel wie Hermann Pauli, denn niemand kann sagen, was sich in diesem Labor ereignet hat.
Währenddessen werden immer mehr Stimmen von Wissenschaftlern laut, die verlangen, dass Frank Moebus die von ihm entdeckten und nach ihm benannten Urzellen endlich zur Forschung freigeben soll. Es kommt zu einem offenen Brief in einer führenden wissenschaftlichen Fachzeitschrift, den Moebus nicht ignorieren kann. Mehr und mehr entgleitet ihm die Situation, was Hermann Pauli nicht verborgen bleibt. Als Pauli dann noch einen zufälligen Fund macht, wird aus seinem Verdacht Gewissheit …

Der Titel des Buches ist Programm. Der Leser begleitet den tiefen Fall eines angesehenen, umjubelten Wissenschaftlers, der sich in einem Ruhm feiern lässt, dessen Füße auf sehr wackeligen Beinen stehen. Um sich zu beweisen, um sich seinem Vater zu beweisen und der ganzen Welt, baut er sich ein Glashaus auf und greift sich den größten Stein, um es zu zerschlagen. Schlimm an diesem Szenario ist, dass Bernhard Kegel sich solch ein Szenario nicht ausgedacht hat, sondern im Nachwort schreibt, dass es in der Tat zu solchen Praktiken gekommen ist. In Ein tiefer Fall erfährt der Leser nun um einen solchen – rein fiktiven – Fall aus der Wissenschaft, der dem »Otto-Normalverbraucher« für gewöhnlich verborgen bleibt, hier nun aber anhand einer äußerst spannenden Story einmal nahegebracht wird.
Bernhard Kegel besitzt in meinen Augen das seltene Talent, anspruchsvolle wissenschaftliche Themen in einer spannenden Erzählweise mit einer unterhaltsamen Rahmenstory zu verbinden. Als Leser erfährt man viele Details, von denen man wie in meinem Fall vielleicht am Rande mal etwas mitbekommen hat, die mich aber eigentlich wenig bis gar nicht interessierten. Bernhard Kegel lässt all diese wissenschaftlichen Fakten einfach in die Story einfließen, sodass sie den Inhalt nicht nur bereichern, sondern dem Leser auch auf anschauliche Weise ein wenig Wissen vermitteln. In dieser Kombination und nur in dieser macht mir das Lesen von Wissenschaftsthrillern Spaß.
Es gibt aber noch etwas, was nicht nur dieses, sondern alle Bücher von Bernhard Kegel so lesenswert macht. Und das sind die Charaktere, die der Autor entwickelt. In Ein tiefer Fall ist es in erster Linie natürlich der etwas kauzige Hermann Pauli, der dem Leser wie ein alter Bekannter nahegebracht wird. Aber auch alle anderen Figuren verleiht der Autor eine Tiefe, dass man eine Vorstellung von dieser Person hat. Alle Figuren haben kleine Macken, denen man im täglichen Leben überall begegnet, manchmal auch an sich selbst. Das macht die Geschichten glaubhaft und unterhaltsam. Kegel braucht in seinen Geschichten keine sensationslüsternen Szenen, Blut und Gemetzel, er fesselt seine Leser mit leisen und tiefgründigen Tönen. Das ist ihm mit Ein tiefer Fall wieder einmal großartig gelungen und ich kann dieses Buch allen Lesern empfehlen, die Spannung, Unterhaltung und gut recherchierte Hintergründe in einer Geschichte suchen.

Copyright © 2012 by Anke Brandt

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Bernhard Kegel
Ein tiefer Fall
Thriller, Hardcover
mare Verlag, Berlin
Februar 2012
512 Seiten, 19,90 Euro
ISBN: 9783866481657